Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.und einer Mahometanin. machen/ und diesen Frembdling ohne Nebenau-gen zubeschauen. Der nechste Tag darauf ward zu dieser Sache gewidmet; Sie machte sich durch eine verborgene Tühre aus der Stadt/ und erkühnete sich unsern Grafen um seine Geburth/ Stand und Gelegenheit zufragen. Die anmu- thige Antwort/ so er ihr ertheilte/ war in den Her- tzen der Mahometanin wie ein Funcke/ der auf ei- nen dünnen Zunder fället/ Sie ließ erstlich ein paar heisse Thränen über die Wangen rollen/ ent- deckte mit kurtzen und halb verbissenen Worten ihr hohes Mitleiden/ und versprach mögliche Hülf- leistung und Rettungs Mittel. Sie unterließ folgende Zeit nicht so oft es sich nur fügte ihren Frembdling heimlich zubesuchen/ und die Ver- trauligkeit kam endlich so weit/ daß sie ihn oft mit ihrer Hand speisete/ ihm die Ochsen treiben halff/ und den Schweiß mit ihren Fürtuche von seiner Stirnen wischete. Dieses alles war nur ein Er- leichterungs- doch kein Heylungs Mittel. Die inbrünstige Liebe zwang sie endlich/ Jhm/ dafern er ihr die Ehe zusagen/ und sie mit sich in sein Land führen wolte/ Erlösung aus den Banden zuver- sprechen/ auch ihn/ als den die Christlichen Ge- setze schreckten/ über vorige Gemahlin noch eine beyzufügen/ auf allerhand Arth zu solchem Für- nehmen zu ermuntern. Mit einem Worte der Han-
und einer Mahometanin. machen/ und dieſen Frembdling ohne Nebenau-gen zubeſchauen. Der nechſte Tag darauf ward zu dieſer Sache gewidmet; Sie machte ſich durch eine verborgene Tuͤhre aus der Stadt/ und erkuͤhnete ſich unſern Grafen um ſeine Geburth/ Stand und Gelegenheit zufragen. Die anmu- thige Antwort/ ſo er ihr ertheilte/ war in den Her- tzen der Mahometanin wie ein Funcke/ der auf ei- nen duͤnnen Zunder faͤllet/ Sie ließ erſtlich ein paar heiſſe Thraͤnen uͤber die Wangen rollen/ ent- deckte mit kurtzen und halb verbiſſenen Worten ihr hohes Mitleiden/ uñ verſprach moͤgliche Huͤlf- leiſtung und Rettungs Mittel. Sie unterließ folgende Zeit nicht ſo oft es ſich nur fuͤgte ihren Frembdling heimlich zubeſuchen/ und die Ver- trauligkeit kam endlich ſo weit/ daß ſie ihn oft mit ihrer Hand ſpeiſete/ ihm die Ochſen treiben halff/ und den Schweiß mit ihren Fuͤrtuche von ſeiner Stirnen wiſchete. Dieſes alles war nur ein Er- leichterungs- doch kein Heylungs Mittel. Die inbruͤnſtige Liebe zwang ſie endlich/ Jhm/ dafern er ihr die Ehe zuſagen/ und ſie mit ſich in ſein Land fuͤhren wolte/ Erloͤſung aus den Banden zuver- ſprechen/ auch ihn/ als den die Chriſtlichen Ge- ſetze ſchreckten/ uͤber vorige Gemahlin noch eine beyzufuͤgen/ auf allerhand Arth zu ſolchem Fuͤr- nehmen zu ermuntern. Mit einem Worte der Han-
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und einer Mahometanin.
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gen zubeſchauen. Der nechſte Tag darauf ward
zu dieſer Sache gewidmet; Sie machte ſich
durch eine verborgene Tuͤhre aus der Stadt/ und
erkuͤhnete ſich unſern Grafen um ſeine Geburth/
Stand und Gelegenheit zufragen. Die anmu-
thige Antwort/ ſo er ihr ertheilte/ war in den Her-
tzen der Mahometanin wie ein Funcke/ der auf ei-
nen duͤnnen Zunder faͤllet/ Sie ließ erſtlich ein
paar heiſſe Thraͤnen uͤber die Wangen rollen/ ent-
deckte mit kurtzen und halb verbiſſenen Worten
ihr hohes Mitleiden/ uñ verſprach moͤgliche Huͤlf-
leiſtung und Rettungs Mittel. Sie unterließ
folgende Zeit nicht ſo oft es ſich nur fuͤgte ihren
Frembdling heimlich zubeſuchen/ und die Ver-
trauligkeit kam endlich ſo weit/ daß ſie ihn oft mit
ihrer Hand ſpeiſete/ ihm die Ochſen treiben halff/
und den Schweiß mit ihren Fuͤrtuche von ſeiner
Stirnen wiſchete. Dieſes alles war nur ein Er-
leichterungs- doch kein Heylungs Mittel. Die
inbruͤnſtige Liebe zwang ſie endlich/ Jhm/ dafern
er ihr die Ehe zuſagen/ und ſie mit ſich in ſein Land
fuͤhren wolte/ Erloͤſung aus den Banden zuver-
ſprechen/ auch ihn/ als den die Chriſtlichen Ge-
ſetze ſchreckten/ uͤber vorige Gemahlin noch eine
beyzufuͤgen/ auf allerhand Arth zu ſolchem Fuͤr-
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