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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] dauung zugesendet werden; Die Zunge ist das Jn-
strument/ die den Geschmack in sich hat/ die Nahrung be-
feuchtet/ fortschiebet/ und die verständliche Reden formi-
ret; der Hals ist der richtige Post-Wege/ dardurch die
obern und untern Haupt-Glieder des menschlichen Cör-
pers in der Harmonie gegeneinander correspondiren.
Die Lung ist ein receptaculum aeris, darinn die frische
Lufft empfangen/ die Athemhohlung befördert/ das Hertz/
und die innern Glieder/ abgekühlet werden. Das Hertz
ist ein Wohnhaus der Lebens-Geister/ die es in die Lufft-
Adern austheilet/ und in den Puls-Adern durch Auf-
und Abhauchung unterhält; die Gall und das Miltz sind
Gefässe/ darinn die bittern schwartzen und gelben Feuch-
tigkeiten ihren Sitz nehmen; Das Geblüt/ so mit steter
Circulation den Cörper durchwandelt/ wird in der Le-
ber gekocht/ und vom Hertzen durch die Venam cavam,
in die übrigen Adern gesendet/ und wieder aufgenommen;
Jn Summa/ es sind drey Kräfften in dem Menschen/
wie dreyerley Stände in einem gemeinen Wesen: die
unterste ist die nehrende Krafft/ gleichsam wie Bauren/
und Handwercker/ die alle Speisen in dem Magen zu-
richten/ kochen/ begehren/ anziehen/ erhalten/ austreiben
[Spaltenumbruch] und vertheilen; die nächste Krafft ist die sinnliche/ als
Kauff- und Handels-Leute/ die allerley fremde Wahren
einbringen/ und diese beede sind gleichsam als wie Un-
terthanen der obrigen verpflichtet und unterthänig; die
höchste und obriste Krafft ist im Kopff und Hirn/ (wie
schon gedacht) wo der Verstand/ der Wille/ die Ein-
bildung und Gedächtnus/ wie die Obrigkeit und Rahts-
Herren/ alles verwalten.

Der Mensch hat eine Gleichheit wegen seines Leibes
mit der Erden/ wegen seiner viererley Complexionen mit
den Elementen/ wegen seines Zu- und Abnehmens mit
den Gewächsen/ wegen der Sinniglichkeit mit den Thie-
ren/ wegen des Lebens-Geistes mit der Lufft/ wegen des
Verstandes mit den Engeln; wegen der unsterblichen
Seelen mit GOtt. Und wie der allweise GOtt die
Obriste Leitung und Führung der gantzen Welt zeiget:
also soll der Mensch/ als ein Ebenbild Gottes/ aufs we-
nigst die kleine Welt/ seine selbst-eigne Beschaffenheit
und Natur/ und wie er solch sein Guberno drüber ver-
nünfftig und langwührig fortsetzen soll/ wissen und ver-
stehen.

Cap. LVIII.
Warum der Mensch die kleine Welt heisse?
[Spaltenumbruch]

WEgen der Gleichheit und Aehnligkeit/ die der
Mensch mit dem grossen Welt-Gebäu/ als in ei-
nem Spiegel/ zeiget/ ist er von den alten Weisen
Mikrokosmos, eine kleine Welt/ aus folgenden Ursa-
chen genennet worden: Weil das Menschliche Haupt
rund geformet ist wie der Himmel/ die Sieben Plane-
ten sind die Sieben Vertieffungen in dem Haupt/ als
2. der Augen/ 2. der Ohren/ 2. der Nasen/ und eine
des Mundes; also ist das Haupt der Himmel; der
Magen die Erden; die Lunge die Lufft/ und das Hertz
das Feuer. Jn der grossen Welt ist der Primus
Motor
und Rector Universi, GOtt der Allerhöchste:
Jn dem Menschlichen Cörper ist die Seele das Ober-
Haupt. Die wachsende Krafft ist in dem Lebens-
Geist/ die sinnliche in dem Leib selbst/ und die verständli-
che Krafft ist in der Seelen. Die Biliosische Feuchtigkeit
gleichet dem Feuer/ die Phlegmatische dem Wasser/
die Blutreiche der Lufft/ die Melancholische der Erden.
Die Blut-Adern sind die Wasser-Flüsse/ die Blasen
ist der Ocean, das Fleisch ist die Erden/ die Gebeine
sind die Felsen/ das Haar ist das Gras/ die Kranckheiten
sind die Meteora, die Winde sind die Gedanken/ die Ge-
müths-Bewegungen sind die Ungewitter. Die 7. Jrr-
sterne sind von etlichen also eingetheilt worden: Das
Hertz ist die Sonne; das Hirn der Mond; die Leber der
[Spaltenumbruch] Jupiter; das Miltz der Saturnus; die Gall der Mars;
die Nieren die Venus/ und die Lunge der Mercurius.
Wie in der grossen Welt die Dünste und feuchten
Dämpffe aus der Erden und dem Meer übersich steigen/
sich in ein Gewülck zusammen fügen/ und endlich im
Regen durch Tropfen wieder herab fallen: also steigen
aus dem Magen des Menschens die Dämpffe übersich
in das Haupt/ und werden daselbst zu Catharren/ die
endlich wieder abwerts sincken. Das Hirn hat eine
Gleichheit mit dem Monden; weil es/ wie derselbe/ zu-
und abnimmt; des Menschen gesundes Wachen ist der
Tag/ das Schlaffen ist die Nacht/ die Bewegung und
Respiration des Hertzens ist die Bewegung der Lufft-
Sphaera; die Vergnügung ist das heitere schöne Wetter/
die Traurigkeit ist die gewülckige finstere Zeit/ die Flüsse
und Catharr sind die Meteora aus kalten und feuchten/
die Schwindel aber/ fallende Sucht und Unsinigkeit sind
die Meteora aus trockenen und hitzigen Dämpffen/ die
Sonn durchschauet und erwärmet den gantzen Erd-
Krays; und dieses grosse Welt-Aug kan von dem klei-
nen Menschlichen Auge gantz gefasset und gesehen wer-
den. Aus diesem allem siehet man die wunderbare Har-
monia,
und aus was Ursachen der Mensch die kleine
Welt genennet wird.

Cap. LIX.
Warum Plato den Menschen einen umgekehrten Baum nenne?
[Spaltenumbruch]

DPlato den Menschen Arbori inversae, einem
umgekehrten Baum/ verglichen/ ist darum ge-
schehen: Jndem der Baum von unten aufwerts/
der Mensch aber von oben abwerts also und gleichsam
umgekehrt wircket/ und daß des Baumes Wurtzen/
darvon er den gantzen Stammen/ Aesten/ Blühe und
[Spaltenumbruch] Früchten ihren Wachsthum ertheilet/ in der Erden
hafften/ daraus er seinen Safft und Nahrung sauget/
der Mensch aber seinen Grund und Fundament oben
im Haupt und Gehirn hat/ welches durch die Nerven
und Medullam spinalem, dem gantzen Leibe sein In-
crementum
und Zunehmen/ und durch die Spiritus ani-

males

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] dauung zugeſendet werden; Die Zunge iſt das Jn-
ſtrument/ die den Geſchmack in ſich hat/ die Nahrung be-
feuchtet/ fortſchiebet/ und die verſtaͤndliche Reden formi-
ret; der Hals iſt der richtige Poſt-Wege/ dardurch die
obern und untern Haupt-Glieder des menſchlichen Coͤr-
pers in der Harmonie gegeneinander correſpondiren.
Die Lung iſt ein receptaculum aëris, darinn die friſche
Lufft empfangen/ die Athemhohlung befoͤrdert/ das Hertz/
und die innern Glieder/ abgekuͤhlet werden. Das Hertz
iſt ein Wohnhaus der Lebens-Geiſter/ die es in die Lufft-
Adern austheilet/ und in den Puls-Adern durch Auf-
und Abhauchung unterhaͤlt; die Gall und das Miltz ſind
Gefaͤſſe/ darinn die bittern ſchwartzen und gelben Feuch-
tigkeiten ihren Sitz nehmen; Das Gebluͤt/ ſo mit ſteter
Circulation den Coͤrper durchwandelt/ wird in der Le-
ber gekocht/ und vom Hertzen durch die Venam cavam,
in die uͤbrigen Adern geſendet/ und wieder aufgenommen;
Jn Summa/ es ſind drey Kraͤfften in dem Menſchen/
wie dreyerley Staͤnde in einem gemeinen Weſen: die
unterſte iſt die nehrende Krafft/ gleichſam wie Bauren/
und Handwercker/ die alle Speiſen in dem Magen zu-
richten/ kochen/ begehren/ anziehen/ erhalten/ austreiben
[Spaltenumbruch] und vertheilen; die naͤchſte Krafft iſt die ſinnliche/ als
Kauff- und Handels-Leute/ die allerley fremde Wahren
einbringen/ und dieſe beede ſind gleichſam als wie Un-
terthanen der obrigen verpflichtet und unterthaͤnig; die
hoͤchſte und obriſte Krafft iſt im Kopff und Hirn/ (wie
ſchon gedacht) wo der Verſtand/ der Wille/ die Ein-
bildung und Gedaͤchtnus/ wie die Obrigkeit und Rahts-
Herren/ alles verwalten.

Der Menſch hat eine Gleichheit wegen ſeines Leibes
mit der Erden/ wegen ſeiner viererley Complexionen mit
den Elementen/ wegen ſeines Zu- und Abnehmens mit
den Gewaͤchſen/ wegen der Sinniglichkeit mit den Thie-
ren/ wegen des Lebens-Geiſtes mit der Lufft/ wegen des
Verſtandes mit den Engeln; wegen der unſterblichen
Seelen mit GOtt. Und wie der allweiſe GOtt die
Obriſte Leitung und Fuͤhrung der gantzen Welt zeiget:
alſo ſoll der Menſch/ als ein Ebenbild Gottes/ aufs we-
nigſt die kleine Welt/ ſeine ſelbſt-eigne Beſchaffenheit
und Natur/ und wie er ſolch ſein Guberno druͤber ver-
nuͤnfftig und langwuͤhrig fortſetzen ſoll/ wiſſen und ver-
ſtehen.

Cap. LVIII.
Warum der Menſch die kleine Welt heiſſe?
[Spaltenumbruch]

WEgen der Gleichheit und Aehnligkeit/ die der
Menſch mit dem groſſen Welt-Gebaͤu/ als in ei-
nem Spiegel/ zeiget/ iſt er von den alten Weiſen
Μικρόκοσμος, eine kleine Welt/ aus folgenden Urſa-
chen genennet worden: Weil das Menſchliche Haupt
rund geformet iſt wie der Himmel/ die Sieben Plane-
ten ſind die Sieben Vertieffungen in dem Haupt/ als
2. der Augen/ 2. der Ohren/ 2. der Naſen/ und eine
des Mundes; alſo iſt das Haupt der Himmel; der
Magen die Erden; die Lunge die Lufft/ und das Hertz
das Feuer. Jn der groſſen Welt iſt der Primus
Motor
und Rector Univerſi, GOtt der Allerhoͤchſte:
Jn dem Menſchlichen Coͤrper iſt die Seele das Ober-
Haupt. Die wachſende Krafft iſt in dem Lebens-
Geiſt/ die ſinnliche in dem Leib ſelbſt/ und die verſtaͤndli-
che Krafft iſt in der Seelen. Die Bilioſiſche Feuchtigkeit
gleichet dem Feuer/ die Phlegmatiſche dem Waſſer/
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Die Blut-Adern ſind die Waſſer-Fluͤſſe/ die Blaſen
iſt der Ocean, das Fleiſch iſt die Erden/ die Gebeine
ſind die Felſen/ das Haar iſt das Gras/ die Kranckheiten
ſind die Meteora, die Winde ſind die Gedanken/ die Ge-
muͤths-Bewegungen ſind die Ungewitter. Die 7. Jrr-
ſterne ſind von etlichen alſo eingetheilt worden: Das
Hertz iſt die Sonne; das Hirn der Mond; die Leber der
[Spaltenumbruch] Jupiter; das Miltz der Saturnus; die Gall der Mars;
die Nieren die Venus/ und die Lunge der Mercurius.
Wie in der groſſen Welt die Duͤnſte und feuchten
Daͤmpffe aus der Erden und dem Meer uͤberſich ſteigen/
ſich in ein Gewuͤlck zuſammen fuͤgen/ und endlich im
Regen durch Tropfen wieder herab fallen: alſo ſteigen
aus dem Magen des Menſchens die Daͤmpffe uͤberſich
in das Haupt/ und werden daſelbſt zu Catharren/ die
endlich wieder abwerts ſincken. Das Hirn hat eine
Gleichheit mit dem Monden; weil es/ wie derſelbe/ zu-
und abnimmt; des Menſchen geſundes Wachen iſt der
Tag/ das Schlaffen iſt die Nacht/ die Bewegung und
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Sphæra; die Vergnuͤgung iſt das heitere ſchoͤne Wetter/
die Traurigkeit iſt die gewuͤlckige finſtere Zeit/ die Fluͤſſe
und Catharr ſind die Meteora aus kalten und feuchten/
die Schwindel aber/ fallende Sucht und Unſinigkeit ſind
die Meteora aus trockenen und hitzigen Daͤmpffen/ die
Sonn durchſchauet und erwaͤrmet den gantzen Erd-
Krays; und dieſes groſſe Welt-Aug kan von dem klei-
nen Menſchlichen Auge gantz gefaſſet und geſehen wer-
den. Aus dieſem allem ſiehet man die wunderbare Har-
monia,
und aus was Urſachen der Menſch die kleine
Welt genennet wird.

Cap. LIX.
Warum Plato den Menſchen einen umgekehrten Baum nenne?
[Spaltenumbruch]

DPlato den Menſchen Arbori inverſæ, einem
umgekehrten Baum/ verglichen/ iſt darum ge-
ſchehen: Jndem der Baum von unten aufwerts/
der Menſch aber von oben abwerts alſo und gleichſam
umgekehrt wircket/ und daß des Baumes Wurtzen/
darvon er den gantzen Stammen/ Aeſten/ Bluͤhe und
[Spaltenumbruch] Fruͤchten ihren Wachsthum ertheilet/ in der Erden
hafften/ daraus er ſeinen Safft und Nahrung ſauget/
der Menſch aber ſeinen Grund und Fundament oben
im Haupt und Gehirn hat/ welches durch die Nerven
und Medullam ſpinalem, dem gantzen Leibe ſein In-
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und Zunehmen/ und durch die Spiritus ani-

males
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[154/0172] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens dauung zugeſendet werden; Die Zunge iſt das Jn- ſtrument/ die den Geſchmack in ſich hat/ die Nahrung be- feuchtet/ fortſchiebet/ und die verſtaͤndliche Reden formi- ret; der Hals iſt der richtige Poſt-Wege/ dardurch die obern und untern Haupt-Glieder des menſchlichen Coͤr- pers in der Harmonie gegeneinander correſpondiren. Die Lung iſt ein receptaculum aëris, darinn die friſche Lufft empfangen/ die Athemhohlung befoͤrdert/ das Hertz/ und die innern Glieder/ abgekuͤhlet werden. Das Hertz iſt ein Wohnhaus der Lebens-Geiſter/ die es in die Lufft- Adern austheilet/ und in den Puls-Adern durch Auf- und Abhauchung unterhaͤlt; die Gall und das Miltz ſind Gefaͤſſe/ darinn die bittern ſchwartzen und gelben Feuch- tigkeiten ihren Sitz nehmen; Das Gebluͤt/ ſo mit ſteter Circulation den Coͤrper durchwandelt/ wird in der Le- ber gekocht/ und vom Hertzen durch die Venam cavam, in die uͤbrigen Adern geſendet/ und wieder aufgenommen; Jn Summa/ es ſind drey Kraͤfften in dem Menſchen/ wie dreyerley Staͤnde in einem gemeinen Weſen: die unterſte iſt die nehrende Krafft/ gleichſam wie Bauren/ und Handwercker/ die alle Speiſen in dem Magen zu- richten/ kochen/ begehren/ anziehen/ erhalten/ austreiben und vertheilen; die naͤchſte Krafft iſt die ſinnliche/ als Kauff- und Handels-Leute/ die allerley fremde Wahren einbringen/ und dieſe beede ſind gleichſam als wie Un- terthanen der obrigen verpflichtet und unterthaͤnig; die hoͤchſte und obriſte Krafft iſt im Kopff und Hirn/ (wie ſchon gedacht) wo der Verſtand/ der Wille/ die Ein- bildung und Gedaͤchtnus/ wie die Obrigkeit und Rahts- Herren/ alles verwalten. Der Menſch hat eine Gleichheit wegen ſeines Leibes mit der Erden/ wegen ſeiner viererley Complexionen mit den Elementen/ wegen ſeines Zu- und Abnehmens mit den Gewaͤchſen/ wegen der Sinniglichkeit mit den Thie- ren/ wegen des Lebens-Geiſtes mit der Lufft/ wegen des Verſtandes mit den Engeln; wegen der unſterblichen Seelen mit GOtt. Und wie der allweiſe GOtt die Obriſte Leitung und Fuͤhrung der gantzen Welt zeiget: alſo ſoll der Menſch/ als ein Ebenbild Gottes/ aufs we- nigſt die kleine Welt/ ſeine ſelbſt-eigne Beſchaffenheit und Natur/ und wie er ſolch ſein Guberno druͤber ver- nuͤnfftig und langwuͤhrig fortſetzen ſoll/ wiſſen und ver- ſtehen. Cap. LVIII. Warum der Menſch die kleine Welt heiſſe? WEgen der Gleichheit und Aehnligkeit/ die der Menſch mit dem groſſen Welt-Gebaͤu/ als in ei- nem Spiegel/ zeiget/ iſt er von den alten Weiſen Μικρόκοσμος, eine kleine Welt/ aus folgenden Urſa- chen genennet worden: Weil das Menſchliche Haupt rund geformet iſt wie der Himmel/ die Sieben Plane- ten ſind die Sieben Vertieffungen in dem Haupt/ als 2. der Augen/ 2. der Ohren/ 2. der Naſen/ und eine des Mundes; alſo iſt das Haupt der Himmel; der Magen die Erden; die Lunge die Lufft/ und das Hertz das Feuer. Jn der groſſen Welt iſt der Primus Motor und Rector Univerſi, GOtt der Allerhoͤchſte: Jn dem Menſchlichen Coͤrper iſt die Seele das Ober- Haupt. Die wachſende Krafft iſt in dem Lebens- Geiſt/ die ſinnliche in dem Leib ſelbſt/ und die verſtaͤndli- che Krafft iſt in der Seelen. Die Bilioſiſche Feuchtigkeit gleichet dem Feuer/ die Phlegmatiſche dem Waſſer/ die Blutreiche der Lufft/ die Melancholiſche der Erden. Die Blut-Adern ſind die Waſſer-Fluͤſſe/ die Blaſen iſt der Ocean, das Fleiſch iſt die Erden/ die Gebeine ſind die Felſen/ das Haar iſt das Gras/ die Kranckheiten ſind die Meteora, die Winde ſind die Gedanken/ die Ge- muͤths-Bewegungen ſind die Ungewitter. Die 7. Jrr- ſterne ſind von etlichen alſo eingetheilt worden: Das Hertz iſt die Sonne; das Hirn der Mond; die Leber der Jupiter; das Miltz der Saturnus; die Gall der Mars; die Nieren die Venus/ und die Lunge der Mercurius. Wie in der groſſen Welt die Duͤnſte und feuchten Daͤmpffe aus der Erden und dem Meer uͤberſich ſteigen/ ſich in ein Gewuͤlck zuſammen fuͤgen/ und endlich im Regen durch Tropfen wieder herab fallen: alſo ſteigen aus dem Magen des Menſchens die Daͤmpffe uͤberſich in das Haupt/ und werden daſelbſt zu Catharren/ die endlich wieder abwerts ſincken. Das Hirn hat eine Gleichheit mit dem Monden; weil es/ wie derſelbe/ zu- und abnimmt; des Menſchen geſundes Wachen iſt der Tag/ das Schlaffen iſt die Nacht/ die Bewegung und Reſpiration des Hertzens iſt die Bewegung der Lufft- Sphæra; die Vergnuͤgung iſt das heitere ſchoͤne Wetter/ die Traurigkeit iſt die gewuͤlckige finſtere Zeit/ die Fluͤſſe und Catharr ſind die Meteora aus kalten und feuchten/ die Schwindel aber/ fallende Sucht und Unſinigkeit ſind die Meteora aus trockenen und hitzigen Daͤmpffen/ die Sonn durchſchauet und erwaͤrmet den gantzen Erd- Krays; und dieſes groſſe Welt-Aug kan von dem klei- nen Menſchlichen Auge gantz gefaſſet und geſehen wer- den. Aus dieſem allem ſiehet man die wunderbare Har- monia, und aus was Urſachen der Menſch die kleine Welt genennet wird. Cap. LIX. Warum Plato den Menſchen einen umgekehrten Baum nenne? DAß Plato den Menſchen Arbori inverſæ, einem umgekehrten Baum/ verglichen/ iſt darum ge- ſchehen: Jndem der Baum von unten aufwerts/ der Menſch aber von oben abwerts alſo und gleichſam umgekehrt wircket/ und daß des Baumes Wurtzen/ darvon er den gantzen Stammen/ Aeſten/ Bluͤhe und Fruͤchten ihren Wachsthum ertheilet/ in der Erden hafften/ daraus er ſeinen Safft und Nahrung ſauget/ der Menſch aber ſeinen Grund und Fundament oben im Haupt und Gehirn hat/ welches durch die Nerven und Medullam ſpinalem, dem gantzen Leibe ſein In- crementum und Zunehmen/ und durch die Spiritus ani- males

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/172>, abgerufen am 24.11.2024.