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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Anderes Buch/ Haus-Vatter.
Cap. LXIII.
Vom Magen.
[Spaltenumbruch]

WAnn ein Koch die Speisen zu rechter Zeit/ vor-
her fein sauber gewaschen/ zum Feuer setzet/ sie
gebürhlich kochen oder braten lässet; die darzu-
gehörigen Gewürtz/ Butter/ Limoni/ Saltz/ Wein/
Essig/ Cappern/ Zucker und dergleichen/ einem jedem
schicklich zumesset; zu rechter Stund zierlich und rein
anrichtet/ und die Speisen fein warm auf die Tafel
bringet/ so hat seine Herrschafft nicht allein ein Wolge-
fallen daran/ sondern er ist gleichsam ein halber Medi-
cus;
und dißfalls noch erwünschter/ weil seine Gerichte
annehmlich und wol/ jene aber aus der Apothecken wi-
derwärtig und gräuslich schmecken; da hingegen alles/
was die Natur mit Verlangen und Begierd zu sich
nimmt/ besser bekommt/ und der Natur zu Erhaltung
der Gesundheit gedeylicher anschlägt: Also ist warhaff-
tig der Magen auch in der gantzen Oeconomia des
menschlichen Leibes/ der Proviant-Speis- und Kuchen-
Meister/ ja selbsten der Koch/ der/ wann ihm die mensch-
liche Fürsichtigkeit und Vernunfft/ als ein guter und
discreter Einkauffer/ guten/ gesunden/ wolbereiteten und
mässigen Vorrath in seine Speis-Cammer einschaf-
fet/ und auch solche recht zuzurichten/ zu verkochen/
aus und ein zutheilen/ rechte Zeit und Weil gelassen wird/
überaus grosse Beförderung/ die menschliche Gesund-
heit beständig zu erhalten/ giebet. Der Magen nun empfängt
die durch den Mund einkommende/ und von den Zähnen
wol gekäute Speise durch die Gurgel/ verwandelt sie
in einen weissen liquorem, der von den Medicis Chylus
genennt wird/ davon er sich selbst und alle Glieder reichlich
und wol nehret/ wiewol etliche mehr das Blut/ so durch
[Spaltenumbruch] die Adern hinein reiset/ für des Magens Unterhaltung
setzen. Und damit die Kochung desto bequemlicher ver-
richtet werde/ so ist der Magen als wie ein Topf am
Heerde mit drey erwärmenden Gliedern umgeben/ auf
rechter Seiten ist die Leber/ auf der lincken das Miltz;
oben auf ist das Hertz/ in welchem die natürliche Lebens-
Hitz von der Lungen/ wie von einem Blase-Balg ange-
blasen; und damit nicht allein zu Gebährung der Lebens-
Geister/ sondern auch dem Magen seine Wärme zu
mehren und zu nehren dienlich ist. Dieser Chylus nun
wird meistes von der Leber angezogen und in Blut ver-
wandelt/ das sich in den gantzen Leib austheilet/ das un-
reine aber/ als der Schaum oder Faim in dem Hafen/
wird in die Därmer ausgetrieben. So lang nun der Ma-
gen seinen Dienst oder Amt treulich und wol verrich-
tet/ wird die gantze Oeconomia des menschlichen Lei-
bes in gutem Wolstand unterhalten; so bald aber hier
einige Hindernis fürfället/ und der Lebens-Safft
entweder zu rohe bleibt/ oder zu viel verbrennt wird/
so ziehen auch die andern Glieder eine untaugliche Nah-
rung an sich/ und verlieren dardurch ihre Harmonie.
Also hat ein sorgfältiger Haus-Vatter den Magen wol
in Acht zu nehmen/ was ihm gut und nutzlich ist zu zu-
lassen/ und was ihm verderblich und schädlich ist/ beyseits
zu thun/ die natürliche Wärme zu vermehren/ durch Un-
mässigkeit ihm ja nicht mehr Speise und Tranck ein-
gurgeln lassen/ als er zu verdauen kräfftig ist; durch die
Mässigkeit ihn bey stätem Appetit und Lust/ und dar-
durch auch seine übrige Gesundheit zu erhalten und zu
befördern.

Cap. LXIV.
Von der Leber/ Gall/ Miltz und Nieren.
[Spaltenumbruch]

DJe Leber ist eine Werckstatt/ darinnen das Ge-
blüt gekocht/ und in die Adern hin und wider ge-
theilt/ von den Lebens-Geistern/ zu Erhaltung der
natürlichen Wärme/ geführet wird. Sie zieht von dem
im Magen gekochten Chylo das Edleste/ als materiam
sanguinis,
an sich/ macht daraus reines lauteres Geblüt/
mit samt seinem Succo albo & alibili; der Schaum
davon/ oder die Cholerische Feuchtigkeit/ wird in die Gall/
und die Hefen davon/ als die Melancholia/ in das Miltz/
das Serum in die Blase/ das Edleste aber ad spermati-
cas partes, & caeteras venas
verwiesen. Und wie die
erste Verdauung im Magen/ also gehet die andere con-
coction
in der Leber vorbey/ so durch die Venas mese-
raicas
oder Kräß-Adern/ mit Hin- und Wider-Lieferung
so wol des Chyli, als des Geblüts geschiehet/ in der Leber
begibt sich erst die Absonderung des tauglichen von dem
untauglichen per vim & calorem secundae concoctio-
nis;
Andere sind der Meinung/ daß die elaboratio die
Verfertigung des Geblüts allein in den Blut-Adern/ die
Rothfärbung aber allein in der Leber verrichtet/ und daselbst
in der Leber rothen Fleisch also verwandelt werde/ weil
sie einer warmen und feuchten Eigenschafft/ und scheinet
wie ein zusammgewachsenes Blut/ daraus alle Adern ih-
[Spaltenumbruch] re Bronnen-Quelle haben. Darinnen liegt die Gall in
einer Blasen zusammen gefasset in der Leber hohlen
Theile/ welche alle Bitterkeit des Magens in sich säu-
get; auch wann sie zu voll wird/ oder sonst durch andere
Fälle/ aus grosser Arbeit/ schweren Heben/ und grim-
migen Zorn sich überschüttet und ergiesset/ allerhand Fie-
ber/ Gelbsucht und Kranckheiten verursachet. Die
Gall nun/ wann sie ihrer rechten natürlichen Wirckung
nachkommt/ hat einen Gang in das Gedärme/ dardurch
sie ihren Uberfluß ausführt/ wiewol sie sich auch offt nicht
allein in den Magen/ sondern auch in den gantzen Leib
ergiesset/ und allerley Unrath/ Colica/ Wind/ Magen-
wehe/ Unlust zum Essen erwecket/ auch sich so fest einlo-
giret/ daß sie mit harter Mühe gereiniget und ausgetrie-
ben werden kan.

Das Miltz ist kalt und trocken/ umgibt den Magen
nach der zwerch auf der lincken Seiten/ mit zweyen
Röhren/ eine in die Leber/ die andere in den Magen/ dar-
durch sie das gröbste Geblüt an sich ziehet/ und durch
den Magen/ und seinen Ausgang wieder ausführet. Viel
haben geurtheilet/ als wäre ein Mensch des Miltzes wol
unbedürfftig/ und solle solches am starcken Lauff hindern;
aber unbedachtsam/ Deus enim & natura nihil faciunt

frustra.
Anderes Buch/ Haus-Vatter.
Cap. LXIII.
Vom Magen.
[Spaltenumbruch]

WAnn ein Koch die Speiſen zu rechter Zeit/ vor-
her fein ſauber gewaſchen/ zum Feuer ſetzet/ ſie
gebuͤrhlich kochen oder braten laͤſſet; die darzu-
gehoͤrigen Gewuͤrtz/ Butter/ Limoni/ Saltz/ Wein/
Eſſig/ Cappern/ Zucker und dergleichen/ einem jedem
ſchicklich zumeſſet; zu rechter Stund zierlich und rein
anrichtet/ und die Speiſen fein warm auf die Tafel
bringet/ ſo hat ſeine Herrſchafft nicht allein ein Wolge-
fallen daran/ ſondern er iſt gleichſam ein halber Medi-
cus;
und dißfalls noch erwuͤnſchter/ weil ſeine Gerichte
annehmlich und wol/ jene aber aus der Apothecken wi-
derwaͤrtig und graͤuslich ſchmecken; da hingegen alles/
was die Natur mit Verlangen und Begierd zu ſich
nimmt/ beſſer bekommt/ und der Natur zu Erhaltung
der Geſundheit gedeylicher anſchlaͤgt: Alſo iſt warhaff-
tig der Magen auch in der gantzen Oeconomiâ des
menſchlichen Leibes/ der Proviant-Speis- und Kuchen-
Meiſter/ ja ſelbſten der Koch/ der/ wann ihm die menſch-
liche Fuͤrſichtigkeit und Vernunfft/ als ein guter und
diſcreter Einkauffer/ guten/ geſunden/ wolbereiteten und
maͤſſigen Vorrath in ſeine Speis-Cammer einſchaf-
fet/ und auch ſolche recht zuzurichten/ zu verkochen/
aus und ein zutheilen/ rechte Zeit und Weil gelaſſen wird/
uͤberaus groſſe Befoͤrderung/ die menſchliche Geſund-
heit beſtaͤndig zu erhaltẽ/ giebet. Der Magẽ nun empfaͤngt
die durch den Mund einkommende/ und von den Zaͤhnen
wol gekaͤute Speiſe durch die Gurgel/ verwandelt ſie
in einen weiſſen liquorem, der von den Medicis Chylus
genennt wird/ davon er ſich ſelbſt uñ alle Glieder reichlich
und wol nehret/ wiewol etliche mehr das Blut/ ſo durch
[Spaltenumbruch] die Adern hinein reiſet/ fuͤr des Magens Unterhaltung
ſetzen. Und damit die Kochung deſto bequemlicher ver-
richtet werde/ ſo iſt der Magen als wie ein Topf am
Heerde mit drey erwaͤrmenden Gliedern umgeben/ auf
rechter Seiten iſt die Leber/ auf der lincken das Miltz;
oben auf iſt das Hertz/ in welchem die natuͤrliche Lebens-
Hitz von der Lungen/ wie von einem Blaſe-Balg ange-
blaſen; und damit nicht allein zu Gebaͤhrung der Lebens-
Geiſter/ ſondern auch dem Magen ſeine Waͤrme zu
mehren und zu nehren dienlich iſt. Dieſer Chylus nun
wird meiſtes von der Leber angezogen und in Blut ver-
wandelt/ das ſich in den gantzen Leib austheilet/ das un-
reine aber/ als der Schaum oder Faim in dem Hafen/
wird in die Daͤrmer ausgetrieben. So lang nun der Ma-
gen ſeinen Dienſt oder Amt treulich und wol verrich-
tet/ wird die gantze Oeconomia des menſchlichen Lei-
bes in gutem Wolſtand unterhalten; ſo bald aber hier
einige Hindernis fuͤrfaͤllet/ und der Lebens-Safft
entweder zu rohe bleibt/ oder zu viel verbrennt wird/
ſo ziehen auch die andern Glieder eine untaugliche Nah-
rung an ſich/ und verlieren dardurch ihre Harmonie.
Alſo hat ein ſorgfaͤltiger Haus-Vatter den Magen wol
in Acht zu nehmen/ was ihm gut und nutzlich iſt zu zu-
laſſen/ und was ihm verderblich und ſchaͤdlich iſt/ beyſeits
zu thun/ die natuͤrliche Waͤrme zu vermehren/ durch Un-
maͤſſigkeit ihm ja nicht mehr Speiſe und Tranck ein-
gurgeln laſſen/ als er zu verdauen kraͤfftig iſt; durch die
Maͤſſigkeit ihn bey ſtaͤtem Appetit und Luſt/ und dar-
durch auch ſeine uͤbrige Geſundheit zu erhalten und zu
befoͤrdern.

Cap. LXIV.
Von der Leber/ Gall/ Miltz und Nieren.
[Spaltenumbruch]

DJe Leber iſt eine Werckſtatt/ darinnen das Ge-
bluͤt gekocht/ und in die Adern hin und wider ge-
theilt/ von den Lebens-Geiſtern/ zu Erhaltung der
natuͤrlichen Waͤrme/ gefuͤhret wird. Sie zieht von dem
im Magen gekochten Chylo das Edleſte/ als materiam
ſanguinis,
an ſich/ macht daraus reines lauteres Gebluͤt/
mit ſamt ſeinem Succo albo & alibili; der Schaum
davon/ oder die Choleriſche Feuchtigkeit/ wird in die Gall/
und die Hefen davon/ als die Melancholia/ in das Miltz/
das Serum in die Blaſe/ das Edleſte aber ad ſpermati-
cas partes, & cæteras venas
verwieſen. Und wie die
erſte Verdauung im Magen/ alſo gehet die andere con-
coction
in der Leber vorbey/ ſo durch die Venas meſe-
raicas
oder Kraͤß-Adern/ mit Hin- und Wider-Lieferung
ſo wol des Chyli, als des Gebluͤts geſchiehet/ in der Leber
begibt ſich erſt die Abſonderung des tauglichen von dem
untauglichen per vim & calorem ſecundæ concoctio-
nis;
Andere ſind der Meinung/ daß die elaboratio die
Verfertigung des Gebluͤts allein in den Blut-Adern/ die
Rothfaͤꝛbung aber allein in deꝛ Leber verrichtet/ uñ daſelbſt
in der Leber rothen Fleiſch alſo verwandelt werde/ weil
ſie einer warmen und feuchten Eigenſchafft/ und ſcheinet
wie ein zuſammgewachſenes Blut/ daraus alle Adern ih-
[Spaltenumbruch] re Bronnen-Quelle haben. Darinnen liegt die Gall in
einer Blaſen zuſammen gefaſſet in der Leber hohlen
Theile/ welche alle Bitterkeit des Magens in ſich ſaͤu-
get; auch wann ſie zu voll wird/ oder ſonſt durch andere
Faͤlle/ aus groſſer Arbeit/ ſchweren Heben/ und grim-
migen Zorn ſich uͤberſchuͤttet und ergieſſet/ allerhand Fie-
ber/ Gelbſucht und Kranckheiten verurſachet. Die
Gall nun/ wann ſie ihrer rechten natuͤrlichen Wirckung
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ſie ihren Uberfluß ausfuͤhrt/ wiewol ſie ſich auch offt nicht
allein in den Magen/ ſondern auch in den gantzen Leib
ergieſſet/ und allerley Unrath/ Colica/ Wind/ Magen-
wehe/ Unluſt zum Eſſen erwecket/ auch ſich ſo feſt einlo-
giret/ daß ſie mit harter Muͤhe gereiniget und ausgetrie-
ben werden kan.

Das Miltz iſt kalt und trocken/ umgibt den Magen
nach der zwerch auf der lincken Seiten/ mit zweyen
Roͤhren/ eine in die Leber/ die andere in den Magen/ dar-
durch ſie das groͤbſte Gebluͤt an ſich ziehet/ und durch
den Magen/ und ſeinen Ausgang wieder ausfuͤhret. Viel
haben geurtheilet/ als waͤre ein Menſch des Miltzes wol
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aber unbedachtſam/ Deus enim & natura nihil faciunt

fruſtrà.
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[159/0177] Anderes Buch/ Haus-Vatter. Cap. LXIII. Vom Magen. WAnn ein Koch die Speiſen zu rechter Zeit/ vor- her fein ſauber gewaſchen/ zum Feuer ſetzet/ ſie gebuͤrhlich kochen oder braten laͤſſet; die darzu- gehoͤrigen Gewuͤrtz/ Butter/ Limoni/ Saltz/ Wein/ Eſſig/ Cappern/ Zucker und dergleichen/ einem jedem ſchicklich zumeſſet; zu rechter Stund zierlich und rein anrichtet/ und die Speiſen fein warm auf die Tafel bringet/ ſo hat ſeine Herrſchafft nicht allein ein Wolge- fallen daran/ ſondern er iſt gleichſam ein halber Medi- cus; und dißfalls noch erwuͤnſchter/ weil ſeine Gerichte annehmlich und wol/ jene aber aus der Apothecken wi- derwaͤrtig und graͤuslich ſchmecken; da hingegen alles/ was die Natur mit Verlangen und Begierd zu ſich nimmt/ beſſer bekommt/ und der Natur zu Erhaltung der Geſundheit gedeylicher anſchlaͤgt: Alſo iſt warhaff- tig der Magen auch in der gantzen Oeconomiâ des menſchlichen Leibes/ der Proviant-Speis- und Kuchen- Meiſter/ ja ſelbſten der Koch/ der/ wann ihm die menſch- liche Fuͤrſichtigkeit und Vernunfft/ als ein guter und diſcreter Einkauffer/ guten/ geſunden/ wolbereiteten und maͤſſigen Vorrath in ſeine Speis-Cammer einſchaf- fet/ und auch ſolche recht zuzurichten/ zu verkochen/ aus und ein zutheilen/ rechte Zeit und Weil gelaſſen wird/ uͤberaus groſſe Befoͤrderung/ die menſchliche Geſund- heit beſtaͤndig zu erhaltẽ/ giebet. Der Magẽ nun empfaͤngt die durch den Mund einkommende/ und von den Zaͤhnen wol gekaͤute Speiſe durch die Gurgel/ verwandelt ſie in einen weiſſen liquorem, der von den Medicis Chylus genennt wird/ davon er ſich ſelbſt uñ alle Glieder reichlich und wol nehret/ wiewol etliche mehr das Blut/ ſo durch die Adern hinein reiſet/ fuͤr des Magens Unterhaltung ſetzen. Und damit die Kochung deſto bequemlicher ver- richtet werde/ ſo iſt der Magen als wie ein Topf am Heerde mit drey erwaͤrmenden Gliedern umgeben/ auf rechter Seiten iſt die Leber/ auf der lincken das Miltz; oben auf iſt das Hertz/ in welchem die natuͤrliche Lebens- Hitz von der Lungen/ wie von einem Blaſe-Balg ange- blaſen; und damit nicht allein zu Gebaͤhrung der Lebens- Geiſter/ ſondern auch dem Magen ſeine Waͤrme zu mehren und zu nehren dienlich iſt. Dieſer Chylus nun wird meiſtes von der Leber angezogen und in Blut ver- wandelt/ das ſich in den gantzen Leib austheilet/ das un- reine aber/ als der Schaum oder Faim in dem Hafen/ wird in die Daͤrmer ausgetrieben. So lang nun der Ma- gen ſeinen Dienſt oder Amt treulich und wol verrich- tet/ wird die gantze Oeconomia des menſchlichen Lei- bes in gutem Wolſtand unterhalten; ſo bald aber hier einige Hindernis fuͤrfaͤllet/ und der Lebens-Safft entweder zu rohe bleibt/ oder zu viel verbrennt wird/ ſo ziehen auch die andern Glieder eine untaugliche Nah- rung an ſich/ und verlieren dardurch ihre Harmonie. Alſo hat ein ſorgfaͤltiger Haus-Vatter den Magen wol in Acht zu nehmen/ was ihm gut und nutzlich iſt zu zu- laſſen/ und was ihm verderblich und ſchaͤdlich iſt/ beyſeits zu thun/ die natuͤrliche Waͤrme zu vermehren/ durch Un- maͤſſigkeit ihm ja nicht mehr Speiſe und Tranck ein- gurgeln laſſen/ als er zu verdauen kraͤfftig iſt; durch die Maͤſſigkeit ihn bey ſtaͤtem Appetit und Luſt/ und dar- durch auch ſeine uͤbrige Geſundheit zu erhalten und zu befoͤrdern. Cap. LXIV. Von der Leber/ Gall/ Miltz und Nieren. DJe Leber iſt eine Werckſtatt/ darinnen das Ge- bluͤt gekocht/ und in die Adern hin und wider ge- theilt/ von den Lebens-Geiſtern/ zu Erhaltung der natuͤrlichen Waͤrme/ gefuͤhret wird. Sie zieht von dem im Magen gekochten Chylo das Edleſte/ als materiam ſanguinis, an ſich/ macht daraus reines lauteres Gebluͤt/ mit ſamt ſeinem Succo albo & alibili; der Schaum davon/ oder die Choleriſche Feuchtigkeit/ wird in die Gall/ und die Hefen davon/ als die Melancholia/ in das Miltz/ das Serum in die Blaſe/ das Edleſte aber ad ſpermati- cas partes, & cæteras venas verwieſen. Und wie die erſte Verdauung im Magen/ alſo gehet die andere con- coction in der Leber vorbey/ ſo durch die Venas meſe- raicas oder Kraͤß-Adern/ mit Hin- und Wider-Lieferung ſo wol des Chyli, als des Gebluͤts geſchiehet/ in der Leber begibt ſich erſt die Abſonderung des tauglichen von dem untauglichen per vim & calorem ſecundæ concoctio- nis; Andere ſind der Meinung/ daß die elaboratio die Verfertigung des Gebluͤts allein in den Blut-Adern/ die Rothfaͤꝛbung aber allein in deꝛ Leber verrichtet/ uñ daſelbſt in der Leber rothen Fleiſch alſo verwandelt werde/ weil ſie einer warmen und feuchten Eigenſchafft/ und ſcheinet wie ein zuſammgewachſenes Blut/ daraus alle Adern ih- re Bronnen-Quelle haben. Darinnen liegt die Gall in einer Blaſen zuſammen gefaſſet in der Leber hohlen Theile/ welche alle Bitterkeit des Magens in ſich ſaͤu- get; auch wann ſie zu voll wird/ oder ſonſt durch andere Faͤlle/ aus groſſer Arbeit/ ſchweren Heben/ und grim- migen Zorn ſich uͤberſchuͤttet und ergieſſet/ allerhand Fie- ber/ Gelbſucht und Kranckheiten verurſachet. Die Gall nun/ wann ſie ihrer rechten natuͤrlichen Wirckung nachkommt/ hat einen Gang in das Gedaͤrme/ dardurch ſie ihren Uberfluß ausfuͤhrt/ wiewol ſie ſich auch offt nicht allein in den Magen/ ſondern auch in den gantzen Leib ergieſſet/ und allerley Unrath/ Colica/ Wind/ Magen- wehe/ Unluſt zum Eſſen erwecket/ auch ſich ſo feſt einlo- giret/ daß ſie mit harter Muͤhe gereiniget und ausgetrie- ben werden kan. Das Miltz iſt kalt und trocken/ umgibt den Magen nach der zwerch auf der lincken Seiten/ mit zweyen Roͤhren/ eine in die Leber/ die andere in den Magen/ dar- durch ſie das groͤbſte Gebluͤt an ſich ziehet/ und durch den Magen/ und ſeinen Ausgang wieder ausfuͤhret. Viel haben geurtheilet/ als waͤre ein Menſch des Miltzes wol unbeduͤrfftig/ und ſolle ſolches am ſtarcken Lauff hindern; aber unbedachtſam/ Deus enim & natura nihil faciunt fruſtrà.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/177>, abgerufen am 24.11.2024.