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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] schafft mehr oder weniger gegen der Sonn/ und in das ihnen
täugliche Erdreich gesetzt werden; so kan man hernach je-
dem auch mit gebührlicher Wartung desto leichter und
füglicher begegnen; weil das Beschneiden bey etlichen
eines Theils früher/ bey Theils aber später/ etliche kür-
tzer/ etliche länger zu lassen/ wie auch das Hauen und
andere Arbeiten fürzunehmen; welches/ wann alles
vermischt ist/ nicht seyn kan/ also offt eines des andern
entgelten/ und der Hausherr deßwegen in Schaden
kommen muß/ und der unwissende Hauer/ ehe er die
Blätter sihet/ eine Art vor der andern nicht unterschei-
den mag/ als wann sie ordentlich eingetheilet seyn.

So ist auch dieser Nutzen davon zu nehmen/ daß
wann einerley Sorten beysammen stehen/ sie auch zu
gleicher Weile zeitigen/ und miteinander können abge-
lesen seyn/ da man/ wann sie untermengt sind/ offt das
Unzeitige mit dem Zeitigen abreisst/ und also den gantzen
Wein verderbt/ man kan auch die besondere Arten
sonderlich pressen/ und in Fässer giessen/ dardurch der
Geschmach/ die Farb und Dauerhafftigkeit befördert
wird/ so von der unordentlichen Mischung nicht zu er-
warten/ sonderlich ists gut/ daß die schwartzen Wein-
stöcke ihren absonderlichen Stand haben; hüten soll
man sich/ einige Bäume in die Weinberge zu bringen/
denn einmal ist gewiß/ daß ihnen aller Schatten schäd-
lich ist/ ausser der von ihres Herrn Cörper auf sie fället/
und wann man ja glaubt/ man könne ohne Bäume
nicht seyn/ muß man die jenigen einpflantzen/ die am
aller wenigsten schädlich seynd/ als Pfersich/ Mandel/
Zwetschen und Mandel-Bäume/ doch nicht zu dick/ und
meistes gegen Mitternacht/ wo sie die Sonnen nicht viel
aufhalten mögen.

Jn Jtalien und Piemont/ werden die meisten
Weinstöck hoch auf Bäume gezigelt/ so aber in Oester-
reich nicht bräuchig; da werden allein die nidern Stö-
cke in die Weinberge ausgesetzt/ und mit Wartung und
Pfälen versehen; und diese geben/ nach Columellae
und de Serres Meinung/ das beste Gewächse. Bey
den Häusern aber werden grosse hohe Weinhecken/ an
Gättern und Häusern/ wo sie Sonnen haben mögen/
[Spaltenumbruch] aufgezogen/ die viel und reiche Früchte bringen. Jst also
am rahtsamsten/ man bleibe bey der Weise und Ge-
brauch/ wie es im Land üblich/ und bringe dißfalls kei-
ne Neurung auf/ so kommt die Wartung und alles leichter
an. Wo der Grund und die Lufft gut und bequemlich/
daselbst sind freylich die grössesten und weitesten Wein-
berge die besten/ (doch daß/ wie in allen/ rechte Maß
gehalten sey) denn sie bezahlen den Unkosten reichlich/
und sind der Mühe/ Arbeit und Unkosten desto mehr
wehrt/ weil sie alles wol wieder vergelten/ sonderlich/
wann man nahe bey grossen Städten/ Schiffreichen
Flüssen und Orten wohnet/ wo kein Wein wächst/ da
man ihn bald und leicht zu Geld machen/ und damit sei-
nen Nutzen schaffen kan; also hat sich nach leichtem oder
hartem Verkauff jeder Hausvatter zu richten/ ihm viel
oder wenig Weinberge zu verschaffen/ da man/ wo man
gute oder schlechte Anwährung und Verschluß hat/ auch
seine Wirthschafft darnach anstellet/ daher sind vornem-
lich die Gebürge in grossem Ansehen/ wo man den Most/
so bald er eingefüllet worden/ reissend verkauffen kan/
weil das Geld bald auf Verzinsung anzulegen/ den Füll-
Wein/ der Wochentlich darauf gehet/ und das Voll-
wercken zu ersparen/ und die Gefahr/ daß sie Farb oder
Geschmack verlieren/ gar ausrinnen/ oder sonst Scha-
den nehmen möchten/ dardurch weißlich zu vermei-
den.

Wo grosse Weingebürge sind/ müssen auch mitten
dardurch/ nach der Länge und der Zwerch/ breite Wege
gelassen werden/ nicht allein daß man Lusts halber dar-
auf durchspatzieren kan; sondern auch/ daß man Laiten/
Maisch/ Stecken/ Dung leichtlich aus und einführen/
auch Pferde und Leute/ ohne Schaden durchbringen kan.
Vor allen Dingen soll zwar der Weinberg auch wolver-
schlossen/ und vor Dieben und Viehe versichert werden.
Wo aber grosse Weingebürge sind/ die offt viel Meil-
wegs nacheinander sich erstrecken/ da wird doch den-
noch aussen herum/ mit Mauren und Zäunen/ die Vor-
sicht gethan/ und müssen hernach bey Zeitigung der
Trauben/ und vor dem Leesen/ die Weinhüter das beste
thun.

Cap. VII.
Von der Zeit/ Weinberge zu pflantzen.
[Spaltenumbruch]

ALle alten und neuen Authoren/ die von diesen
Sachen geschrieben/ sind dieser Meinung/ daß
einen Weinberg zu pflantzen/ in warmen und
trockenen Ländern/ die beste Zeit sey im Herbst/ gleich
nach dem Leesen/ so bald das Laub vom Weinstock ab-
gefallen/ das ist vom Anfang deß Octobers/ biß auf die
Helffte des Winter-Monats. Jn kalten und feuchten
Ländern aber/ im Früling/ vom Ende des Hornungs
biß Anfang des May. An temperirten und mittelmäs-
sigen Orten kan alles beedes nach Belieben/ welches
man will/ oder nachdem die Witterung ist/ angestellet
und verrichtet werden.

Da dann auch diß zu wissen/ daß man die klein-
marchichen Reben zu einer oder der andern Zeit/ nach
Gefallen; die großmarchichen aber (denen die Kälte
leicht schaden mag) allein im Früling muß einlegen las-
sen. Und folgt mancher nicht allein seines Grundes
[Spaltenumbruch] Beschaffenheit/ sondern auch seiner Einbildung und
Capriccio nach; daß fast in keiner Wirthschaffts-
Handlung/ ein so grosser Unterschied fürüber gehet/ als
eben im Weingarts-Bau/ und meinet noch ein jeder/
sein Vorschlag sey der beste/ und die Warheit zu ge-
stehen ists besser/ wo die Erfahrung etliche Jahr nach
einander einer Anstalt fürträglich ist/ dabey zu bleiben;
und lässet sich hierinnen nichts vorschreiben/ wann nur
eines oder das andere die Vernunfft und den Nutzen auf
seiner Seiten hat.

Jn Oesterreich werden die Weingebürge/ ausser
der Uberbau; als Misten/ Gruben/ Erdbeschütten und
Stecken kauffen/ welches absonderlich bezahlt wird/
folgender Gestalt gearbeitet: 1 Stecken raumen und
Stecken schlagen. 2 Schneiden. 3 Binden. 4 Jetten
und Stecken ziehen. 5 Fastenhauen. 6 Bandhauen.
7 Weich Weinhauen. 8 Anziehen. Und diese acht

Stuck

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] ſchafft mehr oder weniger gegen der Soñ/ uñ in das ihnen
taͤugliche Erdreich geſetzt werden; ſo kan man hernach je-
dem auch mit gebuͤhrlicher Wartung deſto leichter und
fuͤglicher begegnen; weil das Beſchneiden bey etlichen
eines Theils fruͤher/ bey Theils aber ſpaͤter/ etliche kuͤr-
tzer/ etliche laͤnger zu laſſen/ wie auch das Hauen und
andere Arbeiten fuͤrzunehmen; welches/ wann alles
vermiſcht iſt/ nicht ſeyn kan/ alſo offt eines des andern
entgelten/ und der Hausherr deßwegen in Schaden
kommen muß/ und der unwiſſende Hauer/ ehe er die
Blaͤtter ſihet/ eine Art vor der andern nicht unterſchei-
den mag/ als wann ſie ordentlich eingetheilet ſeyn.

So iſt auch dieſer Nutzen davon zu nehmen/ daß
wann einerley Sorten beyſammen ſtehen/ ſie auch zu
gleicher Weile zeitigen/ und miteinander koͤnnen abge-
leſen ſeyn/ da man/ wann ſie untermengt ſind/ offt das
Unzeitige mit dem Zeitigen abreiſſt/ und alſo den gantzen
Wein verderbt/ man kan auch die beſondere Arten
ſonderlich preſſen/ und in Faͤſſer gieſſen/ dardurch der
Geſchmach/ die Farb und Dauerhafftigkeit befoͤrdert
wird/ ſo von der unordentlichen Miſchung nicht zu er-
warten/ ſonderlich iſts gut/ daß die ſchwartzen Wein-
ſtoͤcke ihren abſonderlichen Stand haben; huͤten ſoll
man ſich/ einige Baͤume in die Weinberge zu bringen/
denn einmal iſt gewiß/ daß ihnen aller Schatten ſchaͤd-
lich iſt/ auſſer der von ihres Herrn Coͤrper auf ſie faͤllet/
und wann man ja glaubt/ man koͤnne ohne Baͤume
nicht ſeyn/ muß man die jenigen einpflantzen/ die am
aller wenigſten ſchaͤdlich ſeynd/ als Pferſich/ Mandel/
Zwetſchen und Mandel-Baͤume/ doch nicht zu dick/ und
meiſtes gegen Mitternacht/ wo ſie die Sonnen nicht viel
aufhalten moͤgen.

Jn Jtalien und Piemont/ werden die meiſten
Weinſtoͤck hoch auf Baͤume gezigelt/ ſo aber in Oeſter-
reich nicht braͤuchig; da werden allein die nidern Stoͤ-
cke in die Weinberge ausgeſetzt/ und mit Wartung und
Pfaͤlen verſehen; und dieſe geben/ nach Columellæ
und de Serres Meinung/ das beſte Gewaͤchſe. Bey
den Haͤuſern aber werden groſſe hohe Weinhecken/ an
Gaͤttern und Haͤuſern/ wo ſie Sonnen haben moͤgen/
[Spaltenumbruch] aufgezogen/ die viel und reiche Fruͤchte bringen. Jſt alſo
am rahtſamſten/ man bleibe bey der Weiſe und Ge-
brauch/ wie es im Land uͤblich/ und bringe dißfalls kei-
ne Neurung auf/ ſo kom̃t die Wartung und alles leichter
an. Wo der Grund und die Lufft gut und bequemlich/
daſelbſt ſind freylich die groͤſſeſten und weiteſten Wein-
berge die beſten/ (doch daß/ wie in allen/ rechte Maß
gehalten ſey) denn ſie bezahlen den Unkoſten reichlich/
und ſind der Muͤhe/ Arbeit und Unkoſten deſto mehr
wehrt/ weil ſie alles wol wieder vergelten/ ſonderlich/
wann man nahe bey groſſen Staͤdten/ Schiffreichen
Fluͤſſen und Orten wohnet/ wo kein Wein waͤchſt/ da
man ihn bald und leicht zu Geld machen/ und damit ſei-
nen Nutzen ſchaffen kan; alſo hat ſich nach leichtem oder
hartem Verkauff jeder Hausvatter zu richten/ ihm viel
oder wenig Weinberge zu verſchaffen/ da man/ wo man
gute oder ſchlechte Anwaͤhrung und Verſchluß hat/ auch
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lich die Gebuͤrge in groſſem Anſehen/ wo man den Moſt/
ſo bald er eingefuͤllet worden/ reiſſend verkauffen kan/
weil das Geld bald auf Verzinſung anzulegen/ den Fuͤll-
Wein/ der Wochentlich darauf gehet/ und das Voll-
wercken zu erſparen/ und die Gefahr/ daß ſie Farb oder
Geſchmack verlieren/ gar ausrinnen/ oder ſonſt Scha-
den nehmen moͤchten/ dardurch weißlich zu vermei-
den.

Wo groſſe Weingebuͤrge ſind/ muͤſſen auch mitten
dardurch/ nach der Laͤnge und der Zwerch/ breite Wege
gelaſſen werden/ nicht allein daß man Luſts halber dar-
auf durchſpatzieren kan; ſondern auch/ daß man Laiten/
Maiſch/ Stecken/ Dung leichtlich aus und einfuͤhren/
auch Pferde und Leute/ ohne Schaden durchbringen kan.
Vor allen Dingen ſoll zwar der Weinberg auch wolver-
ſchloſſen/ und vor Dieben und Viehe verſichert werden.
Wo aber groſſe Weingebuͤrge ſind/ die offt viel Meil-
wegs nacheinander ſich erſtrecken/ da wird doch den-
noch auſſen herum/ mit Mauren und Zaͤunen/ die Vor-
ſicht gethan/ und muͤſſen hernach bey Zeitigung der
Trauben/ und vor dem Leeſen/ die Weinhuͤter das beſte
thun.

Cap. VII.
Von der Zeit/ Weinberge zu pflantzen.
[Spaltenumbruch]

ALle alten und neuen Authoren/ die von dieſen
Sachen geſchrieben/ ſind dieſer Meinung/ daß
einen Weinberg zu pflantzen/ in warmen und
trockenen Laͤndern/ die beſte Zeit ſey im Herbſt/ gleich
nach dem Leeſen/ ſo bald das Laub vom Weinſtock ab-
gefallen/ das iſt vom Anfang deß Octobers/ biß auf die
Helffte des Winter-Monats. Jn kalten und feuchten
Laͤndern aber/ im Fruͤling/ vom Ende des Hornungs
biß Anfang des May. An temperirten und mittelmaͤſ-
ſigen Orten kan alles beedes nach Belieben/ welches
man will/ oder nachdem die Witterung iſt/ angeſtellet
und verrichtet werden.

Da dann auch diß zu wiſſen/ daß man die klein-
marchichen Reben zu einer oder der andern Zeit/ nach
Gefallen; die großmarchichen aber (denen die Kaͤlte
leicht ſchaden mag) allein im Fruͤling muß einlegen laſ-
ſen. Und folgt mancher nicht allein ſeines Grundes
[Spaltenumbruch] Beſchaffenheit/ ſondern auch ſeiner Einbildung und
Capriccio nach; daß faſt in keiner Wirthſchaffts-
Handlung/ ein ſo groſſer Unterſchied fuͤruͤber gehet/ als
eben im Weingarts-Bau/ und meinet noch ein jeder/
ſein Vorſchlag ſey der beſte/ und die Warheit zu ge-
ſtehen iſts beſſer/ wo die Erfahrung etliche Jahr nach
einander einer Anſtalt fuͤrtraͤglich iſt/ dabey zu bleiben;
und laͤſſet ſich hierinnen nichts vorſchreiben/ wann nur
eines oder das andere die Vernunfft und den Nutzen auf
ſeiner Seiten hat.

Jn Oeſterreich werden die Weingebuͤrge/ auſſer
der Uberbau; als Miſten/ Gruben/ Erdbeſchuͤtten und
Stecken kauffen/ welches abſonderlich bezahlt wird/
folgender Geſtalt gearbeitet: 1 Stecken raumen und
Stecken ſchlagen. 2 Schneiden. 3 Binden. 4 Jetten
und Stecken ziehen. 5 Faſtenhauen. 6 Bandhauen.
7 Weich Weinhauen. 8 Anziehen. Und dieſe acht

Stuck
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[334/0352] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens ſchafft mehr oder weniger gegen der Soñ/ uñ in das ihnen taͤugliche Erdreich geſetzt werden; ſo kan man hernach je- dem auch mit gebuͤhrlicher Wartung deſto leichter und fuͤglicher begegnen; weil das Beſchneiden bey etlichen eines Theils fruͤher/ bey Theils aber ſpaͤter/ etliche kuͤr- tzer/ etliche laͤnger zu laſſen/ wie auch das Hauen und andere Arbeiten fuͤrzunehmen; welches/ wann alles vermiſcht iſt/ nicht ſeyn kan/ alſo offt eines des andern entgelten/ und der Hausherr deßwegen in Schaden kommen muß/ und der unwiſſende Hauer/ ehe er die Blaͤtter ſihet/ eine Art vor der andern nicht unterſchei- den mag/ als wann ſie ordentlich eingetheilet ſeyn. So iſt auch dieſer Nutzen davon zu nehmen/ daß wann einerley Sorten beyſammen ſtehen/ ſie auch zu gleicher Weile zeitigen/ und miteinander koͤnnen abge- leſen ſeyn/ da man/ wann ſie untermengt ſind/ offt das Unzeitige mit dem Zeitigen abreiſſt/ und alſo den gantzen Wein verderbt/ man kan auch die beſondere Arten ſonderlich preſſen/ und in Faͤſſer gieſſen/ dardurch der Geſchmach/ die Farb und Dauerhafftigkeit befoͤrdert wird/ ſo von der unordentlichen Miſchung nicht zu er- warten/ ſonderlich iſts gut/ daß die ſchwartzen Wein- ſtoͤcke ihren abſonderlichen Stand haben; huͤten ſoll man ſich/ einige Baͤume in die Weinberge zu bringen/ denn einmal iſt gewiß/ daß ihnen aller Schatten ſchaͤd- lich iſt/ auſſer der von ihres Herrn Coͤrper auf ſie faͤllet/ und wann man ja glaubt/ man koͤnne ohne Baͤume nicht ſeyn/ muß man die jenigen einpflantzen/ die am aller wenigſten ſchaͤdlich ſeynd/ als Pferſich/ Mandel/ Zwetſchen und Mandel-Baͤume/ doch nicht zu dick/ und meiſtes gegen Mitternacht/ wo ſie die Sonnen nicht viel aufhalten moͤgen. Jn Jtalien und Piemont/ werden die meiſten Weinſtoͤck hoch auf Baͤume gezigelt/ ſo aber in Oeſter- reich nicht braͤuchig; da werden allein die nidern Stoͤ- cke in die Weinberge ausgeſetzt/ und mit Wartung und Pfaͤlen verſehen; und dieſe geben/ nach Columellæ und de Serres Meinung/ das beſte Gewaͤchſe. Bey den Haͤuſern aber werden groſſe hohe Weinhecken/ an Gaͤttern und Haͤuſern/ wo ſie Sonnen haben moͤgen/ aufgezogen/ die viel und reiche Fruͤchte bringen. Jſt alſo am rahtſamſten/ man bleibe bey der Weiſe und Ge- brauch/ wie es im Land uͤblich/ und bringe dißfalls kei- ne Neurung auf/ ſo kom̃t die Wartung und alles leichter an. Wo der Grund und die Lufft gut und bequemlich/ daſelbſt ſind freylich die groͤſſeſten und weiteſten Wein- berge die beſten/ (doch daß/ wie in allen/ rechte Maß gehalten ſey) denn ſie bezahlen den Unkoſten reichlich/ und ſind der Muͤhe/ Arbeit und Unkoſten deſto mehr wehrt/ weil ſie alles wol wieder vergelten/ ſonderlich/ wann man nahe bey groſſen Staͤdten/ Schiffreichen Fluͤſſen und Orten wohnet/ wo kein Wein waͤchſt/ da man ihn bald und leicht zu Geld machen/ und damit ſei- nen Nutzen ſchaffen kan; alſo hat ſich nach leichtem oder hartem Verkauff jeder Hausvatter zu richten/ ihm viel oder wenig Weinberge zu verſchaffen/ da man/ wo man gute oder ſchlechte Anwaͤhrung und Verſchluß hat/ auch ſeine Wirthſchafft darnach anſtellet/ daher ſind vornem- lich die Gebuͤrge in groſſem Anſehen/ wo man den Moſt/ ſo bald er eingefuͤllet worden/ reiſſend verkauffen kan/ weil das Geld bald auf Verzinſung anzulegen/ den Fuͤll- Wein/ der Wochentlich darauf gehet/ und das Voll- wercken zu erſparen/ und die Gefahr/ daß ſie Farb oder Geſchmack verlieren/ gar ausrinnen/ oder ſonſt Scha- den nehmen moͤchten/ dardurch weißlich zu vermei- den. Wo groſſe Weingebuͤrge ſind/ muͤſſen auch mitten dardurch/ nach der Laͤnge und der Zwerch/ breite Wege gelaſſen werden/ nicht allein daß man Luſts halber dar- auf durchſpatzieren kan; ſondern auch/ daß man Laiten/ Maiſch/ Stecken/ Dung leichtlich aus und einfuͤhren/ auch Pferde und Leute/ ohne Schaden durchbringen kan. Vor allen Dingen ſoll zwar der Weinberg auch wolver- ſchloſſen/ und vor Dieben und Viehe verſichert werden. Wo aber groſſe Weingebuͤrge ſind/ die offt viel Meil- wegs nacheinander ſich erſtrecken/ da wird doch den- noch auſſen herum/ mit Mauren und Zaͤunen/ die Vor- ſicht gethan/ und muͤſſen hernach bey Zeitigung der Trauben/ und vor dem Leeſen/ die Weinhuͤter das beſte thun. Cap. VII. Von der Zeit/ Weinberge zu pflantzen. ALle alten und neuen Authoren/ die von dieſen Sachen geſchrieben/ ſind dieſer Meinung/ daß einen Weinberg zu pflantzen/ in warmen und trockenen Laͤndern/ die beſte Zeit ſey im Herbſt/ gleich nach dem Leeſen/ ſo bald das Laub vom Weinſtock ab- gefallen/ das iſt vom Anfang deß Octobers/ biß auf die Helffte des Winter-Monats. Jn kalten und feuchten Laͤndern aber/ im Fruͤling/ vom Ende des Hornungs biß Anfang des May. An temperirten und mittelmaͤſ- ſigen Orten kan alles beedes nach Belieben/ welches man will/ oder nachdem die Witterung iſt/ angeſtellet und verrichtet werden. Da dann auch diß zu wiſſen/ daß man die klein- marchichen Reben zu einer oder der andern Zeit/ nach Gefallen; die großmarchichen aber (denen die Kaͤlte leicht ſchaden mag) allein im Fruͤling muß einlegen laſ- ſen. Und folgt mancher nicht allein ſeines Grundes Beſchaffenheit/ ſondern auch ſeiner Einbildung und Capriccio nach; daß faſt in keiner Wirthſchaffts- Handlung/ ein ſo groſſer Unterſchied fuͤruͤber gehet/ als eben im Weingarts-Bau/ und meinet noch ein jeder/ ſein Vorſchlag ſey der beſte/ und die Warheit zu ge- ſtehen iſts beſſer/ wo die Erfahrung etliche Jahr nach einander einer Anſtalt fuͤrtraͤglich iſt/ dabey zu bleiben; und laͤſſet ſich hierinnen nichts vorſchreiben/ wann nur eines oder das andere die Vernunfft und den Nutzen auf ſeiner Seiten hat. Jn Oeſterreich werden die Weingebuͤrge/ auſſer der Uberbau; als Miſten/ Gruben/ Erdbeſchuͤtten und Stecken kauffen/ welches abſonderlich bezahlt wird/ folgender Geſtalt gearbeitet: 1 Stecken raumen und Stecken ſchlagen. 2 Schneiden. 3 Binden. 4 Jetten und Stecken ziehen. 5 Faſtenhauen. 6 Bandhauen. 7 Weich Weinhauen. 8 Anziehen. Und dieſe acht Stuck

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/352>, abgerufen am 24.11.2024.