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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Vierdten Buchs Erster Theil/ Wein-Garten.
[Spaltenumbruch] Hanf/ Türckischen Weitzen und andere Gewächse
hinein; man solls aber den Weinzierln keines weges
zulassen/ das geringste hinein zu bauen/ weil sie auch ei-
ner geringen Erlaubnis hernach zu ihrem Vortheil
mißbrauchen/ und wo man ihnen den Finger reicht (wie
das Sprichwort lautet) sie die gantze Hand haben
wollen.

Zum drittenmal hauet man zu Ende des Junii oder
Mittel des Julii/ das heist man Bandhauen/ ehe als
die Weinbeer in den Renn gehen/ jetzt mag man auch
die Stecken/ die abgehen/ schlagen und wieder aufrich-
ten/ wann sie umgefallen. Und werden die abhangen-
den Reben von neuem wieder aufgebunden.

Das vierdte Hauen geschicht im Augusto/ das heis-
set man weich Wein hauen; da werden auch zugleich
die obersten Wipffel von den frechen Weinstöcken ab-
geschnitten/ damit die Krafft/ so die Wurtzen an die-
ser Wachsthum gelegt/ allein und völlig in die Reben
komme; welches man auch in kurtzer Zeit sehr wol
spühren kan/ wie sie sich ergrössern und vollkommener
werden. Es wird auch das überflüssige Laub wegge-
streiffet/ damit der Sonnenschein zu den Trauben
möge.

[Spaltenumbruch]

Jtem wo man im folgenden Herbst zu gruben ge-
denckt/ ist jetzo Zeit/ daß man die Gräben oder Gräfften
(wie sie genennet werden) aufwerffe/ damit sie vom
Gewitter und Gestirne ermarbet/ desto leichtlicher her-
nach den eingelegten Reben ihre Nahrung mittheilen/
und ihr Wachsthum beschleinigen.

Diese Weingart-Arbeit ist nicht an einem Ort wie
an dem andern/ denn wann der Grund sandicht/ rogel/
nicht grasicht/ darf er des Hauens nicht so offt/ als wo
freche/ fruchtbare/ Gaile/ oder auch harte und lettichte
Erden/ welcher allein/ mit offtermals wiederholten
Hauen muß geholffen werden.

Etliche (wie Herr Rhagorius meldet) hauen ihre
Reben etwas weniges vor dem Winter/ wird aber/ wie
er selber sagt/ grosse Fürsichtigkeit darzu erfordert/ daß
man das Jahrs-Gewitter wol beobachte/ denn solte
gähling drauf eine Kälte einfallen/ könnte sie durch das
aufgeriegelte Erdreich bald an die Wurtzen dringen/
und also schädlich seyn. Daher in diesen und andern sich
ein vernünfftiger Hausvatter nach seines Grundes und
des Gewitters Eigenschafft/ seines Landes Gebrauch/
und seiner fleissigen und guten Nachbarn Beyspiel/ zu
richten hat.

Cap. XVII.
Stecken schlagen und hefften.
[Spaltenumbruch]

DEr Weinstock hat ein schwaches schwanckes
Holtz/ welches ohne Beyhülf auf Erden um-
kriechen/ und also seine Frucht nicht so wol zei-
tigen könnte. Daher werden die Stecken/ die schon
ihre gebührl[i]che Länge haben und wol zugespitzt seyn
sollen/ bald nach dem Schnitt/ der Ordnung nach/ bey-
gefügt; viel sind/ die die Weinstöcke auch oben zuspi-
tzen lassen/ damit Stahren/ Krayen/ Aglaster und andere
Vögel nicht so leichtlich ihren Stand darauf nehmen/
und denen Trauben zu Schaden noch grössere Beför-
derung haben können; theils lassen sie unten ein wenig
anbrennen/ daß sie in dem Grund nicht so geschwinde
faulen/ die Stecken soll man in der Fasten zum Vor-
rath kauffen; wo man aber ein eignes darzu taugliches
Holtz hat/ soll man ihm allzeit einen Vorrath derselben/
vorarbeiten lassen; die Länge soll seyn einer mittelmäs-
sigen Klaffter/ und die Dicke ein Zoll und ein Viertel/
oder aufs höchste anderthalb Zoll. Wo man Lerchen-
bäumene Stecken haben kan/ die dauren wol am länge-
sten; nach diesem sind die Förenen/ wie man sie zu denen
Bronnröhren braucht; die Tännene und Fichtene sind
die schlechtesten und faulen am ehisten/ sind aber auch
die wolfeilesten.

Den Weinzierdlen muß man nicht gestatten/ daß
sie die Stecken oder Pfäle (wie man sie anderswo
nennet) ihres Gefallens ausmustern dörffen/ sonst bre-
chen sie mit Fleiß solche auch gantz entzwey/ damit sie sel-
bige zu ihren Nutzen verwenden können; wann sies aber
nicht dörffen behalten/ sondern aufrichten oder zusamm
legen müssen/ biß sie der Herr vorhero gesehen/ so
kan sie derselbe hernach/ wohin er will/ hingeben/ oder
selbst gebrauchen.

Muß man die Weinstecken kauffen/ so muß man
erstlich auf ihre Länge und Dicke; hernach auch auf die
[Spaltenumbruch] Zahl Acht geben/ ein Pfund Stecken hat 240 Stuck/
damit nichts mangele/ und der Weinzierel desto ge-
nauere Rechenschafft darum geben könne/ und nicht Aus-
red habe/ man habe ihme zu wenig geliefert.

Das Anbinden oder Hefften geschiehet bald nach
dem Steckenschlagen/ da ist wol aufzusehen/ daß die
Blätter nicht mit in die Bande kommen/ weil es dem
Holtz an seinem Wachsthum darum verhinderlich/ in-
dem das Blat von dem Band gleichsam gehemmet
wird/ daß sich das zarte junge Holtz nicht in die Höhe
aufrichten oder ausstrecken kan. Es muß auch offt nach-
gesehen seyn/ wo ein Band zerrissen ist/ daß mans vom
neuen wieder anbinde; Solches geschicht meistes von
feuchten Strohbändern/ welche aber nicht zu dick seyn
müssen/ man muß sie auch nicht enge zusammen ziehen/
damit das Rebholtz am wachsen nicht verhindert sey;
die Stecken sollen meistentheils auf diese Seiten gepfält
werden/ wo der gröste Wind gewönlich herstürmet/ denn
lässet man die Reben/ zwischen den Stecken und dem
Wind/ so treibt und reibt sie der starcke Wind an den
scharffen Stecken an/ und fretten sich entweder wund/
oder büssen die Augen gar ein/ darum muß der Pfal
zwischen dem Winde und der Reben seyn/ nicht nur al-
lein darum/ daß er etwas aufhalte/ sondern auch wann
der Wind die Reben treibet/ sie sich in ihrem weichen
Strohband von dem harten Holtz abwenden/ und also
desto leichter unbeschädigt bleiben. Das Anbinden
muß geschehen ehe die Augen noch ausschlagen/ sie hal-
ten ohne diß auf das Hefften mit ihrem Wachsthum
etliche Tage einen Stillstand/ als ob sie ob den ihnen
angelegten Fesseln erschrocken wären/ so ihnen aber/ we-
gen der damals offt einfallenden Nacht-Fröste mehr gut
als böse ist. Wann die Rebe lang ist/ muß man mehr
als ein Band gebrauchen.

Cap.

Vierdten Buchs Erſter Theil/ Wein-Garten.
[Spaltenumbruch] Hanf/ Tuͤrckiſchen Weitzen und andere Gewaͤchſe
hinein; man ſolls aber den Weinzierln keines weges
zulaſſen/ das geringſte hinein zu bauen/ weil ſie auch ei-
ner geringen Erlaubnis hernach zu ihrem Vortheil
mißbrauchen/ und wo man ihnen den Finger reicht (wie
das Sprichwort lautet) ſie die gantze Hand haben
wollen.

Zum drittenmal hauet man zu Ende des Junii oder
Mittel des Julii/ das heiſt man Bandhauen/ ehe als
die Weinbeer in den Renn gehen/ jetzt mag man auch
die Stecken/ die abgehen/ ſchlagen und wieder aufrich-
ten/ wann ſie umgefallen. Und werden die abhangen-
den Reben von neuem wieder aufgebunden.

Das vierdte Hauen geſchicht im Auguſto/ das heiſ-
ſet man weich Wein hauen; da werden auch zugleich
die oberſten Wipffel von den frechen Weinſtoͤcken ab-
geſchnitten/ damit die Krafft/ ſo die Wurtzen an die-
ſer Wachsthum gelegt/ allein und voͤllig in die Reben
komme; welches man auch in kurtzer Zeit ſehr wol
ſpuͤhren kan/ wie ſie ſich ergroͤſſern und vollkommener
werden. Es wird auch das uͤberfluͤſſige Laub wegge-
ſtreiffet/ damit der Sonnenſchein zu den Trauben
moͤge.

[Spaltenumbruch]

Jtem wo man im folgenden Herbſt zu gruben ge-
denckt/ iſt jetzo Zeit/ daß man die Graͤben oder Graͤfften
(wie ſie genennet werden) aufwerffe/ damit ſie vom
Gewitter und Geſtirne ermarbet/ deſto leichtlicher her-
nach den eingelegten Reben ihre Nahrung mittheilen/
und ihr Wachsthum beſchleinigen.

Dieſe Weingart-Arbeit iſt nicht an einem Ort wie
an dem andern/ denn wann der Grund ſandicht/ rogel/
nicht graſicht/ darf er des Hauens nicht ſo offt/ als wo
freche/ fruchtbare/ Gaile/ oder auch harte und lettichte
Erden/ welcher allein/ mit offtermals wiederholten
Hauen muß geholffen werden.

Etliche (wie Herr Rhagorius meldet) hauen ihre
Reben etwas weniges vor dem Winter/ wird aber/ wie
er ſelber ſagt/ groſſe Fuͤrſichtigkeit darzu erfordert/ daß
man das Jahrs-Gewitter wol beobachte/ denn ſolte
gaͤhling drauf eine Kaͤlte einfallen/ koͤnnte ſie durch das
aufgeriegelte Erdreich bald an die Wurtzen dringen/
und alſo ſchaͤdlich ſeyn. Daher in dieſen und andern ſich
ein vernuͤnfftiger Hausvatter nach ſeines Grundes und
des Gewitters Eigenſchafft/ ſeines Landes Gebrauch/
und ſeiner fleiſſigen und guten Nachbarn Beyſpiel/ zu
richten hat.

Cap. XVII.
Stecken ſchlagen und hefften.
[Spaltenumbruch]

DEr Weinſtock hat ein ſchwaches ſchwanckes
Holtz/ welches ohne Beyhuͤlf auf Erden um-
kriechen/ und alſo ſeine Frucht nicht ſo wol zei-
tigen koͤnnte. Daher werden die Stecken/ die ſchon
ihre gebuͤhrl[i]che Laͤnge haben und wol zugeſpitzt ſeyn
ſollen/ bald nach dem Schnitt/ der Ordnung nach/ bey-
gefuͤgt; viel ſind/ die die Weinſtoͤcke auch oben zuſpi-
tzen laſſen/ damit Stahren/ Krayen/ Aglaſter und andere
Voͤgel nicht ſo leichtlich ihren Stand darauf nehmen/
und denen Trauben zu Schaden noch groͤſſere Befoͤr-
derung haben koͤnnen; theils laſſen ſie unten ein wenig
anbrennen/ daß ſie in dem Grund nicht ſo geſchwinde
faulen/ die Stecken ſoll man in der Faſten zum Vor-
rath kauffen; wo man aber ein eignes darzu taugliches
Holtz hat/ ſoll man ihm allzeit einen Vorrath derſelben/
vorarbeiten laſſen; die Laͤnge ſoll ſeyn einer mittelmaͤſ-
ſigen Klaffter/ und die Dicke ein Zoll und ein Viertel/
oder aufs hoͤchſte anderthalb Zoll. Wo man Lerchen-
baͤumene Stecken haben kan/ die dauren wol am laͤnge-
ſten; nach dieſem ſind die Foͤrenen/ wie man ſie zu denen
Bronnroͤhren braucht; die Taͤnnene und Fichtene ſind
die ſchlechteſten und faulen am ehiſten/ ſind aber auch
die wolfeileſten.

Den Weinzierdlen muß man nicht geſtatten/ daß
ſie die Stecken oder Pfaͤle (wie man ſie anderswo
nennet) ihres Gefallens ausmuſtern doͤrffen/ ſonſt bre-
chen ſie mit Fleiß ſolche auch gantz entzwey/ damit ſie ſel-
bige zu ihren Nutzen verwenden koͤnnen; wann ſies aber
nicht doͤrffen behalten/ ſondern aufrichten oder zuſamm
legen muͤſſen/ biß ſie der Herr vorhero geſehen/ ſo
kan ſie derſelbe hernach/ wohin er will/ hingeben/ oder
ſelbſt gebrauchen.

Muß man die Weinſtecken kauffen/ ſo muß man
erſtlich auf ihre Laͤnge und Dicke; hernach auch auf die
[Spaltenumbruch] Zahl Acht geben/ ein Pfund Stecken hat 240 Stuck/
damit nichts mangele/ und der Weinzierel deſto ge-
nauere Rechenſchafft darum geben koͤñe/ und nicht Aus-
red habe/ man habe ihme zu wenig geliefert.

Das Anbinden oder Hefften geſchiehet bald nach
dem Steckenſchlagen/ da iſt wol aufzuſehen/ daß die
Blaͤtter nicht mit in die Bande kommen/ weil es dem
Holtz an ſeinem Wachsthum darum verhinderlich/ in-
dem das Blat von dem Band gleichſam gehemmet
wird/ daß ſich das zarte junge Holtz nicht in die Hoͤhe
aufrichten oder ausſtrecken kan. Es muß auch offt nach-
geſehen ſeyn/ wo ein Band zerriſſen iſt/ daß mans vom
neuen wieder anbinde; Solches geſchicht meiſtes von
feuchten Strohbaͤndern/ welche aber nicht zu dick ſeyn
muͤſſen/ man muß ſie auch nicht enge zuſammen ziehen/
damit das Rebholtz am wachſen nicht verhindert ſey;
die Stecken ſollen meiſtentheils auf dieſe Seiten gepfaͤlt
werden/ wo der groͤſte Wind gewoͤnlich herſtuͤrmet/ deñ
laͤſſet man die Reben/ zwiſchen den Stecken und dem
Wind/ ſo treibt und reibt ſie der ſtarcke Wind an den
ſcharffen Stecken an/ und fretten ſich entweder wund/
oder buͤſſen die Augen gar ein/ darum muß der Pfal
zwiſchen dem Winde und der Reben ſeyn/ nicht nur al-
lein darum/ daß er etwas aufhalte/ ſondern auch wann
der Wind die Reben treibet/ ſie ſich in ihrem weichen
Strohband von dem harten Holtz abwenden/ und alſo
deſto leichter unbeſchaͤdigt bleiben. Das Anbinden
muß geſchehen ehe die Augen noch ausſchlagen/ ſie hal-
ten ohne diß auf das Hefften mit ihrem Wachsthum
etliche Tage einen Stillſtand/ als ob ſie ob den ihnen
angelegten Feſſeln erſchrocken waͤren/ ſo ihnen aber/ we-
gen der damals offt einfallenden Nacht-Froͤſte mehr gut
als boͤſe iſt. Wann die Rebe lang iſt/ muß man mehr
als ein Band gebrauchen.

Cap.
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[343/0361] Vierdten Buchs Erſter Theil/ Wein-Garten. Hanf/ Tuͤrckiſchen Weitzen und andere Gewaͤchſe hinein; man ſolls aber den Weinzierln keines weges zulaſſen/ das geringſte hinein zu bauen/ weil ſie auch ei- ner geringen Erlaubnis hernach zu ihrem Vortheil mißbrauchen/ und wo man ihnen den Finger reicht (wie das Sprichwort lautet) ſie die gantze Hand haben wollen. Zum drittenmal hauet man zu Ende des Junii oder Mittel des Julii/ das heiſt man Bandhauen/ ehe als die Weinbeer in den Renn gehen/ jetzt mag man auch die Stecken/ die abgehen/ ſchlagen und wieder aufrich- ten/ wann ſie umgefallen. Und werden die abhangen- den Reben von neuem wieder aufgebunden. Das vierdte Hauen geſchicht im Auguſto/ das heiſ- ſet man weich Wein hauen; da werden auch zugleich die oberſten Wipffel von den frechen Weinſtoͤcken ab- geſchnitten/ damit die Krafft/ ſo die Wurtzen an die- ſer Wachsthum gelegt/ allein und voͤllig in die Reben komme; welches man auch in kurtzer Zeit ſehr wol ſpuͤhren kan/ wie ſie ſich ergroͤſſern und vollkommener werden. Es wird auch das uͤberfluͤſſige Laub wegge- ſtreiffet/ damit der Sonnenſchein zu den Trauben moͤge. Jtem wo man im folgenden Herbſt zu gruben ge- denckt/ iſt jetzo Zeit/ daß man die Graͤben oder Graͤfften (wie ſie genennet werden) aufwerffe/ damit ſie vom Gewitter und Geſtirne ermarbet/ deſto leichtlicher her- nach den eingelegten Reben ihre Nahrung mittheilen/ und ihr Wachsthum beſchleinigen. Dieſe Weingart-Arbeit iſt nicht an einem Ort wie an dem andern/ denn wann der Grund ſandicht/ rogel/ nicht graſicht/ darf er des Hauens nicht ſo offt/ als wo freche/ fruchtbare/ Gaile/ oder auch harte und lettichte Erden/ welcher allein/ mit offtermals wiederholten Hauen muß geholffen werden. Etliche (wie Herr Rhagorius meldet) hauen ihre Reben etwas weniges vor dem Winter/ wird aber/ wie er ſelber ſagt/ groſſe Fuͤrſichtigkeit darzu erfordert/ daß man das Jahrs-Gewitter wol beobachte/ denn ſolte gaͤhling drauf eine Kaͤlte einfallen/ koͤnnte ſie durch das aufgeriegelte Erdreich bald an die Wurtzen dringen/ und alſo ſchaͤdlich ſeyn. Daher in dieſen und andern ſich ein vernuͤnfftiger Hausvatter nach ſeines Grundes und des Gewitters Eigenſchafft/ ſeines Landes Gebrauch/ und ſeiner fleiſſigen und guten Nachbarn Beyſpiel/ zu richten hat. Cap. XVII. Stecken ſchlagen und hefften. DEr Weinſtock hat ein ſchwaches ſchwanckes Holtz/ welches ohne Beyhuͤlf auf Erden um- kriechen/ und alſo ſeine Frucht nicht ſo wol zei- tigen koͤnnte. Daher werden die Stecken/ die ſchon ihre gebuͤhrliche Laͤnge haben und wol zugeſpitzt ſeyn ſollen/ bald nach dem Schnitt/ der Ordnung nach/ bey- gefuͤgt; viel ſind/ die die Weinſtoͤcke auch oben zuſpi- tzen laſſen/ damit Stahren/ Krayen/ Aglaſter und andere Voͤgel nicht ſo leichtlich ihren Stand darauf nehmen/ und denen Trauben zu Schaden noch groͤſſere Befoͤr- derung haben koͤnnen; theils laſſen ſie unten ein wenig anbrennen/ daß ſie in dem Grund nicht ſo geſchwinde faulen/ die Stecken ſoll man in der Faſten zum Vor- rath kauffen; wo man aber ein eignes darzu taugliches Holtz hat/ ſoll man ihm allzeit einen Vorrath derſelben/ vorarbeiten laſſen; die Laͤnge ſoll ſeyn einer mittelmaͤſ- ſigen Klaffter/ und die Dicke ein Zoll und ein Viertel/ oder aufs hoͤchſte anderthalb Zoll. Wo man Lerchen- baͤumene Stecken haben kan/ die dauren wol am laͤnge- ſten; nach dieſem ſind die Foͤrenen/ wie man ſie zu denen Bronnroͤhren braucht; die Taͤnnene und Fichtene ſind die ſchlechteſten und faulen am ehiſten/ ſind aber auch die wolfeileſten. Den Weinzierdlen muß man nicht geſtatten/ daß ſie die Stecken oder Pfaͤle (wie man ſie anderswo nennet) ihres Gefallens ausmuſtern doͤrffen/ ſonſt bre- chen ſie mit Fleiß ſolche auch gantz entzwey/ damit ſie ſel- bige zu ihren Nutzen verwenden koͤnnen; wann ſies aber nicht doͤrffen behalten/ ſondern aufrichten oder zuſamm legen muͤſſen/ biß ſie der Herr vorhero geſehen/ ſo kan ſie derſelbe hernach/ wohin er will/ hingeben/ oder ſelbſt gebrauchen. Muß man die Weinſtecken kauffen/ ſo muß man erſtlich auf ihre Laͤnge und Dicke; hernach auch auf die Zahl Acht geben/ ein Pfund Stecken hat 240 Stuck/ damit nichts mangele/ und der Weinzierel deſto ge- nauere Rechenſchafft darum geben koͤñe/ und nicht Aus- red habe/ man habe ihme zu wenig geliefert. Das Anbinden oder Hefften geſchiehet bald nach dem Steckenſchlagen/ da iſt wol aufzuſehen/ daß die Blaͤtter nicht mit in die Bande kommen/ weil es dem Holtz an ſeinem Wachsthum darum verhinderlich/ in- dem das Blat von dem Band gleichſam gehemmet wird/ daß ſich das zarte junge Holtz nicht in die Hoͤhe aufrichten oder ausſtrecken kan. Es muß auch offt nach- geſehen ſeyn/ wo ein Band zerriſſen iſt/ daß mans vom neuen wieder anbinde; Solches geſchicht meiſtes von feuchten Strohbaͤndern/ welche aber nicht zu dick ſeyn muͤſſen/ man muß ſie auch nicht enge zuſammen ziehen/ damit das Rebholtz am wachſen nicht verhindert ſey; die Stecken ſollen meiſtentheils auf dieſe Seiten gepfaͤlt werden/ wo der groͤſte Wind gewoͤnlich herſtuͤrmet/ deñ laͤſſet man die Reben/ zwiſchen den Stecken und dem Wind/ ſo treibt und reibt ſie der ſtarcke Wind an den ſcharffen Stecken an/ und fretten ſich entweder wund/ oder buͤſſen die Augen gar ein/ darum muß der Pfal zwiſchen dem Winde und der Reben ſeyn/ nicht nur al- lein darum/ daß er etwas aufhalte/ ſondern auch wann der Wind die Reben treibet/ ſie ſich in ihrem weichen Strohband von dem harten Holtz abwenden/ und alſo deſto leichter unbeſchaͤdigt bleiben. Das Anbinden muß geſchehen ehe die Augen noch ausſchlagen/ ſie hal- ten ohne diß auf das Hefften mit ihrem Wachsthum etliche Tage einen Stillſtand/ als ob ſie ob den ihnen angelegten Feſſeln erſchrocken waͤren/ ſo ihnen aber/ we- gen der damals offt einfallenden Nacht-Froͤſte mehr gut als boͤſe iſt. Wann die Rebe lang iſt/ muß man mehr als ein Band gebrauchen. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/361>, abgerufen am 25.11.2024.