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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Abödungen durch eigne und fremde Leute/ wann er Marck
und Steine verrucken liesse/ sonderlich wofern er das/
was er im Land-Hause/ Vitzthum-Amt/ oder sonst be-
zahlen solle/ anstehen/ und also schädliche und gefährliche
praejudicia erwachsen liesse; solle Bestand-Jnnhaber
schuldig seyn/ den Schaden/ nach billicher Erkänntniß/
zu bezahlen. Und obwol nach diesen Bedencken in al-
len/ nicht jederzeit (in Ansehung von unterschiedlichen
Angehörungen und Ertragungen) kan stricte gehandelt
werden/ hat man doch ein Modell/ wornach man sich/
wo nicht in allen/ doch in den vornehmsten Stücken re-
guli
ren und richten könne. Alle und jede Contracte sind
zwar frey/ doch können sie nicht eher zum Vergleich ge-
deyen/ als biß zweyer ungleicher Humor, durch Vermitt-
[Spaltenumbruch] lung guter Freunde und Beystande vereiniget und accor-
di
rt werden.

Zum Neundten und letzten/ soll er auch/ in derselbi-
gen nächsten Nachbarschafft/ einen vertrauten guten
Freunde haben/ der vor sich selbst/ oder durch geschickli-
che/ warhafftige Abgeordnete/ sonderlich im ersten und
andern Jahr/ auf des Bestand-Jnnhabers Thun und
Lassen/ wie er vornemlich sich mit den Wäldern/ Fel-
dern/ Gründen und Gärten verhalte/ von aussen her/ ge-
naue acht haben/ so bald sie etwas unrechtes und schäd-
liches vermercken/ es stracks dem Bestand-Verlasser an-
zeigen/ damit er selbst zusehe/ und/ auf Befund/ diß
alles ehistens remediren und in guten Stand bringen
könne.

[Abbildung]
Cap. XIX.
Von dem Bauen ins gemein.
[Spaltenumbruch]

OB es zwar gewiß/ daß ein guter Haus-Wirth
vor vielen sonderlich unnothwendigen Gebäuen
(weilen es grosse Wissenschafft/ mannigfältige
Vorbereitungen/ unverdrossenen Fleiß/ emsiges Nach-
sehen/ anhäbige Gedult/ und einen offenen Beutel er-
fordert) sich hüten soll/ und solches nur grossen Herren/
und reichen Proelaten zustehet: So sind dennoch zu Zei-
ten erhebliche Ursachen/ daß man gezwungen bauen muß.
Geschihet nun diß/ soll man zum Bauen (wo möglich)
schönes Wetter/ lange Täge und wolfeile Zeiten erweh-
len/ vor allen Dingen das nohtwendige/ darnach das
nutzbare/ und letzlich das angenehme im Bauen vor die
Hand nehmen. Also muß man erstlich ein Jahr vorher
alle darzu gehörige Materialien zu bequemer Zeit bey-
bringen und an die Hand schaffen/ damit weder an Holtz/
Ziegeln/ Stein/ noch Sand und Kalch/ bey angehendem
[Spaltenumbruch] Wercke/ kein Abgang/ sondern genugsamer Vorrath
und Abkommen verhanden sey; damit hernach keine
Hinderung fürfalle/ und alles desto schleiniger von statten
gehe. Es scheinet aber/ als haben entweder die Bienen/
mit ihrem schönen und artlichen Wachs-Gebäu/ den
Menschen ihre Wohnungen/ sonderlich Städte; oder
doch die Schwalben und anders Geflügel/ mit ihren
wolverwahrten und bekleibten Nestern/ zu den Privat-
Häusern Anlaß/ und gleichsam eine Vorschrifft und Mo-
dell gegeben. Wiewol die Nothturfft in diesen und an-
dern Sachen der beste und sicherste Lehr-Meister gewesen.

Zum Andern/ muß er vorher seinen vernünfftigen
Uberschlag machen/ wieviel ihm beyläuffig an allem und
jedem aufgehen/ und ob er erkleckliche Mittel darzu im
Vorrath haben möchte.
Drittens/ muß er alles mit einem treuen/ bewährten/
weisen

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Aboͤdungen durch eigne und fremde Leute/ wann er Marck
und Steine verrucken lieſſe/ ſonderlich wofern er das/
was er im Land-Hauſe/ Vitzthum-Amt/ oder ſonſt be-
zahlen ſolle/ anſtehen/ und alſo ſchaͤdliche und gefaͤhrliche
præjudicia erwachſen lieſſe; ſolle Beſtand-Jnnhaber
ſchuldig ſeyn/ den Schaden/ nach billicher Erkaͤnntniß/
zu bezahlen. Und obwol nach dieſen Bedencken in al-
len/ nicht jederzeit (in Anſehung von unterſchiedlichen
Angehoͤrungen und Ertragungen) kan ſtrictè gehandelt
werden/ hat man doch ein Modell/ wornach man ſich/
wo nicht in allen/ doch in den vornehmſten Stuͤcken re-
guli
ren und richten koͤnne. Alle und jede Contracte ſind
zwar frey/ doch koͤnnen ſie nicht eher zum Vergleich ge-
deyen/ als biß zweyer ungleicher Humor, durch Vermitt-
[Spaltenumbruch] lung guter Freunde und Beyſtande vereiniget und accor-
di
rt werden.

Zum Neundten und letzten/ ſoll er auch/ in derſelbi-
gen naͤchſten Nachbarſchafft/ einen vertrauten guten
Freunde haben/ der vor ſich ſelbſt/ oder durch geſchickli-
che/ warhafftige Abgeordnete/ ſonderlich im erſten und
andern Jahr/ auf des Beſtand-Jnnhabers Thun und
Laſſen/ wie er vornemlich ſich mit den Waͤldern/ Fel-
dern/ Gruͤnden und Gaͤrten verhalte/ von auſſen her/ ge-
naue acht haben/ ſo bald ſie etwas unrechtes und ſchaͤd-
liches vermercken/ es ſtracks dem Beſtand-Verlaſſer an-
zeigen/ damit er ſelbſt zuſehe/ und/ auf Befund/ diß
alles ehiſtens remediren und in guten Stand bringen
koͤnne.

[Abbildung]
Cap. XIX.
Von dem Bauen ins gemein.
[Spaltenumbruch]

OB es zwar gewiß/ daß ein guter Haus-Wirth
vor vielen ſonderlich unnothwendigen Gebaͤuen
(weilen es groſſe Wiſſenſchafft/ mannigfaͤltige
Vorbereitungen/ unverdroſſenen Fleiß/ emſiges Nach-
ſehen/ anhaͤbige Gedult/ und einen offenen Beutel er-
fordert) ſich huͤten ſoll/ und ſolches nur groſſen Herren/
und reichen Prœlaten zuſtehet: So ſind dennoch zu Zei-
ten erhebliche Urſachen/ daß man gezwungen bauen muß.
Geſchihet nun diß/ ſoll man zum Bauen (wo moͤglich)
ſchoͤnes Wetter/ lange Taͤge und wolfeile Zeiten erweh-
len/ vor allen Dingen das nohtwendige/ darnach das
nutzbare/ und letzlich das angenehme im Bauen vor die
Hand nehmen. Alſo muß man erſtlich ein Jahr vorher
alle darzu gehoͤrige Materialien zu bequemer Zeit bey-
bringen und an die Hand ſchaffen/ damit weder an Holtz/
Ziegeln/ Stein/ noch Sand und Kalch/ bey angehendem
[Spaltenumbruch] Wercke/ kein Abgang/ ſondern genugſamer Vorrath
und Abkommen verhanden ſey; damit hernach keine
Hinderung fuͤrfalle/ und alles deſto ſchleiniger von ſtatten
gehe. Es ſcheinet aber/ als haben entweder die Bienen/
mit ihrem ſchoͤnen und artlichen Wachs-Gebaͤu/ den
Menſchen ihre Wohnungen/ ſonderlich Staͤdte; oder
doch die Schwalben und anders Gefluͤgel/ mit ihren
wolverwahrten und bekleibten Neſtern/ zu den Privat-
Haͤuſern Anlaß/ und gleichſam eine Vorſchrifft und Mo-
dell gegeben. Wiewol die Nothturfft in dieſen und an-
dern Sachen der beſte und ſicherſte Lehr-Meiſter geweſen.

Zum Andern/ muß er vorher ſeinen vernuͤnfftigen
Uberſchlag machen/ wieviel ihm beylaͤuffig an allem und
jedem aufgehen/ und ob er erkleckliche Mittel darzu im
Vorrath haben moͤchte.
Drittens/ muß er alles mit einem treuen/ bewaͤhrten/
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[20/0038] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Aboͤdungen durch eigne und fremde Leute/ wann er Marck und Steine verrucken lieſſe/ ſonderlich wofern er das/ was er im Land-Hauſe/ Vitzthum-Amt/ oder ſonſt be- zahlen ſolle/ anſtehen/ und alſo ſchaͤdliche und gefaͤhrliche præjudicia erwachſen lieſſe; ſolle Beſtand-Jnnhaber ſchuldig ſeyn/ den Schaden/ nach billicher Erkaͤnntniß/ zu bezahlen. Und obwol nach dieſen Bedencken in al- len/ nicht jederzeit (in Anſehung von unterſchiedlichen Angehoͤrungen und Ertragungen) kan ſtrictè gehandelt werden/ hat man doch ein Modell/ wornach man ſich/ wo nicht in allen/ doch in den vornehmſten Stuͤcken re- guliren und richten koͤnne. Alle und jede Contracte ſind zwar frey/ doch koͤnnen ſie nicht eher zum Vergleich ge- deyen/ als biß zweyer ungleicher Humor, durch Vermitt- lung guter Freunde und Beyſtande vereiniget und accor- dirt werden. Zum Neundten und letzten/ ſoll er auch/ in derſelbi- gen naͤchſten Nachbarſchafft/ einen vertrauten guten Freunde haben/ der vor ſich ſelbſt/ oder durch geſchickli- che/ warhafftige Abgeordnete/ ſonderlich im erſten und andern Jahr/ auf des Beſtand-Jnnhabers Thun und Laſſen/ wie er vornemlich ſich mit den Waͤldern/ Fel- dern/ Gruͤnden und Gaͤrten verhalte/ von auſſen her/ ge- naue acht haben/ ſo bald ſie etwas unrechtes und ſchaͤd- liches vermercken/ es ſtracks dem Beſtand-Verlaſſer an- zeigen/ damit er ſelbſt zuſehe/ und/ auf Befund/ diß alles ehiſtens remediren und in guten Stand bringen koͤnne. [Abbildung] Cap. XIX. Von dem Bauen ins gemein. OB es zwar gewiß/ daß ein guter Haus-Wirth vor vielen ſonderlich unnothwendigen Gebaͤuen (weilen es groſſe Wiſſenſchafft/ mannigfaͤltige Vorbereitungen/ unverdroſſenen Fleiß/ emſiges Nach- ſehen/ anhaͤbige Gedult/ und einen offenen Beutel er- fordert) ſich huͤten ſoll/ und ſolches nur groſſen Herren/ und reichen Prœlaten zuſtehet: So ſind dennoch zu Zei- ten erhebliche Urſachen/ daß man gezwungen bauen muß. Geſchihet nun diß/ ſoll man zum Bauen (wo moͤglich) ſchoͤnes Wetter/ lange Taͤge und wolfeile Zeiten erweh- len/ vor allen Dingen das nohtwendige/ darnach das nutzbare/ und letzlich das angenehme im Bauen vor die Hand nehmen. Alſo muß man erſtlich ein Jahr vorher alle darzu gehoͤrige Materialien zu bequemer Zeit bey- bringen und an die Hand ſchaffen/ damit weder an Holtz/ Ziegeln/ Stein/ noch Sand und Kalch/ bey angehendem Wercke/ kein Abgang/ ſondern genugſamer Vorrath und Abkommen verhanden ſey; damit hernach keine Hinderung fuͤrfalle/ und alles deſto ſchleiniger von ſtatten gehe. Es ſcheinet aber/ als haben entweder die Bienen/ mit ihrem ſchoͤnen und artlichen Wachs-Gebaͤu/ den Menſchen ihre Wohnungen/ ſonderlich Staͤdte; oder doch die Schwalben und anders Gefluͤgel/ mit ihren wolverwahrten und bekleibten Neſtern/ zu den Privat- Haͤuſern Anlaß/ und gleichſam eine Vorſchrifft und Mo- dell gegeben. Wiewol die Nothturfft in dieſen und an- dern Sachen der beſte und ſicherſte Lehr-Meiſter geweſen. Zum Andern/ muß er vorher ſeinen vernuͤnfftigen Uberſchlag machen/ wieviel ihm beylaͤuffig an allem und jedem aufgehen/ und ob er erkleckliche Mittel darzu im Vorrath haben moͤchte. Drittens/ muß er alles mit einem treuen/ bewaͤhrten/ weiſen

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/38>, abgerufen am 23.11.2024.