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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obst-Garten.
[Spaltenumbruch] dieses eine faule Hand scheuen; so fallen sie/ wann sie
zeitig/ von sich selbst herab/ und gleichsam dem Menschen
in den Mund; sie geben auch nicht allein Speise (wie dann
viel von den alten Völckern von den Baum-Früchten ihre
Nahrung genommen haben) sondern auch zum Uberfluß
Tranck an Most und Brandwein; Ja keine Provinz/
keine Stadt/ Schloß oder Haus kan den Ruhm der
Schönheit davon tragen/ wofern es der allerschönsten
Zierde des Obstes entsetzet ist; Daher ein jeder Haus-
vatter sich bemühen solle/ daß durch seinen Fleiß dieser
[Spaltenumbruch] Ehren-Titul seinem Gut verbleibe/ und vor allen Din-
gen sich hüten/ daß durch eigne Nachlässigkeit dieser
Schmuck zu seinem und der Seinigen Schaden nicht
entzogen werde.

Herr Speidel in seinem Speculo Juridico-Politico
meldet/ daß an etlichen Orten des Hertzogthums Wür-
temberg diese löbliche Gewonheit sey/ daß ein jeder/ der
zu einem Unterthan ist angenommen worden/ einen neuen
fruchtbaren Baum an einen gemeinen Platz zu setzen ge-
halten wird.

Cap. III.
Vom Grunde.
[Spaltenumbruch]

DJe Erde hat eine sonderliche Eindruckung in sich
von der Lufft und dem Gestirne/ daß sie auch an
einem Ort unterschiedliche Kräuter hervor bringt
als an dem andern/ derhalben der Herr von Verulam
in seiner hist. naturali experim. 574 erzehlet/ daß/ als
die Retour-Schiff aus Jndien/ als sie in Jtalien an-
kommen/ und die in Jndien/ zu Belastung der Schiff/
aufgeladene Erden auf das Land geworffen/ seyen dar-
von gantz fremde und unbekandte Kräuter gewachsen;
Also nun gibt es einem Hausvatter die gewisseste Nach-
richt/ ob und wie der Grund zu seinem Baumgarten
dienlich sey/ wann er die wilden Bäum/ als Eichen/
Weiden/ Tannen und anders Feld-Holtz betrachtet/
ob es wolgewächsig/ von vielen Aesten/ gerad und hoch
aufschiesset/ gern trägt und Frucht bringet/ diß kan ihm
eine unbetriegliche Hofnung bringen/ sein Baumgarten
könne auch nicht übel gerahten.

Daher freylich ein überaus grosser Vortheil ist/
wann das Erdreich an ihm selbsten geschlacht/ und die
Wurtzen solches fein durch kriechen und den Nahrungs-
Safft unverhindert an sich ziehen können; da sie hinge-
gen in einem harten laimichten starcken Grunde stecken
bleiben/ und aus Ermangelung des Saffts entweder
gar verderben/ oder doch klein/ ungewächsig und un-
fruchtbar bleiben müssen/ so ist auch ein sandichter Grund
darum nicht gut/ weil so wol die Hitz/ als die Kälte/ die
Trockene als die Nässe/ gar zu leicht eindringen/ und den
Wurtzen leichtlich schaden mögen.

Johann Royer Fürstl. Hessischer Gärtner sagt im
4 Cap. seiner Garten-Beschreibung/ daß er in seinem
Garten ein Theil rohe und harte spissige Erden folgen-
der Gestalt verbessert habe: Er habe Aschen überall/
auch von der Wäsche und Seifensiedern zusammen ge-
klaubt/ und dick darüber gestreuet/ und in die 3 Wochen
also ligen lassen/ daß es Lufft und Sonne durchtempe-
rirt/ und den Salpeter von erst daraus gezogen/ alsdann
hab er umgegraben/ und ziemlichen Sand darüber ge-
streuet/ gelb und weiß/ wie er ihn haben können/ und dann
wieder einmal umgegraben/ und guten kleinen Mist dar-
über gethan/ und wieder umgegraben einmal oder zwey/
biß alles recht untereinander kommen/ und sey daraus
ein mild/ märbes/ gutes und fruchtbares Erdreich
worden.

Herr Peter Gabriel sagt/ ein fettes/ sandichtes und
mit Kistelsteinen vermischtes Erdreich/ dem Grund eben
gleich/ sey gut für die Aepfel- und Kirschbäum/ dann sey
es lettich unten her/ so werden die Bäume miessig/ wann
man aber eine Grube 3 Schuh tief und 6 Schuh breit
[Spaltenumbruch] mache/ und solche mit andern mit Dung vermischten
Boden erfüllt/ so gewinnen die Bäume bald Wurtzen/
und wachsen wol.

Der Grund ist vorher eine halbe Klaffter tief auf-
zugraben/ damit man seine Beschaffenheit eigentlich
ausnehmen könne; indem offt ein Grund aussenher
gute Anzeigungen gibt/ währt aber kaum einer Span-
nen tief/ und folget hernach untenher ein steinichter oder
leimichter oder feuchter Grund. Die Erd ist bißwei-
len beschaffen wie ein Zwifel-Gewächs/ wie sich vielerley
(wiewol einerley Natur) Falten und Röcke in diesen
zeigen: also hat die Erden manchmal etliche Plicas und
Funicas, aber von unterschiedener und offt widerwärti-
ger Gattung aufeinander. Durch diese Gruben aber/
kan man eigentlich/ wie die Erden inwendig sich ändert/
oder was Gutes oder Böses daher zu hoffen/ ersehen.

Jst nun/ wie öffters geschihet/ der Boden nicht nach
Verlangen/ kan ihm dennoch durch Fleiß und Arbeit auf
solche Weise geholffen werden. Laß die Gruben/ wor-
ein die Wildling oder Peltzer stehen sollen/ desto weiter
und tieffer auf halben Mann hoch/ und wol so weit aus-
graben/ vermische ihn mit guter trächtiger Erden und mit
guter Dung/ einen lettichten/ leimichten Boden/ muß
man durch Sand und einen sandichten durch Leim ver-
verbessern und also temperiren/ sonst ist ein leimichter
Grund den Bäumen allzeit bequemer/ als ein sandichter/
wann er nur nicht gar zu hart/ zähe und letticht ist/ der
bey dürrem Wetter fest wie ein Stein werde/ ein Leim
mit groben Sand vermengt/ fügt sich sehr wol. Besser
ists aber/ wenn die Pflantz-Gruben ein halb Jahr vor-
hero aufgegraben und offen gelassen werden/ so wird nicht
allein die Grub an ihr selbst/ sondern auch das daraus
erhebte Koth/ durch Regen/ Hitze/ Kälte und Sonnen-
schein abgemärbet/ besser und tauglicher gemacht/ dem
Baum hernach desto mehr zu dienen/ sonderlich wann
auch/ welchs dann nicht zu vergessen/ die gebührliche
Vermischung besserer Erden darzu kommt/ ein gar zu
steinichter Grund/ muß davon entledigt und mit besserer
Erde erfüllet werden/ daher die Gruben so weit seyn solle/
daß die Wurtzen leicht und so weit durcharbeiten können/
biß sie erstarcken/ dann hernach machen sie ihnen schon
selbsten Platz.

Marastigen Grunde/ der gantz den Bäumen gehäs-
sig und verderblich/ kan man mit einem herumgeführten
tieffen Graben in etwas helffen/ daß das Wasser ab-
lauffen möge/ wie davon noch ferner im 7 Buch soll ge-
handelt werden.

Es

Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten.
[Spaltenumbruch] dieſes eine faule Hand ſcheuen; ſo fallen ſie/ wann ſie
zeitig/ von ſich ſelbſt herab/ und gleichſam dem Menſchen
in den Mund; ſie geben auch nicht allein Speiſe (wie dañ
viel von den alten Voͤlckern von den Baum-Fruͤchten ihre
Nahrung genommen haben) ſondern auch zum Uberfluß
Tranck an Moſt und Brandwein; Ja keine Provinz/
keine Stadt/ Schloß oder Haus kan den Ruhm der
Schoͤnheit davon tragen/ wofern es der allerſchoͤnſten
Zierde des Obſtes entſetzet iſt; Daher ein jeder Haus-
vatter ſich bemuͤhen ſolle/ daß durch ſeinen Fleiß dieſer
[Spaltenumbruch] Ehren-Titul ſeinem Gut verbleibe/ und vor allen Din-
gen ſich huͤten/ daß durch eigne Nachlaͤſſigkeit dieſer
Schmuck zu ſeinem und der Seinigen Schaden nicht
entzogen werde.

Herr Speidel in ſeinem Speculo Juridico-Politico
meldet/ daß an etlichen Orten des Hertzogthums Wuͤr-
temberg dieſe loͤbliche Gewonheit ſey/ daß ein jeder/ der
zu einem Unterthan iſt angenom̃en worden/ einen neuen
fruchtbaren Baum an einen gemeinen Platz zu ſetzen ge-
halten wird.

Cap. III.
Vom Grunde.
[Spaltenumbruch]

DJe Erde hat eine ſonderliche Eindruckung in ſich
von der Lufft und dem Geſtirne/ daß ſie auch an
einem Ort unterſchiedliche Kraͤuter hervor bringt
als an dem andern/ derhalben der Herr von Verulam
in ſeiner hiſt. naturali experim. 574 erzehlet/ daß/ als
die Retour-Schiff aus Jndien/ als ſie in Jtalien an-
kommen/ und die in Jndien/ zu Belaſtung der Schiff/
aufgeladene Erden auf das Land geworffen/ ſeyen dar-
von gantz fremde und unbekandte Kraͤuter gewachſen;
Alſo nun gibt es einem Hausvatter die gewiſſeſte Nach-
richt/ ob und wie der Grund zu ſeinem Baumgarten
dienlich ſey/ wann er die wilden Baͤum/ als Eichen/
Weiden/ Tannen und anders Feld-Holtz betrachtet/
ob es wolgewaͤchſig/ von vielen Aeſten/ gerad und hoch
aufſchieſſet/ gern traͤgt und Frucht bringet/ diß kan ihm
eine unbetriegliche Hofnung bringen/ ſein Baumgarten
koͤnne auch nicht uͤbel gerahten.

Daher freylich ein uͤberaus groſſer Vortheil iſt/
wann das Erdreich an ihm ſelbſten geſchlacht/ und die
Wurtzen ſolches fein durch kriechen und den Nahrungs-
Safft unverhindert an ſich ziehen koͤnnen; da ſie hinge-
gen in einem harten laimichten ſtarcken Grunde ſtecken
bleiben/ und aus Ermangelung des Saffts entweder
gar verderben/ oder doch klein/ ungewaͤchſig und un-
fruchtbar bleiben muͤſſen/ ſo iſt auch ein ſandichter Grund
darum nicht gut/ weil ſo wol die Hitz/ als die Kaͤlte/ die
Trockene als die Naͤſſe/ gar zu leicht eindringen/ und den
Wurtzen leichtlich ſchaden moͤgen.

Johann Royer Fuͤrſtl. Heſſiſcher Gaͤrtner ſagt im
4 Cap. ſeiner Garten-Beſchreibung/ daß er in ſeinem
Garten ein Theil rohe und harte ſpiſſige Erden folgen-
der Geſtalt verbeſſert habe: Er habe Aſchen uͤberall/
auch von der Waͤſche und Seifenſiedern zuſammen ge-
klaubt/ und dick daruͤber geſtreuet/ und in die 3 Wochen
alſo ligen laſſen/ daß es Lufft und Sonne durchtempe-
rirt/ und den Salpeter von erſt daraus gezogen/ alsdann
hab er umgegraben/ und ziemlichen Sand daruͤber ge-
ſtreuet/ gelb und weiß/ wie er ihn haben koͤnnen/ und dann
wieder einmal umgegraben/ und guten kleinen Miſt dar-
uͤber gethan/ und wieder umgegraben einmal oder zwey/
biß alles recht untereinander kommen/ und ſey daraus
ein mild/ maͤrbes/ gutes und fruchtbares Erdreich
worden.

Herr Peter Gabriel ſagt/ ein fettes/ ſandichtes und
mit Kiſtelſteinen vermiſchtes Erdreich/ dem Grund eben
gleich/ ſey gut fuͤr die Aepfel- und Kirſchbaͤum/ dann ſey
es lettich unten her/ ſo werden die Baͤume mieſſig/ wann
man aber eine Grube 3 Schuh tief und 6 Schuh breit
[Spaltenumbruch] mache/ und ſolche mit andern mit Dung vermiſchten
Boden erfuͤllt/ ſo gewinnen die Baͤume bald Wurtzen/
und wachſen wol.

Der Grund iſt vorher eine halbe Klaffter tief auf-
zugraben/ damit man ſeine Beſchaffenheit eigentlich
ausnehmen koͤnne; indem offt ein Grund auſſenher
gute Anzeigungen gibt/ waͤhrt aber kaum einer Span-
nen tief/ und folget hernach untenher ein ſteinichter oder
leimichter oder feuchter Grund. Die Erd iſt bißwei-
len beſchaffen wie ein Zwifel-Gewaͤchs/ wie ſich vielerley
(wiewol einerley Natur) Falten und Roͤcke in dieſen
zeigen: alſo hat die Erden manchmal etliche Plicas und
Funicas, aber von unterſchiedener und offt widerwaͤrti-
ger Gattung aufeinander. Durch dieſe Gruben aber/
kan man eigentlich/ wie die Erden inwendig ſich aͤndert/
oder was Gutes oder Boͤſes daher zu hoffen/ erſehen.

Jſt nun/ wie oͤffters geſchihet/ der Boden nicht nach
Verlangen/ kan ihm dennoch durch Fleiß und Arbeit auf
ſolche Weiſe geholffen werden. Laß die Gruben/ wor-
ein die Wildling oder Peltzer ſtehen ſollen/ deſto weiter
und tieffer auf halben Mann hoch/ und wol ſo weit aus-
graben/ vermiſche ihn mit guter traͤchtiger Erden und mit
guter Dung/ einen lettichten/ leimichten Boden/ muß
man durch Sand und einen ſandichten durch Leim ver-
verbeſſern und alſo temperiren/ ſonſt iſt ein leimichter
Grund den Baͤumen allzeit bequemer/ als ein ſandichter/
wann er nur nicht gar zu hart/ zaͤhe und letticht iſt/ der
bey duͤrrem Wetter feſt wie ein Stein werde/ ein Leim
mit groben Sand vermengt/ fuͤgt ſich ſehr wol. Beſſer
iſts aber/ wenn die Pflantz-Gruben ein halb Jahr vor-
hero aufgegraben und offen gelaſſen werden/ ſo wird nicht
allein die Grub an ihr ſelbſt/ ſondern auch das daraus
erhebte Koth/ durch Regen/ Hitze/ Kaͤlte und Sonnen-
ſchein abgemaͤrbet/ beſſer und tauglicher gemacht/ dem
Baum hernach deſto mehr zu dienen/ ſonderlich wann
auch/ welchs dann nicht zu vergeſſen/ die gebuͤhrliche
Vermiſchung beſſerer Erden darzu kommt/ ein gar zu
ſteinichter Grund/ muß davon entledigt und mit beſſerer
Erde erfuͤllet werden/ daher die Gruben ſo weit ſeyn ſolle/
daß die Wurtzen leicht und ſo weit durcharbeiten koͤnnen/
biß ſie erſtarcken/ dann hernach machen ſie ihnen ſchon
ſelbſten Platz.

Maraſtigen Grunde/ der gantz den Baͤumen gehaͤſ-
ſig und verderblich/ kan man mit einem herumgefuͤhrten
tieffen Graben in etwas helffen/ daß das Waſſer ab-
lauffen moͤge/ wie davon noch ferner im 7 Buch ſoll ge-
handelt werden.

Es
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[391/0409] Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten. dieſes eine faule Hand ſcheuen; ſo fallen ſie/ wann ſie zeitig/ von ſich ſelbſt herab/ und gleichſam dem Menſchen in den Mund; ſie geben auch nicht allein Speiſe (wie dañ viel von den alten Voͤlckern von den Baum-Fruͤchten ihre Nahrung genommen haben) ſondern auch zum Uberfluß Tranck an Moſt und Brandwein; Ja keine Provinz/ keine Stadt/ Schloß oder Haus kan den Ruhm der Schoͤnheit davon tragen/ wofern es der allerſchoͤnſten Zierde des Obſtes entſetzet iſt; Daher ein jeder Haus- vatter ſich bemuͤhen ſolle/ daß durch ſeinen Fleiß dieſer Ehren-Titul ſeinem Gut verbleibe/ und vor allen Din- gen ſich huͤten/ daß durch eigne Nachlaͤſſigkeit dieſer Schmuck zu ſeinem und der Seinigen Schaden nicht entzogen werde. Herr Speidel in ſeinem Speculo Juridico-Politico meldet/ daß an etlichen Orten des Hertzogthums Wuͤr- temberg dieſe loͤbliche Gewonheit ſey/ daß ein jeder/ der zu einem Unterthan iſt angenom̃en worden/ einen neuen fruchtbaren Baum an einen gemeinen Platz zu ſetzen ge- halten wird. Cap. III. Vom Grunde. DJe Erde hat eine ſonderliche Eindruckung in ſich von der Lufft und dem Geſtirne/ daß ſie auch an einem Ort unterſchiedliche Kraͤuter hervor bringt als an dem andern/ derhalben der Herr von Verulam in ſeiner hiſt. naturali experim. 574 erzehlet/ daß/ als die Retour-Schiff aus Jndien/ als ſie in Jtalien an- kommen/ und die in Jndien/ zu Belaſtung der Schiff/ aufgeladene Erden auf das Land geworffen/ ſeyen dar- von gantz fremde und unbekandte Kraͤuter gewachſen; Alſo nun gibt es einem Hausvatter die gewiſſeſte Nach- richt/ ob und wie der Grund zu ſeinem Baumgarten dienlich ſey/ wann er die wilden Baͤum/ als Eichen/ Weiden/ Tannen und anders Feld-Holtz betrachtet/ ob es wolgewaͤchſig/ von vielen Aeſten/ gerad und hoch aufſchieſſet/ gern traͤgt und Frucht bringet/ diß kan ihm eine unbetriegliche Hofnung bringen/ ſein Baumgarten koͤnne auch nicht uͤbel gerahten. Daher freylich ein uͤberaus groſſer Vortheil iſt/ wann das Erdreich an ihm ſelbſten geſchlacht/ und die Wurtzen ſolches fein durch kriechen und den Nahrungs- Safft unverhindert an ſich ziehen koͤnnen; da ſie hinge- gen in einem harten laimichten ſtarcken Grunde ſtecken bleiben/ und aus Ermangelung des Saffts entweder gar verderben/ oder doch klein/ ungewaͤchſig und un- fruchtbar bleiben muͤſſen/ ſo iſt auch ein ſandichter Grund darum nicht gut/ weil ſo wol die Hitz/ als die Kaͤlte/ die Trockene als die Naͤſſe/ gar zu leicht eindringen/ und den Wurtzen leichtlich ſchaden moͤgen. Johann Royer Fuͤrſtl. Heſſiſcher Gaͤrtner ſagt im 4 Cap. ſeiner Garten-Beſchreibung/ daß er in ſeinem Garten ein Theil rohe und harte ſpiſſige Erden folgen- der Geſtalt verbeſſert habe: Er habe Aſchen uͤberall/ auch von der Waͤſche und Seifenſiedern zuſammen ge- klaubt/ und dick daruͤber geſtreuet/ und in die 3 Wochen alſo ligen laſſen/ daß es Lufft und Sonne durchtempe- rirt/ und den Salpeter von erſt daraus gezogen/ alsdann hab er umgegraben/ und ziemlichen Sand daruͤber ge- ſtreuet/ gelb und weiß/ wie er ihn haben koͤnnen/ und dann wieder einmal umgegraben/ und guten kleinen Miſt dar- uͤber gethan/ und wieder umgegraben einmal oder zwey/ biß alles recht untereinander kommen/ und ſey daraus ein mild/ maͤrbes/ gutes und fruchtbares Erdreich worden. Herr Peter Gabriel ſagt/ ein fettes/ ſandichtes und mit Kiſtelſteinen vermiſchtes Erdreich/ dem Grund eben gleich/ ſey gut fuͤr die Aepfel- und Kirſchbaͤum/ dann ſey es lettich unten her/ ſo werden die Baͤume mieſſig/ wann man aber eine Grube 3 Schuh tief und 6 Schuh breit mache/ und ſolche mit andern mit Dung vermiſchten Boden erfuͤllt/ ſo gewinnen die Baͤume bald Wurtzen/ und wachſen wol. Der Grund iſt vorher eine halbe Klaffter tief auf- zugraben/ damit man ſeine Beſchaffenheit eigentlich ausnehmen koͤnne; indem offt ein Grund auſſenher gute Anzeigungen gibt/ waͤhrt aber kaum einer Span- nen tief/ und folget hernach untenher ein ſteinichter oder leimichter oder feuchter Grund. Die Erd iſt bißwei- len beſchaffen wie ein Zwifel-Gewaͤchs/ wie ſich vielerley (wiewol einerley Natur) Falten und Roͤcke in dieſen zeigen: alſo hat die Erden manchmal etliche Plicas und Funicas, aber von unterſchiedener und offt widerwaͤrti- ger Gattung aufeinander. Durch dieſe Gruben aber/ kan man eigentlich/ wie die Erden inwendig ſich aͤndert/ oder was Gutes oder Boͤſes daher zu hoffen/ erſehen. Jſt nun/ wie oͤffters geſchihet/ der Boden nicht nach Verlangen/ kan ihm dennoch durch Fleiß und Arbeit auf ſolche Weiſe geholffen werden. Laß die Gruben/ wor- ein die Wildling oder Peltzer ſtehen ſollen/ deſto weiter und tieffer auf halben Mann hoch/ und wol ſo weit aus- graben/ vermiſche ihn mit guter traͤchtiger Erden und mit guter Dung/ einen lettichten/ leimichten Boden/ muß man durch Sand und einen ſandichten durch Leim ver- verbeſſern und alſo temperiren/ ſonſt iſt ein leimichter Grund den Baͤumen allzeit bequemer/ als ein ſandichter/ wann er nur nicht gar zu hart/ zaͤhe und letticht iſt/ der bey duͤrrem Wetter feſt wie ein Stein werde/ ein Leim mit groben Sand vermengt/ fuͤgt ſich ſehr wol. Beſſer iſts aber/ wenn die Pflantz-Gruben ein halb Jahr vor- hero aufgegraben und offen gelaſſen werden/ ſo wird nicht allein die Grub an ihr ſelbſt/ ſondern auch das daraus erhebte Koth/ durch Regen/ Hitze/ Kaͤlte und Sonnen- ſchein abgemaͤrbet/ beſſer und tauglicher gemacht/ dem Baum hernach deſto mehr zu dienen/ ſonderlich wann auch/ welchs dann nicht zu vergeſſen/ die gebuͤhrliche Vermiſchung beſſerer Erden darzu kommt/ ein gar zu ſteinichter Grund/ muß davon entledigt und mit beſſerer Erde erfuͤllet werden/ daher die Gruben ſo weit ſeyn ſolle/ daß die Wurtzen leicht und ſo weit durcharbeiten koͤnnen/ biß ſie erſtarcken/ dann hernach machen ſie ihnen ſchon ſelbſten Platz. Maraſtigen Grunde/ der gantz den Baͤumen gehaͤſ- ſig und verderblich/ kan man mit einem herumgefuͤhrten tieffen Graben in etwas helffen/ daß das Waſſer ab- lauffen moͤge/ wie davon noch ferner im 7 Buch ſoll ge- handelt werden. Es

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/409>, abgerufen am 24.11.2024.