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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Erstes Buch/ Land-Gut.
[Spaltenumbruch] tantes intractabiliores, arena inspersi sunt asperi,
quibus scintillae aureae intermicant, contumaces, ni-
grantibus scatentes punctis indomiti, guttis angula-
ribus inspersi firmiores, quam qui rotundis; & quo
minores guttae, eo lapis tolerantior; & quo cuique
color purgatior ac limpidior, eo magis aeternus; quo
minus venarum habet, eo integrior.
Die Marber-
stein soll man bald/ wann sie aus dem Steinbruch kom-
men/ zurichten und polieren; weil sie alsdann weicher
sind/ wofern sie aber lang an der Lufft unausgearbei-
tet bleiben/ sind sie zum aushauen unbequemlicher; wei-
che Steine zum Bauen soll man vorher ein paar Jahr
unter freyem Himmel offen liegen lassen/ so erharten sie
besser.

Man soll auch sonst einen grossen Vorrath von alten
zerbrochenen Ziegeln/ alten Stücklein von Mauerstein
und Dachsteinen/ Jtem gemeine Feldsteine/ aus den
Aeckern zusammen führen lassen/ die Lucken damit aus-
zufüllen/ damit man nicht grosse gute Steine zerschla-
gen darff/ oder die Höhlen in der Mauer/ gar mit gutem
Zeuge ausfülle/ oder gar unausgefüllet lasse/ darauf
dann der Bau-Herr/ wo er selbst nicht dabey seyn kan/
täglich seinen Aufseher haben solle.

Zum Vierdten/ ist am besten/ daß ein Haus-Wirth/
der etwas nahmhafftes zu bauen gedencket (wofern er
Kalch-Stein haben kan) ihm selbst so wol einen eige-
nen Kalch-als Ziegel-Ofen und Stadel zurichten lasse/
da er zu seiner guten Gelegenheit/ ein Jahr oder zwey
vorhers/ genugsame Vorbereitungen schaffen kan. Man
brennt zwar wol aus den Kißling-Steinen/ die in den
Bächen gefunden werden/ auch guten Kalch/ doch ist der-
selbe besser/ der aus einem weissen feuchten Stein-
Bruch gegraben wird. Wann er gelescht und zum Mör-
tel-anmachen genommen ist/ wird ein Theil davon/ mit
drey Theilen gegrabenes Sandes; aber nur mit zweyen
Theilen Bach- oder Ufer-Sandes angemacht. Der
Kalch/ der nicht Stuckweise wie gantze Steine/ sondern
zerrieben und zerpulvert aus dem Ofen kommt/ taugt
nichts. Welcher Kalch schön/ weiß/ leicht/ und klingend
ist/ der starck dünstet/ wann man ihn mit Wasser be-
geusst/ der ist gut. Man glaubt/ daß der Kalch/ wann er
zu den Steinen gebraucht wird/ die aus seiner Geburts-
Gruben kommen sind/ weil sie einerley Spiritum & Fer-
mentum coagalationis & concretionis
haben/ viel stär-
cker halten solle. Was man nun im Vorrath machet/
muß man aus dem Ofen in grosse weite Gruben schütten/
ableschen/ und hernach mit Sand wol zudecken lassen/
sonst verdirbt er in die Länge. Der Kalch aus Schifer-
Steinen (wie Herr Sandrart in seiner Mathematischen
Beschreibung sagt Cap. 5.) muß/ so bald er genetzt wird/
auch stracks verbraucht werden/ sonst verbrennt er/ und
verzehrt sich selbst/ also/ daß er hernach nicht hafftet/ und
gantz untüchtig wird. Je härter die Steine sind (sagt
[Spaltenumbruch] Herr Böckler) je besser ist der Kalch. Aus Marberstein/
so schwärtzlich grau gesprengt/ von unterschiedlichen Far-
ben (wie man sie hin und wider/ in den Grafschafften
Wied und Jttstein/ wie auch zu Durlach in grosser Men-
ge bricht/ auch auf dem Feld findet) wird der schöneste
weisseste Kalch/ der so wol zum Mauren/ als zum Tün-
chen gut und dienlich ist.

Zum Fünfften/ muß man auch zu den Gerüsten/
Böcke/ Bretter/ Stangen/ Laitern/ und Zeuge/ die
Gewölber darüber zu machen/ im Vorrath vorher ver-
schaffen.

Was zum Sechsten den Sand anbelangt/ ist dessen
zweyerley/ einer/ der aus der Erden und Gruben gegra-
ben wird/ der ist zähe und fett/ und hält feste; und der an-
der/ der am Gestad der Flüsse und Bäche gefunden wird/
davon ist der am besten/ den man (nachdem die erste
oberste Haut weggethan) aufhebet/ soll fein/ wann man
ihn zwischen den Fingern reibt/ rauschen und krachen;
Wann man ihn an ein weisses Tuch wirfft/ soll er selbes
nicht beflecken. Der gegrabene Sand ist/ nach Palladii
Meinung/ Lib. 1. Cap. 10. am besten zu brauchen/ wann
er frisch gegraben wird/ ist auch der Vernunfft am ähn-
lichsten/ daß der gegrabene Sand wegen seiner trockenen
und kleberichten Art besser sey/ weil die Gewölber/ Mau-
ren und Zimmer/ die davon gemauret sind/ nicht also
schwitzen/ nassen und anlauffen; wie in diesen/ so vom
Bach- und Ufer-Sand gemacht worden. Daher
kommt/ daß offt manches Zimmer und Gewölbe/ es ha-
be Lufft wie es wolle/ dennoch allzeit naß und feucht/ auch
desto ungesünder und unbrauchsamer ist/ weil alles/ was
man darinnen hat/ schimmlich und unsauber wird/ son-
derlich zur Zeit/ wann grosse Güssen und Wasser-Fluten
des verbrauchten Sandes locum natalem überschwem-
men. Causam Sympathias tam occultae & efficacis
enucleent Curiosi Natarae Indagatores;
Wiewol le-
cundum situm loci, & aeris, sive salubris sive putre
facientis,
solches auch aus andern Ursachen geschehen kan.
Der Sand soll nicht allzulang an der Lufft gelegen seyn/
sonst impraegnirt er sich davon/ und wachsen hernach Ge-
sträuche und Bäumlein in dem Gemäuer/ so ihm schädlich
ist. Der gegrabene Sand taugt zu den Gewölben und
Haupt-Mauren/ der Bach-Sand aber zum bewerffen.

Zum Siebenden/ was die übrige Materialien/ die
zum Gebäue erfordert werden/ als Eysen zu Gattern/
Stangen/ und allerhand grossen/ kleinen und mittern
Nägeln/ Jtem Bley zum decken/ zu Wasser-Röhren
und Laitungen/ auch das Eysen damit zu befestigen/ und
Klammern einzugiessen; das weisse Bley ist das beste/
das schlechteste ist das schwartze/ und das mittelste das
graue; Jtem Glasscheiben/ Dachfahnen-Knöpffe/
Schlosser- und Hafner-Arbeit/ und dergleichen betrifft/
soll ihm ein jeder weiser Bau-Herr nach und nach vorhero
im Vorrath zusammen bringen.

Cap. XXII.
Von dem Gebäue an ihm selbsten.
[Spaltenumbruch]

ES haben zwar etliche/ die von der Wirthschafft
ihre Verzeichnissen hinterlassen/ eine gewisse Form
und Modell vorgeschrieben/ wie und was Gestalt
ein Land-Gut könnte eingerichtet werden. Es ist aber
in diesem Fall so ein grosser und mercklicher Unter-
[Spaltenumbruch] scheid unter den menschlichen Gemüthern/ daß nie
mal/ oder doch gar selten einem recht ist/ was dem an
dern beliebet/ und was der andere verwirfft/ der drit-
te für hoch hält. Ob vielleicht die zur Freyheit ange-
borne blinde Liebe unserer Natur sich verächtlich und

unedel

Erſtes Buch/ Land-Gut.
[Spaltenumbruch] tantes intractabiliores, arenâ inſperſi ſunt aſperi,
quibus ſcintillæ aureæ intermicant, contumaces, ni-
grantibus ſcatentes punctis indomiti, guttis angula-
ribus inſperſi firmiores, quàm qui rotundis; & quò
minores guttæ, eò lapis tolerantior; & quò cuiquè
color purgatior ac limpidior, eò magis æternus; quò
minus venarum habet, eò integrior.
Die Marber-
ſtein ſoll man bald/ wann ſie aus dem Steinbruch kom-
men/ zurichten und polieren; weil ſie alsdann weicher
ſind/ wofern ſie aber lang an der Lufft unausgearbei-
tet bleiben/ ſind ſie zum aushauen unbequemlicher; wei-
che Steine zum Bauen ſoll man vorher ein paar Jahr
unter freyem Himmel offen liegen laſſen/ ſo erharten ſie
beſſer.

Man ſoll auch ſonſt einen groſſen Vorrath von alten
zerbrochenen Ziegeln/ alten Stuͤcklein von Mauerſtein
und Dachſteinen/ Jtem gemeine Feldſteine/ aus den
Aeckern zuſammen fuͤhren laſſen/ die Lucken damit aus-
zufuͤllen/ damit man nicht groſſe gute Steine zerſchla-
gen darff/ oder die Hoͤhlen in der Mauer/ gar mit gutem
Zeuge ausfuͤlle/ oder gar unausgefuͤllet laſſe/ darauf
dann der Bau-Herꝛ/ wo er ſelbſt nicht dabey ſeyn kan/
taͤglich ſeinen Aufſeher haben ſolle.

Zum Vierdten/ iſt am beſten/ daß ein Haus-Wirth/
der etwas nahmhafftes zu bauen gedencket (wofern er
Kalch-Stein haben kan) ihm ſelbſt ſo wol einen eige-
nen Kalch-als Ziegel-Ofen und Stadel zurichten laſſe/
da er zu ſeiner guten Gelegenheit/ ein Jahr oder zwey
vorhers/ genugſame Vorbereitungen ſchaffen kan. Man
brennt zwar wol aus den Kißling-Steinen/ die in den
Baͤchen gefunden werden/ auch guten Kalch/ doch iſt der-
ſelbe beſſer/ der aus einem weiſſen feuchten Stein-
Bruch gegraben wird. Wann er geleſcht und zum Moͤr-
tel-anmachen genommen iſt/ wird ein Theil davon/ mit
drey Theilen gegrabenes Sandes; aber nur mit zweyen
Theilen Bach- oder Ufer-Sandes angemacht. Der
Kalch/ der nicht Stuckweiſe wie gantze Steine/ ſondern
zerrieben und zerpulvert aus dem Ofen kommt/ taugt
nichts. Welcher Kalch ſchoͤn/ weiß/ leicht/ und klingend
iſt/ der ſtarck duͤnſtet/ wann man ihn mit Waſſer be-
geuſſt/ der iſt gut. Man glaubt/ daß der Kalch/ wann er
zu den Steinen gebraucht wird/ die aus ſeiner Geburts-
Gruben kommen ſind/ weil ſie einerley Spiritum & Fer-
mentum coagalationis & concretionis
haben/ viel ſtaͤr-
cker halten ſolle. Was man nun im Vorrath machet/
muß man aus dem Ofen in groſſe weite Gruben ſchuͤtten/
ableſchen/ und hernach mit Sand wol zudecken laſſen/
ſonſt verdirbt er in die Laͤnge. Der Kalch aus Schifer-
Steinen (wie Herꝛ Sandrart in ſeiner Mathematiſchen
Beſchreibung ſagt Cap. 5.) muß/ ſo bald er genetzt wird/
auch ſtracks verbraucht werden/ ſonſt verbrennt er/ und
verzehrt ſich ſelbſt/ alſo/ daß er hernach nicht hafftet/ und
gantz untuͤchtig wird. Je haͤrter die Steine ſind (ſagt
[Spaltenumbruch] Herr Boͤckler) je beſſer iſt der Kalch. Aus Marberſtein/
ſo ſchwaͤrtzlich grau geſprengt/ von unterſchiedlichen Far-
ben (wie man ſie hin und wider/ in den Grafſchafften
Wied und Jttſtein/ wie auch zu Durlach in groſſer Men-
ge bricht/ auch auf dem Feld findet) wird der ſchoͤneſte
weiſſeſte Kalch/ der ſo wol zum Mauren/ als zum Tuͤn-
chen gut und dienlich iſt.

Zum Fuͤnfften/ muß man auch zu den Geruͤſten/
Boͤcke/ Bretter/ Stangen/ Laitern/ und Zeuge/ die
Gewoͤlber daruͤber zu machen/ im Vorrath vorher ver-
ſchaffen.

Was zum Sechſten den Sand anbelangt/ iſt deſſen
zweyerley/ einer/ der aus der Erden und Gruben gegra-
ben wird/ der iſt zaͤhe und fett/ und haͤlt feſte; und der an-
der/ der am Geſtad der Fluͤſſe und Baͤche gefunden wird/
davon iſt der am beſten/ den man (nachdem die erſte
oberſte Haut weggethan) aufhebet/ ſoll fein/ wann man
ihn zwiſchen den Fingern reibt/ rauſchen und krachen;
Wann man ihn an ein weiſſes Tuch wirfft/ ſoll er ſelbes
nicht beflecken. Der gegrabene Sand iſt/ nach Palladii
Meinung/ Lib. 1. Cap. 10. am beſten zu brauchen/ wann
er friſch gegraben wird/ iſt auch der Vernunfft am aͤhn-
lichſten/ daß der gegrabene Sand wegen ſeiner trockenen
und kleberichten Art beſſer ſey/ weil die Gewoͤlber/ Mau-
ren und Zimmer/ die davon gemauret ſind/ nicht alſo
ſchwitzen/ naſſen und anlauffen; wie in dieſen/ ſo vom
Bach- und Ufer-Sand gemacht worden. Daher
kommt/ daß offt manches Zimmer und Gewoͤlbe/ es ha-
be Lufft wie es wolle/ dennoch allzeit naß und feucht/ auch
deſto ungeſuͤnder und unbrauchſamer iſt/ weil alles/ was
man darinnen hat/ ſchimmlich und unſauber wird/ ſon-
derlich zur Zeit/ wann groſſe Guͤſſen und Waſſer-Fluten
des verbrauchten Sandes locum natalem uͤberſchwem-
men. Cauſam Sympathias tam occultæ & efficacis
enucleent Curioſi Nataræ Indagatores;
Wiewol le-
cundum ſitum loci, & aëris, ſivè ſalubris ſivè putre
facientis,
ſolches auch aus andern Urſachẽ geſchehen kan.
Der Sand ſoll nicht allzulang an der Lufft gelegen ſeyn/
ſonſt imprægnirt er ſich davon/ und wachſen hernach Ge-
ſtraͤuche und Baͤumlein in dem Gemaͤuer/ ſo ihm ſchaͤdlich
iſt. Der gegrabene Sand taugt zu den Gewoͤlben und
Haupt-Mauren/ der Bach-Sand aber zum bewerffen.

Zum Siebenden/ was die uͤbrige Materialien/ die
zum Gebaͤue erfordert werden/ als Eyſen zu Gattern/
Stangen/ und allerhand groſſen/ kleinen und mittern
Naͤgeln/ Jtem Bley zum decken/ zu Waſſer-Roͤhren
und Laitungen/ auch das Eyſen damit zu befeſtigen/ und
Klammern einzugieſſen; das weiſſe Bley iſt das beſte/
das ſchlechteſte iſt das ſchwartze/ und das mittelſte das
graue; Jtem Glasſcheiben/ Dachfahnen-Knoͤpffe/
Schloſſer- und Hafner-Arbeit/ und dergleichen betrifft/
ſoll ihm ein jeder weiſer Bau-Herꝛ nach und nach vorhero
im Vorrath zuſammen bringen.

Cap. XXII.
Von dem Gebaͤue an ihm ſelbſten.
[Spaltenumbruch]

ES haben zwar etliche/ die von der Wirthſchafft
ihre Verzeichniſſen hinterlaſſen/ eine gewiſſe Form
und Modell vorgeſchrieben/ wie und was Geſtalt
ein Land-Gut koͤnnte eingerichtet werden. Es iſt aber
in dieſem Fall ſo ein groſſer und mercklicher Unter-
[Spaltenumbruch] ſcheid unter den menſchlichen Gemuͤthern/ daß nie
mal/ oder doch gar ſelten einem recht iſt/ was dem an
dern beliebet/ und was der andere verwirfft/ der drit-
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borne blinde Liebe unſerer Natur ſich veraͤchtlich und

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[23/0041] Erſtes Buch/ Land-Gut. tantes intractabiliores, arenâ inſperſi ſunt aſperi, quibus ſcintillæ aureæ intermicant, contumaces, ni- grantibus ſcatentes punctis indomiti, guttis angula- ribus inſperſi firmiores, quàm qui rotundis; & quò minores guttæ, eò lapis tolerantior; & quò cuiquè color purgatior ac limpidior, eò magis æternus; quò minus venarum habet, eò integrior. Die Marber- ſtein ſoll man bald/ wann ſie aus dem Steinbruch kom- men/ zurichten und polieren; weil ſie alsdann weicher ſind/ wofern ſie aber lang an der Lufft unausgearbei- tet bleiben/ ſind ſie zum aushauen unbequemlicher; wei- che Steine zum Bauen ſoll man vorher ein paar Jahr unter freyem Himmel offen liegen laſſen/ ſo erharten ſie beſſer. Man ſoll auch ſonſt einen groſſen Vorrath von alten zerbrochenen Ziegeln/ alten Stuͤcklein von Mauerſtein und Dachſteinen/ Jtem gemeine Feldſteine/ aus den Aeckern zuſammen fuͤhren laſſen/ die Lucken damit aus- zufuͤllen/ damit man nicht groſſe gute Steine zerſchla- gen darff/ oder die Hoͤhlen in der Mauer/ gar mit gutem Zeuge ausfuͤlle/ oder gar unausgefuͤllet laſſe/ darauf dann der Bau-Herꝛ/ wo er ſelbſt nicht dabey ſeyn kan/ taͤglich ſeinen Aufſeher haben ſolle. Zum Vierdten/ iſt am beſten/ daß ein Haus-Wirth/ der etwas nahmhafftes zu bauen gedencket (wofern er Kalch-Stein haben kan) ihm ſelbſt ſo wol einen eige- nen Kalch-als Ziegel-Ofen und Stadel zurichten laſſe/ da er zu ſeiner guten Gelegenheit/ ein Jahr oder zwey vorhers/ genugſame Vorbereitungen ſchaffen kan. Man brennt zwar wol aus den Kißling-Steinen/ die in den Baͤchen gefunden werden/ auch guten Kalch/ doch iſt der- ſelbe beſſer/ der aus einem weiſſen feuchten Stein- Bruch gegraben wird. Wann er geleſcht und zum Moͤr- tel-anmachen genommen iſt/ wird ein Theil davon/ mit drey Theilen gegrabenes Sandes; aber nur mit zweyen Theilen Bach- oder Ufer-Sandes angemacht. Der Kalch/ der nicht Stuckweiſe wie gantze Steine/ ſondern zerrieben und zerpulvert aus dem Ofen kommt/ taugt nichts. Welcher Kalch ſchoͤn/ weiß/ leicht/ und klingend iſt/ der ſtarck duͤnſtet/ wann man ihn mit Waſſer be- geuſſt/ der iſt gut. Man glaubt/ daß der Kalch/ wann er zu den Steinen gebraucht wird/ die aus ſeiner Geburts- Gruben kommen ſind/ weil ſie einerley Spiritum & Fer- mentum coagalationis & concretionis haben/ viel ſtaͤr- cker halten ſolle. Was man nun im Vorrath machet/ muß man aus dem Ofen in groſſe weite Gruben ſchuͤtten/ ableſchen/ und hernach mit Sand wol zudecken laſſen/ ſonſt verdirbt er in die Laͤnge. Der Kalch aus Schifer- Steinen (wie Herꝛ Sandrart in ſeiner Mathematiſchen Beſchreibung ſagt Cap. 5.) muß/ ſo bald er genetzt wird/ auch ſtracks verbraucht werden/ ſonſt verbrennt er/ und verzehrt ſich ſelbſt/ alſo/ daß er hernach nicht hafftet/ und gantz untuͤchtig wird. Je haͤrter die Steine ſind (ſagt Herr Boͤckler) je beſſer iſt der Kalch. Aus Marberſtein/ ſo ſchwaͤrtzlich grau geſprengt/ von unterſchiedlichen Far- ben (wie man ſie hin und wider/ in den Grafſchafften Wied und Jttſtein/ wie auch zu Durlach in groſſer Men- ge bricht/ auch auf dem Feld findet) wird der ſchoͤneſte weiſſeſte Kalch/ der ſo wol zum Mauren/ als zum Tuͤn- chen gut und dienlich iſt. Zum Fuͤnfften/ muß man auch zu den Geruͤſten/ Boͤcke/ Bretter/ Stangen/ Laitern/ und Zeuge/ die Gewoͤlber daruͤber zu machen/ im Vorrath vorher ver- ſchaffen. Was zum Sechſten den Sand anbelangt/ iſt deſſen zweyerley/ einer/ der aus der Erden und Gruben gegra- ben wird/ der iſt zaͤhe und fett/ und haͤlt feſte; und der an- der/ der am Geſtad der Fluͤſſe und Baͤche gefunden wird/ davon iſt der am beſten/ den man (nachdem die erſte oberſte Haut weggethan) aufhebet/ ſoll fein/ wann man ihn zwiſchen den Fingern reibt/ rauſchen und krachen; Wann man ihn an ein weiſſes Tuch wirfft/ ſoll er ſelbes nicht beflecken. Der gegrabene Sand iſt/ nach Palladii Meinung/ Lib. 1. Cap. 10. am beſten zu brauchen/ wann er friſch gegraben wird/ iſt auch der Vernunfft am aͤhn- lichſten/ daß der gegrabene Sand wegen ſeiner trockenen und kleberichten Art beſſer ſey/ weil die Gewoͤlber/ Mau- ren und Zimmer/ die davon gemauret ſind/ nicht alſo ſchwitzen/ naſſen und anlauffen; wie in dieſen/ ſo vom Bach- und Ufer-Sand gemacht worden. Daher kommt/ daß offt manches Zimmer und Gewoͤlbe/ es ha- be Lufft wie es wolle/ dennoch allzeit naß und feucht/ auch deſto ungeſuͤnder und unbrauchſamer iſt/ weil alles/ was man darinnen hat/ ſchimmlich und unſauber wird/ ſon- derlich zur Zeit/ wann groſſe Guͤſſen und Waſſer-Fluten des verbrauchten Sandes locum natalem uͤberſchwem- men. Cauſam Sympathias tam occultæ & efficacis enucleent Curioſi Nataræ Indagatores; Wiewol le- cundum ſitum loci, & aëris, ſivè ſalubris ſivè putre facientis, ſolches auch aus andern Urſachẽ geſchehen kan. Der Sand ſoll nicht allzulang an der Lufft gelegen ſeyn/ ſonſt imprægnirt er ſich davon/ und wachſen hernach Ge- ſtraͤuche und Baͤumlein in dem Gemaͤuer/ ſo ihm ſchaͤdlich iſt. Der gegrabene Sand taugt zu den Gewoͤlben und Haupt-Mauren/ der Bach-Sand aber zum bewerffen. Zum Siebenden/ was die uͤbrige Materialien/ die zum Gebaͤue erfordert werden/ als Eyſen zu Gattern/ Stangen/ und allerhand groſſen/ kleinen und mittern Naͤgeln/ Jtem Bley zum decken/ zu Waſſer-Roͤhren und Laitungen/ auch das Eyſen damit zu befeſtigen/ und Klammern einzugieſſen; das weiſſe Bley iſt das beſte/ das ſchlechteſte iſt das ſchwartze/ und das mittelſte das graue; Jtem Glasſcheiben/ Dachfahnen-Knoͤpffe/ Schloſſer- und Hafner-Arbeit/ und dergleichen betrifft/ ſoll ihm ein jeder weiſer Bau-Herꝛ nach und nach vorhero im Vorrath zuſammen bringen. Cap. XXII. Von dem Gebaͤue an ihm ſelbſten. ES haben zwar etliche/ die von der Wirthſchafft ihre Verzeichniſſen hinterlaſſen/ eine gewiſſe Form und Modell vorgeſchrieben/ wie und was Geſtalt ein Land-Gut koͤnnte eingerichtet werden. Es iſt aber in dieſem Fall ſo ein groſſer und mercklicher Unter- ſcheid unter den menſchlichen Gemuͤthern/ daß nie mal/ oder doch gar ſelten einem recht iſt/ was dem an dern beliebet/ und was der andere verwirfft/ der drit- te fuͤr hoch haͤlt. Ob vielleicht die zur Freyheit ange- borne blinde Liebe unſerer Natur ſich veraͤchtlich und unedel

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/41>, abgerufen am 21.11.2024.