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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] wolzeitige Maulbeeren/ zerdrucken sie und streichen sie
an einen härenen Strick/ so bleibet der kleine Saame
daran hencken/ den läst man abtrockenen/ legt ihn her-
nach in ein Bettlein nicht zu tief/ so gehen sie auf/ man
kan sie hernach umsetzen; wann mans im Sommer
säet/ müssen sie bey grosser Hitze des Tages bedeckt und
allein des Nachts offen gelassen werden/ indem die Son-
ne den zarten Saamen bald ausdorren würde. Diß
muß man sieben oder acht Tage continuiren/ biß man
siehet/ daß sie aufgehen; welches man aber bey denen im
Früling gesäeten nicht bedarff.

Es ist an diesem Baum alles zur Artzeney dienlich/
Frucht/ Blätter/ Rinden und Wurtzen/ wann man sie
[Spaltenumbruch] nüchtern isset/ öffnen sie den Leib/ widerstehen der Cho-
lera,
machen Lust zum Essen/ leschen den Durst/ ge-
dörret stopfen sie/ kühlen Lungen und Brust/ sind gut zur
Husten/ geben eine gute Labung in Fiebern; die mit Zu-
cker eingemachten Maulbeern oder der davon gesottene
Safft dienet zur Mund-Fäule/ Zahn-Geschwer und
Halswehe.

Herrera sagt/ die Blätter seyen gut wider gifftiger
Thiere Bisse/ der Safft von den schwartzen Maulbeer-
baum-Blättern bringe die Mähler aus/ so von Oel her-
kommen; die Blätter cum foliis vitis nigrae und rothen
Feigen in Bronnenwasser gesotten/ und sich damit ge-
zwagen/ machen schwartze Haar.

Cap. XXXIX.
Vom Mandelbaum.
[Spaltenumbruch]

DEr Mandelbaum hat die Art an sich/ daß er um
diese Zeit zu blühen anfängt/ in welcher er ist ge-
pflantzt oder gesetzt worden/ und auch diese Zeit/ so
lang er bleibt/ mit dem Blühen fortsetzt/ daher soll ein
vernünfftiger Gärtner die Kern oder Sätzling etwas
später setzen; wann die meiste Kälte und strenge Nacht-
reiffe vorüber sind/ so geschiehet ihn hernach desto weni-
ger Schaden an der Blühe/ und wann schon ein Sätz-
ling sich sehr heraus begeben/ hinderts ihn doch nicht an
seinem Bekleiben/ wann er anfangs nur sittig besprützt
wird.

Zu seiner Grösse/ hat dieser Baum wenige und seicht
eingreiffende Wurzen/ daher er leichtlich von der Sturm-
winde Ungestümm ausgewurtzelt und umgerissen wird/
er blühet eher/ als er Blätter gewinnet.

Herr Dümler gedenckt auch einer kleinen Gattung
von Mandelbäumen/ welche in Scherben gesetzt/ auch
wol in die Bettlein verpflantzt werden/ und den Winter
(zweifelsohne wol eingebunden) ausdauren können;
diese tragen viel lieber ihre Frucht.

Der kleinen Mandelbäum gedenckt auch der Hol-
ländische Gärtner. Sagt/ sie werden in die Blumen-
felder gepflantzt/ und man pflocke die grüne Frucht/ weil
sie noch keine Kerne haben/ im Junio/ zweifels ohn zum
condiren. Sie werden gepflantzt im Februario in gu-
te Erde/ doch wird die Grube im spaten Herbst vorher
gemacht/ daß es durch die Lufft erfrischet werde.

Sonst liebt er dürre sandichte Ort und freyen Son-
nenschein gegen Morgen oder Mittag/ verachtet auch nicht
dürre/ magere und steinigte Ort/ hasset sonst so wol die
Feuchtigkeit/ als auch das Dungen/ darum er an nassen
Orten nicht gedeyet. Die Kerne/ die man stecken will/
soll man von den grossen dünnschähligen erwehlen/ sie
über Nacht in Hönig oder Zuckerwasser weichen/ dar-
nach 4 Finger tief also einlegen/ daß der Spitz auf der
Seiten zu ligen komme/ sie werden auch von den Bey- und
Nebenschößling fortgepflantzt/ man darf sie nicht pel-
tzen/ wiewol die Frucht davon süsser und geschlachter
wird. Weil auch der bittere Mandelbaum/ durch das
peltzen sich versüsset/ wiewol etliche vermeinen/ man sol-
le nur bey der Wurtzel ein Loch abwärts bohren/ damit
der bittere Safft ausfliessen und wegsincken könne/ zu
dem Ende muß man den Grund aufheben. Herr Elß-
holtz will/ man soll sie auf Pferschen- oder Pflaumen-
[Spaltenumbruch] bäume peltzen. Durch Röhrlen und Aeuglen wird er
besser als durch andere Peltz-Arten fortgebracht.

Er stehet auch gern wie der Maulbeerbaum bey
den Häusern/ wo er/ vor dem Nordwinde versichert/ der
Sonnen Anblick geniessen kan. Die geelen Schoß/ so
inwendig austreiben/ muß man ihm fleissig nehmen/
sie hindern sehr viel an der Frucht-Bringung; der kalte
Lufft macht diesen Baum unfruchtbar/ auch die über-
häufften Aeste/ so ihnen zu benehmen sind. Die Frucht
muß an einem schönen Tag abgelesen/ bey warmen
Wetter/ und drey oder vier Tage an der Sonnen ge-
trocknet/ hernach auf eine trockene Bühne gebracht und
offt umgerührt werden/ also kan man sie viel Jahr er-
halten. Die grossen und runden mit den dünnen
Schahlen sind die besten. Diese Bäume sollen im Al-
ter lieber tragen/ als in der Jugend/ geben vor Gesunde
und Krancke eine treffliche Nahrung. Wann man
sie in Spreuer legt/ lassen sie sich gern schehlen; sonst
muß man sie im Wasser schwellen.

Fünf oder sechs bittere Mandeln/ sollen nach Plu-
tarchi
Meinung der Trunckenheit widerstehen. Die
Mandeln haben sonst eine temperirte Art/ werden zu al-
lerley köstlichen Speisen und Confecten gebraucht/
sind gut in der Schwindsucht/ zum Keuchen und Blut-
speyen/ kühlen Lung und Brust/ dienen zur Leber und
zum Miltz/ vermehren den Säugenden die Milch/ da-
von auch ein sehr nutzliches und zu vielen Sachen be-
quemes Oel gemacht wird.

Die Mandeln mit Essig gestossen und auf die Schlä-
fe gelegt/ vertreiben das Haubtwehe; gegessen/ brechen
sie den Stein/ machen schlaffen. Das Mandel-Oel
lindert die Colica/ hilfft für die Hectica, macht die
Kehl und Brust glatt/ auswendig erfrischet es die Glie-
der/ so damit gesalbt werden; von den übrigen Nutzen
mag man die Kräuter-Bücher besehen.

Wann der Mandelbaum mehr Blühe als Blätter
hat/ soll er ein fruchtbares/ im Gegentheil aber ein un-
fruchtbares Jahr vorbedeuten/ wann er mehr Blätter
als Blühe hat.

Die bittern Mandeln sind den Hünern sehr schäd-
lich/ und stehet in Miscell. Curios. anno 8. Observ. 99.
Daß Anno 1677. im Julio/ als ein Apotheckergesell
das Oel ausgepresst/ und die Trebern in den Hof ge-

worffen/

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] wolzeitige Maulbeeren/ zerdrucken ſie und ſtreichen ſie
an einen haͤrenen Strick/ ſo bleibet der kleine Saame
daran hencken/ den laͤſt man abtrockenen/ legt ihn her-
nach in ein Bettlein nicht zu tief/ ſo gehen ſie auf/ man
kan ſie hernach umſetzen; wann mans im Sommer
ſaͤet/ muͤſſen ſie bey groſſer Hitze des Tages bedeckt und
allein des Nachts offen gelaſſen werden/ indem die Son-
ne den zarten Saamen bald ausdorren wuͤrde. Diß
muß man ſieben oder acht Tage continuiren/ biß man
ſiehet/ daß ſie aufgehen; welches man aber bey denen im
Fruͤling geſaͤeten nicht bedarff.

Es iſt an dieſem Baum alles zur Artzeney dienlich/
Frucht/ Blaͤtter/ Rinden und Wurtzen/ wann man ſie
[Spaltenumbruch] nuͤchtern iſſet/ oͤffnen ſie den Leib/ widerſtehen der Cho-
lera,
machen Luſt zum Eſſen/ leſchen den Durſt/ ge-
doͤrret ſtopfen ſie/ kuͤhlen Lungen und Bruſt/ ſind gut zur
Huſten/ geben eine gute Labung in Fiebern; die mit Zu-
cker eingemachten Maulbeern oder der davon geſottene
Safft dienet zur Mund-Faͤule/ Zahn-Geſchwer und
Halswehe.

Herrera ſagt/ die Blaͤtter ſeyen gut wider gifftiger
Thiere Biſſe/ der Safft von den ſchwartzen Maulbeer-
baum-Blaͤttern bringe die Maͤhler aus/ ſo von Oel her-
kommen; die Blaͤtter cum foliis vitis nigræ und rothen
Feigen in Bronnenwaſſer geſotten/ und ſich damit ge-
zwagen/ machen ſchwartze Haar.

Cap. XXXIX.
Vom Mandelbaum.
[Spaltenumbruch]

DEr Mandelbaum hat die Art an ſich/ daß er um
dieſe Zeit zu bluͤhen anfaͤngt/ in welcher er iſt ge-
pflantzt oder geſetzt worden/ und auch dieſe Zeit/ ſo
lang er bleibt/ mit dem Bluͤhen fortſetzt/ daher ſoll ein
vernuͤnfftiger Gaͤrtner die Kern oder Saͤtzling etwas
ſpaͤter ſetzen; wann die meiſte Kaͤlte und ſtrenge Nacht-
reiffe voruͤber ſind/ ſo geſchiehet ihn hernach deſto weni-
ger Schaden an der Bluͤhe/ und wann ſchon ein Saͤtz-
ling ſich ſehr heraus begeben/ hinderts ihn doch nicht an
ſeinem Bekleiben/ wann er anfangs nur ſittig beſpruͤtzt
wird.

Zu ſeiner Groͤſſe/ hat dieſer Baum wenige und ſeicht
eingreiffende Wurzen/ daher er leichtlich von der Sturm-
winde Ungeſtuͤmm ausgewurtzelt und umgeriſſen wird/
er bluͤhet eher/ als er Blaͤtter gewinnet.

Herr Duͤmler gedenckt auch einer kleinen Gattung
von Mandelbaͤumen/ welche in Scherben geſetzt/ auch
wol in die Bettlein verpflantzt werden/ und den Winter
(zweifelsohne wol eingebunden) ausdauren koͤnnen;
dieſe tragen viel lieber ihre Frucht.

Der kleinen Mandelbaͤum gedenckt auch der Hol-
laͤndiſche Gaͤrtner. Sagt/ ſie werden in die Blumen-
felder gepflantzt/ und man pflocke die gruͤne Frucht/ weil
ſie noch keine Kerne haben/ im Junio/ zweifels ohn zum
condiren. Sie werden gepflantzt im Februario in gu-
te Erde/ doch wird die Grube im ſpaten Herbſt vorher
gemacht/ daß es durch die Lufft erfriſchet werde.

Sonſt liebt er duͤrre ſandichte Ort und freyen Son-
nenſchein gegen Morgen oder Mittag/ verachtet auch nicht
duͤrre/ magere und ſteinigte Ort/ haſſet ſonſt ſo wol die
Feuchtigkeit/ als auch das Dungen/ darum er an naſſen
Orten nicht gedeyet. Die Kerne/ die man ſtecken will/
ſoll man von den groſſen duͤnnſchaͤhligen erwehlen/ ſie
uͤber Nacht in Hoͤnig oder Zuckerwaſſer weichen/ dar-
nach 4 Finger tief alſo einlegen/ daß der Spitz auf der
Seiten zu ligen kom̃e/ ſie werden auch von den Bey- und
Nebenſchoͤßling fortgepflantzt/ man darf ſie nicht pel-
tzen/ wiewol die Frucht davon ſuͤſſer und geſchlachter
wird. Weil auch der bittere Mandelbaum/ durch das
peltzen ſich verſuͤſſet/ wiewol etliche vermeinen/ man ſol-
le nur bey der Wurtzel ein Loch abwaͤrts bohren/ damit
der bittere Safft ausflieſſen und wegſincken koͤnne/ zu
dem Ende muß man den Grund aufheben. Herr Elß-
holtz will/ man ſoll ſie auf Pferſchen- oder Pflaumen-
[Spaltenumbruch] baͤume peltzen. Durch Roͤhrlen und Aeuglen wird er
beſſer als durch andere Peltz-Arten fortgebracht.

Er ſtehet auch gern wie der Maulbeerbaum bey
den Haͤuſern/ wo er/ vor dem Nordwinde verſichert/ der
Sonnen Anblick genieſſen kan. Die geelen Schoß/ ſo
inwendig austreiben/ muß man ihm fleiſſig nehmen/
ſie hindern ſehr viel an der Frucht-Bringung; der kalte
Lufft macht dieſen Baum unfruchtbar/ auch die uͤber-
haͤufften Aeſte/ ſo ihnen zu benehmen ſind. Die Frucht
muß an einem ſchoͤnen Tag abgeleſen/ bey warmen
Wetter/ und drey oder vier Tage an der Sonnen ge-
trocknet/ hernach auf eine trockene Buͤhne gebracht und
offt umgeruͤhrt werden/ alſo kan man ſie viel Jahr er-
halten. Die groſſen und runden mit den duͤnnen
Schahlen ſind die beſten. Dieſe Baͤume ſollen im Al-
ter lieber tragen/ als in der Jugend/ geben vor Geſunde
und Krancke eine treffliche Nahrung. Wann man
ſie in Spreuer legt/ laſſen ſie ſich gern ſchehlen; ſonſt
muß man ſie im Waſſer ſchwellen.

Fuͤnf oder ſechs bittere Mandeln/ ſollen nach Plu-
tarchi
Meinung der Trunckenheit widerſtehen. Die
Mandeln haben ſonſt eine temperirte Art/ werden zu al-
lerley koͤſtlichen Speiſen und Confecten gebraucht/
ſind gut in der Schwindſucht/ zum Keuchen und Blut-
ſpeyen/ kuͤhlen Lung und Bruſt/ dienen zur Leber und
zum Miltz/ vermehren den Saͤugenden die Milch/ da-
von auch ein ſehr nutzliches und zu vielen Sachen be-
quemes Oel gemacht wird.

Die Mandeln mit Eſſig geſtoſſen und auf die Schlaͤ-
fe gelegt/ vertreiben das Haubtwehe; gegeſſen/ brechen
ſie den Stein/ machen ſchlaffen. Das Mandel-Oel
lindert die Colica/ hilfft fuͤr die Hectica, macht die
Kehl und Bruſt glatt/ auswendig erfriſchet es die Glie-
der/ ſo damit geſalbt werden; von den uͤbrigen Nutzen
mag man die Kraͤuter-Buͤcher beſehen.

Wann der Mandelbaum mehr Bluͤhe als Blaͤtter
hat/ ſoll er ein fruchtbares/ im Gegentheil aber ein un-
fruchtbares Jahr vorbedeuten/ wann er mehr Blaͤtter
als Bluͤhe hat.

Die bittern Mandeln ſind den Huͤnern ſehr ſchaͤd-
lich/ und ſtehet in Miſcell. Curioſ. anno 8. Obſerv. 99.
Daß Anno 1677. im Julio/ als ein Apotheckergeſell
das Oel ausgepreſſt/ und die Trebern in den Hof ge-

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[432/0450] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens wolzeitige Maulbeeren/ zerdrucken ſie und ſtreichen ſie an einen haͤrenen Strick/ ſo bleibet der kleine Saame daran hencken/ den laͤſt man abtrockenen/ legt ihn her- nach in ein Bettlein nicht zu tief/ ſo gehen ſie auf/ man kan ſie hernach umſetzen; wann mans im Sommer ſaͤet/ muͤſſen ſie bey groſſer Hitze des Tages bedeckt und allein des Nachts offen gelaſſen werden/ indem die Son- ne den zarten Saamen bald ausdorren wuͤrde. Diß muß man ſieben oder acht Tage continuiren/ biß man ſiehet/ daß ſie aufgehen; welches man aber bey denen im Fruͤling geſaͤeten nicht bedarff. Es iſt an dieſem Baum alles zur Artzeney dienlich/ Frucht/ Blaͤtter/ Rinden und Wurtzen/ wann man ſie nuͤchtern iſſet/ oͤffnen ſie den Leib/ widerſtehen der Cho- lera, machen Luſt zum Eſſen/ leſchen den Durſt/ ge- doͤrret ſtopfen ſie/ kuͤhlen Lungen und Bruſt/ ſind gut zur Huſten/ geben eine gute Labung in Fiebern; die mit Zu- cker eingemachten Maulbeern oder der davon geſottene Safft dienet zur Mund-Faͤule/ Zahn-Geſchwer und Halswehe. Herrera ſagt/ die Blaͤtter ſeyen gut wider gifftiger Thiere Biſſe/ der Safft von den ſchwartzen Maulbeer- baum-Blaͤttern bringe die Maͤhler aus/ ſo von Oel her- kommen; die Blaͤtter cum foliis vitis nigræ und rothen Feigen in Bronnenwaſſer geſotten/ und ſich damit ge- zwagen/ machen ſchwartze Haar. Cap. XXXIX. Vom Mandelbaum. DEr Mandelbaum hat die Art an ſich/ daß er um dieſe Zeit zu bluͤhen anfaͤngt/ in welcher er iſt ge- pflantzt oder geſetzt worden/ und auch dieſe Zeit/ ſo lang er bleibt/ mit dem Bluͤhen fortſetzt/ daher ſoll ein vernuͤnfftiger Gaͤrtner die Kern oder Saͤtzling etwas ſpaͤter ſetzen; wann die meiſte Kaͤlte und ſtrenge Nacht- reiffe voruͤber ſind/ ſo geſchiehet ihn hernach deſto weni- ger Schaden an der Bluͤhe/ und wann ſchon ein Saͤtz- ling ſich ſehr heraus begeben/ hinderts ihn doch nicht an ſeinem Bekleiben/ wann er anfangs nur ſittig beſpruͤtzt wird. Zu ſeiner Groͤſſe/ hat dieſer Baum wenige und ſeicht eingreiffende Wurzen/ daher er leichtlich von der Sturm- winde Ungeſtuͤmm ausgewurtzelt und umgeriſſen wird/ er bluͤhet eher/ als er Blaͤtter gewinnet. Herr Duͤmler gedenckt auch einer kleinen Gattung von Mandelbaͤumen/ welche in Scherben geſetzt/ auch wol in die Bettlein verpflantzt werden/ und den Winter (zweifelsohne wol eingebunden) ausdauren koͤnnen; dieſe tragen viel lieber ihre Frucht. Der kleinen Mandelbaͤum gedenckt auch der Hol- laͤndiſche Gaͤrtner. Sagt/ ſie werden in die Blumen- felder gepflantzt/ und man pflocke die gruͤne Frucht/ weil ſie noch keine Kerne haben/ im Junio/ zweifels ohn zum condiren. Sie werden gepflantzt im Februario in gu- te Erde/ doch wird die Grube im ſpaten Herbſt vorher gemacht/ daß es durch die Lufft erfriſchet werde. Sonſt liebt er duͤrre ſandichte Ort und freyen Son- nenſchein gegen Morgen oder Mittag/ verachtet auch nicht duͤrre/ magere und ſteinigte Ort/ haſſet ſonſt ſo wol die Feuchtigkeit/ als auch das Dungen/ darum er an naſſen Orten nicht gedeyet. Die Kerne/ die man ſtecken will/ ſoll man von den groſſen duͤnnſchaͤhligen erwehlen/ ſie uͤber Nacht in Hoͤnig oder Zuckerwaſſer weichen/ dar- nach 4 Finger tief alſo einlegen/ daß der Spitz auf der Seiten zu ligen kom̃e/ ſie werden auch von den Bey- und Nebenſchoͤßling fortgepflantzt/ man darf ſie nicht pel- tzen/ wiewol die Frucht davon ſuͤſſer und geſchlachter wird. Weil auch der bittere Mandelbaum/ durch das peltzen ſich verſuͤſſet/ wiewol etliche vermeinen/ man ſol- le nur bey der Wurtzel ein Loch abwaͤrts bohren/ damit der bittere Safft ausflieſſen und wegſincken koͤnne/ zu dem Ende muß man den Grund aufheben. Herr Elß- holtz will/ man ſoll ſie auf Pferſchen- oder Pflaumen- baͤume peltzen. Durch Roͤhrlen und Aeuglen wird er beſſer als durch andere Peltz-Arten fortgebracht. Er ſtehet auch gern wie der Maulbeerbaum bey den Haͤuſern/ wo er/ vor dem Nordwinde verſichert/ der Sonnen Anblick genieſſen kan. Die geelen Schoß/ ſo inwendig austreiben/ muß man ihm fleiſſig nehmen/ ſie hindern ſehr viel an der Frucht-Bringung; der kalte Lufft macht dieſen Baum unfruchtbar/ auch die uͤber- haͤufften Aeſte/ ſo ihnen zu benehmen ſind. Die Frucht muß an einem ſchoͤnen Tag abgeleſen/ bey warmen Wetter/ und drey oder vier Tage an der Sonnen ge- trocknet/ hernach auf eine trockene Buͤhne gebracht und offt umgeruͤhrt werden/ alſo kan man ſie viel Jahr er- halten. Die groſſen und runden mit den duͤnnen Schahlen ſind die beſten. Dieſe Baͤume ſollen im Al- ter lieber tragen/ als in der Jugend/ geben vor Geſunde und Krancke eine treffliche Nahrung. Wann man ſie in Spreuer legt/ laſſen ſie ſich gern ſchehlen; ſonſt muß man ſie im Waſſer ſchwellen. Fuͤnf oder ſechs bittere Mandeln/ ſollen nach Plu- tarchi Meinung der Trunckenheit widerſtehen. Die Mandeln haben ſonſt eine temperirte Art/ werden zu al- lerley koͤſtlichen Speiſen und Confecten gebraucht/ ſind gut in der Schwindſucht/ zum Keuchen und Blut- ſpeyen/ kuͤhlen Lung und Bruſt/ dienen zur Leber und zum Miltz/ vermehren den Saͤugenden die Milch/ da- von auch ein ſehr nutzliches und zu vielen Sachen be- quemes Oel gemacht wird. Die Mandeln mit Eſſig geſtoſſen und auf die Schlaͤ- fe gelegt/ vertreiben das Haubtwehe; gegeſſen/ brechen ſie den Stein/ machen ſchlaffen. Das Mandel-Oel lindert die Colica/ hilfft fuͤr die Hectica, macht die Kehl und Bruſt glatt/ auswendig erfriſchet es die Glie- der/ ſo damit geſalbt werden; von den uͤbrigen Nutzen mag man die Kraͤuter-Buͤcher beſehen. Wann der Mandelbaum mehr Bluͤhe als Blaͤtter hat/ ſoll er ein fruchtbares/ im Gegentheil aber ein un- fruchtbares Jahr vorbedeuten/ wann er mehr Blaͤtter als Bluͤhe hat. Die bittern Mandeln ſind den Huͤnern ſehr ſchaͤd- lich/ und ſtehet in Miſcell. Curioſ. anno 8. Obſerv. 99. Daß Anno 1677. im Julio/ als ein Apotheckergeſell das Oel ausgepreſſt/ und die Trebern in den Hof ge- worffen/

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/450>, abgerufen am 24.11.2024.