[Spaltenumbruch]
er ferner) im Elsaß ein Kraut-Haubt/ das also gewar- tet war/ gesehen/ so 62 Pfund samt dem Wedel ge- wogen.
Unter den Kohlkräutern/ die ebenmässig vielerley Sorten sind/ als der gemeine/ grüne/ braune/ rothe/ der krausbraune/ ist der gehäubte Kohl am besten und zär- testen; daher auch meistens in die Gärten angebauet/ wie auch der Saphoyische und dergleichen/ muß guten Grund haben/ muß mit und neben den Kraut-Pflantzen gesäet und versetzet werden/ allein will der Kohl Bettlein haben/ die nicht allerdings an der Sonnen ligen/ weil ihm die Erdflöhe also mehr zu schaden pflegen. Der Saame muß nicht über zwey Jahr alt seyn/ sonst soll er aus der Art schlagen/ und seine Frucht in Ruben metamorphosiren/ wird sonst drey Tage vor oder nach dem Neumonden gesäet.
Man soll zu allen Kohlkräutern (wie auch oben bey dem Caulifior schon gedacht) keine frische Dunge ge- brauchen/ weil die Rauppen davon desto lieber wachsen/ und je älter und wol abgelegner die Dung ist/ je weniger ist die hitzige fermentation, (davon dergleichen insecta und imperfecta animalcula erwachsen) aufdünsten; und einverleibet sich die alte Dung desto eher mit der Erden/ den Gewächsen die gemeine Beysteuer abzulegen.
Etliche Aberglaubische Gärtner sind der Meynung/ was um S. Petri Stulfeyer oder S. Matthiae den A- bend zuvor gesäet wird/ soll von den Würmern unbelei- digt/ und am Wachsthum sehr befördert werden. Jo- hann von der Groen in seinem Holländischen Gärtner schreibt also davon: Wann der Capus-Kohl 6 oder 7 Blätter erlangt/ wird er in gutes schwartzes und gemi- stetes Erdreich solcher Gestalt verpflantzt: Man machet zimlich grosse Löcher/ und thut guten alten Mist darein/ allein in der Mitte/ da der Sätzling kommet/ wird sol- cher Mist mit etwas Erden untermenget/ und werden solche Löcher nicht gantz ausgefüllet/ damit man nachge- hends etwas weiters darzu thun/ und den Sätzling mit beschütten kan/ daß er nicht einen langen Stiel gewinne/ da aber gleichwol/ wider Verhoffen/ der Stiel zu lang werden wolte/ soll um den Sätzling der Grund hinweg gethan/ ein kleines Grüblein gemacht/ die Pflantzen be- hutsam gebeuget/ und wie ein Reb-Schoß in das Grüb- lein gesetzet/ und mit guter Erde (daß nichts als die Blätter herfür stehen) zugedecket werden/ und da der [Spaltenumbruch]
Grund etwan zu mager/ kan man etwas von guten kur- tzen Mist darzu legen; diß alles muß im vollen Monden seyn/ indem die Köpffe viel grösser werden/ und muß mit der Ausfüllung/ so offt es nöhtig/ ferner fortgefahren werden.
Artlich wird das Capus-Kraut von dem Herrn Imperiali mit folgenden Versen beschrieben:
Altri non come gli altri in piu germogli van dilatando le crescenti membra, Ma quant ei cresce piu, tanto piu stretto entro se stesso si ritira e chiude, e col piegar delle rotonde foglie. Di se fa un globo, e di se forma un Mondo, e di gran longa e piu de gli altri, egli have l' amato suo sapor, dolce e soave.
Etliche wollen/ der Capus-Saamen verändere sich nach drey Jahren in Ruben; und werde nach drey Jahren wieder Capus-Kraut daraus/ wie Tanara fol. 255 bezeuget.
Herr de Serres vermeynt/ sie lang im Winter zu erhalten/ sey gut/ wann man die Häubter also/ daß keines das andere berühre/ in Stroh einmache/ und in einen trockenen lüfftigen Keller bringe. Unsere Gärtner aber/ wissen eine gewissere Kunst/ sie ziehen Kraut und Kohl im Herbst an einem schönen trockenen Tag (nachdem sie vorher von etlichen Reiffen ohne Gefrier mürb ge- macht worden) mit samt der Wurtzen aus der Erden/ lassen sie vorher an einem temperirten Ort ein wenig ab- welcken/ und setzen solche hernach in die Einsetz-Keller in einen Sand/ schneiden sodann nach und nach die Häub- ter zur Kuchen ab/ und lassen die Stengel im Sande ste- hen/ diese treiben im Auswärts Sprößlein herfür/ so von denen Welschen Broccoli genannt/ und etwas we- nigst überbrüht/ wie Spargel/ mit Essig/ Oel und Pfef- fer genossen werden.
Jn der Artzney/ bezeuget Kayser Constantinus, daß die Kinder/ die viel Kraut essen/ schneller aufwachsen; ihr Safft ist wider der Schwammen Gifft/ und die Blätter davon heilen der wütenden Hunde Biß. Tana- ra sagt/ man soll mit dem Wasser/ darinnen das Kraut ausgewaschen worden/ nichts in den Garten sprützen/ weil es die Gewächse verderbet.
Cap. XLVIII. Vom Spargel.
[Spaltenumbruch]
SPargel ist eines von den delicaten und edlen Garten-Gewächsen/ die auf alle hohe und vor- nehme Tafeln sonderlich verlangt und gesucht werden; sind/ die Warheit zu bekennen/ der Meynun- gen/ ihn schön/ groß/ und bald aufzubringen/ so vieler- ley; und offt wiederwertig/ daß man irre wird/ wel- chem/ als dem besten/ zu folgen; wahr ist es/ daß/ weil das Clima Coeli sowol als der Grund an einem und dem andern Ort unterschieden/ daß ein weiser Gärtner eines und das ander wol bedencken/ am wenigen diß und jenes probiren/ am meisten aber auf seine selbst eigene Erfah- rung fussen und gehen solle.
Anfangs nun ist nöthig/ daß ein Spargel-Bett (worein er kommen soll/ und welches gegen der Mittags [Spaltenumbruch]
Sonnen wider die Nordwinde versichert seyn muß) vor- her/ aufs wenigste vier oder fünf Spannen tief/ gegra- ben und wol ausgearbeitet/ alle Stein/ Unkraut und Wurtzen/ mit samt der ausgehobnen Erden/ beysens gethan werde; dasselbe Bett muß man erstlich mit al- tem guten Mist/ von Geiß/ Schaafen/ oder Rindern/ einen halben Schuch hoch/ darauf wieder Erden so dick/ und auf selbige wieder Dung/ und also eine Lage um die andere einrichten/ damit Dung und Erden fein ab- getheilet seyen.
Alsdann ziehet man Schnür auf nach der Länge und Breiten/ allzeit eines Schuchs weit voneinander Creutzweise/ in diese Durchschnitt drucket man eintzele Körner/ wie sie von den Stengeln kommen/ dritthalbe
Finger
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch]
er ferner) im Elſaß ein Kraut-Haubt/ das alſo gewar- tet war/ geſehen/ ſo 62 Pfund ſamt dem Wedel ge- wogen.
Unter den Kohlkraͤutern/ die ebenmaͤſſig vielerley Sorten ſind/ als der gemeine/ gruͤne/ braune/ rothe/ der krausbraune/ iſt der gehaͤubte Kohl am beſten und zaͤr- teſten; daher auch meiſtens in die Gaͤrten angebauet/ wie auch der Saphoyiſche und dergleichen/ muß guten Grund haben/ muß mit und neben den Kraut-Pflantzen geſaͤet und verſetzet werden/ allein will der Kohl Bettlein haben/ die nicht allerdings an der Sonnen ligen/ weil ihm die Erdfloͤhe alſo mehr zu ſchaden pflegen. Der Saame muß nicht uͤber zwey Jahr alt ſeyn/ ſonſt ſoll er aus der Art ſchlagen/ und ſeine Frucht in Ruben metamorphoſiren/ wird ſonſt drey Tage vor oder nach dem Neumonden geſaͤet.
Man ſoll zu allen Kohlkraͤutern (wie auch oben bey dem Caulifior ſchon gedacht) keine friſche Dunge ge- brauchen/ weil die Rauppen davon deſto lieber wachſen/ und je aͤlter und wol abgelegner die Dung iſt/ je weniger iſt die hitzige fermentation, (davon dergleichen inſecta und imperfecta animalcula erwachſen) aufduͤnſten; und einverleibet ſich die alte Dung deſto eher mit der Erden/ den Gewaͤchſen die gemeine Beyſteuer abzulegen.
Etliche Aberglaubiſche Gaͤrtner ſind der Meynung/ was um S. Petri Stulfeyer oder S. Matthiæ den A- bend zuvor geſaͤet wird/ ſoll von den Wuͤrmern unbelei- digt/ und am Wachsthum ſehr befoͤrdert werden. Jo- hann von der Groen in ſeinem Hollaͤndiſchen Gaͤrtner ſchreibt alſo davon: Wann der Capus-Kohl 6 oder 7 Blaͤtter erlangt/ wird er in gutes ſchwartzes und gemi- ſtetes Erdreich ſolcher Geſtalt verpflantzt: Man machet zimlich groſſe Loͤcher/ und thut guten alten Miſt darein/ allein in der Mitte/ da der Saͤtzling kommet/ wird ſol- cher Miſt mit etwas Erden untermenget/ und werden ſolche Loͤcher nicht gantz ausgefuͤllet/ damit man nachge- hends etwas weiters darzu thun/ und den Saͤtzling mit beſchuͤtten kan/ daß er nicht einen langen Stiel gewinne/ da aber gleichwol/ wider Verhoffen/ der Stiel zu lang werden wolte/ ſoll um den Saͤtzling der Grund hinweg gethan/ ein kleines Gruͤblein gemacht/ die Pflantzen be- hutſam gebeuget/ und wie ein Reb-Schoß in das Gruͤb- lein geſetzet/ und mit guter Erde (daß nichts als die Blaͤtter herfuͤr ſtehen) zugedecket werden/ und da der [Spaltenumbruch]
Grund etwan zu mager/ kan man etwas von guten kur- tzen Miſt darzu legen; diß alles muß im vollen Monden ſeyn/ indem die Koͤpffe viel groͤſſer werden/ und muß mit der Ausfuͤllung/ ſo offt es noͤhtig/ ferner fortgefahren werden.
Artlich wird das Capus-Kraut von dem Herrn Imperiali mit folgenden Verſen beſchrieben:
Altri non come gli altri in più germogli van dilatando le creſcenti membra, Ma quant ei creſce più, tanto più ſtretto entro ſe ſteſſo ſi ritira e chiude, e col piegar delle rotonde foglie. Di ſe fa un globo, e di ſe forma un Mondo, e di gran longa e più de gli altri, egli have l’ amato ſuo ſapor, dolce e ſoave.
Etliche wollen/ der Capus-Saamen veraͤndere ſich nach drey Jahren in Ruben; und werde nach drey Jahren wieder Capus-Kraut daraus/ wie Tanara fol. 255 bezeuget.
Herr de Serres vermeynt/ ſie lang im Winter zu erhalten/ ſey gut/ wann man die Haͤubter alſo/ daß keines das andere beruͤhre/ in Stroh einmache/ und in einen trockenen luͤfftigen Keller bringe. Unſere Gaͤrtner aber/ wiſſen eine gewiſſere Kunſt/ ſie ziehen Kraut und Kohl im Herbſt an einem ſchoͤnen trockenen Tag (nachdem ſie vorher von etlichen Reiffen ohne Gefrier muͤrb ge- macht worden) mit ſamt der Wurtzen aus der Erden/ laſſen ſie vorher an einem temperirten Ort ein wenig ab- welcken/ und ſetzen ſolche hernach in die Einſetz-Keller in einen Sand/ ſchneiden ſodann nach und nach die Haͤub- ter zur Kuchen ab/ und laſſen die Stengel im Sande ſte- hen/ dieſe treiben im Auswaͤrts Sproͤßlein herfuͤr/ ſo von denen Welſchen Broccoli genannt/ und etwas we- nigſt uͤberbruͤht/ wie Spargel/ mit Eſſig/ Oel und Pfef- fer genoſſen werden.
Jn der Artzney/ bezeuget Kayſer Conſtantinus, daß die Kinder/ die viel Kraut eſſen/ ſchneller aufwachſen; ihr Safft iſt wider der Schwammen Gifft/ und die Blaͤtter davon heilen der wuͤtenden Hunde Biß. Tana- ra ſagt/ man ſoll mit dem Waſſer/ darinnen das Kraut ausgewaſchen worden/ nichts in den Garten ſpruͤtzen/ weil es die Gewaͤchſe verderbet.
Cap. XLVIII. Vom Spargel.
[Spaltenumbruch]
SPargel iſt eines von den delicaten und edlen Garten-Gewaͤchſen/ die auf alle hohe und vor- nehme Tafeln ſonderlich verlangt und geſucht werden; ſind/ die Warheit zu bekennen/ der Meynun- gen/ ihn ſchoͤn/ groß/ und bald aufzubringen/ ſo vieler- ley; und offt wiederwertig/ daß man irre wird/ wel- chem/ als dem beſten/ zu folgen; wahr iſt es/ daß/ weil das Clima Cœli ſowol als der Grund an einem und dem andern Ort unterſchieden/ daß ein weiſer Gaͤrtner eines und das ander wol bedencken/ am wenigen diß und jenes probiren/ am meiſten aber auf ſeine ſelbſt eigene Erfah- rung fuſſen und gehen ſolle.
Anfangs nun iſt noͤthig/ daß ein Spargel-Bett (worein er kommen ſoll/ und welches gegen der Mittags [Spaltenumbruch]
Sonnen wider die Nordwinde verſichert ſeyn muß) vor- her/ aufs wenigſte vier oder fuͤnf Spannen tief/ gegra- ben und wol ausgearbeitet/ alle Stein/ Unkraut und Wurtzen/ mit ſamt der ausgehobnen Erden/ beyſens gethan werde; daſſelbe Bett muß man erſtlich mit al- tem guten Miſt/ von Geiß/ Schaafen/ oder Rindern/ einen halben Schuch hoch/ darauf wieder Erden ſo dick/ und auf ſelbige wieder Dung/ und alſo eine Lage um die andere einrichten/ damit Dung und Erden fein ab- getheilet ſeyen.
Alsdann ziehet man Schnuͤr auf nach der Laͤnge und Breiten/ allzeit eines Schuchs weit voneinander Creutzweiſe/ in dieſe Durchſchnitt drucket man eintzele Koͤrner/ wie ſie von den Stengeln kommen/ dritthalbe
Finger
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[496[494]/0512]
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
er ferner) im Elſaß ein Kraut-Haubt/ das alſo gewar-
tet war/ geſehen/ ſo 62 Pfund ſamt dem Wedel ge-
wogen.
Unter den Kohlkraͤutern/ die ebenmaͤſſig vielerley
Sorten ſind/ als der gemeine/ gruͤne/ braune/ rothe/ der
krausbraune/ iſt der gehaͤubte Kohl am beſten und zaͤr-
teſten; daher auch meiſtens in die Gaͤrten angebauet/
wie auch der Saphoyiſche und dergleichen/ muß guten
Grund haben/ muß mit und neben den Kraut-Pflantzen
geſaͤet und verſetzet werden/ allein will der Kohl Bettlein
haben/ die nicht allerdings an der Sonnen ligen/ weil
ihm die Erdfloͤhe alſo mehr zu ſchaden pflegen.
Der Saame muß nicht uͤber zwey Jahr alt ſeyn/ ſonſt
ſoll er aus der Art ſchlagen/ und ſeine Frucht in Ruben
metamorphoſiren/ wird ſonſt drey Tage vor oder nach
dem Neumonden geſaͤet.
Man ſoll zu allen Kohlkraͤutern (wie auch oben bey
dem Caulifior ſchon gedacht) keine friſche Dunge ge-
brauchen/ weil die Rauppen davon deſto lieber wachſen/
und je aͤlter und wol abgelegner die Dung iſt/ je weniger
iſt die hitzige fermentation, (davon dergleichen inſecta
und imperfecta animalcula erwachſen) aufduͤnſten; und
einverleibet ſich die alte Dung deſto eher mit der Erden/
den Gewaͤchſen die gemeine Beyſteuer abzulegen.
Etliche Aberglaubiſche Gaͤrtner ſind der Meynung/
was um S. Petri Stulfeyer oder S. Matthiæ den A-
bend zuvor geſaͤet wird/ ſoll von den Wuͤrmern unbelei-
digt/ und am Wachsthum ſehr befoͤrdert werden. Jo-
hann von der Groen in ſeinem Hollaͤndiſchen Gaͤrtner
ſchreibt alſo davon: Wann der Capus-Kohl 6 oder 7
Blaͤtter erlangt/ wird er in gutes ſchwartzes und gemi-
ſtetes Erdreich ſolcher Geſtalt verpflantzt: Man machet
zimlich groſſe Loͤcher/ und thut guten alten Miſt darein/
allein in der Mitte/ da der Saͤtzling kommet/ wird ſol-
cher Miſt mit etwas Erden untermenget/ und werden
ſolche Loͤcher nicht gantz ausgefuͤllet/ damit man nachge-
hends etwas weiters darzu thun/ und den Saͤtzling mit
beſchuͤtten kan/ daß er nicht einen langen Stiel gewinne/
da aber gleichwol/ wider Verhoffen/ der Stiel zu lang
werden wolte/ ſoll um den Saͤtzling der Grund hinweg
gethan/ ein kleines Gruͤblein gemacht/ die Pflantzen be-
hutſam gebeuget/ und wie ein Reb-Schoß in das Gruͤb-
lein geſetzet/ und mit guter Erde (daß nichts als die
Blaͤtter herfuͤr ſtehen) zugedecket werden/ und da der
Grund etwan zu mager/ kan man etwas von guten kur-
tzen Miſt darzu legen; diß alles muß im vollen Monden
ſeyn/ indem die Koͤpffe viel groͤſſer werden/ und muß
mit der Ausfuͤllung/ ſo offt es noͤhtig/ ferner fortgefahren
werden.
Artlich wird das Capus-Kraut von dem Herrn
Imperiali mit folgenden Verſen beſchrieben:
Altri non come gli altri in più germogli
van dilatando le creſcenti membra,
Ma quant ei creſce più, tanto più ſtretto
entro ſe ſteſſo ſi ritira e chiude,
e col piegar delle rotonde foglie.
Di ſe fa un globo, e di ſe forma un Mondo,
e di gran longa e più de gli altri, egli have
l’ amato ſuo ſapor, dolce e ſoave.
Etliche wollen/ der Capus-Saamen veraͤndere
ſich nach drey Jahren in Ruben; und werde nach drey
Jahren wieder Capus-Kraut daraus/ wie Tanara fol.
255 bezeuget.
Herr de Serres vermeynt/ ſie lang im Winter zu
erhalten/ ſey gut/ wann man die Haͤubter alſo/ daß keines
das andere beruͤhre/ in Stroh einmache/ und in einen
trockenen luͤfftigen Keller bringe. Unſere Gaͤrtner aber/
wiſſen eine gewiſſere Kunſt/ ſie ziehen Kraut und Kohl
im Herbſt an einem ſchoͤnen trockenen Tag (nachdem
ſie vorher von etlichen Reiffen ohne Gefrier muͤrb ge-
macht worden) mit ſamt der Wurtzen aus der Erden/
laſſen ſie vorher an einem temperirten Ort ein wenig ab-
welcken/ und ſetzen ſolche hernach in die Einſetz-Keller in
einen Sand/ ſchneiden ſodann nach und nach die Haͤub-
ter zur Kuchen ab/ und laſſen die Stengel im Sande ſte-
hen/ dieſe treiben im Auswaͤrts Sproͤßlein herfuͤr/ ſo
von denen Welſchen Broccoli genannt/ und etwas we-
nigſt uͤberbruͤht/ wie Spargel/ mit Eſſig/ Oel und Pfef-
fer genoſſen werden.
Jn der Artzney/ bezeuget Kayſer Conſtantinus, daß
die Kinder/ die viel Kraut eſſen/ ſchneller aufwachſen;
ihr Safft iſt wider der Schwammen Gifft/ und die
Blaͤtter davon heilen der wuͤtenden Hunde Biß. Tana-
ra ſagt/ man ſoll mit dem Waſſer/ darinnen das Kraut
ausgewaſchen worden/ nichts in den Garten ſpruͤtzen/
weil es die Gewaͤchſe verderbet.
Cap. XLVIII.
Vom Spargel.
SPargel iſt eines von den delicaten und edlen
Garten-Gewaͤchſen/ die auf alle hohe und vor-
nehme Tafeln ſonderlich verlangt und geſucht
werden; ſind/ die Warheit zu bekennen/ der Meynun-
gen/ ihn ſchoͤn/ groß/ und bald aufzubringen/ ſo vieler-
ley; und offt wiederwertig/ daß man irre wird/ wel-
chem/ als dem beſten/ zu folgen; wahr iſt es/ daß/ weil
das Clima Cœli ſowol als der Grund an einem und dem
andern Ort unterſchieden/ daß ein weiſer Gaͤrtner eines
und das ander wol bedencken/ am wenigen diß und jenes
probiren/ am meiſten aber auf ſeine ſelbſt eigene Erfah-
rung fuſſen und gehen ſolle.
Anfangs nun iſt noͤthig/ daß ein Spargel-Bett
(worein er kommen ſoll/ und welches gegen der Mittags
Sonnen wider die Nordwinde verſichert ſeyn muß) vor-
her/ aufs wenigſte vier oder fuͤnf Spannen tief/ gegra-
ben und wol ausgearbeitet/ alle Stein/ Unkraut und
Wurtzen/ mit ſamt der ausgehobnen Erden/ beyſens
gethan werde; daſſelbe Bett muß man erſtlich mit al-
tem guten Miſt/ von Geiß/ Schaafen/ oder Rindern/
einen halben Schuch hoch/ darauf wieder Erden ſo dick/
und auf ſelbige wieder Dung/ und alſo eine Lage um
die andere einrichten/ damit Dung und Erden fein ab-
getheilet ſeyen.
Alsdann ziehet man Schnuͤr auf nach der Laͤnge
und Breiten/ allzeit eines Schuchs weit voneinander
Creutzweiſe/ in dieſe Durchſchnitt drucket man eintzele
Koͤrner/ wie ſie von den Stengeln kommen/ dritthalbe
Finger
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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 496[494]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/512>, abgerufen am 29.06.2024.
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der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.