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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Fünftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
[Spaltenumbruch] chen stehen/ biß sie durchfermentirt werden/ also wer-
den sie gut/ und dauren offt ein gantzes Jahr/ oder noch
länger. Man kan die Unmurcken/ weil sie noch klein
sind/ in ein Modell/ darinn eine Figur nach Belieben
geschnitten/ einschliessen/ und also aufwachsen lassen/ so
wird die Unmurcken dasselbe Bild in sich drucken. Sie
haben fast alle der Melonen und Kürbsen Eigenschafft/
daher weiter nichts hier davon zu melden.

Die wilden Unmurcken oder Cucumeres Asinini
werden nicht zur Speise/ nur zur Artzney gebraucht/
haben aber rauhere Blätter/ und eine weisse grosse Ru-
benformige Wurtzel; die Blühe ist gestirnet und bleich-
gelb/ an welchen die stachlichte bittere Frucht im August-
Monat folget/ die voller Saffts und brauner Kerner sind;
wann man sie zeitig angreifft und ein wenig druckt/ so
[Spaltenumbruch] platzen und schiessen die Kerner und der Safft mit ei-
nem Gewalt heraus/ so zum vexiren bißweilen Anlaß
gibt/ und darum werden sie auch zu Zeiten in die Gär-
ten gebauet/ haben gern sandicht und mit Mörtel ver-
mischtes Erdreich.

AEgineta lehret/ man soll seine Wurtzen in kleine
Stück zerschneiden/ darzu thun einen Theil Wermuth
und Baum-Oel/ miteinander wol sieden lassen/ daß es
weich und zu einem Cataplasma kan gebraucht werden/
soll gut seyn wider die langwührige Schmertzen und
Wehthun des Haubts. Diese Wurtzen in Wasser o-
der Essig gesotten/ soll das Podagra lindern und den
Zahnwehe vertreiben. Es wird in der Apothecken ein
sonderlicher purgirender Safft/ den sie Elaterium nen-
nen/ daraus gemacht.

Cap. LIV.
Vom Spenat/ Molden und dergleichen.
[Spaltenumbruch]

DEr Spenat/ von den Lateinern Spinacia ge-
nannt/ hat den Namen a Spinis, weil das sonst
gantz linde Kraut und Gewächse seines stachlich-
ten Saamens entgelten muß. Jst doch in allen Gär-
ten/ wegen seiner Nutzbarkeit/ wol gehalten/ und fleissig
gepflantzet/ weil es das meiste und beste Ingrediens ist/
grüne Kräuter-Köche zu machen/ wird sonst zeitlich im
Früling im Neumonden/ damit er nicht so bald in den
Saamen schiesse/ auch wol im Sommer/ und gar um
Bartholomaei/ auch wol um Michaeli gesäet/ in ein gut
wol gedunget Erdreich; diß ist der Winter-Spenat/
und wird gegen dem Winter/ mit gutem fetten Erdreich
angestreuet.

Der Saame kan vorhero in ein mit Schaf-Mist
temperirtes Wasser eingeweichet und dünn gesäet wer-
den/ damit die Blätter desto grösser und vollkommener
wachsen/ will warmen Sonnenschein/ wo er anders wol
gedeyen soll/ haben.

Den aus Jtalia gebrachten Saamen hält man
für den besten/ weil die Frucht davon wolschmeckender
und edler wird; der im Früling muß dünn/ und der im
Herbst dick gesäet/ wol gejetten/ und bey gar dürrem
Wetter etwas begossen werden.

Es ist auch noch ein edler Spenat mit runden Blät-
tern/ der je mehr er abgeschnitten wird/ je mehr wächst
er. Noch gibt es eine andere absonderliche Gattung Spi-
nacia fragifera,
Erdbeer-Spenat/ der ist subtiler/ nie-
derer und zarter als der gemeine/ trägt/ an statt des
Saamens/ rothe süßlichte Beerlein den Erdbeern nicht
gar ungleich/ die/ wann sie gegessen werden den Leib er-
weichen/ und sanfft laxiren; an diesen rothen Beerlein
hängt ein kleiner schwartzer Saame/ werden in die
Gärten gesäet/ und wo er einmal hinkommt/ da besäet
er sich hernach von sich selbst/ hat Blätter wie der andere
Spenat/ allein etwas linder.

Die Saam-Stengel (die man von den erstlich
gesäeten in den Bettlein stehen lässet) kan man/ so bald
der Saame hart wird/ samt den Wurtzen ausziehen/
und an einen lüfftigen Ort vollends reiffen lassen.

Die Herbariae Rei Scriptores, können sich seines
Lateinischen Namens nicht recht vergleichen/ weil er
von etlichen Blitum, zu Teutsch Meyer/ von andern
Hispanicum Olus genennet/ und mit dem Spenat con-
[Spaltenumbruch] fundi
rt wird. Wir lassen sie zancken/ und uns genü-
gen/ wann er in unsern Gärten stehet.

Tabernaemontanus schreibt/ wann man im Anfang
des Frülings ein kleine Hand voll Holunder-Sprößling
unter dem Spinat zu einem Müßlein macht und zu essen
gibt/ sey es vor gesunde und krancke Personen ein gutes
Purgier-Müßlein/ weil es den Leib gar gelind und
sanfft erweiche. Er ist feucht und kalt im ersten Grad/
daher er auch zum Kochen wenig Wassers bedarff/
und je trockner er gekocht wird/ je besser und gesünder
er ist.

Auch wird ein Wasser daraus gebrannt/ so in hitzi-
gen Fiebern dienet/ der Magen-Gall ihre Entzündung
und Schärffe benimmt/ und die hitzige Leber kühlet/ ist
also viel gesünder als die Molden/ und bey den Moren
(wie Joh. Bruyerinus de re Cibaria schreibet) in gros-
sen Würden. Der Safft davon getruncken/ soll wi-
der der Scorpionen Stachel bewährt seyn/ ist der
Brust und Lungen gut/ lindert und heilt die Husten/
und erkläret die heisere Stimme: Doch soll er Winde
machen/ den Magen mit kalten und widerwärtigen
Feuchtigkeiten beschweren/ daher er schlechte und ge-
ringe Nahrung gibt. Seine Kälte aber kan man mit
Gewürtz und Weinbeerlein verbessern.

Molden oder Milden/ Atriplex, ist auch eines zum
Kraut-Müßlein gehöriges Gewächs; bekommt einen
grossen/ braunrohten/ viereckichten/ vielästigen Sten-
gel/ blühet gelb/ die fetten Blätter sind wie ein Spehr-
Eysen/ anfänglich weißlicht/ darnach grün/ und endlich
roth/ sind auch etliche wilder Art/ die allenthalben in den
Feldern und an der Strassen sich zeigen. Der zahme
wächset schnell/ daher er in wenigen Gärten gelitten
wird/ indem er denen andern Gewächsen ihre Krafft ent-
ziehet. Jst einer wässerigen und kalten Natur. Wird/
wie der Spenat/ als ein Müßlein gekocht/ gibt aber wenig
Nahrung/ doch soll der Saame wider die Gelbsucht die-
nen/ nach Galeni Zeugnis/ und daß er/ mit Wein oder
Hönig-Wasser eingenommen/ die Verstopffung der
Leber eröffne. Jm Wasser gekocht und zerstossen/ zer-
treiben die Blätter die harten Beulen/ auch diese auf die
hitzigen Glieder gelegt/ benehmen die Hitz und den
Schmertzen. Die wilden Molden dergestalt gebraucht/

sollen
S s s

Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
[Spaltenumbruch] chen ſtehen/ biß ſie durchfermentirt werden/ alſo wer-
den ſie gut/ und dauren offt ein gantzes Jahr/ oder noch
laͤnger. Man kan die Unmurcken/ weil ſie noch klein
ſind/ in ein Modell/ darinn eine Figur nach Belieben
geſchnitten/ einſchlieſſen/ und alſo aufwachſen laſſen/ ſo
wird die Unmurcken daſſelbe Bild in ſich drucken. Sie
haben faſt alle der Melonen und Kuͤrbſen Eigenſchafft/
daher weiter nichts hier davon zu melden.

Die wilden Unmurcken oder Cucumeres Aſinini
werden nicht zur Speiſe/ nur zur Artzney gebraucht/
haben aber rauhere Blaͤtter/ und eine weiſſe groſſe Ru-
benformige Wurtzel; die Bluͤhe iſt geſtirnet und bleich-
gelb/ an welchen die ſtachlichte bittere Frucht im Auguſt-
Monat folget/ die voller Saffts uñ brauner Kerner ſind;
wann man ſie zeitig angreifft und ein wenig druckt/ ſo
[Spaltenumbruch] platzen und ſchieſſen die Kerner und der Safft mit ei-
nem Gewalt heraus/ ſo zum vexiren bißweilen Anlaß
gibt/ und darum werden ſie auch zu Zeiten in die Gaͤr-
ten gebauet/ haben gern ſandicht und mit Moͤrtel ver-
miſchtes Erdreich.

Ægineta lehret/ man ſoll ſeine Wurtzen in kleine
Stuͤck zerſchneiden/ darzu thun einen Theil Wermuth
und Baum-Oel/ miteinander wol ſieden laſſen/ daß es
weich und zu einem Cataplasma kan gebraucht werden/
ſoll gut ſeyn wider die langwuͤhrige Schmertzen und
Wehthun des Haubts. Dieſe Wurtzen in Waſſer o-
der Eſſig geſotten/ ſoll das Podagra lindern und den
Zahnwehe vertreiben. Es wird in der Apothecken ein
ſonderlicher purgirender Safft/ den ſie Elaterium nen-
nen/ daraus gemacht.

Cap. LIV.
Vom Spenat/ Molden und dergleichen.
[Spaltenumbruch]

DEr Spenat/ von den Lateinern Spinacia ge-
nannt/ hat den Namen à Spinis, weil das ſonſt
gantz linde Kraut und Gewaͤchſe ſeines ſtachlich-
ten Saamens entgelten muß. Jſt doch in allen Gaͤr-
ten/ wegen ſeiner Nutzbarkeit/ wol gehalten/ und fleiſſig
gepflantzet/ weil es das meiſte und beſte Ingrediens iſt/
gruͤne Kraͤuter-Koͤche zu machen/ wird ſonſt zeitlich im
Fruͤling im Neumonden/ damit er nicht ſo bald in den
Saamen ſchieſſe/ auch wol im Sommer/ und gar um
Bartholomæi/ auch wol um Michaeli geſaͤet/ in ein gut
wol gedunget Erdreich; diß iſt der Winter-Spenat/
und wird gegen dem Winter/ mit gutem fetten Erdreich
angeſtreuet.

Der Saame kan vorhero in ein mit Schaf-Miſt
temperirtes Waſſer eingeweichet und duͤnn geſaͤet wer-
den/ damit die Blaͤtter deſto groͤſſer und vollkommener
wachſen/ will warmen Sonnenſchein/ wo er anders wol
gedeyen ſoll/ haben.

Den aus Jtalia gebrachten Saamen haͤlt man
fuͤr den beſten/ weil die Frucht davon wolſchmeckender
und edler wird; der im Fruͤling muß duͤnn/ und der im
Herbſt dick geſaͤet/ wol gejetten/ und bey gar duͤrrem
Wetter etwas begoſſen werden.

Es iſt auch noch ein edler Spenat mit runden Blaͤt-
tern/ der je mehr er abgeſchnitten wird/ je mehr waͤchſt
er. Noch gibt es eine andere abſonderliche Gattung Spi-
nacia fragifera,
Erdbeer-Spenat/ der iſt ſubtiler/ nie-
derer und zarter als der gemeine/ traͤgt/ an ſtatt des
Saamens/ rothe ſuͤßlichte Beerlein den Erdbeern nicht
gar ungleich/ die/ wann ſie gegeſſen werden den Leib er-
weichen/ und ſanfft laxiren; an dieſen rothen Beerlein
haͤngt ein kleiner ſchwartzer Saame/ werden in die
Gaͤrten geſaͤet/ und wo er einmal hinkommt/ da beſaͤet
er ſich hernach von ſich ſelbſt/ hat Blaͤtter wie der andere
Spenat/ allein etwas linder.

Die Saam-Stengel (die man von den erſtlich
geſaͤeten in den Bettlein ſtehen laͤſſet) kan man/ ſo bald
der Saame hart wird/ ſamt den Wurtzen ausziehen/
und an einen luͤfftigen Ort vollends reiffen laſſen.

Die Herbariæ Rei Scriptores, koͤnnen ſich ſeines
Lateiniſchen Namens nicht recht vergleichen/ weil er
von etlichen Blitum, zu Teutſch Meyer/ von andern
Hiſpanicum Olus genennet/ und mit dem Spenat con-
[Spaltenumbruch] fundi
rt wird. Wir laſſen ſie zancken/ und uns genuͤ-
gen/ wann er in unſern Gaͤrten ſtehet.

Tabernæmontanus ſchreibt/ wann man im Anfang
des Fruͤlings ein kleine Hand voll Holunder-Sproͤßling
unter dem Spinat zu einem Muͤßlein macht und zu eſſen
gibt/ ſey es vor geſunde und krancke Perſonen ein gutes
Purgier-Muͤßlein/ weil es den Leib gar gelind und
ſanfft erweiche. Er iſt feucht und kalt im erſten Grad/
daher er auch zum Kochen wenig Waſſers bedarff/
und je trockner er gekocht wird/ je beſſer und geſuͤnder
er iſt.

Auch wird ein Waſſer daraus gebrannt/ ſo in hitzi-
gen Fiebern dienet/ der Magen-Gall ihre Entzuͤndung
und Schaͤrffe benimmt/ und die hitzige Leber kuͤhlet/ iſt
alſo viel geſuͤnder als die Molden/ und bey den Moren
(wie Joh. Bruyerinus de re Cibariâ ſchreibet) in groſ-
ſen Wuͤrden. Der Safft davon getruncken/ ſoll wi-
der der Scorpionen Stachel bewaͤhrt ſeyn/ iſt der
Bruſt und Lungen gut/ lindert und heilt die Huſten/
und erklaͤret die heiſere Stimme: Doch ſoll er Winde
machen/ den Magen mit kalten und widerwaͤrtigen
Feuchtigkeiten beſchweren/ daher er ſchlechte und ge-
ringe Nahrung gibt. Seine Kaͤlte aber kan man mit
Gewuͤrtz und Weinbeerlein verbeſſern.

Molden oder Milden/ Atriplex, iſt auch eines zum
Kraut-Muͤßlein gehoͤriges Gewaͤchs; bekommt einen
groſſen/ braunrohten/ viereckichten/ vielaͤſtigen Sten-
gel/ bluͤhet gelb/ die fetten Blaͤtter ſind wie ein Spehr-
Eyſen/ anfaͤnglich weißlicht/ darnach gruͤn/ und endlich
roth/ ſind auch etliche wilder Art/ die allenthalben in den
Feldern und an der Straſſen ſich zeigen. Der zahme
waͤchſet ſchnell/ daher er in wenigen Gaͤrten gelitten
wird/ indem er denen andern Gewaͤchſen ihre Krafft ent-
ziehet. Jſt einer waͤſſerigen und kalten Natur. Wird/
wie der Spenat/ als ein Muͤßlein gekocht/ gibt aber wenig
Nahrung/ doch ſoll der Saame wider die Gelbſucht die-
nen/ nach Galeni Zeugnis/ und daß er/ mit Wein oder
Hoͤnig-Waſſer eingenommen/ die Verſtopffung der
Leber eroͤffne. Jm Waſſer gekocht und zerſtoſſen/ zer-
treiben die Blaͤtter die harten Beulen/ auch dieſe auf die
hitzigen Glieder gelegt/ benehmen die Hitz und den
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[507[505]/0523] Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten. chen ſtehen/ biß ſie durchfermentirt werden/ alſo wer- den ſie gut/ und dauren offt ein gantzes Jahr/ oder noch laͤnger. Man kan die Unmurcken/ weil ſie noch klein ſind/ in ein Modell/ darinn eine Figur nach Belieben geſchnitten/ einſchlieſſen/ und alſo aufwachſen laſſen/ ſo wird die Unmurcken daſſelbe Bild in ſich drucken. Sie haben faſt alle der Melonen und Kuͤrbſen Eigenſchafft/ daher weiter nichts hier davon zu melden. Die wilden Unmurcken oder Cucumeres Aſinini werden nicht zur Speiſe/ nur zur Artzney gebraucht/ haben aber rauhere Blaͤtter/ und eine weiſſe groſſe Ru- benformige Wurtzel; die Bluͤhe iſt geſtirnet und bleich- gelb/ an welchen die ſtachlichte bittere Frucht im Auguſt- Monat folget/ die voller Saffts uñ brauner Kerner ſind; wann man ſie zeitig angreifft und ein wenig druckt/ ſo platzen und ſchieſſen die Kerner und der Safft mit ei- nem Gewalt heraus/ ſo zum vexiren bißweilen Anlaß gibt/ und darum werden ſie auch zu Zeiten in die Gaͤr- ten gebauet/ haben gern ſandicht und mit Moͤrtel ver- miſchtes Erdreich. Ægineta lehret/ man ſoll ſeine Wurtzen in kleine Stuͤck zerſchneiden/ darzu thun einen Theil Wermuth und Baum-Oel/ miteinander wol ſieden laſſen/ daß es weich und zu einem Cataplasma kan gebraucht werden/ ſoll gut ſeyn wider die langwuͤhrige Schmertzen und Wehthun des Haubts. Dieſe Wurtzen in Waſſer o- der Eſſig geſotten/ ſoll das Podagra lindern und den Zahnwehe vertreiben. Es wird in der Apothecken ein ſonderlicher purgirender Safft/ den ſie Elaterium nen- nen/ daraus gemacht. Cap. LIV. Vom Spenat/ Molden und dergleichen. DEr Spenat/ von den Lateinern Spinacia ge- nannt/ hat den Namen à Spinis, weil das ſonſt gantz linde Kraut und Gewaͤchſe ſeines ſtachlich- ten Saamens entgelten muß. Jſt doch in allen Gaͤr- ten/ wegen ſeiner Nutzbarkeit/ wol gehalten/ und fleiſſig gepflantzet/ weil es das meiſte und beſte Ingrediens iſt/ gruͤne Kraͤuter-Koͤche zu machen/ wird ſonſt zeitlich im Fruͤling im Neumonden/ damit er nicht ſo bald in den Saamen ſchieſſe/ auch wol im Sommer/ und gar um Bartholomæi/ auch wol um Michaeli geſaͤet/ in ein gut wol gedunget Erdreich; diß iſt der Winter-Spenat/ und wird gegen dem Winter/ mit gutem fetten Erdreich angeſtreuet. Der Saame kan vorhero in ein mit Schaf-Miſt temperirtes Waſſer eingeweichet und duͤnn geſaͤet wer- den/ damit die Blaͤtter deſto groͤſſer und vollkommener wachſen/ will warmen Sonnenſchein/ wo er anders wol gedeyen ſoll/ haben. Den aus Jtalia gebrachten Saamen haͤlt man fuͤr den beſten/ weil die Frucht davon wolſchmeckender und edler wird; der im Fruͤling muß duͤnn/ und der im Herbſt dick geſaͤet/ wol gejetten/ und bey gar duͤrrem Wetter etwas begoſſen werden. Es iſt auch noch ein edler Spenat mit runden Blaͤt- tern/ der je mehr er abgeſchnitten wird/ je mehr waͤchſt er. Noch gibt es eine andere abſonderliche Gattung Spi- nacia fragifera, Erdbeer-Spenat/ der iſt ſubtiler/ nie- derer und zarter als der gemeine/ traͤgt/ an ſtatt des Saamens/ rothe ſuͤßlichte Beerlein den Erdbeern nicht gar ungleich/ die/ wann ſie gegeſſen werden den Leib er- weichen/ und ſanfft laxiren; an dieſen rothen Beerlein haͤngt ein kleiner ſchwartzer Saame/ werden in die Gaͤrten geſaͤet/ und wo er einmal hinkommt/ da beſaͤet er ſich hernach von ſich ſelbſt/ hat Blaͤtter wie der andere Spenat/ allein etwas linder. Die Saam-Stengel (die man von den erſtlich geſaͤeten in den Bettlein ſtehen laͤſſet) kan man/ ſo bald der Saame hart wird/ ſamt den Wurtzen ausziehen/ und an einen luͤfftigen Ort vollends reiffen laſſen. Die Herbariæ Rei Scriptores, koͤnnen ſich ſeines Lateiniſchen Namens nicht recht vergleichen/ weil er von etlichen Blitum, zu Teutſch Meyer/ von andern Hiſpanicum Olus genennet/ und mit dem Spenat con- fundirt wird. Wir laſſen ſie zancken/ und uns genuͤ- gen/ wann er in unſern Gaͤrten ſtehet. Tabernæmontanus ſchreibt/ wann man im Anfang des Fruͤlings ein kleine Hand voll Holunder-Sproͤßling unter dem Spinat zu einem Muͤßlein macht und zu eſſen gibt/ ſey es vor geſunde und krancke Perſonen ein gutes Purgier-Muͤßlein/ weil es den Leib gar gelind und ſanfft erweiche. Er iſt feucht und kalt im erſten Grad/ daher er auch zum Kochen wenig Waſſers bedarff/ und je trockner er gekocht wird/ je beſſer und geſuͤnder er iſt. Auch wird ein Waſſer daraus gebrannt/ ſo in hitzi- gen Fiebern dienet/ der Magen-Gall ihre Entzuͤndung und Schaͤrffe benimmt/ und die hitzige Leber kuͤhlet/ iſt alſo viel geſuͤnder als die Molden/ und bey den Moren (wie Joh. Bruyerinus de re Cibariâ ſchreibet) in groſ- ſen Wuͤrden. Der Safft davon getruncken/ ſoll wi- der der Scorpionen Stachel bewaͤhrt ſeyn/ iſt der Bruſt und Lungen gut/ lindert und heilt die Huſten/ und erklaͤret die heiſere Stimme: Doch ſoll er Winde machen/ den Magen mit kalten und widerwaͤrtigen Feuchtigkeiten beſchweren/ daher er ſchlechte und ge- ringe Nahrung gibt. Seine Kaͤlte aber kan man mit Gewuͤrtz und Weinbeerlein verbeſſern. Molden oder Milden/ Atriplex, iſt auch eines zum Kraut-Muͤßlein gehoͤriges Gewaͤchs; bekommt einen groſſen/ braunrohten/ viereckichten/ vielaͤſtigen Sten- gel/ bluͤhet gelb/ die fetten Blaͤtter ſind wie ein Spehr- Eyſen/ anfaͤnglich weißlicht/ darnach gruͤn/ und endlich roth/ ſind auch etliche wilder Art/ die allenthalben in den Feldern und an der Straſſen ſich zeigen. Der zahme waͤchſet ſchnell/ daher er in wenigen Gaͤrten gelitten wird/ indem er denen andern Gewaͤchſen ihre Krafft ent- ziehet. Jſt einer waͤſſerigen und kalten Natur. Wird/ wie der Spenat/ als ein Muͤßlein gekocht/ gibt aber wenig Nahrung/ doch ſoll der Saame wider die Gelbſucht die- nen/ nach Galeni Zeugnis/ und daß er/ mit Wein oder Hoͤnig-Waſſer eingenommen/ die Verſtopffung der Leber eroͤffne. Jm Waſſer gekocht und zerſtoſſen/ zer- treiben die Blaͤtter die harten Beulen/ auch dieſe auf die hitzigen Glieder gelegt/ benehmen die Hitz und den Schmertzen. Die wilden Molden dergeſtalt gebraucht/ ſollen S ſ ſ

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 507[505]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/523>, abgerufen am 24.11.2024.