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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Fünftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
Cap. LXXI.
Vom Epheu.
[Spaltenumbruch]

WJewol der Epheu mehr ein wild als Garten-
Gewächs ist/ indem er alles/ was er mit seinem
feind seligen Umgriff belastet und betastet/ gleich-
sam zu verderben pflegt/ sonderlich die Bäume im
Wald/ ja gar die Mauren selbst; so wird er dennoch
in grossen schönen Gärten/ zu Portalen/ Spalieren/ Lust-
häusern und Galerien gebraucht/ weil kein Gewächs zu
finden/ das einen so dicken und auch von der Sonnen
undurchdringlichen Schatten machet. Theils tragen
weisse/ theils schwartze Beer/ theils gar keine; wo er ein-
mal hinkommt/ nimmt er gern vorlieb/ und lässt sich nicht
leicht vertreiben/ ist mit seinen schönen/ grüngläntzichten
allzeit frischen und unverwelckten Blättern den Augen
nicht unangenehm/ fürchtet weder Hitz noch Kälte/ we-
der trocken noch naß/ weder Sonn noch Schatten.
Etliche kleiden die inwendige Mauren ihrer Gärten da-
mit/ auf daß eine immerwährende Grüne/ das gantze
Jahr durch/ das Gesicht belustige/ wie auch an die ver-
deckten Spatziergänge/ die so lang grün bleiben/ so
lang das Holtz ausdauren kan/ daß man es zur Hal-
tung aufrichtet.

An dem Gemäuer dörffen sie weiter weder Holtz/
noch Pfäle/ noch Nagel/ sie häcklen sich so genau und fest
an die rauhbeworffene Mauren an/ daß sie von sich selbst
eine überaus lustige stets grünende und allzeit bleibliche
Spalier daselbst anrichten. Man kans zwar von dem
Saamen/ wohin mans haben will/ aufbringen/ geht
aber langsamer her/ und geht viel geschwinder zu/
wann man die jungen Beyschößling mit der Wurtzen
ziegelt/ welches im Herbst im wachsenden Monden ge-
schehen soll. Die Blätter sind erstlich etwas länglicht
glatt und dick/ darnach werden sie dreyeckicht/ an den
äussersten Reben hat es mosichte bleichgelbe Blumen/
nach welchen im Winter die Trauben oder Beer erfol-
gen/ sie lieben nasse feuchte Erden/ und ist darum von
etlichen verhasst/ weil sich die Nattern gern dabey auf-
halten/ und darinnen gemeiniglich nisten.

Jst einer zusammziehenden Eigenschafft/ kalter
und irrdischer Natur/ doch hat er auch wegen seiner
Schärffen eine Wärme bey sich; dergleichen wann er
[Spaltenumbruch] grün ist/ sey er feucht/ also einer vermischten Eigenschafft.
Die Beer und das Kraut in Wein gekocht/ oder pul-
verisirt/ und in Wein getruncken/ soll wider das Schauer-
Fieber dienen und den Harn forttreiben.

Dioscorides schreibt/ wann man die Blumen da-
von/ so viel man mit dreyer Finger Spitzen fassen kan/
des Tages zweymal in Wein trinckt/ so helffen sie von
der rothen Ruhr.

Man macht von Epheuholtz Trinckgeschirr/ wie
von den Tamarisken/ und glaubt/ wann die Miltzsüch-
tigen daraus trincken/ werden sie gesund. Der Epheu
löschet den Brand; das Oel daraus in die schmertz-
haffte Ohren getreufft/ lindert ihre Schmertzen. Der
Safft von den Beerlein machet ein schwartzes Haar.
Die Blätter in Wein gesotten/ heilen alle Schäden
und Geschwer/ sie seyen so übel/ als sie wollen/ reinigen
auch das Angesicht/ menstrua provocant; der Safft
davon in die Nasen gethan/ vertreibt die verdrießliche
Nasen-Polypos.

Apulejus sagt 7 oder 11 dieser Beerlein zerstossen
und im Wasser eingenommen/ zermalmen den Stein
wunderbarlich. Gravidae vitent quicquid ab Hedera
provenit, qui a fructum expellit.
Wann das Gummi/
das an dem Epheu wächst/ an die Haare gestrichen wird/
so vertreibet und tödtet es die Läuse; mit Essig linderts die
Zahnschmertzen. Der Safft von dem schwartzen Epheu
soll nicht leichtlich in den Leib genommen werden/ wie
Dioscorides sagt/ denn er schwächet den Leib/ und ver-
wirret die Vernunfft.

Die grünen Blätter davon/ in Wein-Essig ge-
weicht/ und die inwendige Seiten des Blats auf die
Hüneraugen gelegt/ und im abnehmenden Mond etliche
Tag lang gebraucht/ und täglich drey oder viermal wi-
derholt/ vertreibt die Hüneraugen/ und ist ein gewisses
Experiment. Die Blätlein von Epheu werden zu den
Fontanellen nützlich gebraucht/ und noch besser/ wann
man an statt der Erbsen/ aus Epheuholtz kleine gedrächs-
lete Kügelein ins Fontanell thut/ wie D. Verzascha in
seinem Herbario meldet.

Cap. LXXII.
Von Weinschärling/ oder Saurach und Dörnelstauden.
[Spaltenumbruch]

WJrd von den Lateinern genennt Berberis oder
Oxyacantha Galeni, kan mit Nutzen in die
Gehäge und lebendige Zäune (sonderlich wann
es in selbiger Gegend nicht zu bekommen/ weil es nicht
allenthalben wächset) gebraucht werden/ die Franzosen
nennens Spine Vinette, ist mit einer weissen glatten und
dünnen Rinden bekleidet/ an den Aesten stehen viel weisse
scharffe und spitzige Dornen/ je drey und drey beysammen
gesetzt/ das Holtz ist schön liecht-gelb/ und die Wurtzen/
die sich weit ausbreitet/ ist noch gelber/ die Blätter sind
klein/ eines herben Geschmacks/ die Blumen auch gelb/
Träublicht beysammen hangend/ nach welchen lange/
kleine/ dünne/ und ablänglichte Beerlein folgen/ mit
[Spaltenumbruch] steinichten Kernen/ eines gleichesfalls herben Ge-
schmacks/ wächst gern in Wäldern/ an den Wegen/
und in den Hecken.

Es werden allerley Labungen/ von denen fleissigen
Hauswirthinnen zum Kühlen in hitzigen Fiebern und
Kranckheiten/ als Syrup/ Säffte und Zeltlein daraus
bereitet; auch die Beerlein Träubelweise in Zucker
eingemacht; der gemeine Mann leeset gantze Fäßlein voll
zusammen/ zerstöst sie/ lässet es fermentiren und säuren/
und macht darnach Brandwein daraus; viel setzen auch
davon einen guten Essig an. Die Frucht ist kalt und
trocken im andern Grad/ stopfft sehr/ und ist durchschnei-
dender Art/ deßwegen er alle zähe Schleim und Flüsse

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Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
Cap. LXXI.
Vom Epheu.
[Spaltenumbruch]

WJewol der Epheu mehr ein wild als Garten-
Gewaͤchs iſt/ indem er alles/ was er mit ſeinem
feind ſeligen Umgriff belaſtet und betaſtet/ gleich-
ſam zu verderben pflegt/ ſonderlich die Baͤume im
Wald/ ja gar die Mauren ſelbſt; ſo wird er dennoch
in groſſen ſchoͤnen Gaͤrten/ zu Portalen/ Spalieren/ Luſt-
haͤuſern und Galerien gebraucht/ weil kein Gewaͤchs zu
finden/ das einen ſo dicken und auch von der Sonnen
undurchdringlichen Schatten machet. Theils tragen
weiſſe/ theils ſchwartze Beer/ theils gar keine; wo er ein-
mal hinkommt/ nimmt er gern vorlieb/ und laͤſſt ſich nicht
leicht vertreiben/ iſt mit ſeinen ſchoͤnen/ gruͤnglaͤntzichten
allzeit friſchen und unverwelckten Blaͤttern den Augen
nicht unangenehm/ fuͤrchtet weder Hitz noch Kaͤlte/ we-
der trocken noch naß/ weder Sonn noch Schatten.
Etliche kleiden die inwendige Mauren ihrer Gaͤrten da-
mit/ auf daß eine immerwaͤhrende Gruͤne/ das gantze
Jahr durch/ das Geſicht beluſtige/ wie auch an die ver-
deckten Spatziergaͤnge/ die ſo lang gruͤn bleiben/ ſo
lang das Holtz ausdauren kan/ daß man es zur Hal-
tung aufrichtet.

An dem Gemaͤuer doͤrffen ſie weiter weder Holtz/
noch Pfaͤle/ noch Nagel/ ſie haͤcklen ſich ſo genau und feſt
an die rauhbeworffene Mauren an/ daß ſie von ſich ſelbſt
eine uͤberaus luſtige ſtets gruͤnende und allzeit bleibliche
Spalier daſelbſt anrichten. Man kans zwar von dem
Saamen/ wohin mans haben will/ aufbringen/ geht
aber langſamer her/ und geht viel geſchwinder zu/
wann man die jungen Beyſchoͤßling mit der Wurtzen
ziegelt/ welches im Herbſt im wachſenden Monden ge-
ſchehen ſoll. Die Blaͤtter ſind erſtlich etwas laͤnglicht
glatt und dick/ darnach werden ſie dreyeckicht/ an den
aͤuſſerſten Reben hat es moſichte bleichgelbe Blumen/
nach welchen im Winter die Trauben oder Beer erfol-
gen/ ſie lieben naſſe feuchte Erden/ und iſt darum von
etlichen verhaſſt/ weil ſich die Nattern gern dabey auf-
halten/ und darinnen gemeiniglich niſten.

Jſt einer zuſammziehenden Eigenſchafft/ kalter
und irrdiſcher Natur/ doch hat er auch wegen ſeiner
Schaͤrffen eine Waͤrme bey ſich; dergleichen wann er
[Spaltenumbruch] gruͤn iſt/ ſey er feucht/ alſo einer vermiſchten Eigenſchafft.
Die Beer und das Kraut in Wein gekocht/ oder pul-
veriſirt/ und in Wein getruncken/ ſoll wider das Schauer-
Fieber dienen und den Harn forttreiben.

Dioſcorides ſchreibt/ wann man die Blumen da-
von/ ſo viel man mit dreyer Finger Spitzen faſſen kan/
des Tages zweymal in Wein trinckt/ ſo helffen ſie von
der rothen Ruhr.

Man macht von Epheuholtz Trinckgeſchirr/ wie
von den Tamarisken/ und glaubt/ wann die Miltzſuͤch-
tigen daraus trincken/ werden ſie geſund. Der Epheu
loͤſchet den Brand; das Oel daraus in die ſchmertz-
haffte Ohren getreufft/ lindert ihre Schmertzen. Der
Safft von den Beerlein machet ein ſchwartzes Haar.
Die Blaͤtter in Wein geſotten/ heilen alle Schaͤden
und Geſchwer/ ſie ſeyen ſo uͤbel/ als ſie wollen/ reinigen
auch das Angeſicht/ menſtrua provocant; der Safft
davon in die Naſen gethan/ vertreibt die verdrießliche
Naſen-Polypos.

Apulejus ſagt 7 oder 11 dieſer Beerlein zerſtoſſen
und im Waſſer eingenommen/ zermalmen den Stein
wunderbarlich. Gravidæ vitent quicquid ab Hederâ
provenit, qui a fructum expellit.
Wann das Gummi/
das an dem Epheu waͤchſt/ an die Haare geſtrichen wird/
ſo vertreibet und toͤdtet es die Laͤuſe; mit Eſſig linderts die
Zahnſchmertzen. Der Safft von dem ſchwartzen Epheu
ſoll nicht leichtlich in den Leib genommen werden/ wie
Dioſcorides ſagt/ denn er ſchwaͤchet den Leib/ und ver-
wirret die Vernunfft.

Die gruͤnen Blaͤtter davon/ in Wein-Eſſig ge-
weicht/ und die inwendige Seiten des Blats auf die
Huͤneraugen gelegt/ und im abnehmenden Mond etliche
Tag lang gebraucht/ und taͤglich drey oder viermal wi-
derholt/ vertreibt die Huͤneraugen/ und iſt ein gewiſſes
Experiment. Die Blaͤtlein von Epheu werden zu den
Fontanellen nuͤtzlich gebraucht/ und noch beſſer/ wann
man an ſtatt der Erbſen/ aus Epheuholtz kleine gedraͤchs-
lete Kuͤgelein ins Fontanell thut/ wie D. Verzaſcha in
ſeinem Herbario meldet.

Cap. LXXII.
Von Weinſchaͤrling/ oder Saurach und Doͤrnelſtauden.
[Spaltenumbruch]

WJrd von den Lateinern genennt Berberis oder
Oxyacantha Galeni, kan mit Nutzen in die
Gehaͤge und lebendige Zaͤune (ſonderlich wann
es in ſelbiger Gegend nicht zu bekommen/ weil es nicht
allenthalben waͤchſet) gebraucht werden/ die Franzoſen
nennens Spine Vinette, iſt mit einer weiſſen glatten und
duͤnnen Rinden bekleidet/ an den Aeſten ſtehen viel weiſſe
ſcharffe und ſpitzige Dornen/ je drey und drey beyſammen
geſetzt/ das Holtz iſt ſchoͤn liecht-gelb/ und die Wurtzen/
die ſich weit ausbreitet/ iſt noch gelber/ die Blaͤtter ſind
klein/ eines herben Geſchmacks/ die Blumen auch gelb/
Traͤublicht beyſammen hangend/ nach welchen lange/
kleine/ duͤnne/ und ablaͤnglichte Beerlein folgen/ mit
[Spaltenumbruch] ſteinichten Kernen/ eines gleichesfalls herben Ge-
ſchmacks/ waͤchſt gern in Waͤldern/ an den Wegen/
und in den Hecken.

Es werden allerley Labungen/ von denen fleiſſigen
Hauswirthinnen zum Kuͤhlen in hitzigen Fiebern und
Kranckheiten/ als Syrup/ Saͤffte und Zeltlein daraus
bereitet; auch die Beerlein Traͤubelweiſe in Zucker
eingemacht; der gemeine Mann leeſet gantze Faͤßlein voll
zuſammen/ zerſtoͤſt ſie/ laͤſſet es fermentiren und ſaͤuren/
und macht darnach Brandwein daraus; viel ſetzen auch
davon einen guten Eſſig an. Die Frucht iſt kalt und
trocken im andern Grad/ ſtopfft ſehr/ und iſt durchſchnei-
dender Art/ deßwegen er alle zaͤhe Schleim und Fluͤſſe

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[523[521]/0539] Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten. Cap. LXXI. Vom Epheu. WJewol der Epheu mehr ein wild als Garten- Gewaͤchs iſt/ indem er alles/ was er mit ſeinem feind ſeligen Umgriff belaſtet und betaſtet/ gleich- ſam zu verderben pflegt/ ſonderlich die Baͤume im Wald/ ja gar die Mauren ſelbſt; ſo wird er dennoch in groſſen ſchoͤnen Gaͤrten/ zu Portalen/ Spalieren/ Luſt- haͤuſern und Galerien gebraucht/ weil kein Gewaͤchs zu finden/ das einen ſo dicken und auch von der Sonnen undurchdringlichen Schatten machet. Theils tragen weiſſe/ theils ſchwartze Beer/ theils gar keine; wo er ein- mal hinkommt/ nimmt er gern vorlieb/ und laͤſſt ſich nicht leicht vertreiben/ iſt mit ſeinen ſchoͤnen/ gruͤnglaͤntzichten allzeit friſchen und unverwelckten Blaͤttern den Augen nicht unangenehm/ fuͤrchtet weder Hitz noch Kaͤlte/ we- der trocken noch naß/ weder Sonn noch Schatten. Etliche kleiden die inwendige Mauren ihrer Gaͤrten da- mit/ auf daß eine immerwaͤhrende Gruͤne/ das gantze Jahr durch/ das Geſicht beluſtige/ wie auch an die ver- deckten Spatziergaͤnge/ die ſo lang gruͤn bleiben/ ſo lang das Holtz ausdauren kan/ daß man es zur Hal- tung aufrichtet. An dem Gemaͤuer doͤrffen ſie weiter weder Holtz/ noch Pfaͤle/ noch Nagel/ ſie haͤcklen ſich ſo genau und feſt an die rauhbeworffene Mauren an/ daß ſie von ſich ſelbſt eine uͤberaus luſtige ſtets gruͤnende und allzeit bleibliche Spalier daſelbſt anrichten. Man kans zwar von dem Saamen/ wohin mans haben will/ aufbringen/ geht aber langſamer her/ und geht viel geſchwinder zu/ wann man die jungen Beyſchoͤßling mit der Wurtzen ziegelt/ welches im Herbſt im wachſenden Monden ge- ſchehen ſoll. Die Blaͤtter ſind erſtlich etwas laͤnglicht glatt und dick/ darnach werden ſie dreyeckicht/ an den aͤuſſerſten Reben hat es moſichte bleichgelbe Blumen/ nach welchen im Winter die Trauben oder Beer erfol- gen/ ſie lieben naſſe feuchte Erden/ und iſt darum von etlichen verhaſſt/ weil ſich die Nattern gern dabey auf- halten/ und darinnen gemeiniglich niſten. Jſt einer zuſammziehenden Eigenſchafft/ kalter und irrdiſcher Natur/ doch hat er auch wegen ſeiner Schaͤrffen eine Waͤrme bey ſich; dergleichen wann er gruͤn iſt/ ſey er feucht/ alſo einer vermiſchten Eigenſchafft. Die Beer und das Kraut in Wein gekocht/ oder pul- veriſirt/ und in Wein getruncken/ ſoll wider das Schauer- Fieber dienen und den Harn forttreiben. Dioſcorides ſchreibt/ wann man die Blumen da- von/ ſo viel man mit dreyer Finger Spitzen faſſen kan/ des Tages zweymal in Wein trinckt/ ſo helffen ſie von der rothen Ruhr. Man macht von Epheuholtz Trinckgeſchirr/ wie von den Tamarisken/ und glaubt/ wann die Miltzſuͤch- tigen daraus trincken/ werden ſie geſund. Der Epheu loͤſchet den Brand; das Oel daraus in die ſchmertz- haffte Ohren getreufft/ lindert ihre Schmertzen. Der Safft von den Beerlein machet ein ſchwartzes Haar. Die Blaͤtter in Wein geſotten/ heilen alle Schaͤden und Geſchwer/ ſie ſeyen ſo uͤbel/ als ſie wollen/ reinigen auch das Angeſicht/ menſtrua provocant; der Safft davon in die Naſen gethan/ vertreibt die verdrießliche Naſen-Polypos. Apulejus ſagt 7 oder 11 dieſer Beerlein zerſtoſſen und im Waſſer eingenommen/ zermalmen den Stein wunderbarlich. Gravidæ vitent quicquid ab Hederâ provenit, qui a fructum expellit. Wann das Gummi/ das an dem Epheu waͤchſt/ an die Haare geſtrichen wird/ ſo vertreibet und toͤdtet es die Laͤuſe; mit Eſſig linderts die Zahnſchmertzen. Der Safft von dem ſchwartzen Epheu ſoll nicht leichtlich in den Leib genommen werden/ wie Dioſcorides ſagt/ denn er ſchwaͤchet den Leib/ und ver- wirret die Vernunfft. Die gruͤnen Blaͤtter davon/ in Wein-Eſſig ge- weicht/ und die inwendige Seiten des Blats auf die Huͤneraugen gelegt/ und im abnehmenden Mond etliche Tag lang gebraucht/ und taͤglich drey oder viermal wi- derholt/ vertreibt die Huͤneraugen/ und iſt ein gewiſſes Experiment. Die Blaͤtlein von Epheu werden zu den Fontanellen nuͤtzlich gebraucht/ und noch beſſer/ wann man an ſtatt der Erbſen/ aus Epheuholtz kleine gedraͤchs- lete Kuͤgelein ins Fontanell thut/ wie D. Verzaſcha in ſeinem Herbario meldet. Cap. LXXII. Von Weinſchaͤrling/ oder Saurach und Doͤrnelſtauden. WJrd von den Lateinern genennt Berberis oder Oxyacantha Galeni, kan mit Nutzen in die Gehaͤge und lebendige Zaͤune (ſonderlich wann es in ſelbiger Gegend nicht zu bekommen/ weil es nicht allenthalben waͤchſet) gebraucht werden/ die Franzoſen nennens Spine Vinette, iſt mit einer weiſſen glatten und duͤnnen Rinden bekleidet/ an den Aeſten ſtehen viel weiſſe ſcharffe und ſpitzige Dornen/ je drey und drey beyſammen geſetzt/ das Holtz iſt ſchoͤn liecht-gelb/ und die Wurtzen/ die ſich weit ausbreitet/ iſt noch gelber/ die Blaͤtter ſind klein/ eines herben Geſchmacks/ die Blumen auch gelb/ Traͤublicht beyſammen hangend/ nach welchen lange/ kleine/ duͤnne/ und ablaͤnglichte Beerlein folgen/ mit ſteinichten Kernen/ eines gleichesfalls herben Ge- ſchmacks/ waͤchſt gern in Waͤldern/ an den Wegen/ und in den Hecken. Es werden allerley Labungen/ von denen fleiſſigen Hauswirthinnen zum Kuͤhlen in hitzigen Fiebern und Kranckheiten/ als Syrup/ Saͤffte und Zeltlein daraus bereitet; auch die Beerlein Traͤubelweiſe in Zucker eingemacht; der gemeine Mann leeſet gantze Faͤßlein voll zuſammen/ zerſtoͤſt ſie/ laͤſſet es fermentiren und ſaͤuren/ und macht darnach Brandwein daraus; viel ſetzen auch davon einen guten Eſſig an. Die Frucht iſt kalt und trocken im andern Grad/ ſtopfft ſehr/ und iſt durchſchnei- dender Art/ deßwegen er alle zaͤhe Schleim und Fluͤſſe zer- U u u

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 523[521]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/539>, abgerufen am 24.11.2024.