[Spaltenumbruch]
Eppich-Saamen gesotten und getruncken/ hilffts wi- der den Sand/ die Harnwinde/ und reitzet die men- strua; das Pulver davon/ mit weisser Nießwurtz und Rocken-Mehl untereinander gemischet/ tödtet die Mäuse.
Jn den Gärten wird noch eine Art des Baldrians/ Valeriana rubra, gefunden/ hat eine rundere und dickere Wurtzen/ weisser Farbe/ und wolriechend/ die Blät- [Spaltenumbruch]
ter und Stengel sind auch etwas dicker/ hat viel schöne rothe Blumen/ die aus länglichten Kelchlein herab han- gen/ schier wie der Gelsomin, wird in die Geschirr ge- pflantzet/ wann man ihn vom Saamen zielet/ blühet er schwerlich das erste Jahr/ man setze ihn aber um/ so kriegt er seine rothe Blumen das nächste Jahr im Junio, sonst zerreisset man die Nebenschösse durch die Wurtzen/ und macht damit neue Pflantzen.
Cap. CXXIII. An feuchten Orten: Wasserkolben/ Wasser-Nüsse/ Weberkarten.
[Spaltenumbruch]
WAsserkolben/ Typhe, wächset in Teichen und stillrinnenden Wassern/ ist wegen seines wol- lichten braunen Kolbens allenthalben bekannt/ wächst nicht überall/ wie das gemeine Rohr/ werden a- ber von den Bindern die Blätter davon/ zu Einlegung und Verstopffung der Wein- und Bier-Fässer/ nützlich gebraucht/ und deswegen an etlichen Orten mit Fleiß gepflantzet; von dem Rohr wird im Siebenden Buch absonderlich gehandelt werden. Hier wollen wir allein andeuten den Gebrauch zur Artzney/ ist einer temperir- ten und gemässigten Eigenschafft/ trocknet und abster- girt.
Die braune Blühe oder Wolle am Kolben mit Schweinen-Schmeer vermischet/ soll denen wol be- kommen/ die sich gebrennt haben/ die Wolle solcher Kol- ben mit den Blättern von brauner Wiesen-Betonica, und den Wurtzen vom Schwerdel und Zungenblat/ Hippoglosso, jedes eines Quintels schwer miteinander gestossen/ folgends mit zwey frischen gesottenen Eyerdot- tern vermischet/ und ein gantzes Monat lang/ alle Mor- gen nüchtern gegessen/ heilet nicht allein die Darmbrüch der jungen Kinder/ sondern auch denen erwachsenen Jünglingen und Männern/ wann der Bruch beyne- bens mit gehörigen Pflastern und Banden versehen wird.
Welchen diese Wolle von dem Kolben in die Oh- ren kommen/ die verlieren ihr Gehör/ die armen Leute brauchen solche Wolle an statt der Pflaumen in die Bet- ter/ und schreibet Lobelius in Adversariis, daß sie den erhitzten Lenden und Nieren nicht wenig Nutzen brin- gen.
Wasser-Nüsse/ Tribuli aquatici, die Franzosen nennen sie Castaignes d' Eau, wächset in fliessenden Wassern/ Seen und Teichen/ sonderlich daselbst/ wo die Nymphaea zu wohnen pfleget/ hat runde/ dicke/ ä- derichte Blätter/ mit vielen langen und dicken Stengeln/ die sind roth/ fleischicht/ und oben etwas dicker/ als un- ten bey der Wurtzen/ dieselbe ist fast lang/ und mit et- lichen ährichten Zäserlein behenckt/ der Stengel ist kür- zer oder länger/ nachdem das Wasser tief oder seucht ist/ dann die Blätter bleiben oben über dem Wasser/ wie die Seeblumen/ zwischen denen die Blühe und Frucht kommet/ die ist schwartz/ dreyeckicht/ mit dreyen scharf- fen Spitzen/ und einer harten Schalen/ die Nuß in- wendig ist weiß/ und hat einen Castanien-Geschmack/ [Spaltenumbruch]
ist einer feuchten Essenz, mit einer geringen Kälten und mittelmässiger Trockne vermischet; dienen wider alle Entzündungen/ das Jnwendige zu einem Pflaster ge- stossen/ heilen die Mund-Lefftzen- und Mandel-Ge- schwer.
Die Thracier/ wie Plinius schreibet/ mästen ihre Pferde damit/ und machen ihr Brod aus den Nüssen; frisch zermalmet/ & cum apto vehiculo werden sie wi- der den Stein getruncken; die Blätter/ die schier den Albern oder Rüsten gleichen/ aber kürtzer und herum et- was zerkerbt sind; frisch zerstossen und zu einem Pfla- ster formirt/ vertheilen alle Geschwulsten/ und lindern die Smertzen/ und heilen/ in Hönig-Wein gesotten/ und zum Gurgelwasser gebraucht/ die Mund-Geschwer und Fäulung des Zahnfleisches/ die Nüsse befördern zwar den Urin/ doch stopfen sie den Stulgang/ in san- dichten Teichen wachsen sie nicht gern/ sondern lieber in fetten und schlammichten.
Weberkarten/ Karten-Distel/ Dipsacus, La- brum Veneris, Carduus Fullonum, weil von diesem in dem Siebenden Buch mehr wird vermeldet werden/ als will ich allhier/ was Gestalt sie in der Artzney ge- braucht wird/ mit wenigem vermelden; ist trocken im andern Grad/ und hat die Art zu abstergiren und zu rei- nigen; wird innerhalb des Leibes gar selten/ aber aus- wendig viel gebraucht.
Die Wurtzen im Wein gesotten/ und gestossen/ biß sie wie ein Wachs wird/ heilet fissuras & fistulas Ani, nimmt und vertreibt auch alle Wärtzen; die in den Kar- ten-Häubtern befundene Würmlein/ in Leder oder in ein Bläslein gebunden/ an Hals/ oder unter den Arm gehenckt/ sollen das viertägige Fieber vertreiben.
Die Würmlein werden meistentheils im Herbst gefunden/ und von den Fischern an die Aengel gebrau- chet/ weil die Fische gern anbeissen sollen. Es schreibet auch Matthiolus, daß die Würmlein mit Veyel- oder Rosen-Oel zerstossen/ und übergelegt/ trefflich gut seyen wider die Schmertzen des Fingerwurms; die Blätter des Gewächses auf die Stirne gebunden/ solle der Hirn- wüte ein Ende machen.
Der aus den Blättern gepresste Safft in die Oh- ren getreufft/ bringt dieselben Würm um; das Wasser/ so sich von dem Regen auf den Blättern sammlet/ hilfft für die Nebel und Röthe der Augen/ und nimmt alle Fle- cken des Angesichts hinweg.
Cap.
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch]
Eppich-Saamen geſotten und getruncken/ hilffts wi- der den Sand/ die Harnwinde/ und reitzet die men- ſtrua; das Pulver davon/ mit weiſſer Nießwurtz und Rocken-Mehl untereinander gemiſchet/ toͤdtet die Maͤuſe.
Jn den Gaͤrten wird noch eine Art des Baldrians/ Valeriana rubra, gefunden/ hat eine rundere und dickere Wurtzen/ weiſſer Farbe/ und wolriechend/ die Blaͤt- [Spaltenumbruch]
ter und Stengel ſind auch etwas dicker/ hat viel ſchoͤne rothe Blumen/ die aus laͤnglichten Kelchlein herab han- gen/ ſchier wie der Gelſomin, wird in die Geſchirr ge- pflantzet/ wann man ihn vom Saamen zielet/ bluͤhet er ſchwerlich das erſte Jahr/ man ſetze ihn aber um/ ſo kriegt er ſeine rothe Blumen das naͤchſte Jahr im Junio, ſonſt zerreiſſet man die Nebenſchoͤſſe durch die Wurtzen/ und macht damit neue Pflantzen.
Cap. CXXIII. An feuchten Orten: Waſſerkolben/ Waſſer-Nuͤſſe/ Weberkarten.
[Spaltenumbruch]
WAſſerkolben/ Typhe, waͤchſet in Teichen und ſtillrinnenden Waſſern/ iſt wegen ſeines wol- lichten braunen Kolbens allenthalben bekannt/ waͤchſt nicht uͤberall/ wie das gemeine Rohr/ werden a- ber von den Bindern die Blaͤtter davon/ zu Einlegung und Verſtopffung der Wein- und Bier-Faͤſſer/ nuͤtzlich gebraucht/ und deswegen an etlichen Orten mit Fleiß gepflantzet; von dem Rohr wird im Siebenden Buch abſonderlich gehandelt werden. Hier wollen wir allein andeuten den Gebrauch zur Artzney/ iſt einer temperir- ten und gemaͤſſigten Eigenſchafft/ trocknet und abſter- girt.
Die braune Bluͤhe oder Wolle am Kolben mit Schweinen-Schmeer vermiſchet/ ſoll denen wol be- kommen/ die ſich gebrennt haben/ die Wolle ſolcher Kol- ben mit den Blaͤttern von brauner Wieſen-Betonica, und den Wurtzen vom Schwerdel und Zungenblat/ Hippogloſſo, jedes eines Quintels ſchwer miteinander geſtoſſen/ folgends mit zwey friſchen geſottenen Eyerdot- tern vermiſchet/ und ein gantzes Monat lang/ alle Mor- gen nuͤchtern gegeſſen/ heilet nicht allein die Darmbruͤch der jungen Kinder/ ſondern auch denen erwachſenen Juͤnglingen und Maͤnnern/ wann der Bruch beyne- bens mit gehoͤrigen Pflaſtern und Banden verſehen wird.
Welchen dieſe Wolle von dem Kolben in die Oh- ren kommen/ die verlieren ihr Gehoͤr/ die armen Leute brauchen ſolche Wolle an ſtatt der Pflaumen in die Bet- ter/ und ſchreibet Lobelius in Adverſariis, daß ſie den erhitzten Lenden und Nieren nicht wenig Nutzen brin- gen.
Waſſer-Nuͤſſe/ Tribuli aquatici, die Franzoſen nennen ſie Caſtaignes d’ Eau, waͤchſet in flieſſenden Waſſern/ Seen und Teichen/ ſonderlich daſelbſt/ wo die Nymphæa zu wohnen pfleget/ hat runde/ dicke/ aͤ- derichte Blaͤtter/ mit vielen langen und dicken Stengeln/ die ſind roth/ fleiſchicht/ und oben etwas dicker/ als un- ten bey der Wurtzen/ dieſelbe iſt faſt lang/ und mit et- lichen aͤhrichten Zaͤſerlein behenckt/ der Stengel iſt kuͤr- zer oder laͤnger/ nachdem das Waſſer tief oder ſeucht iſt/ dann die Blaͤtter bleiben oben uͤber dem Waſſer/ wie die Seeblumen/ zwiſchen denen die Bluͤhe und Frucht kommet/ die iſt ſchwartz/ dreyeckicht/ mit dreyen ſcharf- fen Spitzen/ und einer harten Schalen/ die Nuß in- wendig iſt weiß/ und hat einen Caſtanien-Geſchmack/ [Spaltenumbruch]
iſt einer feuchten Eſſenz, mit einer geringen Kaͤlten und mittelmaͤſſiger Trockne vermiſchet; dienen wider alle Entzuͤndungen/ das Jnwendige zu einem Pflaſter ge- ſtoſſen/ heilen die Mund-Lefftzen- und Mandel-Ge- ſchwer.
Die Thracier/ wie Plinius ſchreibet/ maͤſten ihre Pferde damit/ und machen ihr Brod aus den Nuͤſſen; friſch zermalmet/ & cum apto vehiculo werden ſie wi- der den Stein getruncken; die Blaͤtter/ die ſchier den Albern oder Ruͤſten gleichen/ aber kuͤrtzer und herum et- was zerkerbt ſind; friſch zerſtoſſen und zu einem Pfla- ſter formirt/ vertheilen alle Geſchwulſten/ und lindern die Smertzen/ und heilen/ in Hoͤnig-Wein geſotten/ und zum Gurgelwaſſer gebraucht/ die Mund-Geſchwer und Faͤulung des Zahnfleiſches/ die Nuͤſſe befoͤrdern zwar den Urin/ doch ſtopfen ſie den Stulgang/ in ſan- dichten Teichen wachſen ſie nicht gern/ ſondern lieber in fetten und ſchlammichten.
Weberkarten/ Karten-Diſtel/ Dipſacus, La- brum Veneris, Carduus Fullonum, weil von dieſem in dem Siebenden Buch mehr wird vermeldet werden/ als will ich allhier/ was Geſtalt ſie in der Artzney ge- braucht wird/ mit wenigem vermelden; iſt trocken im andern Grad/ und hat die Art zu abſtergiren und zu rei- nigen; wird innerhalb des Leibes gar ſelten/ aber aus- wendig viel gebraucht.
Die Wurtzen im Wein geſotten/ und geſtoſſen/ biß ſie wie ein Wachs wird/ heilet fiſſuras & fiſtulas Ani, nimmt und vertreibt auch alle Waͤrtzen; die in den Kar- ten-Haͤubtern befundene Wuͤrmlein/ in Leder oder in ein Blaͤslein gebunden/ an Hals/ oder unter den Arm gehenckt/ ſollen das viertaͤgige Fieber vertreiben.
Die Wuͤrmlein werden meiſtentheils im Herbſt gefunden/ und von den Fiſchern an die Aengel gebrau- chet/ weil die Fiſche gern anbeiſſen ſollen. Es ſchreibet auch Matthiolus, daß die Wuͤrmlein mit Veyel- oder Roſen-Oel zerſtoſſen/ und uͤbergelegt/ trefflich gut ſeyen wider die Schmertzen des Fingerwurms; die Blaͤtter des Gewaͤchſes auf die Stirne gebunden/ ſolle der Hirn- wuͤte ein Ende machen.
Der aus den Blaͤttern gepreſſte Safft in die Oh- ren getreufft/ bringt dieſelben Wuͤrm um; das Waſſer/ ſo ſich von dem Regen auf den Blaͤttern ſammlet/ hilfft fuͤr die Nebel und Roͤthe der Augen/ und nimmt alle Fle- cken des Angeſichts hinweg.
Cap.
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[568[566]/0584]
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Eppich-Saamen geſotten und getruncken/ hilffts wi-
der den Sand/ die Harnwinde/ und reitzet die men-
ſtrua; das Pulver davon/ mit weiſſer Nießwurtz und
Rocken-Mehl untereinander gemiſchet/ toͤdtet die
Maͤuſe.
Jn den Gaͤrten wird noch eine Art des Baldrians/
Valeriana rubra, gefunden/ hat eine rundere und dickere
Wurtzen/ weiſſer Farbe/ und wolriechend/ die Blaͤt-
ter und Stengel ſind auch etwas dicker/ hat viel ſchoͤne
rothe Blumen/ die aus laͤnglichten Kelchlein herab han-
gen/ ſchier wie der Gelſomin, wird in die Geſchirr ge-
pflantzet/ wann man ihn vom Saamen zielet/ bluͤhet er
ſchwerlich das erſte Jahr/ man ſetze ihn aber um/ ſo
kriegt er ſeine rothe Blumen das naͤchſte Jahr im Junio,
ſonſt zerreiſſet man die Nebenſchoͤſſe durch die Wurtzen/
und macht damit neue Pflantzen.
Cap. CXXIII.
An feuchten Orten: Waſſerkolben/ Waſſer-Nuͤſſe/ Weberkarten.
WAſſerkolben/ Typhe, waͤchſet in Teichen und
ſtillrinnenden Waſſern/ iſt wegen ſeines wol-
lichten braunen Kolbens allenthalben bekannt/
waͤchſt nicht uͤberall/ wie das gemeine Rohr/ werden a-
ber von den Bindern die Blaͤtter davon/ zu Einlegung
und Verſtopffung der Wein- und Bier-Faͤſſer/ nuͤtzlich
gebraucht/ und deswegen an etlichen Orten mit Fleiß
gepflantzet; von dem Rohr wird im Siebenden Buch
abſonderlich gehandelt werden. Hier wollen wir allein
andeuten den Gebrauch zur Artzney/ iſt einer temperir-
ten und gemaͤſſigten Eigenſchafft/ trocknet und abſter-
girt.
Die braune Bluͤhe oder Wolle am Kolben mit
Schweinen-Schmeer vermiſchet/ ſoll denen wol be-
kommen/ die ſich gebrennt haben/ die Wolle ſolcher Kol-
ben mit den Blaͤttern von brauner Wieſen-Betonica,
und den Wurtzen vom Schwerdel und Zungenblat/
Hippogloſſo, jedes eines Quintels ſchwer miteinander
geſtoſſen/ folgends mit zwey friſchen geſottenen Eyerdot-
tern vermiſchet/ und ein gantzes Monat lang/ alle Mor-
gen nuͤchtern gegeſſen/ heilet nicht allein die Darmbruͤch
der jungen Kinder/ ſondern auch denen erwachſenen
Juͤnglingen und Maͤnnern/ wann der Bruch beyne-
bens mit gehoͤrigen Pflaſtern und Banden verſehen
wird.
Welchen dieſe Wolle von dem Kolben in die Oh-
ren kommen/ die verlieren ihr Gehoͤr/ die armen Leute
brauchen ſolche Wolle an ſtatt der Pflaumen in die Bet-
ter/ und ſchreibet Lobelius in Adverſariis, daß ſie den
erhitzten Lenden und Nieren nicht wenig Nutzen brin-
gen.
Waſſer-Nuͤſſe/ Tribuli aquatici, die Franzoſen
nennen ſie Caſtaignes d’ Eau, waͤchſet in flieſſenden
Waſſern/ Seen und Teichen/ ſonderlich daſelbſt/ wo
die Nymphæa zu wohnen pfleget/ hat runde/ dicke/ aͤ-
derichte Blaͤtter/ mit vielen langen und dicken Stengeln/
die ſind roth/ fleiſchicht/ und oben etwas dicker/ als un-
ten bey der Wurtzen/ dieſelbe iſt faſt lang/ und mit et-
lichen aͤhrichten Zaͤſerlein behenckt/ der Stengel iſt kuͤr-
zer oder laͤnger/ nachdem das Waſſer tief oder ſeucht iſt/
dann die Blaͤtter bleiben oben uͤber dem Waſſer/ wie
die Seeblumen/ zwiſchen denen die Bluͤhe und Frucht
kommet/ die iſt ſchwartz/ dreyeckicht/ mit dreyen ſcharf-
fen Spitzen/ und einer harten Schalen/ die Nuß in-
wendig iſt weiß/ und hat einen Caſtanien-Geſchmack/
iſt einer feuchten Eſſenz, mit einer geringen Kaͤlten und
mittelmaͤſſiger Trockne vermiſchet; dienen wider alle
Entzuͤndungen/ das Jnwendige zu einem Pflaſter ge-
ſtoſſen/ heilen die Mund-Lefftzen- und Mandel-Ge-
ſchwer.
Die Thracier/ wie Plinius ſchreibet/ maͤſten ihre
Pferde damit/ und machen ihr Brod aus den Nuͤſſen;
friſch zermalmet/ & cum apto vehiculo werden ſie wi-
der den Stein getruncken; die Blaͤtter/ die ſchier den
Albern oder Ruͤſten gleichen/ aber kuͤrtzer und herum et-
was zerkerbt ſind; friſch zerſtoſſen und zu einem Pfla-
ſter formirt/ vertheilen alle Geſchwulſten/ und lindern
die Smertzen/ und heilen/ in Hoͤnig-Wein geſotten/
und zum Gurgelwaſſer gebraucht/ die Mund-Geſchwer
und Faͤulung des Zahnfleiſches/ die Nuͤſſe befoͤrdern
zwar den Urin/ doch ſtopfen ſie den Stulgang/ in ſan-
dichten Teichen wachſen ſie nicht gern/ ſondern lieber in
fetten und ſchlammichten.
Weberkarten/ Karten-Diſtel/ Dipſacus, La-
brum Veneris, Carduus Fullonum, weil von dieſem
in dem Siebenden Buch mehr wird vermeldet werden/
als will ich allhier/ was Geſtalt ſie in der Artzney ge-
braucht wird/ mit wenigem vermelden; iſt trocken im
andern Grad/ und hat die Art zu abſtergiren und zu rei-
nigen; wird innerhalb des Leibes gar ſelten/ aber aus-
wendig viel gebraucht.
Die Wurtzen im Wein geſotten/ und geſtoſſen/ biß
ſie wie ein Wachs wird/ heilet fiſſuras & fiſtulas Ani,
nimmt und vertreibt auch alle Waͤrtzen; die in den Kar-
ten-Haͤubtern befundene Wuͤrmlein/ in Leder oder in
ein Blaͤslein gebunden/ an Hals/ oder unter den Arm
gehenckt/ ſollen das viertaͤgige Fieber vertreiben.
Die Wuͤrmlein werden meiſtentheils im Herbſt
gefunden/ und von den Fiſchern an die Aengel gebrau-
chet/ weil die Fiſche gern anbeiſſen ſollen. Es ſchreibet
auch Matthiolus, daß die Wuͤrmlein mit Veyel- oder
Roſen-Oel zerſtoſſen/ und uͤbergelegt/ trefflich gut ſeyen
wider die Schmertzen des Fingerwurms; die Blaͤtter
des Gewaͤchſes auf die Stirne gebunden/ ſolle der Hirn-
wuͤte ein Ende machen.
Der aus den Blaͤttern gepreſſte Safft in die Oh-
ren getreufft/ bringt dieſelben Wuͤrm um; das Waſſer/
ſo ſich von dem Regen auf den Blaͤttern ſammlet/ hilfft
fuͤr die Nebel und Roͤthe der Augen/ und nimmt alle Fle-
cken des Angeſichts hinweg.
Cap.
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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 568[566]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/584>, abgerufen am 24.11.2024.
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