Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.Des Adelichen Land- und Feld-Lebens etc. [Spaltenumbruch]
sie wol fürgeben/ GOtt und die Natur thun nichtsumsonst/ welches von niemand gelaugnet wird; so können sie doch nicht beweisen/ daß dieselben Chara- cterismi, die man in den Kräutern mercket/ oder die sie ihnen einbilden/ allzeit dem Theil des Menschlichen Leibes taugen sollen/ dessen Gestalt sie fürbilden; und hat gleichwol die Natur nichts umsonst gethan/ wann wir schon ihren rechten Zweck/ aus Menschlicher Schwachheit und Blindheit/ nicht wissen oder er- rathen können; sonst müsten alle runde Früchte und Form der Kräuter und Bäume dem Kopf dienen/ da deren doch vielmehr schädlich als nützlich scheinen; [Spaltenumbruch] gehöret aber mehr für die Gelehrten/ als für die Hauswirthe. Es sind auch etliche Medici, die alle Kräuter in PRO-
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens ꝛc. [Spaltenumbruch]
ſie wol fuͤrgeben/ GOtt und die Natur thun nichtsumſonſt/ welches von niemand gelaugnet wird; ſo koͤnnen ſie doch nicht beweiſen/ daß dieſelben Chara- cteriſmi, die man in den Kraͤutern mercket/ oder die ſie ihnen einbilden/ allzeit dem Theil des Menſchlichen Leibes taugen ſollen/ deſſen Geſtalt ſie fuͤrbilden; und hat gleichwol die Natur nichts umſonſt gethan/ wann wir ſchon ihren rechten Zweck/ aus Menſchlicher Schwachheit und Blindheit/ nicht wiſſen oder er- rathen koͤnnen; ſonſt muͤſten alle runde Fruͤchte und Form der Kraͤuter und Baͤume dem Kopf dienen/ da deren doch vielmehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich ſcheinen; [Spaltenumbruch] gehoͤret aber mehr fuͤr die Gelehrten/ als fuͤr die Hauswirthe. Es ſind auch etliche Medici, die alle Kraͤuter in PRO-
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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens ꝛc.
ſie wol fuͤrgeben/ GOtt und die Natur thun nichts
umſonſt/ welches von niemand gelaugnet wird; ſo
koͤnnen ſie doch nicht beweiſen/ daß dieſelben Chara-
cteriſmi, die man in den Kraͤutern mercket/ oder die
ſie ihnen einbilden/ allzeit dem Theil des Menſchlichen
Leibes taugen ſollen/ deſſen Geſtalt ſie fuͤrbilden; und
hat gleichwol die Natur nichts umſonſt gethan/ wann
wir ſchon ihren rechten Zweck/ aus Menſchlicher
Schwachheit und Blindheit/ nicht wiſſen oder er-
rathen koͤnnen; ſonſt muͤſten alle runde Fruͤchte und
Form der Kraͤuter und Baͤume dem Kopf dienen/ da
deren doch vielmehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich ſcheinen;
gehoͤret aber mehr fuͤr die Gelehrten/ als fuͤr die
Hauswirthe.
Es ſind auch etliche Medici, die alle Kraͤuter in
die zwoͤlff himmliſche Zeichen/ und unter die ſieben
Planeten eintheilen; Wir wollen aber dieſe ſcrupuloſen
und gar zu ſehr curioſen Materien/ einem weiſen Haus-
vatter weder rahten noch widerrathen/ weil es auch ſei-
nes Beruffs und Amts nicht iſt/ ſondern wollen die
Medicos davon nach ihrem Belieben pro & contra
diſputiren laſſen.
PRO-
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