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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] der Erden/ damit sie des himmlischen Gestirnes hell-
gläntzende Fackeln in den Frülings-Gärten nachmah-
len; und gleichwie jene an der Höhe und Grösse/ doch
diese am Unterschied und Holdseligkeit tausenderley Far-
ben den Vorzug nehmen wollen; das gelinde Hauchen
des Westen-Windes/ mit den gütigen Einflüssen des
Himmels vermählet/ bekrönen unsere Erden mit diesen
von ihren früchtigen Thau-Tröpflein/ und erwärmen-
den Sonnenschein entspringenden Geschencke/ und wann
je etwas an den Blumen der neidische Momus zu tadeln
wüste/ würde er doch nichts anders/ als etwa ihr kurtzes
Leben/ geschwindes Ableiben/ und veränderliche Schön-
heit vorzubringen wissen. Welches GOtt zweifels ohne
darum gethan/ daß der sündliche Undanck der Menschen-
Kinder/ einer so liebreichen Begünstigung seiner Gütig-
keit nicht würdig/ indem er nur dem äusserlichen Augenlust
nachtrachtend/ ihren übersich eröffneten/ und die geneig-
ten Einflüsse des Gestirnes willig empfangenden Häubt-
lein und Hertzen wenig nachartet/ und bey ihrer öffterern
und plötzlichen Veränderung ihm niemal zu Hertzen
nimmet/ daß der Mensch nur eine Blum sey/ der auch
von einem leichten Nordwind kan umgeblasen und zur
Verwelckung gebracht werden/ damit er von diesen klei-
[Spaltenumbruch] nen und holdseligen Schulmeistern weiser werden/ und
mit mehr und tiefferm Nachsinnen an seine Sterblich-
keit/ zu eigner Wolfahrt gedencken/ oder aus ihrer jähr-
lichen Verneuerung einen beständigen glaubigen Trost
seiner Auferstehung weislich schöpffen möchte.

Und was ist ein schönes/ wolgebautes/ mit prächti-
gen Gemächern/ herrlich-geziertes Haus auf dem Lan-
de ohne Garten anders/ als ein Hochzeit-Mahl ohne
Music/ ein Gastmahl ohne Frauenzimmer/ und ein Was-
ser ohne Fisch zu halten. Nicht daß ein Haußvatter
gar zu ein grosses Capital auf die Zierlichkeit und Pracht
der Blumen-Gärten anwenden solle/ weil solche nicht
unbillich angenehme Diebe zu nennen/ die das Geld
unvermerckt aus ihres Herrn Beutel stehlen/ auch offter-
mal Deckmäntel vielerley Leichtfertigkeiten/ Verhin-
derung nothwendiger Geschäfften/ und Anreitzungen
zum Müssiggang sind/ sondern daß er wisse mit Ver-
nunfft und Mässigkeit deren Schönheit zu geniessen.

Weil aber weitläufftiger vom Lob und Hoheit der
Blumen zu reden wider mein Vorhaben/ als will ich
zu dem Werck selber schreiten/ und mit wenigem ent-
werffen/ mit was Ordnung ich hierinnen handeln
werde.

Cap. II.
Wie und was Gestalt von dem Blumen-Garten Anregung
zu thun.
[Spaltenumbruch]

ERstlich will ich hier allein von des Gartens Ge-
legenheit/ und Austheilung/ hernach von den Ne-
benzierden/ so in vornehmen wolbestellten Lust-
und Blumen-Gärten zu finden sind/ kürtzliche Anregung
thun. Darauf wird von den Einsetzen und Winter-
häusern/ so wol auch von allen den jenigen fremden edlen
Baumfrüchten/ die man in die Blum-Gärten zu stel-
len pflegt/ so wol auch von denen übrigen Stauden und
Bäumlein/ die den Winter über mögen im Lande ver-
bleiben/ Meldung geschehen. Auf welches die wolrie-
chenden Kräuter/ so zu dem Aussetzen der Bettlein und
Gänge gebraucht werden/ folgen sollen; sodann kom-
men die raren und ausländischen in Geschirren und
Töpffen enthaltene Gewächse/ welche den kalten Win-
ter durch/ in die Einsätze zu unterbringen/ nach welchen
die Bulben und Blumen-Zwibel-Gewächse nacheinan-
der ausführlich erzehlt/ wie auch folgends die knollich-
ten Blumen/ Wurtzen und Tubera, letztlich aber die
zäserichten Wurtzen/ deren theils in der Erden verblei-
ben sich im Früling jährlich wieder verjüngern/ theils a-
ber jährlich angebauet werden müssen/ in jetzt-gesetzter
Ordnung folgen sollen.

Weil aber dieses alles einen offenen Beutel und
stätigen Unkosten (der nicht bey allen seyn kan) erfor-
[Spaltenumbruch] dert; sonderlich die Grotten/ Lust-Häuser/ Wasser-
Künste/ Statuen/ Galerien/ Labyrinthen/ Portalen/
Pyramiden/ Drathäuser zu dem Sang-Geflügel/ Fon-
tai
nen/ Cascaten oder Wasserfälle/ Palamaglio, Renn-
bahnen und dergleichen; nicht weniger auch die Winter-
oder Pomerantzen-Häuser/ und was ausländische Wel-
sche/ oder gar Americanische Bäume und Gewächse sind/
so stehet es zu eines jeden Discretion zu thun und zu las-
sen/ nachdem es sein Einkommen und Ertragnis/ erlei-
den oder nicht erleiden kan. Weil es ein ungereimter
Handel wäre/ von guter Oeconomie einen Unterricht
zu thun/ und dabey Ursach geben/ das Seine zu ver-
schleudern/ oder unnütz anzuwenden. Weil es ein-
mal die Warheit/ daß kein Garten weniger einträgt o-
der Nutzen schafft/ als der Blumen-Garten; und un-
nothwendige Spesen nur für Leute gehören/ die ein rei-
ches Einkommen/ und vollen Beutel vermögen. Ha-
be aber dennoch von allen diesen Anregung thun wol-
len/ damit nicht etwas ermangeln möchte/ was zur
Garten-Freude gehörig; und der Reiche so wol als
der Mittelmässige freye Wahl hätte seinen Nutzen und
Lust abzuwegen/ und also zu vereinigen/ daß er in ei-
nem oder dem andern weder zu viel/ noch zu wenig thun
möge.

Cap. III.
Von dem Gärtner und seinem Zeuge.
[Spaltenumbruch]

JNdem von des Gärtners Amt und Beschaffen-
heit in dem vorigen Buch/ so wol auch von dem
Werckzeuge/ der zum Garten nohtwendig/ genug-
sam ist gehandelt worden; als will ich den günstigen Leser
dahin gewiesen haben/ allein aber dieses allhier vorstel-
[Spaltenumbruch] len/ daß ein Baum- und Kuchen-Gärtner seine Kunst
ohne Gleichheit leichter lernen/ und hernach bey den ge-
meinen und bewährten Regeln seiner Kunst verbleiben kan;
Ein Blumen- oder Kunst-Gärtner aber/ wiewol er in
den meisten Lehr-Sätzen der gewöhnlichen und bekannten

Gewächse

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] der Erden/ damit ſie des himmliſchen Geſtirnes hell-
glaͤntzende Fackeln in den Fruͤlings-Gaͤrten nachmah-
len; und gleichwie jene an der Hoͤhe und Groͤſſe/ doch
dieſe am Unterſchied und Holdſeligkeit tauſenderley Far-
ben den Vorzug nehmen wollen; das gelinde Hauchen
des Weſten-Windes/ mit den guͤtigen Einfluͤſſen des
Himmels vermaͤhlet/ bekroͤnen unſere Erden mit dieſen
von ihren fruͤchtigen Thau-Troͤpflein/ und erwaͤrmen-
den Sonnenſchein entſpringenden Geſchencke/ und wann
je etwas an den Blumen der neidiſche Momus zu tadeln
wuͤſte/ wuͤrde er doch nichts anders/ als etwa ihr kurtzes
Leben/ geſchwindes Ableiben/ und veraͤnderliche Schoͤn-
heit vorzubringen wiſſen. Welches GOtt zweifels ohne
darum gethan/ daß der ſuͤndliche Undanck der Menſchen-
Kinder/ einer ſo liebreichen Beguͤnſtigung ſeiner Guͤtig-
keit nicht wuͤrdig/ indem er nur dem aͤuſſerlichẽ Augenluſt
nachtrachtend/ ihren uͤberſich eroͤffneten/ und die geneig-
ten Einfluͤſſe des Geſtirnes willig empfangenden Haͤubt-
lein uñ Hertzen wenig nachartet/ und bey ihrer oͤffterern
und ploͤtzlichen Veraͤnderung ihm niemal zu Hertzen
nimmet/ daß der Menſch nur eine Blum ſey/ der auch
von einem leichten Nordwind kan umgeblaſen und zur
Verwelckung gebracht werden/ damit er von dieſen klei-
[Spaltenumbruch] nen und holdſeligen Schulmeiſtern weiſer werden/ und
mit mehr und tiefferm Nachſinnen an ſeine Sterblich-
keit/ zu eigner Wolfahrt gedencken/ oder aus ihrer jaͤhr-
lichen Verneuerung einen beſtaͤndigen glaubigen Troſt
ſeiner Auferſtehung weislich ſchoͤpffen moͤchte.

Und was iſt ein ſchoͤnes/ wolgebautes/ mit praͤchti-
gen Gemaͤchern/ herrlich-geziertes Haus auf dem Lan-
de ohne Garten anders/ als ein Hochzeit-Mahl ohne
Muſic/ ein Gaſtmahl ohne Frauenzimmer/ und ein Waſ-
ſer ohne Fiſch zu halten. Nicht daß ein Haußvatter
gar zu ein groſſes Capital auf die Zierlichkeit und Pracht
der Blumen-Gaͤrten anwenden ſolle/ weil ſolche nicht
unbillich angenehme Diebe zu nennen/ die das Geld
unvermerckt aus ihres Herrn Beutel ſtehlen/ auch offter-
mal Deckmaͤntel vielerley Leichtfertigkeiten/ Verhin-
derung nothwendiger Geſchaͤfften/ und Anreitzungen
zum Muͤſſiggang ſind/ ſondern daß er wiſſe mit Ver-
nunfft und Maͤſſigkeit deren Schoͤnheit zu genieſſen.

Weil aber weitlaͤufftiger vom Lob und Hoheit der
Blumen zu reden wider mein Vorhaben/ als will ich
zu dem Werck ſelber ſchreiten/ und mit wenigem ent-
werffen/ mit was Ordnung ich hierinnen handeln
werde.

Cap. II.
Wie und was Geſtalt von dem Blumen-Garten Anregung
zu thun.
[Spaltenumbruch]

ERſtlich will ich hier allein von des Gartens Ge-
legenheit/ und Austheilung/ hernach von den Ne-
benzierden/ ſo in vornehmen wolbeſtellten Luſt-
und Blumen-Gaͤrten zu finden ſind/ kuͤrtzliche Anregung
thun. Darauf wird von den Einſetzen und Winter-
haͤuſern/ ſo wol auch von allen den jenigen fremden edlen
Baumfruͤchten/ die man in die Blum-Gaͤrten zu ſtel-
len pflegt/ ſo wol auch von denen uͤbrigen Stauden und
Baͤumlein/ die den Winter uͤber moͤgen im Lande ver-
bleiben/ Meldung geſchehen. Auf welches die wolrie-
chenden Kraͤuter/ ſo zu dem Ausſetzen der Bettlein und
Gaͤnge gebraucht werden/ folgen ſollen; ſodann kom-
men die raren und auslaͤndiſchen in Geſchirren und
Toͤpffen enthaltene Gewaͤchſe/ welche den kalten Win-
ter durch/ in die Einſaͤtze zu unterbringen/ nach welchen
die Bulben und Blumen-Zwibel-Gewaͤchſe nacheinan-
der ausfuͤhrlich erzehlt/ wie auch folgends die knollich-
ten Blumen/ Wurtzen und Tubera, letztlich aber die
zaͤſerichten Wurtzen/ deren theils in der Erden verblei-
ben ſich im Fruͤling jaͤhrlich wieder verjuͤngern/ theils a-
ber jaͤhrlich angebauet werden muͤſſen/ in jetzt-geſetzter
Ordnung folgen ſollen.

Weil aber dieſes alles einen offenen Beutel und
ſtaͤtigen Unkoſten (der nicht bey allen ſeyn kan) erfor-
[Spaltenumbruch] dert; ſonderlich die Grotten/ Luſt-Haͤuſer/ Waſſer-
Kuͤnſte/ Statuen/ Galerien/ Labyrinthen/ Portalen/
Pyramiden/ Drathaͤuſer zu dem Sang-Gefluͤgel/ Fon-
tai
nen/ Caſcaten oder Waſſerfaͤlle/ Palamaglio, Renn-
bahnen und dergleichen; nicht weniger auch die Winter-
oder Pomerantzen-Haͤuſer/ und was auslaͤndiſche Wel-
ſche/ oder gar Americaniſche Baͤume und Gewaͤchſe ſind/
ſo ſtehet es zu eines jeden Diſcretion zu thun und zu laſ-
ſen/ nachdem es ſein Einkommen und Ertragnis/ erlei-
den oder nicht erleiden kan. Weil es ein ungereimter
Handel waͤre/ von guter Oeconomie einen Unterricht
zu thun/ und dabey Urſach geben/ das Seine zu ver-
ſchleudern/ oder unnuͤtz anzuwenden. Weil es ein-
mal die Warheit/ daß kein Garten weniger eintraͤgt o-
der Nutzen ſchafft/ als der Blumen-Garten; und un-
nothwendige Speſen nur fuͤr Leute gehoͤren/ die ein rei-
ches Einkommen/ und vollen Beutel vermoͤgen. Ha-
be aber dennoch von allen dieſen Anregung thun wol-
len/ damit nicht etwas ermangeln moͤchte/ was zur
Garten-Freude gehoͤrig; und der Reiche ſo wol als
der Mittelmaͤſſige freye Wahl haͤtte ſeinen Nutzen und
Luſt abzuwegen/ und alſo zu vereinigen/ daß er in ei-
nem oder dem andern weder zu viel/ noch zu wenig thun
moͤge.

Cap. III.
Von dem Gaͤrtner und ſeinem Zeuge.
[Spaltenumbruch]

JNdem von des Gaͤrtners Amt und Beſchaffen-
heit in dem vorigen Buch/ ſo wol auch von dem
Werckzeuge/ der zum Garten nohtwendig/ genug-
ſam iſt gehandelt worden; als will ich den guͤnſtigen Leſer
dahin gewieſen haben/ allein aber dieſes allhier vorſtel-
[Spaltenumbruch] len/ daß ein Baum- und Kuchen-Gaͤrtner ſeine Kunſt
ohne Gleichheit leichter lernen/ und hernach bey den ge-
meinen uñ bewaͤhrten Regeln ſeiner Kunſt verbleibẽ kan;
Ein Blumen- oder Kunſt-Gaͤrtner aber/ wiewol er in
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Gewaͤchſe
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[582[580]/0598] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens der Erden/ damit ſie des himmliſchen Geſtirnes hell- glaͤntzende Fackeln in den Fruͤlings-Gaͤrten nachmah- len; und gleichwie jene an der Hoͤhe und Groͤſſe/ doch dieſe am Unterſchied und Holdſeligkeit tauſenderley Far- ben den Vorzug nehmen wollen; das gelinde Hauchen des Weſten-Windes/ mit den guͤtigen Einfluͤſſen des Himmels vermaͤhlet/ bekroͤnen unſere Erden mit dieſen von ihren fruͤchtigen Thau-Troͤpflein/ und erwaͤrmen- den Sonnenſchein entſpringenden Geſchencke/ und wann je etwas an den Blumen der neidiſche Momus zu tadeln wuͤſte/ wuͤrde er doch nichts anders/ als etwa ihr kurtzes Leben/ geſchwindes Ableiben/ und veraͤnderliche Schoͤn- heit vorzubringen wiſſen. Welches GOtt zweifels ohne darum gethan/ daß der ſuͤndliche Undanck der Menſchen- Kinder/ einer ſo liebreichen Beguͤnſtigung ſeiner Guͤtig- keit nicht wuͤrdig/ indem er nur dem aͤuſſerlichẽ Augenluſt nachtrachtend/ ihren uͤberſich eroͤffneten/ und die geneig- ten Einfluͤſſe des Geſtirnes willig empfangenden Haͤubt- lein uñ Hertzen wenig nachartet/ und bey ihrer oͤffterern und ploͤtzlichen Veraͤnderung ihm niemal zu Hertzen nimmet/ daß der Menſch nur eine Blum ſey/ der auch von einem leichten Nordwind kan umgeblaſen und zur Verwelckung gebracht werden/ damit er von dieſen klei- nen und holdſeligen Schulmeiſtern weiſer werden/ und mit mehr und tiefferm Nachſinnen an ſeine Sterblich- keit/ zu eigner Wolfahrt gedencken/ oder aus ihrer jaͤhr- lichen Verneuerung einen beſtaͤndigen glaubigen Troſt ſeiner Auferſtehung weislich ſchoͤpffen moͤchte. Und was iſt ein ſchoͤnes/ wolgebautes/ mit praͤchti- gen Gemaͤchern/ herrlich-geziertes Haus auf dem Lan- de ohne Garten anders/ als ein Hochzeit-Mahl ohne Muſic/ ein Gaſtmahl ohne Frauenzimmer/ und ein Waſ- ſer ohne Fiſch zu halten. Nicht daß ein Haußvatter gar zu ein groſſes Capital auf die Zierlichkeit und Pracht der Blumen-Gaͤrten anwenden ſolle/ weil ſolche nicht unbillich angenehme Diebe zu nennen/ die das Geld unvermerckt aus ihres Herrn Beutel ſtehlen/ auch offter- mal Deckmaͤntel vielerley Leichtfertigkeiten/ Verhin- derung nothwendiger Geſchaͤfften/ und Anreitzungen zum Muͤſſiggang ſind/ ſondern daß er wiſſe mit Ver- nunfft und Maͤſſigkeit deren Schoͤnheit zu genieſſen. Weil aber weitlaͤufftiger vom Lob und Hoheit der Blumen zu reden wider mein Vorhaben/ als will ich zu dem Werck ſelber ſchreiten/ und mit wenigem ent- werffen/ mit was Ordnung ich hierinnen handeln werde. Cap. II. Wie und was Geſtalt von dem Blumen-Garten Anregung zu thun. ERſtlich will ich hier allein von des Gartens Ge- legenheit/ und Austheilung/ hernach von den Ne- benzierden/ ſo in vornehmen wolbeſtellten Luſt- und Blumen-Gaͤrten zu finden ſind/ kuͤrtzliche Anregung thun. Darauf wird von den Einſetzen und Winter- haͤuſern/ ſo wol auch von allen den jenigen fremden edlen Baumfruͤchten/ die man in die Blum-Gaͤrten zu ſtel- len pflegt/ ſo wol auch von denen uͤbrigen Stauden und Baͤumlein/ die den Winter uͤber moͤgen im Lande ver- bleiben/ Meldung geſchehen. Auf welches die wolrie- chenden Kraͤuter/ ſo zu dem Ausſetzen der Bettlein und Gaͤnge gebraucht werden/ folgen ſollen; ſodann kom- men die raren und auslaͤndiſchen in Geſchirren und Toͤpffen enthaltene Gewaͤchſe/ welche den kalten Win- ter durch/ in die Einſaͤtze zu unterbringen/ nach welchen die Bulben und Blumen-Zwibel-Gewaͤchſe nacheinan- der ausfuͤhrlich erzehlt/ wie auch folgends die knollich- ten Blumen/ Wurtzen und Tubera, letztlich aber die zaͤſerichten Wurtzen/ deren theils in der Erden verblei- ben ſich im Fruͤling jaͤhrlich wieder verjuͤngern/ theils a- ber jaͤhrlich angebauet werden muͤſſen/ in jetzt-geſetzter Ordnung folgen ſollen. Weil aber dieſes alles einen offenen Beutel und ſtaͤtigen Unkoſten (der nicht bey allen ſeyn kan) erfor- dert; ſonderlich die Grotten/ Luſt-Haͤuſer/ Waſſer- Kuͤnſte/ Statuen/ Galerien/ Labyrinthen/ Portalen/ Pyramiden/ Drathaͤuſer zu dem Sang-Gefluͤgel/ Fon- tainen/ Caſcaten oder Waſſerfaͤlle/ Palamaglio, Renn- bahnen und dergleichen; nicht weniger auch die Winter- oder Pomerantzen-Haͤuſer/ und was auslaͤndiſche Wel- ſche/ oder gar Americaniſche Baͤume und Gewaͤchſe ſind/ ſo ſtehet es zu eines jeden Diſcretion zu thun und zu laſ- ſen/ nachdem es ſein Einkommen und Ertragnis/ erlei- den oder nicht erleiden kan. Weil es ein ungereimter Handel waͤre/ von guter Oeconomie einen Unterricht zu thun/ und dabey Urſach geben/ das Seine zu ver- ſchleudern/ oder unnuͤtz anzuwenden. Weil es ein- mal die Warheit/ daß kein Garten weniger eintraͤgt o- der Nutzen ſchafft/ als der Blumen-Garten; und un- nothwendige Speſen nur fuͤr Leute gehoͤren/ die ein rei- ches Einkommen/ und vollen Beutel vermoͤgen. Ha- be aber dennoch von allen dieſen Anregung thun wol- len/ damit nicht etwas ermangeln moͤchte/ was zur Garten-Freude gehoͤrig; und der Reiche ſo wol als der Mittelmaͤſſige freye Wahl haͤtte ſeinen Nutzen und Luſt abzuwegen/ und alſo zu vereinigen/ daß er in ei- nem oder dem andern weder zu viel/ noch zu wenig thun moͤge. Cap. III. Von dem Gaͤrtner und ſeinem Zeuge. JNdem von des Gaͤrtners Amt und Beſchaffen- heit in dem vorigen Buch/ ſo wol auch von dem Werckzeuge/ der zum Garten nohtwendig/ genug- ſam iſt gehandelt worden; als will ich den guͤnſtigen Leſer dahin gewieſen haben/ allein aber dieſes allhier vorſtel- len/ daß ein Baum- und Kuchen-Gaͤrtner ſeine Kunſt ohne Gleichheit leichter lernen/ und hernach bey den ge- meinen uñ bewaͤhrten Regeln ſeiner Kunſt verbleibẽ kan; Ein Blumen- oder Kunſt-Gaͤrtner aber/ wiewol er in den meiſten Lehr-Saͤtzen der gewoͤhnlichen und bekañten Gewaͤchſe

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 582[580]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/598>, abgerufen am 24.11.2024.