Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.Des Adelichen Land- und Feld-Lebens [Spaltenumbruch]
Die Sale terrene werden der Erden gleich/ bißwei- Die Galerien sind gemaurte/ neben des Gartens Wann man in den Grotten oder Sale terrene (wie [Abbildung]
Cap. XIII. [Spaltenumbruch]
Pyramiden/ Obelisci, Seulen und Statuen. WEil diese Dinge grossen Unkosten zu bauen und Wir aber lassen uns mit schlechtern Unkosten begnü- Die Seulen sollen wol von Rechtswegen von Stei- nen
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens [Spaltenumbruch]
Die Sale terrene werden der Erden gleich/ bißwei- Die Galerien ſind gemaurte/ neben des Gartens Wann man in den Grotten oder Sale terrene (wie [Abbildung]
Cap. XIII. [Spaltenumbruch]
Pyramiden/ Obeliſci, Seulen und Statuen. WEil dieſe Dinge groſſen Unkoſten zu bauen und Wir aber laſſen uns mit ſchlechtern Unkoſten begnuͤ- Die Seulen ſollen wol von Rechtswegen von Stei- nen
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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Die Sale terrene werden der Erden gleich/ bißwei-
len auch etliche Staffeln tieffer/ gegen Abend und Mit-
ternacht angelegt/ damit die Sommerhitz deſto weni-
ger belaͤſtigen koͤnne. Sie werden meiſtentheils mit
ſchoͤnen ſinnreichen Emblematen/ oder lieblichen Poeti-
ſchen Gedichten/ oder mit allerhand Blumen/ Gewaͤch-
ſen und Grottesken/ nach eines jeden Belieben/ ausge-
mahlen/ bißweilen werden ſie auch mit kleinen Grotten/
ſpringenden Bruͤnnlein/ und anderm Waſſerwerck
ausgezieret/ die kuͤhle Lufft deſto beſſer darinn zu unter-
halten. Die meiſten Fenſter koͤnnen gegen Morgen
und Abend/ noch beſſer aber gegen Mitternacht ihre
Oeffnung haben/ damit der Hitze gewehret/ und dennoch
der Ort hell und liecht bleibe. Bißweilen werden auch
ſchoͤne denckwuͤrdige Reim und Verſe/ ſonderlich bey
dem Eingang ſowol des Luſthauſes als auch des Gar-
tens angeſchrieben/ ſo zu eines jeden Belieben geſtellet
wird/ ſonderlich wann ſie kurtz und gut ſind/ und mit we-
nig Worten viel ſagen/ und weit ausſehen/ ſo ſind ſie
den Ankommenden deſto merckwuͤrdiger und angeneh-
mer/ weil ſie nicht allein die Gedaͤchtnus nicht beſchwe-
ren/ ſondern auch das Gemuͤthe mit ihrer ſcharfſinnigen
Anmuthigkeit ermuntern und auffriſchen.
Die Galerien ſind gemaurte/ neben des Gartens
angehenckte/ mit hellen Cryſtallenen Fenſtern verwahr-
te/ bißweilen auch etwas eroͤffnete Luſtgaͤnge/ daraus
man allenthalben die Augen mit des Gartens Schoͤn-
heit erluſtigen kan; hinein gehoͤren ſchoͤne anmuthige und
kuͤnſtliche Gemaͤhlde/ ſchoͤne wol ausgetheilte Seulen;
oder hin- und wieder ſeltzame und ſauber-ausgearbeitete
Statuen/ die nach der Bild-Kunſt in rechter kunſtmaͤſſi-
ger proportion muͤſſen geſtellet ſeyn.
Wann man in den Grotten oder Sale terrene (wie
in Jtalien) durch verborgene meatus, und etwa durch
die vom Waſſer ſanfft auf- und niedergehabene Blas-
baͤlge einen friſchen Lufft (wann man will) geben/ und
gleichſam des Æoli Palaſt vorſtellen kan/ iſt es deſte
praͤchtiger und beſſer.
[Abbildung]
Cap. XIII.
Pyramiden/ Obeliſci, Seulen und Statuen.
WEil dieſe Dinge groſſen Unkoſten zu bauen und
zu unterhalten bedoͤrffen/ gehoͤrt es nur fuͤr groſſe
Herren/ und nicht fuͤr einen privat-Cavallier;
daher ichs allein allhier anfuͤhren wollen/ daß nichts/
was zu eines Gartens Vollkommenheit dienen moͤchte/
hier abgaͤngig waͤre. Die Pyramiden ſind ein viere-
ckicht aufgemaurtes Gebaͤu/ ſo unten weit/ und nach
und nach ſich in die Enge an allen Orten gemaͤhlich ein-
ziehet; biß ſie oben einen ſcharffen Spitz machet; koͤn-
nen nach Gelegenheit des Gartens/ weiter und enger/
niederer und hoͤher gemacht werden; ſolche ſind geweſen
die unter die ſieben Wunderwercke der Welt gerechnete
Pyramides in Egypten/ an welcher groͤſten 360000
Menſchen zwantzig Jahr lang gebauet haben.
Wir aber laſſen uns mit ſchlechtern Unkoſten begnuͤ-
gen/ und wollen ſowol Pyramiden als auch Obelisken/
die kleiner und glatter/ und doch oben zugeſpitzt ſind/ von
Bindwerck in unſere Gaͤrten bringen/ und mit gruͤnem
Laubwerck uͤberziehen und bewachſen laſſen; darff auch
die groͤſte nicht hoͤher ſeyn/ als ſie des Orts proportion
erfordert. Die Obeliſci ſind angenehmer und leichter/
bedoͤrffen weniger Raum/ und ſtehen dennoch zier-
lich.
Die Seulen ſollen wol von Rechtswegen von Stei-
nen
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Zitationshilfe: | Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 592[590]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/628>, abgerufen am 26.06.2024. |