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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Sechstes Buch/ Blumen-Garten.
[Abbildung] [Spaltenumbruch] Mittags-Lufft gewachsen behutsamlich in die Erden ge-
setzet/ und lässet man sie also den Sommer durch wach-
sen/ werden auch wol nur die Geschirr des Winters ein-
getragen/ und also verwahret/ weil sie bequemlicher hin
und wieder zu bringen/ doch aber auch mehr Mühe be-
dörffen.

Die erste Einpflantzung geschiehet am füglichsten
im Früling/ so bald die Kälte aufgehöret/ und die Maul-
beer ihre Augen beginnen mit aufgeschwellter grüner
Farbe herzuweisen/ und damit dem Winter sein letztes
Urlaub und Adieu zu geben; so kan jedes Gewächs den
Früling und Sommer durch/ durch Thau und Regen/ so
wol auch durch des Gärtners fleissige Begiessung bekräff-
tiget/ von den Sonnenstrahlen erwärmet/ von der Lufft
erfrischet/ und desto eher die Wurtzen mit dem Grunde
vereiniget und befreundet werden.

Wann nun der Herbst wieder kommt/ ehe die
Nachtreiffe fallen; werden die niedern Mauren gegen
Morgen/ Mittag und Abend/ mit Balcken und Läden/
der Mauren gegen Mitternacht gleich erhöhet; ein darzu
bereites von leichten Holtz und Lattenwerck/ doch sehr
wol verwahrtes Dach aufgesetzt/ mit Schindeln oder La-
den wol eingedeckt; Gegen Mittage müssen etliche Fen-
ster mit Gläsern gelassen werden/ die man gegen den
Auswärts/ bey lindem guten Wetter/ des Mittags er-
öffnen/ und Abends wieder zuschliessen kan.

Es müssen auch wenigst ein paar Oefen darinnen
stehen/ die ihre Rauchfäng mit eisernen Röhren durch
die Wand haben/ die man im Fall der Noth einheitzen
könne; diß soll aber eher nicht geschehen/ es gefriere denn
das Wasser darinn/ so man stets zu diesem Ende in ei-
nem Scherben darinn halten/ und sich darnach richten
kan. Zu dem muß das Feuer nicht stärcker seyn/ als
biß das Eys in den Geschirren wieder zu Wasser wor-
[Spaltenumbruch] den/ und werden durch übermässige Hitze die Gewächse
mehr verderbt als befördert.

Wann eine lange und strenge Winters-Kälte ein-
fällt/ muß man wol die drey höltzernen Wände mit
Stroh und Mist/ und beygefügten Pfälen noch genauer
vermachen/ weil man in einer Nacht alles versehen und
verderben kan.

Den Gewächsen mag man/ den Winter durch/
(nach P. Timothei Meynung) zwey oder dreymal/ als
etwan um Liechtmeß/ Ausgang des Februarii/ oder im
Mertzen/ Schnee geben/ ohngefehr eine Schauffel voll
oben auf die Erden legen/ doch nicht gar zu nahe zu dem
Stammen/ der zerschmeltzt darauf/ zieht sich gemach in
die Erden und erfrischet die Wurtzen; oder ist kein
Schnee/ nimmt man einen Kübel überschlagnes Was-
ser/ begiessts subtil mit einem Gläslein. So lang aber
die Kälte im ersten Winter nicht eingreifft/ muß man die
Fenster/ schier biß halben November (nachdem das
Wetter leidet) Tag und Nacht offen lassen; wenigst
bey Tag/ und nicht gar schliessen/ biß die Kälte sich ver-
mehret; darzu gehört nun eine merckliche Aufsichtigkeit/
weder zu viel noch zu wenig zu thun.

Jn der Thür/ die gegen Mittag seyn solle/ lässet
man ein Loch/ damit die Katzen aus und einschlieffen/ und
den Mäusen nachstellen können/ die sonst die Rinden an
den zarten Bäumlein gern zernagen/ und die Bäume
also gantz zu Grunde richten; oder man kan etliche
Mausfallen hin und wieder aufstellen/ denn diß Unge-
zifer begibt sich im Winter gern hinein.

Oder man macht von gestossnem Glas/ Gips und
Käse kleine Kügelein/ und streuet sie hin und her/ in die
Winckel/ wo man sie nicht vertretten kan/ davon ver-
recken sie.

Etliche sind der Meynung/ es geschehe aus Durst/
daß sie die Rinden benagen/ daher soll man ins Winter-

Haus
F f f f ij

Sechſtes Buch/ Blumen-Garten.
[Abbildung] [Spaltenumbruch] Mittags-Lufft gewachſen behutſamlich in die Erden ge-
ſetzet/ und laͤſſet man ſie alſo den Sommer durch wach-
ſen/ werden auch wol nur die Geſchirr des Winters ein-
getragen/ und alſo verwahret/ weil ſie bequemlicher hin
und wieder zu bringen/ doch aber auch mehr Muͤhe be-
doͤrffen.

Die erſte Einpflantzung geſchiehet am fuͤglichſten
im Fruͤling/ ſo bald die Kaͤlte aufgehoͤret/ und die Maul-
beer ihre Augen beginnen mit aufgeſchwellter gruͤner
Farbe herzuweiſen/ und damit dem Winter ſein letztes
Urlaub und Adieu zu geben; ſo kan jedes Gewaͤchs den
Fruͤling und Sommer durch/ durch Thau und Regen/ ſo
wol auch durch des Gaͤrtners fleiſſige Begieſſung bekraͤff-
tiget/ von den Sonnenſtrahlen erwaͤrmet/ von der Lufft
erfriſchet/ und deſto eher die Wurtzen mit dem Grunde
vereiniget und befreundet werden.

Wann nun der Herbſt wieder kommt/ ehe die
Nachtreiffe fallen; werden die niedern Mauren gegen
Morgen/ Mittag und Abend/ mit Balcken und Laͤden/
der Mauren gegen Mitternacht gleich erhoͤhet; ein darzu
bereites von leichten Holtz und Lattenwerck/ doch ſehr
wol verwahrtes Dach aufgeſetzt/ mit Schindeln oder La-
den wol eingedeckt; Gegen Mittage muͤſſen etliche Fen-
ſter mit Glaͤſern gelaſſen werden/ die man gegen den
Auswaͤrts/ bey lindem guten Wetter/ des Mittags er-
oͤffnen/ und Abends wieder zuſchlieſſen kan.

Es muͤſſen auch wenigſt ein paar Oefen darinnen
ſtehen/ die ihre Rauchfaͤng mit eiſernen Roͤhren durch
die Wand haben/ die man im Fall der Noth einheitzen
koͤnne; diß ſoll aber eher nicht geſchehen/ es gefriere denn
das Waſſer darinn/ ſo man ſtets zu dieſem Ende in ei-
nem Scherben darinn halten/ und ſich darnach richten
kan. Zu dem muß das Feuer nicht ſtaͤrcker ſeyn/ als
biß das Eys in den Geſchirren wieder zu Waſſer wor-
[Spaltenumbruch] den/ und werden durch uͤbermaͤſſige Hitze die Gewaͤchſe
mehr verderbt als befoͤrdert.

Wann eine lange und ſtrenge Winters-Kaͤlte ein-
faͤllt/ muß man wol die drey hoͤltzernen Waͤnde mit
Stroh und Miſt/ und beygefuͤgten Pfaͤlen noch genauer
vermachen/ weil man in einer Nacht alles verſehen und
verderben kan.

Den Gewaͤchſen mag man/ den Winter durch/
(nach P. Timothei Meynung) zwey oder dreymal/ als
etwan um Liechtmeß/ Ausgang des Februarii/ oder im
Mertzen/ Schnee geben/ ohngefehr eine Schauffel voll
oben auf die Erden legen/ doch nicht gar zu nahe zu dem
Stammen/ der zerſchmeltzt darauf/ zieht ſich gemach in
die Erden und erfriſchet die Wurtzen; oder iſt kein
Schnee/ nimmt man einen Kuͤbel uͤberſchlagnes Waſ-
ſer/ begieſſts ſubtil mit einem Glaͤslein. So lang aber
die Kaͤlte im erſten Winter nicht eingreifft/ muß man die
Fenſter/ ſchier biß halben November (nachdem das
Wetter leidet) Tag und Nacht offen laſſen; wenigſt
bey Tag/ und nicht gar ſchlieſſen/ biß die Kaͤlte ſich ver-
mehret; darzu gehoͤrt nun eine merckliche Aufſichtigkeit/
weder zu viel noch zu wenig zu thun.

Jn der Thuͤr/ die gegen Mittag ſeyn ſolle/ laͤſſet
man ein Loch/ damit die Katzen aus und einſchlieffen/ und
den Maͤuſen nachſtellen koͤnnen/ die ſonſt die Rinden an
den zarten Baͤumlein gern zernagen/ und die Baͤume
alſo gantz zu Grunde richten; oder man kan etliche
Mausfallen hin und wieder aufſtellen/ denn diß Unge-
zifer begibt ſich im Winter gern hinein.

Oder man macht von geſtoſſnem Glas/ Gips und
Kaͤſe kleine Kuͤgelein/ und ſtreuet ſie hin und her/ in die
Winckel/ wo man ſie nicht vertretten kan/ davon ver-
recken ſie.

Etliche ſind der Meynung/ es geſchehe aus Durſt/
daß ſie die Rinden benagen/ daher ſoll man ins Winter-

Haus
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[597[595]/0633] Sechſtes Buch/ Blumen-Garten. [Abbildung] Mittags-Lufft gewachſen behutſamlich in die Erden ge- ſetzet/ und laͤſſet man ſie alſo den Sommer durch wach- ſen/ werden auch wol nur die Geſchirr des Winters ein- getragen/ und alſo verwahret/ weil ſie bequemlicher hin und wieder zu bringen/ doch aber auch mehr Muͤhe be- doͤrffen. Die erſte Einpflantzung geſchiehet am fuͤglichſten im Fruͤling/ ſo bald die Kaͤlte aufgehoͤret/ und die Maul- beer ihre Augen beginnen mit aufgeſchwellter gruͤner Farbe herzuweiſen/ und damit dem Winter ſein letztes Urlaub und Adieu zu geben; ſo kan jedes Gewaͤchs den Fruͤling und Sommer durch/ durch Thau und Regen/ ſo wol auch durch des Gaͤrtners fleiſſige Begieſſung bekraͤff- tiget/ von den Sonnenſtrahlen erwaͤrmet/ von der Lufft erfriſchet/ und deſto eher die Wurtzen mit dem Grunde vereiniget und befreundet werden. Wann nun der Herbſt wieder kommt/ ehe die Nachtreiffe fallen; werden die niedern Mauren gegen Morgen/ Mittag und Abend/ mit Balcken und Laͤden/ der Mauren gegen Mitternacht gleich erhoͤhet; ein darzu bereites von leichten Holtz und Lattenwerck/ doch ſehr wol verwahrtes Dach aufgeſetzt/ mit Schindeln oder La- den wol eingedeckt; Gegen Mittage muͤſſen etliche Fen- ſter mit Glaͤſern gelaſſen werden/ die man gegen den Auswaͤrts/ bey lindem guten Wetter/ des Mittags er- oͤffnen/ und Abends wieder zuſchlieſſen kan. Es muͤſſen auch wenigſt ein paar Oefen darinnen ſtehen/ die ihre Rauchfaͤng mit eiſernen Roͤhren durch die Wand haben/ die man im Fall der Noth einheitzen koͤnne; diß ſoll aber eher nicht geſchehen/ es gefriere denn das Waſſer darinn/ ſo man ſtets zu dieſem Ende in ei- nem Scherben darinn halten/ und ſich darnach richten kan. Zu dem muß das Feuer nicht ſtaͤrcker ſeyn/ als biß das Eys in den Geſchirren wieder zu Waſſer wor- den/ und werden durch uͤbermaͤſſige Hitze die Gewaͤchſe mehr verderbt als befoͤrdert. Wann eine lange und ſtrenge Winters-Kaͤlte ein- faͤllt/ muß man wol die drey hoͤltzernen Waͤnde mit Stroh und Miſt/ und beygefuͤgten Pfaͤlen noch genauer vermachen/ weil man in einer Nacht alles verſehen und verderben kan. Den Gewaͤchſen mag man/ den Winter durch/ (nach P. Timothei Meynung) zwey oder dreymal/ als etwan um Liechtmeß/ Ausgang des Februarii/ oder im Mertzen/ Schnee geben/ ohngefehr eine Schauffel voll oben auf die Erden legen/ doch nicht gar zu nahe zu dem Stammen/ der zerſchmeltzt darauf/ zieht ſich gemach in die Erden und erfriſchet die Wurtzen; oder iſt kein Schnee/ nimmt man einen Kuͤbel uͤberſchlagnes Waſ- ſer/ begieſſts ſubtil mit einem Glaͤslein. So lang aber die Kaͤlte im erſten Winter nicht eingreifft/ muß man die Fenſter/ ſchier biß halben November (nachdem das Wetter leidet) Tag und Nacht offen laſſen; wenigſt bey Tag/ und nicht gar ſchlieſſen/ biß die Kaͤlte ſich ver- mehret; darzu gehoͤrt nun eine merckliche Aufſichtigkeit/ weder zu viel noch zu wenig zu thun. Jn der Thuͤr/ die gegen Mittag ſeyn ſolle/ laͤſſet man ein Loch/ damit die Katzen aus und einſchlieffen/ und den Maͤuſen nachſtellen koͤnnen/ die ſonſt die Rinden an den zarten Baͤumlein gern zernagen/ und die Baͤume alſo gantz zu Grunde richten; oder man kan etliche Mausfallen hin und wieder aufſtellen/ denn diß Unge- zifer begibt ſich im Winter gern hinein. Oder man macht von geſtoſſnem Glas/ Gips und Kaͤſe kleine Kuͤgelein/ und ſtreuet ſie hin und her/ in die Winckel/ wo man ſie nicht vertretten kan/ davon ver- recken ſie. Etliche ſind der Meynung/ es geſchehe aus Durſt/ daß ſie die Rinden benagen/ daher ſoll man ins Winter- Haus F f f f ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 597[595]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/633>, abgerufen am 24.11.2024.