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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] durch seine Blätter/ welche aber im Früling/ wann es
wieder herfür getragen wird/ abfallen/ oder herab ge-
than werden müssen. Es erlangt kein hohes Alter/
weil es gemeiniglich im Winter verdirbt/ darum man
vom Saamen immer was Junges zeugen muß. Liebet
einen mittelmässigen nicht allzufeisten Grunde/ sonst
versochet es/ und verdirbt.

Continus oder Coccygria, gelb Bresilgenbaum/ ist
eine ziemlich-nidere Stauden/ soll aber um Trident/
Verona/ und auf den Appenninischen Gebürge häuffig
wachsen/ die Farb der Rinden ihres Stammes ist
schwärtzlich/ in sehr viel röthlichte Zweiglein abgetheilet/
die Blätter sind feste/ dick und ädericht (wie Tabernae-
montanus
schreibt/ den Terebinth-Blättern fast ähn-
lich/ ausser daß sie breiter und runder sind) hangen an
langen und röthlichten Stielen/ und wachsen nur allein
an den schmalen Zweiglein/ riechen etlicher massen wie
der Mastixbaum/ sind eines guten und zusammziehen-
den Geschmacks/ am Ende des Sommers gewinnen sie
eine schöne röthlichte Farbe. Oben an dem Zweiglein
erscheinen an einem schmalen und langlichten Stiel viel
bleichgrüne/ Trauben-weise zusammgesetzte Blümlein/
welche sich darnach in wollichte Büschlein austheilen/ in
welchen man ein flaches Sämlein findet/ schwartzroth
wie die Linsen/ aber kleiner. Die Wurtzel ist hart und
knollicht/ blühen im Majo und Junio. Das Holtz
ist so gelb/ daß die Färber die Rinden von dem Stam-
men zu ihrer gelben Farbe gebrauchen/ und die Lein-
wath und Zwirn damit schön gelb färben/ wird auch
zum Leder-gärben gebraucht.

Bey uns wird sie in Kästen und grossen Geschirren
erhalten und allzeit Winters beygesetzt/ sie vermehret
sich durch den Saamen/ durch Beyschösse/ und durch
angebundene Spalt-Töpffe.

Sie hat eine zusammziehende und trocknende weh-
rende Krafft/ nach Matthioli Gezeugnis. Das De-
coctum
von den Blättern/ dienet wieder des Mundes
und der Zungen Fäule und Geschwer/ auch wann das
Zäpffel abgefallen. Wer mehr davon wissen will/ der
besehe Matthiolum.

Cypressen-Baum/ Cupressus oder Cyparissus,
wächst in der Jnsel Candia häuffig/ ist ein schöner/ ge-
rader/ und wie eine Pyramis geformter Baum/ hat
dem Sevenbaum fast gleiche/ allzeit grüne Blätter/
trägt/ wie Durantes schreibt/ des Jahrs dreymal seine
Früchte/ fast gleich dem Lerchenbaum/ ohn daß sie grös-
ser/ schöner und dichter sind. Aus dem Stamm/ träufft
ein Hartz/ wie wol nicht häuffig/ das ist dem Terpen-
tin an Eigenschafft und Kräfften gleich. Jst von zweyer-
ley Gattungen/ eines trägt Früchte/ das andere nicht;
bey uns wird er meistens vom Saamen fortgebracht/
wiewol man ihn auch mit dem anhangenden doppelten
Häfelein leichter und eher fortbringen kan. Wird im
[Spaltenumbruch] April/ wann die Kälte vorbey/ im leichten Grund ge-
säet/ und biß er aufgegangen/ allzeit über den andern
Tage begossen/ im starcken/ feuchten/ oder laimichten
Grund kommt er übel fort/ und faulet meistens/ wann
er schon aufgeht; seine Zweige wurtzeln niemals ein/
wann sie eingesteckt werden/ treiben auch unten am
Stammen niemals aus.

Herr Elßholtz schreibt zwar/ man könne ihn durch
abgebrochene und eingesteckte Zweiglein vermehren/
wann sie Anfangs im Schatten gehalten werden/ so a-
ber wider aller Authoren Meynung laufft/ und auf der
Prob bestehet.

Und ob sie zwar warmer Lufft mehr gewohnet sind/
als der kalten/ kan man sie doch in mittelmässiger tem-
perirter Lufft auch wol erhalten; in der Erden/ darein
man sie säet/ muß die Dung schon verzehrt und in Er-
den verwandelt seyn. Der neue Mist ist ihnen so wol
wegen übriger Hitz/ als Anlaß zum Faulen schädlich.
Der Saame wird zwey Finger hoch mit guter subtiler
Erden bedeckt.

Wann der Saame aufgegangen/ bedarff er des
Giessens weiter nicht/ es wäre dann gar dürres Wet-
ter/ muß offt umgehackt/ und kein Unkraut dabey ste-
hen; wann er also drey oder vier Jahr gestanden/ macht
man anderthalb Schuhe tieffe und weite Gruben/ thut
gute abgelegene Erden darzu/ und setzt ihn also ein/
verwahrt ihn mit einem Pfal/ daß ihn der Wind nicht
krümmen mag/ will man/ daß er in die Höhe wachse/
zwicket man die untersten Aeste/ weil sie noch zart und
jung sind/ mit den Nägeln ab/ das Eysen leyden sie gar
ungerne; will man ihn aber wie eine Pyramis wach-
sen lassen/ so muß er grössern Raum haben.

Der Saame wird im Früling und Herbst abge-
genommen/ am besten ist er/ wann er schwer und voll-
kommen ist. Das Holtz ist gelblicht/ wolriechend/
währhafft und faulet nicht/ wird auch von den Wür-
mern nicht angegriffen/ ist temperirter Natur/ zeucht
zusammen ohn alle Schärffe/ vertrocknet ohne Hitz/
stärckt/ heilet und vertheilet. Der Rauch von seinem
Holtz/ ist gut zu Infections-Zeiten/ von den Nüssen der
Rauch vertreibt die Gelsen und Mucken.

Die Blätter dieses Baums gepülvert und mit ein
wenig Myrrhen im süssen Wein getruncken/ dienen wi-
der die Verstopffung des Harns; die pulverisirte Nüsse
mit Wein genommen wider das Blutspeyen/ und an-
dere Blutflüsse/ rothe Ruhr/ Engigkeit der Brust/ Keu-
chen und Husten/ heilet die Darmbrüche; die Blätter
mit dürren Feigen gestossen/ erweichen alle Verhär-
tungen/ und verzehren das überflüssige Fleisch in der
Nasen; die zerstossenen Blätter heilen alle Wunden/
seine übrigen Tugenden mag man in den Kräuter-Bü-
chern aufsuchen.

Cap.

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] durch ſeine Blaͤtter/ welche aber im Fruͤling/ wann es
wieder herfuͤr getragen wird/ abfallen/ oder herab ge-
than werden muͤſſen. Es erlangt kein hohes Alter/
weil es gemeiniglich im Winter verdirbt/ darum man
vom Saamen immer was Junges zeugen muß. Liebet
einen mittelmaͤſſigen nicht allzufeiſten Grunde/ ſonſt
verſochet es/ und verdirbt.

Continus oder Coccygria, gelb Breſilgenbaum/ iſt
eine ziemlich-nidere Stauden/ ſoll aber um Trident/
Verona/ und auf den Appenniniſchen Gebuͤrge haͤuffig
wachſen/ die Farb der Rinden ihres Stammes iſt
ſchwaͤrtzlich/ in ſehr viel roͤthlichte Zweiglein abgetheilet/
die Blaͤtter ſind feſte/ dick und aͤdericht (wie Tabernæ-
montanus
ſchreibt/ den Terebinth-Blaͤttern faſt aͤhn-
lich/ auſſer daß ſie breiter und runder ſind) hangen an
langen und roͤthlichten Stielen/ und wachſen nur allein
an den ſchmalen Zweiglein/ riechen etlicher maſſen wie
der Maſtixbaum/ ſind eines guten und zuſammziehen-
den Geſchmacks/ am Ende des Sommers gewinnen ſie
eine ſchoͤne roͤthlichte Farbe. Oben an dem Zweiglein
erſcheinen an einem ſchmalen und langlichten Stiel viel
bleichgruͤne/ Trauben-weiſe zuſammgeſetzte Bluͤmlein/
welche ſich darnach in wollichte Buͤſchlein austheilen/ in
welchen man ein flaches Saͤmlein findet/ ſchwartzroth
wie die Linſen/ aber kleiner. Die Wurtzel iſt hart und
knollicht/ bluͤhen im Majo und Junio. Das Holtz
iſt ſo gelb/ daß die Faͤrber die Rinden von dem Stam-
men zu ihrer gelben Farbe gebrauchen/ und die Lein-
wath und Zwirn damit ſchoͤn gelb faͤrben/ wird auch
zum Leder-gaͤrben gebraucht.

Bey uns wird ſie in Kaͤſten und groſſen Geſchirren
erhalten und allzeit Winters beygeſetzt/ ſie vermehret
ſich durch den Saamen/ durch Beyſchoͤſſe/ und durch
angebundene Spalt-Toͤpffe.

Sie hat eine zuſammziehende und trocknende weh-
rende Krafft/ nach Matthioli Gezeugnis. Das De-
coctum
von den Blaͤttern/ dienet wieder des Mundes
und der Zungen Faͤule und Geſchwer/ auch wann das
Zaͤpffel abgefallen. Wer mehr davon wiſſen will/ der
beſehe Matthiolum.

Cypreſſen-Baum/ Cupreſſus oder Cypariſſus,
waͤchſt in der Jnſel Candia haͤuffig/ iſt ein ſchoͤner/ ge-
rader/ und wie eine Pyramis geformter Baum/ hat
dem Sevenbaum faſt gleiche/ allzeit gruͤne Blaͤtter/
traͤgt/ wie Durantes ſchreibt/ des Jahrs dreymal ſeine
Fruͤchte/ faſt gleich dem Lerchenbaum/ ohn daß ſie groͤſ-
ſer/ ſchoͤner und dichter ſind. Aus dem Stamm/ traͤufft
ein Hartz/ wie wol nicht haͤuffig/ das iſt dem Terpen-
tin an Eigenſchafft und Kraͤfften gleich. Jſt von zweyer-
ley Gattungen/ eines traͤgt Fruͤchte/ das andere nicht;
bey uns wird er meiſtens vom Saamen fortgebracht/
wiewol man ihn auch mit dem anhangenden doppelten
Haͤfelein leichter und eher fortbringen kan. Wird im
[Spaltenumbruch] April/ wann die Kaͤlte vorbey/ im leichten Grund ge-
ſaͤet/ und biß er aufgegangen/ allzeit uͤber den andern
Tage begoſſen/ im ſtarcken/ feuchten/ oder laimichten
Grund kommt er uͤbel fort/ und faulet meiſtens/ wann
er ſchon aufgeht; ſeine Zweige wurtzeln niemals ein/
wann ſie eingeſteckt werden/ treiben auch unten am
Stammen niemals aus.

Herr Elßholtz ſchreibt zwar/ man koͤnne ihn durch
abgebrochene und eingeſteckte Zweiglein vermehren/
wann ſie Anfangs im Schatten gehalten werden/ ſo a-
ber wider aller Authoren Meynung laufft/ und auf der
Prob beſtehet.

Und ob ſie zwar warmer Lufft mehr gewohnet ſind/
als der kalten/ kan man ſie doch in mittelmaͤſſiger tem-
perirter Lufft auch wol erhalten; in der Erden/ darein
man ſie ſaͤet/ muß die Dung ſchon verzehrt und in Er-
den verwandelt ſeyn. Der neue Miſt iſt ihnen ſo wol
wegen uͤbriger Hitz/ als Anlaß zum Faulen ſchaͤdlich.
Der Saame wird zwey Finger hoch mit guter ſubtiler
Erden bedeckt.

Wann der Saame aufgegangen/ bedarff er des
Gieſſens weiter nicht/ es waͤre dann gar duͤrres Wet-
ter/ muß offt umgehackt/ und kein Unkraut dabey ſte-
hen; wann er alſo drey oder vier Jahr geſtanden/ macht
man anderthalb Schuhe tieffe und weite Gruben/ thut
gute abgelegene Erden darzu/ und ſetzt ihn alſo ein/
verwahrt ihn mit einem Pfal/ daß ihn der Wind nicht
kruͤmmen mag/ will man/ daß er in die Hoͤhe wachſe/
zwicket man die unterſten Aeſte/ weil ſie noch zart und
jung ſind/ mit den Naͤgeln ab/ das Eyſen leyden ſie gar
ungerne; will man ihn aber wie eine Pyramis wach-
ſen laſſen/ ſo muß er groͤſſern Raum haben.

Der Saame wird im Fruͤling und Herbſt abge-
genommen/ am beſten iſt er/ wann er ſchwer und voll-
kommen iſt. Das Holtz iſt gelblicht/ wolriechend/
waͤhrhafft und faulet nicht/ wird auch von den Wuͤr-
mern nicht angegriffen/ iſt temperirter Natur/ zeucht
zuſammen ohn alle Schaͤrffe/ vertrocknet ohne Hitz/
ſtaͤrckt/ heilet und vertheilet. Der Rauch von ſeinem
Holtz/ iſt gut zu Infections-Zeiten/ von den Nuͤſſen der
Rauch vertreibt die Gelſen und Mucken.

Die Blaͤtter dieſes Baums gepuͤlvert und mit ein
wenig Myrrhen im ſuͤſſen Wein getruncken/ dienen wi-
der die Verſtopffung des Harns; die pulveriſirte Nuͤſſe
mit Wein genommen wider das Blutſpeyen/ und an-
dere Blutfluͤſſe/ rothe Ruhr/ Engigkeit der Bruſt/ Keu-
chen und Huſten/ heilet die Darmbruͤche; die Blaͤtter
mit duͤrren Feigen geſtoſſen/ erweichen alle Verhaͤr-
tungen/ und verzehren das uͤberfluͤſſige Fleiſch in der
Naſen; die zerſtoſſenen Blaͤtter heilen alle Wunden/
ſeine uͤbrigen Tugenden mag man in den Kraͤuter-Buͤ-
chern aufſuchen.

Cap.
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[604[602]/0640] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens durch ſeine Blaͤtter/ welche aber im Fruͤling/ wann es wieder herfuͤr getragen wird/ abfallen/ oder herab ge- than werden muͤſſen. Es erlangt kein hohes Alter/ weil es gemeiniglich im Winter verdirbt/ darum man vom Saamen immer was Junges zeugen muß. Liebet einen mittelmaͤſſigen nicht allzufeiſten Grunde/ ſonſt verſochet es/ und verdirbt. Continus oder Coccygria, gelb Breſilgenbaum/ iſt eine ziemlich-nidere Stauden/ ſoll aber um Trident/ Verona/ und auf den Appenniniſchen Gebuͤrge haͤuffig wachſen/ die Farb der Rinden ihres Stammes iſt ſchwaͤrtzlich/ in ſehr viel roͤthlichte Zweiglein abgetheilet/ die Blaͤtter ſind feſte/ dick und aͤdericht (wie Tabernæ- montanus ſchreibt/ den Terebinth-Blaͤttern faſt aͤhn- lich/ auſſer daß ſie breiter und runder ſind) hangen an langen und roͤthlichten Stielen/ und wachſen nur allein an den ſchmalen Zweiglein/ riechen etlicher maſſen wie der Maſtixbaum/ ſind eines guten und zuſammziehen- den Geſchmacks/ am Ende des Sommers gewinnen ſie eine ſchoͤne roͤthlichte Farbe. Oben an dem Zweiglein erſcheinen an einem ſchmalen und langlichten Stiel viel bleichgruͤne/ Trauben-weiſe zuſammgeſetzte Bluͤmlein/ welche ſich darnach in wollichte Buͤſchlein austheilen/ in welchen man ein flaches Saͤmlein findet/ ſchwartzroth wie die Linſen/ aber kleiner. Die Wurtzel iſt hart und knollicht/ bluͤhen im Majo und Junio. Das Holtz iſt ſo gelb/ daß die Faͤrber die Rinden von dem Stam- men zu ihrer gelben Farbe gebrauchen/ und die Lein- wath und Zwirn damit ſchoͤn gelb faͤrben/ wird auch zum Leder-gaͤrben gebraucht. Bey uns wird ſie in Kaͤſten und groſſen Geſchirren erhalten und allzeit Winters beygeſetzt/ ſie vermehret ſich durch den Saamen/ durch Beyſchoͤſſe/ und durch angebundene Spalt-Toͤpffe. Sie hat eine zuſammziehende und trocknende weh- rende Krafft/ nach Matthioli Gezeugnis. Das De- coctum von den Blaͤttern/ dienet wieder des Mundes und der Zungen Faͤule und Geſchwer/ auch wann das Zaͤpffel abgefallen. Wer mehr davon wiſſen will/ der beſehe Matthiolum. Cypreſſen-Baum/ Cupreſſus oder Cypariſſus, waͤchſt in der Jnſel Candia haͤuffig/ iſt ein ſchoͤner/ ge- rader/ und wie eine Pyramis geformter Baum/ hat dem Sevenbaum faſt gleiche/ allzeit gruͤne Blaͤtter/ traͤgt/ wie Durantes ſchreibt/ des Jahrs dreymal ſeine Fruͤchte/ faſt gleich dem Lerchenbaum/ ohn daß ſie groͤſ- ſer/ ſchoͤner und dichter ſind. Aus dem Stamm/ traͤufft ein Hartz/ wie wol nicht haͤuffig/ das iſt dem Terpen- tin an Eigenſchafft und Kraͤfften gleich. Jſt von zweyer- ley Gattungen/ eines traͤgt Fruͤchte/ das andere nicht; bey uns wird er meiſtens vom Saamen fortgebracht/ wiewol man ihn auch mit dem anhangenden doppelten Haͤfelein leichter und eher fortbringen kan. Wird im April/ wann die Kaͤlte vorbey/ im leichten Grund ge- ſaͤet/ und biß er aufgegangen/ allzeit uͤber den andern Tage begoſſen/ im ſtarcken/ feuchten/ oder laimichten Grund kommt er uͤbel fort/ und faulet meiſtens/ wann er ſchon aufgeht; ſeine Zweige wurtzeln niemals ein/ wann ſie eingeſteckt werden/ treiben auch unten am Stammen niemals aus. Herr Elßholtz ſchreibt zwar/ man koͤnne ihn durch abgebrochene und eingeſteckte Zweiglein vermehren/ wann ſie Anfangs im Schatten gehalten werden/ ſo a- ber wider aller Authoren Meynung laufft/ und auf der Prob beſtehet. Und ob ſie zwar warmer Lufft mehr gewohnet ſind/ als der kalten/ kan man ſie doch in mittelmaͤſſiger tem- perirter Lufft auch wol erhalten; in der Erden/ darein man ſie ſaͤet/ muß die Dung ſchon verzehrt und in Er- den verwandelt ſeyn. Der neue Miſt iſt ihnen ſo wol wegen uͤbriger Hitz/ als Anlaß zum Faulen ſchaͤdlich. Der Saame wird zwey Finger hoch mit guter ſubtiler Erden bedeckt. Wann der Saame aufgegangen/ bedarff er des Gieſſens weiter nicht/ es waͤre dann gar duͤrres Wet- ter/ muß offt umgehackt/ und kein Unkraut dabey ſte- hen; wann er alſo drey oder vier Jahr geſtanden/ macht man anderthalb Schuhe tieffe und weite Gruben/ thut gute abgelegene Erden darzu/ und ſetzt ihn alſo ein/ verwahrt ihn mit einem Pfal/ daß ihn der Wind nicht kruͤmmen mag/ will man/ daß er in die Hoͤhe wachſe/ zwicket man die unterſten Aeſte/ weil ſie noch zart und jung ſind/ mit den Naͤgeln ab/ das Eyſen leyden ſie gar ungerne; will man ihn aber wie eine Pyramis wach- ſen laſſen/ ſo muß er groͤſſern Raum haben. Der Saame wird im Fruͤling und Herbſt abge- genommen/ am beſten iſt er/ wann er ſchwer und voll- kommen iſt. Das Holtz iſt gelblicht/ wolriechend/ waͤhrhafft und faulet nicht/ wird auch von den Wuͤr- mern nicht angegriffen/ iſt temperirter Natur/ zeucht zuſammen ohn alle Schaͤrffe/ vertrocknet ohne Hitz/ ſtaͤrckt/ heilet und vertheilet. Der Rauch von ſeinem Holtz/ iſt gut zu Infections-Zeiten/ von den Nuͤſſen der Rauch vertreibt die Gelſen und Mucken. Die Blaͤtter dieſes Baums gepuͤlvert und mit ein wenig Myrrhen im ſuͤſſen Wein getruncken/ dienen wi- der die Verſtopffung des Harns; die pulveriſirte Nuͤſſe mit Wein genommen wider das Blutſpeyen/ und an- dere Blutfluͤſſe/ rothe Ruhr/ Engigkeit der Bruſt/ Keu- chen und Huſten/ heilet die Darmbruͤche; die Blaͤtter mit duͤrren Feigen geſtoſſen/ erweichen alle Verhaͤr- tungen/ und verzehren das uͤberfluͤſſige Fleiſch in der Naſen; die zerſtoſſenen Blaͤtter heilen alle Wunden/ ſeine uͤbrigen Tugenden mag man in den Kraͤuter-Buͤ- chern aufſuchen. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 604[602]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/640>, abgerufen am 24.11.2024.