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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Schäbel mit dem dürren Zeug in ein Faß übereinander
richten/ und so offt eine Lege Schäbel/ so offt eine Lege Hopfen
darunter und darauf streuen/ dieselben fein zudecken und
schweren/ so bleibt der Zeuge frisch und gut/ wann man nun
dem Bier zu Morgens will geben/ muß man den gedörrten
Zeug mit einem Schlägel von denen Schäbeln/ am Abend
vorhero abklopffen und klein stossen/ daß er die Würtz
desto eher annehme/ und wann man so viel hat/ als zu
einer Bräu nöhtig/ soll man eine warme und nicht zu
heisse Würtz daran giessen/ einen halben oder gantzen
Kübel voll/ durcheinander rühren/ und aus einem Schäf-
fel in das andere giessen offtermals/ darnach die gantze
Nacht bey einem warmen wolgeheitzten Ofen stehen
lassen/ biß sich der Zeug etlichemal wol erhebt und an-
fähet zu gieren/ und so offt er wol gegieret hat/ ihn wie-
der aus einem Geschirr in das andere hin und wieder
giessen/ wie man den frischen Zeuge thut/ und abermal
[Spaltenumbruch] bey dem Ofen stehen lassen/ biß er wieder hergieret/ und
nach diesem wieder hin und her giessen und gieren lassen/
wie vor/ und das so lang/ biß der Zeug und die Würtz
sehr weich oder gierig worden; darnach kan man den
angebrachten und gierigen Zeuge in die Bodingen aus-
theilen/ so viel jedern gehörig/ und das Bier mit dem
Zeuge wol durcheinander rühren.

Dergleichen Aufhebung und Dörrung kan man auch
mit dem Zeuge zum weissen Bier versuchen/ und den-
selben gar dünn/ in schöne weisse häslene Scheitten gies-
sen/ und die Scheitten mit dem Zeug oder der Gerben
wol bekleben/ darnach auf einem warmen Ofen alsbald
abdörren/ oder tröcknen/ daß der Zeug nicht sauer wer-
de/ und wie man oben den gedörrten Zeuge von denen
Schäbeln bringt/ also mag man diesen auch von denen
Hobelscheitten bringen/ darnach weichen/ und damit ver-
fahren/ wie oben gelehrt worden.

Cap. LXIX.
Vom Gieren.
[Spaltenumbruch]

CHristoph Kobrer/ Mautner oder Zollner zu Cal-
müntz in der Pfaltz/ daraus das meiste/ so viel
das Bräuwerck antrifft/ genommen worden/
schreibt in seinem Tractat vom Bierbräuen am 21 Ca-
pitel folgends von der Gier: Es wird das braune Bier
auf dreyerley Weise abgegiert/ erstlich durch die obere
Gier/ wann man von einem schon in der Arbeit begrif-
fenen Bier/ den obern Zeug oder Gerben zu einer Bräu
Bier/ so viel man bedarff/ in ein Hebschäfflein nimmt/
und rühret es erstlich mit einem kleinen Besem wol durch-
einander/ daß der Zeug zerklopfft wird/ und an dem Be-
sen kleben bleibt; darnach rührt man das Bier/ dem
man geben will/ mit diesem Besem/ und dem daran
hangenden Zeuge/ obenauf/ etlichmal hin und wieder/
daß sich der Zeug von dem Besen in das Bier abfletze/
und gibt dem Bier also; darnach lässet mans zugedeckt
stehen/ so kommt das Bier bald an.

Wann diese Gier-Gerben übersich treibt/ und der
Zeug oder Gerben zimlich schwer worden/ muß man die-
selbe abheben/ und das Bier einschlagen/ und so offt das
Bier herscheibt/ als offt pflegens etliche einzuschlagen/
etliche aber nicht/ darum/ weil sie vermeinen/ das Bier
werde zu schwach/ darnach aber/ wanns aufgehört hat
zu schieben/ muß man das Bier fassen/ und diese Gier
dienet dem geringen Bier sehr wol.

Die warme Gier aber ist die allergewisseste/ von
welcher das Bier am allerersten und gewissesten an-
kommt/ auch in dreyen Tagen abgieret/ und am vierdten
Tag zu trincken ist; Diese aber haben wegen der ge-
schwinden Gier/ keinen langen Bestand/ ist also nur im
Winter zu gebrauchen. Also wann man von einem
auf diese Weise warm abgegierten Bier die Gerben aus
einem Faß hernimmt/ und dieselbe mit einer laulichten
Würtz in einem Zuber oder Boding/ darein 3 oder 4
Kübel Würtz kommen/ anbringt/ daß er gleichwie der
angebrachte Zeug des weissen Biers/ übersich gieret/
wann nun der Zeug also gierig gemacht ist/ gibt man
dem Bier davon in den Bodingen zimlich laulicht und
warm/ und fasset es darnach in Fässer.

Etliche aber fassen das Bier in die Fässer erstlich/
und geben demselben hernach erst in den Fässern/ so kommt
[Spaltenumbruch] das Bier auch gar bald an/ und hebt in den Fässern zum
Spunt heraus zu gieren/ wie das weisse Bier/ also daß
man offt 2 Fässer mit den Spunten zum Theil gegen-
einander geneigt legen/ und länglichte Multern unterse-
tzen muß/ daß darein gieret/ was also heraus sitzt/ das
füllt man nach dem Abgieren wieder die in Fässer. Hat
man aber keinen solchen Zeug zu einer warmen Gier/ mag
man die Gerben vom weissen Bier/ oder aber einen auf-
gedörrten und angebrachten Zeug/ wie oben vermeldet
worden/ darzu nehmen/ der thuts auch.

Die trockene oder kalte Gier ist diese/ wann man den
Zeuge von einem abgegierten Bier aus einer Boding
hernimmet/ oder aber einen aufgehebten Zeug mit einer
Würtz anbringet/ und dem Bier zimlich kalt gibt/ und
rührt das Bier und den Zeug mit einer Schapffen wol
auf/ und durcheinander; wann das braune Bier zur
Gier greifft/ so hebt es sich aufs ehiste/ Scheibweise an
der Sarch der Boding herum/ einen weissen dicken Gest
zu schieben/ und mit dergleichen Gest sich über und über
zu überweissen/ und also in die Krausen zu gehen; so ist
ihm recht gegeben worden/ wanns auch schon nicht so
bald in die Krausen greifft/ so ligt nichts daran/ weil es
besser/ es giere langsam ab/ als zu bald.

Wanns aber/ darum daß man zu wenig oder zu kalt
gegeben/ gar nicht gieren wolte/ nimmt man aus einer
jeden Gier-Boding so viel/ als ein Hebschäfflein voll
Würtz oder Biers/ thut eine Hand voll Hopffen darein/
wärmt es in einem Kessel/ so lang/ biß es an der Seiten
des Kessels anhebt über sich zu wallen/ giesset es darnach
fein sittlich an der Sarch der Gier-Boding in das Bier/
und thut ein wenig des besten Zeugs hinnach/ so kommts
an/ sonst pflegt man auch grosse zinnerne Flaschen mit
wolsiedendem Wasser in das Bier zu hencken/ so wird
das Bier erwärmet und angebracht/ oder leschen eine ei-
serne Schin/ oder glüenden Starstecken darinnen ab;
wolte es aber noch nicht gieren/ muß mans gleich in an-
dere frische Bodingen umfassen/ und ihm auf ein neues
doch nicht zu viel geben/ zudecken und stehen lassen/ das
hilfft gewiß. Etliche fassen das Bier schlecht um in die
Fässer/ doch dieselben nicht zu voll/ damit das Bier gie-

ren

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Schaͤbel mit dem duͤrren Zeug in ein Faß uͤbereinander
richtẽ/ uñ ſo offt eine Lege Schaͤbel/ ſo offt eine Lege Hopfen
darunter und darauf ſtreuen/ dieſelben fein zudecken und
ſchweren/ ſo bleibt der Zeuge friſch und gut/ wañ man nun
dem Bier zu Morgens will geben/ muß man den gedoͤrꝛten
Zeug mit einem Schlaͤgel von denẽ Schaͤbeln/ am Abend
vorhero abklopffen und klein ſtoſſen/ daß er die Wuͤrtz
deſto eher annehme/ und wann man ſo viel hat/ als zu
einer Braͤu noͤhtig/ ſoll man eine warme und nicht zu
heiſſe Wuͤrtz daran gieſſen/ einen halben oder gantzen
Kuͤbel voll/ durcheinander ruͤhren/ und aus einem Schaͤf-
fel in das andere gieſſen offtermals/ darnach die gantze
Nacht bey einem warmen wolgeheitzten Ofen ſtehen
laſſen/ biß ſich der Zeug etlichemal wol erhebt und an-
faͤhet zu gieren/ und ſo offt er wol gegieret hat/ ihn wie-
der aus einem Geſchirꝛ in das andere hin und wieder
gieſſen/ wie man den friſchen Zeuge thut/ und abermal
[Spaltenumbruch] bey dem Ofen ſtehen laſſen/ biß er wieder hergieret/ und
nach dieſem wieder hin und her gieſſen und gieren laſſen/
wie vor/ und das ſo lang/ biß der Zeug und die Wuͤrtz
ſehr weich oder gierig worden; darnach kan man den
angebrachten und gierigen Zeuge in die Bodingen aus-
theilen/ ſo viel jedern gehoͤrig/ und das Bier mit dem
Zeuge wol durcheinander ruͤhren.

Dergleichen Aufhebung und Doͤrrung kan man auch
mit dem Zeuge zum weiſſen Bier verſuchen/ und den-
ſelben gar duͤnn/ in ſchoͤne weiſſe haͤslene Scheitten gieſ-
ſen/ und die Scheitten mit dem Zeug oder der Gerben
wol bekleben/ darnach auf einem warmen Ofen alsbald
abdoͤrren/ oder troͤcknen/ daß der Zeug nicht ſauer wer-
de/ und wie man oben den gedoͤrꝛten Zeuge von denen
Schaͤbeln bringt/ alſo mag man dieſen auch von denen
Hobelſcheitten bringen/ darnach weichen/ und damit ver-
fahren/ wie oben gelehrt worden.

Cap. LXIX.
Vom Gieren.
[Spaltenumbruch]

CHriſtoph Kobrer/ Mautner oder Zollner zu Cal-
muͤntz in der Pfaltz/ daraus das meiſte/ ſo viel
das Braͤuwerck antrifft/ genommen worden/
ſchreibt in ſeinem Tractat vom Bierbraͤuen am 21 Ca-
pitel folgends von der Gier: Es wird das braune Bier
auf dreyerley Weiſe abgegiert/ erſtlich durch die obere
Gier/ wann man von einem ſchon in der Arbeit begrif-
fenen Bier/ den obern Zeug oder Gerben zu einer Braͤu
Bier/ ſo viel man bedarff/ in ein Hebſchaͤfflein nimmt/
und ruͤhret es erſtlich mit einem kleinen Beſem wol durch-
einander/ daß der Zeug zerklopfft wird/ und an dem Be-
ſen kleben bleibt; darnach ruͤhrt man das Bier/ dem
man geben will/ mit dieſem Beſem/ und dem daran
hangenden Zeuge/ obenauf/ etlichmal hin und wieder/
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und gibt dem Bier alſo; darnach laͤſſet mans zugedeckt
ſtehen/ ſo kommt das Bier bald an.

Wann dieſe Gier-Gerben uͤberſich treibt/ und der
Zeug oder Gerben zimlich ſchwer worden/ muß man die-
ſelbe abheben/ und das Bier einſchlagen/ und ſo offt das
Bier herſcheibt/ als offt pflegens etliche einzuſchlagen/
etliche aber nicht/ darum/ weil ſie vermeinen/ das Bier
werde zu ſchwach/ darnach aber/ wanns aufgehoͤrt hat
zu ſchieben/ muß man das Bier faſſen/ und dieſe Gier
dienet dem geringen Bier ſehr wol.

Die warme Gier aber iſt die allergewiſſeſte/ von
welcher das Bier am allererſten und gewiſſeſten an-
kommt/ auch in dreyen Tagen abgieret/ und am vierdten
Tag zu trincken iſt; Dieſe aber haben wegen der ge-
ſchwinden Gier/ keinen langen Beſtand/ iſt alſo nur im
Winter zu gebrauchen. Alſo wann man von einem
auf dieſe Weiſe warm abgegierten Bier die Gerben aus
einem Faß hernimmt/ und dieſelbe mit einer laulichten
Wuͤrtz in einem Zuber oder Boding/ darein 3 oder 4
Kuͤbel Wuͤrtz kommen/ anbringt/ daß er gleichwie der
angebrachte Zeug des weiſſen Biers/ uͤberſich gieret/
wann nun der Zeug alſo gierig gemacht iſt/ gibt man
dem Bier davon in den Bodingen zimlich laulicht und
warm/ und faſſet es darnach in Faͤſſer.

Etliche aber faſſen das Bier in die Faͤſſer erſtlich/
und geben demſelben hernach erſt in den Faͤſſern/ ſo kom̃t
[Spaltenumbruch] das Bier auch gar bald an/ und hebt in den Faͤſſern zum
Spunt heraus zu gieren/ wie das weiſſe Bier/ alſo daß
man offt 2 Faͤſſer mit den Spunten zum Theil gegen-
einander geneigt legen/ und laͤnglichte Multern unterſe-
tzen muß/ daß darein gieret/ was alſo heraus ſitzt/ das
fuͤllt man nach dem Abgieren wieder die in Faͤſſer. Hat
man aber keinen ſolchen Zeug zu einer warmen Gier/ mag
man die Gerben vom weiſſen Bier/ oder aber einen auf-
gedoͤrꝛten und angebrachten Zeug/ wie oben vermeldet
worden/ darzu nehmen/ der thuts auch.

Die trockene oder kalte Gier iſt dieſe/ wann man den
Zeuge von einem abgegierten Bier aus einer Boding
hernimmet/ oder aber einen aufgehebten Zeug mit einer
Wuͤrtz anbringet/ und dem Bier zimlich kalt gibt/ und
ruͤhrt das Bier und den Zeug mit einer Schapffen wol
auf/ und durcheinander; wann das braune Bier zur
Gier greifft/ ſo hebt es ſich aufs ehiſte/ Scheibweiſe an
der Sarch der Boding herum/ einen weiſſen dicken Geſt
zu ſchieben/ und mit dergleichen Geſt ſich uͤber und uͤber
zu uͤberweiſſen/ und alſo in die Krauſen zu gehen; ſo iſt
ihm recht gegeben worden/ wanns auch ſchon nicht ſo
bald in die Krauſen greifft/ ſo ligt nichts daran/ weil es
beſſer/ es giere langſam ab/ als zu bald.

Wanns aber/ darum daß man zu wenig oder zu kalt
gegeben/ gar nicht gieren wolte/ nimmt man aus einer
jeden Gier-Boding ſo viel/ als ein Hebſchaͤfflein voll
Wuͤrtz oder Biers/ thut eine Hand voll Hopffen darein/
waͤrmt es in einem Keſſel/ ſo lang/ biß es an der Seiten
des Keſſels anhebt uͤber ſich zu wallen/ gieſſet es darnach
fein ſittlich an der Sarch der Gier-Boding in das Bier/
und thut ein wenig des beſten Zeugs hinnach/ ſo kommts
an/ ſonſt pflegt man auch groſſe zinnerne Flaſchen mit
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das Bier erwaͤrmet und angebracht/ oder leſchen eine ei-
ſerne Schin/ oder gluͤenden Starſtecken darinnen ab;
wolte es aber noch nicht gieren/ muß mans gleich in an-
dere friſche Bodingen umfaſſen/ und ihm auf ein neues
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[84/0102] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Schaͤbel mit dem duͤrren Zeug in ein Faß uͤbereinander richtẽ/ uñ ſo offt eine Lege Schaͤbel/ ſo offt eine Lege Hopfen darunter und darauf ſtreuen/ dieſelben fein zudecken und ſchweren/ ſo bleibt der Zeuge friſch und gut/ wañ man nun dem Bier zu Morgens will geben/ muß man den gedoͤrꝛten Zeug mit einem Schlaͤgel von denẽ Schaͤbeln/ am Abend vorhero abklopffen und klein ſtoſſen/ daß er die Wuͤrtz deſto eher annehme/ und wann man ſo viel hat/ als zu einer Braͤu noͤhtig/ ſoll man eine warme und nicht zu heiſſe Wuͤrtz daran gieſſen/ einen halben oder gantzen Kuͤbel voll/ durcheinander ruͤhren/ und aus einem Schaͤf- fel in das andere gieſſen offtermals/ darnach die gantze Nacht bey einem warmen wolgeheitzten Ofen ſtehen laſſen/ biß ſich der Zeug etlichemal wol erhebt und an- faͤhet zu gieren/ und ſo offt er wol gegieret hat/ ihn wie- der aus einem Geſchirꝛ in das andere hin und wieder gieſſen/ wie man den friſchen Zeuge thut/ und abermal bey dem Ofen ſtehen laſſen/ biß er wieder hergieret/ und nach dieſem wieder hin und her gieſſen und gieren laſſen/ wie vor/ und das ſo lang/ biß der Zeug und die Wuͤrtz ſehr weich oder gierig worden; darnach kan man den angebrachten und gierigen Zeuge in die Bodingen aus- theilen/ ſo viel jedern gehoͤrig/ und das Bier mit dem Zeuge wol durcheinander ruͤhren. Dergleichen Aufhebung und Doͤrrung kan man auch mit dem Zeuge zum weiſſen Bier verſuchen/ und den- ſelben gar duͤnn/ in ſchoͤne weiſſe haͤslene Scheitten gieſ- ſen/ und die Scheitten mit dem Zeug oder der Gerben wol bekleben/ darnach auf einem warmen Ofen alsbald abdoͤrren/ oder troͤcknen/ daß der Zeug nicht ſauer wer- de/ und wie man oben den gedoͤrꝛten Zeuge von denen Schaͤbeln bringt/ alſo mag man dieſen auch von denen Hobelſcheitten bringen/ darnach weichen/ und damit ver- fahren/ wie oben gelehrt worden. Cap. LXIX. Vom Gieren. CHriſtoph Kobrer/ Mautner oder Zollner zu Cal- muͤntz in der Pfaltz/ daraus das meiſte/ ſo viel das Braͤuwerck antrifft/ genommen worden/ ſchreibt in ſeinem Tractat vom Bierbraͤuen am 21 Ca- pitel folgends von der Gier: Es wird das braune Bier auf dreyerley Weiſe abgegiert/ erſtlich durch die obere Gier/ wann man von einem ſchon in der Arbeit begrif- fenen Bier/ den obern Zeug oder Gerben zu einer Braͤu Bier/ ſo viel man bedarff/ in ein Hebſchaͤfflein nimmt/ und ruͤhret es erſtlich mit einem kleinen Beſem wol durch- einander/ daß der Zeug zerklopfft wird/ und an dem Be- ſen kleben bleibt; darnach ruͤhrt man das Bier/ dem man geben will/ mit dieſem Beſem/ und dem daran hangenden Zeuge/ obenauf/ etlichmal hin und wieder/ daß ſich der Zeug von dem Beſen in das Bier abfletze/ und gibt dem Bier alſo; darnach laͤſſet mans zugedeckt ſtehen/ ſo kommt das Bier bald an. Wann dieſe Gier-Gerben uͤberſich treibt/ und der Zeug oder Gerben zimlich ſchwer worden/ muß man die- ſelbe abheben/ und das Bier einſchlagen/ und ſo offt das Bier herſcheibt/ als offt pflegens etliche einzuſchlagen/ etliche aber nicht/ darum/ weil ſie vermeinen/ das Bier werde zu ſchwach/ darnach aber/ wanns aufgehoͤrt hat zu ſchieben/ muß man das Bier faſſen/ und dieſe Gier dienet dem geringen Bier ſehr wol. Die warme Gier aber iſt die allergewiſſeſte/ von welcher das Bier am allererſten und gewiſſeſten an- kommt/ auch in dreyen Tagen abgieret/ und am vierdten Tag zu trincken iſt; Dieſe aber haben wegen der ge- ſchwinden Gier/ keinen langen Beſtand/ iſt alſo nur im Winter zu gebrauchen. Alſo wann man von einem auf dieſe Weiſe warm abgegierten Bier die Gerben aus einem Faß hernimmt/ und dieſelbe mit einer laulichten Wuͤrtz in einem Zuber oder Boding/ darein 3 oder 4 Kuͤbel Wuͤrtz kommen/ anbringt/ daß er gleichwie der angebrachte Zeug des weiſſen Biers/ uͤberſich gieret/ wann nun der Zeug alſo gierig gemacht iſt/ gibt man dem Bier davon in den Bodingen zimlich laulicht und warm/ und faſſet es darnach in Faͤſſer. Etliche aber faſſen das Bier in die Faͤſſer erſtlich/ und geben demſelben hernach erſt in den Faͤſſern/ ſo kom̃t das Bier auch gar bald an/ und hebt in den Faͤſſern zum Spunt heraus zu gieren/ wie das weiſſe Bier/ alſo daß man offt 2 Faͤſſer mit den Spunten zum Theil gegen- einander geneigt legen/ und laͤnglichte Multern unterſe- tzen muß/ daß darein gieret/ was alſo heraus ſitzt/ das fuͤllt man nach dem Abgieren wieder die in Faͤſſer. Hat man aber keinen ſolchen Zeug zu einer warmen Gier/ mag man die Gerben vom weiſſen Bier/ oder aber einen auf- gedoͤrꝛten und angebrachten Zeug/ wie oben vermeldet worden/ darzu nehmen/ der thuts auch. Die trockene oder kalte Gier iſt dieſe/ wann man den Zeuge von einem abgegierten Bier aus einer Boding hernimmet/ oder aber einen aufgehebten Zeug mit einer Wuͤrtz anbringet/ und dem Bier zimlich kalt gibt/ und ruͤhrt das Bier und den Zeug mit einer Schapffen wol auf/ und durcheinander; wann das braune Bier zur Gier greifft/ ſo hebt es ſich aufs ehiſte/ Scheibweiſe an der Sarch der Boding herum/ einen weiſſen dicken Geſt zu ſchieben/ und mit dergleichen Geſt ſich uͤber und uͤber zu uͤberweiſſen/ und alſo in die Krauſen zu gehen; ſo iſt ihm recht gegeben worden/ wanns auch ſchon nicht ſo bald in die Krauſen greifft/ ſo ligt nichts daran/ weil es beſſer/ es giere langſam ab/ als zu bald. Wanns aber/ darum daß man zu wenig oder zu kalt gegeben/ gar nicht gieren wolte/ nimmt man aus einer jeden Gier-Boding ſo viel/ als ein Hebſchaͤfflein voll Wuͤrtz oder Biers/ thut eine Hand voll Hopffen darein/ waͤrmt es in einem Keſſel/ ſo lang/ biß es an der Seiten des Keſſels anhebt uͤber ſich zu wallen/ gieſſet es darnach fein ſittlich an der Sarch der Gier-Boding in das Bier/ und thut ein wenig des beſten Zeugs hinnach/ ſo kommts an/ ſonſt pflegt man auch groſſe zinnerne Flaſchen mit wolſiedendem Waſſer in das Bier zu hencken/ ſo wird das Bier erwaͤrmet und angebracht/ oder leſchen eine ei- ſerne Schin/ oder gluͤenden Starſtecken darinnen ab; wolte es aber noch nicht gieren/ muß mans gleich in an- dere friſche Bodingen umfaſſen/ und ihm auf ein neues doch nicht zu viel geben/ zudecken und ſtehen laſſen/ das hilfft gewiß. Etliche faſſen das Bier ſchlecht um in die Faͤſſer/ doch dieſelben nicht zu voll/ damit das Bier gie- ren

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/102>, abgerufen am 21.11.2024.