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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Achtes Buch/ Pferdzucht.
[Spaltenumbruch] Leder/ das noch nicht geschaben ist/ binds dem Pferd al-
so heiß mit einem wollenen Tuch über; Nimm Wer-
muth eine Hand voll/ streiff die Blätter ab/ seud solche
in gutem Essig/ bähe den Schaden damit aufs heisseste
es zu leiden/ und verbinds mit einem Tuch.

Wann ein Pferd auskegelt/ so schmier das Glied
gar wol mit warmen Lohröl/ dann zerlaß neues Wachs/
in einem neuen Hafen/ darunter thue wolgestossene Pfir-
sichkern/ zieh eine grobe Leinwath dardurch/ die bind auf
das wärmste um den Kegel/ mit einem breiten starcken
End fest zu/ und reit bald auf eine Höhe/ oder sonst hin
und wieder/ kehr es aber nicht kurtz oder gähling um/ ver-
bind es also alle Tage zweymal/ und reits allzeit dar-
auf/ das thue 4 oder 5 Tage/ es ziehet das Glied wieder
ein/ und soll bewährt seyn.

Wer mehr haben will/ besehe Herrn Seuters und
andere gute Roß-Artzney-Bücher.

Für das Verbällen ist die gewisseste und offtermal
bewährte Kunst/ daß man dem Pferd die Eisen fleissig
ausraumet/ wann etwan Erden oder Steinlein zwischen
Eisen und Huf wäre/ alles beyseits thäte; Hernach
auf einer Feuerschaufel heissen saubern Aschen/ wie er
aus dem Feuer kommt/ in den Huf schüttete/ und als-
bald scharffen Wein-Essig darauf giesse/ und mit Werck
wol vermache/ daß nichts heraus falle/ also über Nacht
stehen liesse. Diß habe ich von weiland Herrn Hans
Ernsten/ Herrn von Scherffenberg/ Geueralen über die
Cavallerie/ bekommen/ und es selbst vielmal probirt und
warhafft befunden.

Tabernaemontanus fol. 596. will/ man soll Bro-
sam von Rocken-Brod in gutem Wein-Essig weichen/
und dem Pferd etliche Abend damit einschlagen.

[Spaltenumbruch]

Man kans auch sonst wol/ wann man eine starcke
weite Reise thun muß/ und harte steinichte Wege hat/
alle Nacht in der Herberge/ zur Vorsorge/ thun.

Jtem nimm ungelöschten Kalch/ in Brandwein ab-
gelöscht/ Eyerklar und gestossenen Knoblauch darunter
gemischt/ und eingeschlagen/ ziehet alle Hitz aus den
Hüfen.

Jtem brich ihm die Eisen ab/ nimm Eyer und Saltz/
auch Hanffkörner/ stoß es zusammen/ schlag ihm 3 Tage
nacheinander ein.

Oder stoß Knoblauch und Speck untereinander/ und
schlag ihm warm damit ein.

Oder nimm einen guten Brocken Schmaltz/ laß es
in einer Pfannen warm werden/ wirff eine Hand voll
Saltz darein/ thue es also heiß in den Huf/ vermachs
wol mit hänffen Werck/ daß es nicht heraus komme.

Oderbrich ihm das Eisen ab/ laß ihm wol auswir-
cken/ nimm frisches Hönig/ laß es wol heiß werden/ gieß
ihms in den Huf/ und vermachs mit Werck; diß ist auch
gut/ wann ein Roß schwürige Hüfe hat.

Wann ein Pferd auf der Reise verbällen will/ so
nimm heissen Aschen/ Saltz/ Essig/ und allweg zu ei-
nem Huf ein gantzes Ey/ zerschlags mit samt der Scha-
len/ vermisch es mit den andern Stücken/ und schlag
dem Pferd ein/ und vermachs/ ist auch bewährt und fast
dem ersten Mittel gleich.

Jtem schlag ihm mit einem Flietel in die zwey Bal-
len unter dem Kegel/ biß Blut heraus rinnet/ brich ihm
die Eisen ab/ und thue gestossenen Weyrauch mit fri-
schem Wasser täglich auf die Ballen. Unzählige mehr
andere Stücke sind zu finden in den Roß-Artzney-
Büchern.

Cap. XCIX.
Furs Vernageln/ Tretten und Einreichen.
[Spaltenumbruch]

DAs Vernageln geschiehet entweder/ daß sich ein
Pferd selbst in einen Nagel tritt/ oder daß es
von ungeschickten und unvorsichtigen Schmieden
vernagelt wird; wann man bald merckt/ daß ein Pferd
in einen Nagel getretten/ ist nichts bessers/ als man ziehe
den Nagel alsobald heraus/ er sey blutig oder nicht/ ver-
bind ihn mit einem saubern Tüchlein/ daß kein Lufft dar-
zu komme/ und so bald man alt Schmeer bekommen
kan/ stecke man den Nagel hinein/ und verwahre das
Schmeer in einer Schachtel/ so heilet es von ihm selber
aus/ und wird das Pferd nicht hincken.

Andere stecken den Nagel nur in einen Schmeer-
Laib/ oder verschlagen ihn alsobald in die Erden/ neh-
men alsdann grün Wachs und treuffen es heiß hinein/
vermachens mit hänffen Werck/ und halten den Huf et-
was übersich/ biß das Wachs erstarret/ welches gar bald
geschiehet.

So ein Roß vernagelt worden wäre/ soll man ihm
den Nagel ausziehen/ und dem Pferd Mausöhrlein-
kraut kleingeschnitten unter dem Futter zu essen geben/
und es ein Tag oder drey im Stall stehen lassen/ so hei-
let die Versehrung/ wann es schon schwieret/ und das
Roß sehr hinckt; und ist solches ein gewisses Experi-
ment,
welches ich (sagt Tabernaem ontanus fol. 510.)
offtermals mit grosser Verwunderung gesehen/ und auch
selbst erfahren habe.

[Spaltenumbruch]

Jtem Hirsbrey wol gesotten mit Hirschen-Unschlit
oder altem Schmeer/ das Eisen abgebrochen/ und auf
den Schaden wol heiß gebunden/ und des Morgens wie-
der beschlagen.

Herr Joh. Adam Stettner vom Grabenhof hat
mir diß Recept auf folgende Weise gegeben: Nimm
eine Hand voll frischen Hirsbrein/ koche solchen/ wie ge-
wöhnlich/ mit Geißmilch/ etwas dicklicht/ thue zuletzt
einer Haselnuß groß Schmaltz darauf/ aber saltze es
nicht; schlage hernach dieses Koch gantz warm in den
Huf/ und verwahre es/ daß es nicht heraus falle/ solches
thue des Tages zweymal Morgens und Abends/ das
überbleibende Koch kanstu wieder wärmen und gebrau-
chen; es ist sicher ein gut Remedium, wanns nicht gar
zu grob vernagelt ist/ und ehe der Schaden unterköticht
wird.

Diß folgende habe ich auch von Herrn Stettnern:
Wann ein Pferd gar grob vernagelt ist/ so daß es schon
Materi zu geben anfangen will/ so mache dem Huf Lufft/
und brenn ihm ein mit Hartz oder Hirschen-Unschlit/ so-
dann nimm 20 biß 30 kleine Krebsen/ zerstoß sie frisch in
einem Mörser/ mit so viel jungen Brenn-Nesseln auch
zerstossen/ schlag diese Sachen ein/ in und um den Huf/
diß thue etliche Tage nacheinander; der Schmied aber
soll täglich zweymal darzu sehen/ damit die Materi nicht
überhand nehme/ dann sonsten der Huf abgehet/ und

man

Achtes Buch/ Pferdzucht.
[Spaltenumbruch] Leder/ das noch nicht geſchaben iſt/ binds dem Pferd al-
ſo heiß mit einem wollenen Tuch uͤber; Nimm Wer-
muth eine Hand voll/ ſtreiff die Blaͤtter ab/ ſeud ſolche
in gutem Eſſig/ baͤhe den Schaden damit aufs heiſſeſte
es zu leiden/ und verbinds mit einem Tuch.

Wann ein Pferd auskegelt/ ſo ſchmier das Glied
gar wol mit warmen Lohroͤl/ dann zerlaß neues Wachs/
in einem neuen Hafen/ darunter thue wolgeſtoſſene Pfir-
ſichkern/ zieh eine grobe Leinwath dardurch/ die bind auf
das waͤrmſte um den Kegel/ mit einem breiten ſtarcken
End feſt zu/ und reit bald auf eine Hoͤhe/ oder ſonſt hin
und wieder/ kehr es aber nicht kurtz oder gaͤhling um/ ver-
bind es alſo alle Tage zweymal/ und reits allzeit dar-
auf/ das thue 4 oder 5 Tage/ es ziehet das Glied wieder
ein/ und ſoll bewaͤhrt ſeyn.

Wer mehr haben will/ beſehe Herꝛn Seuters und
andere gute Roß-Artzney-Buͤcher.

Fuͤr das Verbaͤllen iſt die gewiſſeſte und offtermal
bewaͤhrte Kunſt/ daß man dem Pferd die Eiſen fleiſſig
ausraumet/ wann etwan Erden oder Steinlein zwiſchen
Eiſen und Huf waͤre/ alles beyſeits thaͤte; Hernach
auf einer Feuerſchaufel heiſſen ſaubern Aſchen/ wie er
aus dem Feuer kommt/ in den Huf ſchuͤttete/ und als-
bald ſcharffen Wein-Eſſig darauf gieſſe/ und mit Werck
wol vermache/ daß nichts heraus falle/ alſo uͤber Nacht
ſtehen lieſſe. Diß habe ich von weiland Herꝛn Hans
Ernſten/ Herꝛn von Scherffenberg/ Geueralen uͤber die
Cavallerie/ bekommen/ und es ſelbſt vielmal probirt und
warhafft befunden.

Tabernæmontanus fol. 596. will/ man ſoll Bro-
ſam von Rocken-Brod in gutem Wein-Eſſig weichen/
und dem Pferd etliche Abend damit einſchlagen.

[Spaltenumbruch]

Man kans auch ſonſt wol/ wann man eine ſtarcke
weite Reiſe thun muß/ und harte ſteinichte Wege hat/
alle Nacht in der Herberge/ zur Vorſorge/ thun.

Jtem nimm ungeloͤſchten Kalch/ in Brandwein ab-
geloͤſcht/ Eyerklar und geſtoſſenen Knoblauch darunter
gemiſcht/ und eingeſchlagen/ ziehet alle Hitz aus den
Huͤfen.

Jtem brich ihm die Eiſen ab/ nim̃ Eyer und Saltz/
auch Hanffkoͤrner/ ſtoß es zuſammen/ ſchlag ihm 3 Tage
nacheinander ein.

Oder ſtoß Knoblauch und Speck untereinander/ und
ſchlag ihm warm damit ein.

Oder nimm einen guten Brocken Schmaltz/ laß es
in einer Pfannen warm werden/ wirff eine Hand voll
Saltz darein/ thue es alſo heiß in den Huf/ vermachs
wol mit haͤnffen Werck/ daß es nicht heraus komme.

Oderbrich ihm das Eiſen ab/ laß ihm wol auswir-
cken/ nimm friſches Hoͤnig/ laß es wol heiß werden/ gieß
ihms in den Huf/ und vermachs mit Werck; diß iſt auch
gut/ wann ein Roß ſchwuͤrige Huͤfe hat.

Wann ein Pferd auf der Reiſe verbaͤllen will/ ſo
nimm heiſſen Aſchen/ Saltz/ Eſſig/ und allweg zu ei-
nem Huf ein gantzes Ey/ zerſchlags mit ſamt der Scha-
len/ vermiſch es mit den andern Stuͤcken/ und ſchlag
dem Pferd ein/ und vermachs/ iſt auch bewaͤhrt und faſt
dem erſten Mittel gleich.

Jtem ſchlag ihm mit einem Flietel in die zwey Bal-
len unter dem Kegel/ biß Blut heraus rinnet/ brich ihm
die Eiſen ab/ und thue geſtoſſenen Weyrauch mit fri-
ſchem Waſſer taͤglich auf die Ballen. Unzaͤhlige mehr
andere Stuͤcke ſind zu finden in den Roß-Artzney-
Buͤchern.

Cap. XCIX.
Fůrs Vernageln/ Tretten und Einreichen.
[Spaltenumbruch]

DAs Vernageln geſchiehet entweder/ daß ſich ein
Pferd ſelbſt in einen Nagel tritt/ oder daß es
von ungeſchickten und unvorſichtigen Schmieden
vernagelt wird; wann man bald merckt/ daß ein Pferd
in einen Nagel getretten/ iſt nichts beſſers/ als man ziehe
den Nagel alſobald heraus/ er ſey blutig oder nicht/ ver-
bind ihn mit einem ſaubern Tuͤchlein/ daß kein Lufft dar-
zu komme/ und ſo bald man alt Schmeer bekommen
kan/ ſtecke man den Nagel hinein/ und verwahre das
Schmeer in einer Schachtel/ ſo heilet es von ihm ſelber
aus/ und wird das Pferd nicht hincken.

Andere ſtecken den Nagel nur in einen Schmeer-
Laib/ oder verſchlagen ihn alſobald in die Erden/ neh-
men alsdann gruͤn Wachs und treuffen es heiß hinein/
vermachens mit haͤnffen Werck/ und halten den Huf et-
was uͤberſich/ biß das Wachs erſtarret/ welches gar bald
geſchiehet.

So ein Roß vernagelt worden waͤre/ ſoll man ihm
den Nagel ausziehen/ und dem Pferd Mausoͤhrlein-
kraut kleingeſchnitten unter dem Futter zu eſſen geben/
und es ein Tag oder drey im Stall ſtehen laſſen/ ſo hei-
let die Verſehrung/ wann es ſchon ſchwieret/ und das
Roß ſehr hinckt; und iſt ſolches ein gewiſſes Experi-
ment,
welches ich (ſagt Tabernæm ontanus fol. 510.)
offtermals mit groſſer Verwunderung geſehen/ und auch
ſelbſt erfahren habe.

[Spaltenumbruch]

Jtem Hirsbrey wol geſotten mit Hirſchen-Unſchlit
oder altem Schmeer/ das Eiſen abgebrochen/ und auf
den Schaden wol heiß gebunden/ und des Morgens wie-
der beſchlagen.

Herꝛ Joh. Adam Stettner vom Grabenhof hat
mir diß Recept auf folgende Weiſe gegeben: Nimm
eine Hand voll friſchen Hirsbrein/ koche ſolchen/ wie ge-
woͤhnlich/ mit Geißmilch/ etwas dicklicht/ thue zuletzt
einer Haſelnuß groß Schmaltz darauf/ aber ſaltze es
nicht; ſchlage hernach dieſes Koch gantz warm in den
Huf/ und verwahre es/ daß es nicht heraus falle/ ſolches
thue des Tages zweymal Morgens und Abends/ das
uͤberbleibende Koch kanſtu wieder waͤrmen und gebrau-
chen; es iſt ſicher ein gut Remedium, wanns nicht gar
zu grob vernagelt iſt/ und ehe der Schaden unterkoͤticht
wird.

Diß folgende habe ich auch von Herꝛn Stettnern:
Wann ein Pferd gar grob vernagelt iſt/ ſo daß es ſchon
Materi zu geben anfangen will/ ſo mache dem Huf Lufft/
und brenn ihm ein mit Hartz oder Hirſchen-Unſchlit/ ſo-
dann nimm 20 biß 30 kleine Krebſen/ zerſtoß ſie friſch in
einem Moͤrſer/ mit ſo viel jungen Brenn-Neſſeln auch
zerſtoſſen/ ſchlag dieſe Sachen ein/ in und um den Huf/
diß thue etliche Tage nacheinander; der Schmied aber
ſoll taͤglich zweymal darzu ſehen/ damit die Materi nicht
uͤberhand nehme/ dann ſonſten der Huf abgehet/ und

man
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[215/0233] Achtes Buch/ Pferdzucht. Leder/ das noch nicht geſchaben iſt/ binds dem Pferd al- ſo heiß mit einem wollenen Tuch uͤber; Nimm Wer- muth eine Hand voll/ ſtreiff die Blaͤtter ab/ ſeud ſolche in gutem Eſſig/ baͤhe den Schaden damit aufs heiſſeſte es zu leiden/ und verbinds mit einem Tuch. Wann ein Pferd auskegelt/ ſo ſchmier das Glied gar wol mit warmen Lohroͤl/ dann zerlaß neues Wachs/ in einem neuen Hafen/ darunter thue wolgeſtoſſene Pfir- ſichkern/ zieh eine grobe Leinwath dardurch/ die bind auf das waͤrmſte um den Kegel/ mit einem breiten ſtarcken End feſt zu/ und reit bald auf eine Hoͤhe/ oder ſonſt hin und wieder/ kehr es aber nicht kurtz oder gaͤhling um/ ver- bind es alſo alle Tage zweymal/ und reits allzeit dar- auf/ das thue 4 oder 5 Tage/ es ziehet das Glied wieder ein/ und ſoll bewaͤhrt ſeyn. Wer mehr haben will/ beſehe Herꝛn Seuters und andere gute Roß-Artzney-Buͤcher. Fuͤr das Verbaͤllen iſt die gewiſſeſte und offtermal bewaͤhrte Kunſt/ daß man dem Pferd die Eiſen fleiſſig ausraumet/ wann etwan Erden oder Steinlein zwiſchen Eiſen und Huf waͤre/ alles beyſeits thaͤte; Hernach auf einer Feuerſchaufel heiſſen ſaubern Aſchen/ wie er aus dem Feuer kommt/ in den Huf ſchuͤttete/ und als- bald ſcharffen Wein-Eſſig darauf gieſſe/ und mit Werck wol vermache/ daß nichts heraus falle/ alſo uͤber Nacht ſtehen lieſſe. Diß habe ich von weiland Herꝛn Hans Ernſten/ Herꝛn von Scherffenberg/ Geueralen uͤber die Cavallerie/ bekommen/ und es ſelbſt vielmal probirt und warhafft befunden. Tabernæmontanus fol. 596. will/ man ſoll Bro- ſam von Rocken-Brod in gutem Wein-Eſſig weichen/ und dem Pferd etliche Abend damit einſchlagen. Man kans auch ſonſt wol/ wann man eine ſtarcke weite Reiſe thun muß/ und harte ſteinichte Wege hat/ alle Nacht in der Herberge/ zur Vorſorge/ thun. Jtem nimm ungeloͤſchten Kalch/ in Brandwein ab- geloͤſcht/ Eyerklar und geſtoſſenen Knoblauch darunter gemiſcht/ und eingeſchlagen/ ziehet alle Hitz aus den Huͤfen. Jtem brich ihm die Eiſen ab/ nim̃ Eyer und Saltz/ auch Hanffkoͤrner/ ſtoß es zuſammen/ ſchlag ihm 3 Tage nacheinander ein. Oder ſtoß Knoblauch und Speck untereinander/ und ſchlag ihm warm damit ein. Oder nimm einen guten Brocken Schmaltz/ laß es in einer Pfannen warm werden/ wirff eine Hand voll Saltz darein/ thue es alſo heiß in den Huf/ vermachs wol mit haͤnffen Werck/ daß es nicht heraus komme. Oderbrich ihm das Eiſen ab/ laß ihm wol auswir- cken/ nimm friſches Hoͤnig/ laß es wol heiß werden/ gieß ihms in den Huf/ und vermachs mit Werck; diß iſt auch gut/ wann ein Roß ſchwuͤrige Huͤfe hat. Wann ein Pferd auf der Reiſe verbaͤllen will/ ſo nimm heiſſen Aſchen/ Saltz/ Eſſig/ und allweg zu ei- nem Huf ein gantzes Ey/ zerſchlags mit ſamt der Scha- len/ vermiſch es mit den andern Stuͤcken/ und ſchlag dem Pferd ein/ und vermachs/ iſt auch bewaͤhrt und faſt dem erſten Mittel gleich. Jtem ſchlag ihm mit einem Flietel in die zwey Bal- len unter dem Kegel/ biß Blut heraus rinnet/ brich ihm die Eiſen ab/ und thue geſtoſſenen Weyrauch mit fri- ſchem Waſſer taͤglich auf die Ballen. Unzaͤhlige mehr andere Stuͤcke ſind zu finden in den Roß-Artzney- Buͤchern. Cap. XCIX. Fůrs Vernageln/ Tretten und Einreichen. DAs Vernageln geſchiehet entweder/ daß ſich ein Pferd ſelbſt in einen Nagel tritt/ oder daß es von ungeſchickten und unvorſichtigen Schmieden vernagelt wird; wann man bald merckt/ daß ein Pferd in einen Nagel getretten/ iſt nichts beſſers/ als man ziehe den Nagel alſobald heraus/ er ſey blutig oder nicht/ ver- bind ihn mit einem ſaubern Tuͤchlein/ daß kein Lufft dar- zu komme/ und ſo bald man alt Schmeer bekommen kan/ ſtecke man den Nagel hinein/ und verwahre das Schmeer in einer Schachtel/ ſo heilet es von ihm ſelber aus/ und wird das Pferd nicht hincken. Andere ſtecken den Nagel nur in einen Schmeer- Laib/ oder verſchlagen ihn alſobald in die Erden/ neh- men alsdann gruͤn Wachs und treuffen es heiß hinein/ vermachens mit haͤnffen Werck/ und halten den Huf et- was uͤberſich/ biß das Wachs erſtarret/ welches gar bald geſchiehet. So ein Roß vernagelt worden waͤre/ ſoll man ihm den Nagel ausziehen/ und dem Pferd Mausoͤhrlein- kraut kleingeſchnitten unter dem Futter zu eſſen geben/ und es ein Tag oder drey im Stall ſtehen laſſen/ ſo hei- let die Verſehrung/ wann es ſchon ſchwieret/ und das Roß ſehr hinckt; und iſt ſolches ein gewiſſes Experi- ment, welches ich (ſagt Tabernæm ontanus fol. 510.) offtermals mit groſſer Verwunderung geſehen/ und auch ſelbſt erfahren habe. Jtem Hirsbrey wol geſotten mit Hirſchen-Unſchlit oder altem Schmeer/ das Eiſen abgebrochen/ und auf den Schaden wol heiß gebunden/ und des Morgens wie- der beſchlagen. Herꝛ Joh. Adam Stettner vom Grabenhof hat mir diß Recept auf folgende Weiſe gegeben: Nimm eine Hand voll friſchen Hirsbrein/ koche ſolchen/ wie ge- woͤhnlich/ mit Geißmilch/ etwas dicklicht/ thue zuletzt einer Haſelnuß groß Schmaltz darauf/ aber ſaltze es nicht; ſchlage hernach dieſes Koch gantz warm in den Huf/ und verwahre es/ daß es nicht heraus falle/ ſolches thue des Tages zweymal Morgens und Abends/ das uͤberbleibende Koch kanſtu wieder waͤrmen und gebrau- chen; es iſt ſicher ein gut Remedium, wanns nicht gar zu grob vernagelt iſt/ und ehe der Schaden unterkoͤticht wird. Diß folgende habe ich auch von Herꝛn Stettnern: Wann ein Pferd gar grob vernagelt iſt/ ſo daß es ſchon Materi zu geben anfangen will/ ſo mache dem Huf Lufft/ und brenn ihm ein mit Hartz oder Hirſchen-Unſchlit/ ſo- dann nimm 20 biß 30 kleine Krebſen/ zerſtoß ſie friſch in einem Moͤrſer/ mit ſo viel jungen Brenn-Neſſeln auch zerſtoſſen/ ſchlag dieſe Sachen ein/ in und um den Huf/ diß thue etliche Tage nacheinander; der Schmied aber ſoll taͤglich zweymal darzu ſehen/ damit die Materi nicht uͤberhand nehme/ dann ſonſten der Huf abgehet/ und man

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/233>, abgerufen am 21.11.2024.