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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] gibt er von jedem hundert der Melck-Schaaf 12 fl. ne-
ben einem Achtel Schmaltz/ und einen Käs von 7 biß
zu 8 Pfunden.

Die andere Weise ist/ daß man/ wie in Böhmen
gebräuchig/ und es Herr Joh. Erasm. Wegener aus-
führlich beschreibt/ daß der Schäfer von der gantzen
Schaaf-Nutzung/ auch Verlust/ den siebenden Theil
haben und tragen muß; als wann die Heerde 700
Schaafe hat/ gehört das eine Hundert dem Schäfer/
kaufft die Obrigkeit (wie seine Wortlauten) 6 Schaaf/
muß der Schäfer eines kauffen/ verrecken oder sterben
7/ gehört eines davon dem Schäfer/ bekommt die O-
brigkeit 7 Centner Wolle/ gehört davon dem Schäfer
ein Centner; giebt die Obrigkeit sechsmal Saltz/ giebt
es der Schäfer das siebendemal; über dieses muß die
Obrigkeit denen Schaafen alle nothwendige Fütterey
verschaffen/ worzu der Schäfer nichts giebet/ herentge-
gen geniesset die Obrigkeit alle Dung und Mist/ davon
der Schäfer nichts hat.

Auf 100 Mutter-Schaafe giebt man fünf Fuder
Heu/ auf 200 Galt-Schaaf giebt man sechs Fuder;
sonsten wird auf 100 Schaaf durchgehend ein Mäsel
Saltz gegeben/ welches mit Wermuth/ Aschen und an-
dern Kräutern vermenget werden muß; und auf die
Schäferhunde giebt man vier Strich Habern/ das ist
ohngefähr fünffthalb Metzen Oesterreichischer Maß.
Auf 1000 Stuck (sagt Herr Wegener ferner) durch-
gehend oder mehr/ werden gemeiniglich vier Knechte/
nemlich ein Meisterknecht/ ein Lämmerknecht/ und zwey
Zutreiber gehalten. Der Meister- und Lämmerknechte
mögen halten jeder Mutter-Schaaf 30 Stuck/ item
Galtviehe jeder 20 Stuck; die zwey Zutreiber mögen
halten Mutter-Schaaf jeder 25/ und Galtviehe der
erste 15/ der andere aber 10 Stücke. Die Kost aber
ist ihnen der Schaafmeister schuldig zu geben/ weil er
ein sonderliches Deputat am Getrayde hat. Dem
Schaafmeister werden zwey Kühe im Mayerhof gehal-
ten/ davon er die Milch holen lässet; Jtem ein Pferd zu
Ausführung des umgestandenen Viehes.

Der Schaafe Melckung wird gemeiniglich dem
Schaafmeister verdungen/ nach jedes Orts Gelegen-
heit/ zu 7 biß 10 Kreutzern von jedem Stück/ welche
Melckung auf Himmelfahrt oder Pfingsten anfangen
solle/ und 14 Tage vor S. Wenceslai wieder aufhören.
Oder die Obrigkeit nimmt sechs Tage die Milch/ und
der siebende gehört dem Schaafmeister/ aber nicht an
einem gewissen Tage/ sondern allezeit Wechselweise/
damit der Schäfer den Tag nicht wisse/ sonsten die O-
brigkeit wenig bekommen würde.

Herr Graf Perchtold in seinem Bericht/ setzt auf
100 Schaaf Jährlich 10 Fährtel Heu/ neben genug-
samen Waitz-Gersten- und Erbsenstroh; welches aber
nur von Fährtlen zu verstehen/ wie sie die Unterthanen
zur Robbath aufzuladen pflegen; auch giebt man Mo-
natlich auf 200 Stücke ein Küefel Saltz. Weiter nun
auf diese andere Art/ wird dem Schäfer keine Besoldung
gereicht/ sondern muß sich von diesem siebenden Theil
Nutzung/ samt seinem Gesind erhalten/ ausser wo es die
Gelegenheit giebt/ pflegt man ihm ein Korn-Feld auf
etliche Metzen Anbau zu überlassen.

Andere pflegen ihre Schäfereyen denen Schäfern
um ein gewisses Geld zu verlassen/ als von einem Stuck
geben die Schäfer 30 kr./ das bringt von 1000 Schaa-
[Spaltenumbruch] fen Jährlich 500 fl. und von jeden 100 Stucken 50 fl.
das müssen sie auf zween Termin erlegen; Alle Gefahr
muß der Schäfer mit dem Viehe tragen/ da etwas man-
gelt/ oder Feuersbrunsten/ durch seine und der Seinigen
Verwahrlosung entstünden/ dafür hafften/ und dasselbe
alles/ so wol das Bestand-Geld genugsam verbürgen/
auch allem Gesinde selbst lohnen; Jtem 12 gute Häm-
mel und etliche Lämmer in die Kuchen geben/ wann man
sie bedarff und haben will/ auch 8 oder 10 Schock gute
Schaafkäse.

Die Dung und Mistung bleibet alles dem Herrn
zum besten/ muß auch/ als in Sachsen und Meissen üb-
lich (wie es Herr von Thumbshirn erwehnet) der Schä-
fer die Pfirchung und Mistung/ wo es ihm geheissen und
befohlen wird/ mit fleissigem Einstreuen und täglicher
Fortschlagung der Hurten/ fortfahren/ und an ihm nichts
erwinden lassen/ damit die Felder/ so viel möglich/ ge-
mistet und gepfirchet/ in steter Besserung erhalten wer-
den; und/ nach dem Sächsischen Recht/ ist ein jeder
Schäfer schuldig/ die Pferch zu schlagen/ und wann
er/ ausser ungestümmen Ungewitter/ solches unterlässet/
muß er vor jede Nacht einen Scheffel voll Korn Straffe
geben; Er muß auch bey dem Heu und Grünmath ein-
bringen helffen.

Das verreckte Viehe sollen sie mit den Fellen be-
rechnen/ und die Zeit alsobald benennen/ samt dem Aas
vorzeigen/ selbiges in Beyseyn der Bedienten eines zer-
hauen/ den Hunden vorwerffen/ oder auf den Mist
schmeissen.

Es ist auch nicht genug/ wann ein Schäfer sagt/
so viel Stücke habe der Wolff gefressen/ dann weil er
seine Besoldung deßwegen einnimmt/ hätte ihm gebührt/
solche zu verwahren; Er möchte wol die Schaafe selbst
fressen/ und hernach den Wölffen die Schuld geben;
Er muß auch beweisen/ wie das Unglück geschehen/
und daß er deßwegen keine Schuld trage; oder wann er
probiren kan/ daß es durch bekanntes grosses Donner-
und Hagelwetter/ Wolckenbrüche/ tieffe Schnee/ oder
dergleichen wäre verlohren gangen.

Was nun vom Wolff zerrissen worden/ sollen sie
dessen ein Zeichen bringen/ oder doch gleich ansagen;
damit aber die Schäfer nicht fremde Fell an sich kauf-
fen/ und hernach so viel gute Schaaf darfür verkauffen
mögen/ kan mans verhüten/ wann man allen lebendigen
Schaafen ein Ohr mit einem gewiß-gezeichneten scharf-
fen Eislein durchschlägt/ denn solche bewachsen sich mit
kleinen Haaren; das andere Zeichen aber (wie Herr
Wegener meldet) welches die Schäfer in die erkaufften
Felle den Herrn zu betriegen machen wolten/ haben kein
einiges Härlein; also ist der Betrug leicht zu erken-
nen.

Den Unterscheid zwischen den geschlachteten und
verreckten Schaafen kan man wol an dem Fell erken-
nen/ an dem ersten sind die Adern fein röthlicht/ an dem
letztern aber sind sie schwärtzlichtblau; Jtem diese lassen
die Wolle hinter den Ohren ausgehen und werden kahl/
die geschlachteten aber behalten ihre Wolle.

Es ist das allersicherste/ (sagt er ferner) man suche
zum öfftern die Schäferey heim/ und gehe alle Winckel/
Böden/ Kuchen und Keller durch/ alsdann wird man
finden/ wo der Haas im Pfeffer ligt.

Zum öfftern soll man die Schaaf zählen lassen/
und das ohngefähr/ wann sich dessen der Schäfer am

wenig-

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] gibt er von jedem hundert der Melck-Schaaf 12 fl. ne-
ben einem Achtel Schmaltz/ und einen Kaͤs von 7 biß
zu 8 Pfunden.

Die andere Weiſe iſt/ daß man/ wie in Boͤhmen
gebraͤuchig/ und es Herꝛ Joh. Eraſm. Wegener aus-
fuͤhrlich beſchreibt/ daß der Schaͤfer von der gantzen
Schaaf-Nutzung/ auch Verluſt/ den ſiebenden Theil
haben und tragen muß; als wann die Heerde 700
Schaafe hat/ gehoͤrt das eine Hundert dem Schaͤfer/
kaufft die Obrigkeit (wie ſeine Wortlauten) 6 Schaaf/
muß der Schaͤfer eines kauffen/ verrecken oder ſterben
7/ gehoͤrt eines davon dem Schaͤfer/ bekommt die O-
brigkeit 7 Centner Wolle/ gehoͤrt davon dem Schaͤfer
ein Centner; giebt die Obrigkeit ſechsmal Saltz/ giebt
es der Schaͤfer das ſiebendemal; uͤber dieſes muß die
Obrigkeit denen Schaafen alle nothwendige Fuͤtterey
verſchaffen/ worzu der Schaͤfer nichts giebet/ herentge-
gen genieſſet die Obrigkeit alle Dung und Miſt/ davon
der Schaͤfer nichts hat.

Auf 100 Mutter-Schaafe giebt man fuͤnf Fuder
Heu/ auf 200 Galt-Schaaf giebt man ſechs Fuder;
ſonſten wird auf 100 Schaaf durchgehend ein Maͤſel
Saltz gegeben/ welches mit Wermuth/ Aſchen und an-
dern Kraͤutern vermenget werden muß; und auf die
Schaͤferhunde giebt man vier Strich Habern/ das iſt
ohngefaͤhr fuͤnffthalb Metzen Oeſterreichiſcher Maß.
Auf 1000 Stuck (ſagt Herꝛ Wegener ferner) durch-
gehend oder mehr/ werden gemeiniglich vier Knechte/
nemlich ein Meiſterknecht/ ein Laͤmmerknecht/ und zwey
Zutreiber gehalten. Der Meiſter- und Laͤmmerknechte
moͤgen halten jeder Mutter-Schaaf 30 Stuck/ item
Galtviehe jeder 20 Stuck; die zwey Zutreiber moͤgen
halten Mutter-Schaaf jeder 25/ und Galtviehe der
erſte 15/ der andere aber 10 Stuͤcke. Die Koſt aber
iſt ihnen der Schaafmeiſter ſchuldig zu geben/ weil er
ein ſonderliches Deputat am Getrayde hat. Dem
Schaafmeiſter werden zwey Kuͤhe im Mayerhof gehal-
ten/ davon er die Milch holen laͤſſet; Jtem ein Pferd zu
Ausfuͤhrung des umgeſtandenen Viehes.

Der Schaafe Melckung wird gemeiniglich dem
Schaafmeiſter verdungen/ nach jedes Orts Gelegen-
heit/ zu 7 biß 10 Kreutzern von jedem Stuͤck/ welche
Melckung auf Himmelfahrt oder Pfingſten anfangen
ſolle/ und 14 Tage vor S. Wenceslai wieder aufhoͤren.
Oder die Obrigkeit nimmt ſechs Tage die Milch/ und
der ſiebende gehoͤrt dem Schaafmeiſter/ aber nicht an
einem gewiſſen Tage/ ſondern allezeit Wechſelweiſe/
damit der Schaͤfer den Tag nicht wiſſe/ ſonſten die O-
brigkeit wenig bekommen wuͤrde.

Herꝛ Graf Perchtold in ſeinem Bericht/ ſetzt auf
100 Schaaf Jaͤhrlich 10 Faͤhrtel Heu/ neben genug-
ſamen Waitz-Gerſten- und Erbſenſtroh; welches aber
nur von Faͤhrtlen zu verſtehen/ wie ſie die Unterthanen
zur Robbath aufzuladen pflegen; auch giebt man Mo-
natlich auf 200 Stuͤcke ein Kuͤefel Saltz. Weiter nun
auf dieſe andere Art/ wird dem Schaͤfer keine Beſoldung
gereicht/ ſondern muß ſich von dieſem ſiebenden Theil
Nutzung/ ſamt ſeinem Geſind erhalten/ auſſer wo es die
Gelegenheit giebt/ pflegt man ihm ein Korn-Feld auf
etliche Metzen Anbau zu uͤberlaſſen.

Andere pflegen ihre Schaͤfereyen denen Schaͤfern
um ein gewiſſes Geld zu verlaſſen/ als von einem Stuck
geben die Schaͤfer 30 kr./ das bringt von 1000 Schaa-
[Spaltenumbruch] fen Jaͤhrlich 500 fl. und von jeden 100 Stucken 50 fl.
das muͤſſen ſie auf zween Termin erlegen; Alle Gefahr
muß der Schaͤfer mit dem Viehe tragen/ da etwas man-
gelt/ oder Feuersbrunſten/ durch ſeine und der Seinigen
Verwahrloſung entſtuͤnden/ dafuͤr hafften/ und daſſelbe
alles/ ſo wol das Beſtand-Geld genugſam verbuͤrgen/
auch allem Geſinde ſelbſt lohnen; Jtem 12 gute Haͤm-
mel und etliche Laͤmmer in die Kuchen geben/ wann man
ſie bedarff und haben will/ auch 8 oder 10 Schock gute
Schaafkaͤſe.

Die Dung und Miſtung bleibet alles dem Herꝛn
zum beſten/ muß auch/ als in Sachſen und Meiſſen uͤb-
lich (wie es Herꝛ von Thumbshirn erwehnet) der Schaͤ-
fer die Pfirchung und Miſtung/ wo es ihm geheiſſen und
befohlen wird/ mit fleiſſigem Einſtreuen und taͤglicher
Fortſchlagung der Hurten/ fortfahren/ und an ihm nichts
erwinden laſſen/ damit die Felder/ ſo viel moͤglich/ ge-
miſtet und gepfirchet/ in ſteter Beſſerung erhalten wer-
den; und/ nach dem Saͤchſiſchen Recht/ iſt ein jeder
Schaͤfer ſchuldig/ die Pferch zu ſchlagen/ und wann
er/ auſſer ungeſtuͤmmen Ungewitter/ ſolches unterlaͤſſet/
muß er vor jede Nacht einen Scheffel voll Korn Straffe
geben; Er muß auch bey dem Heu und Gruͤnmath ein-
bringen helffen.

Das verreckte Viehe ſollen ſie mit den Fellen be-
rechnen/ und die Zeit alſobald benennen/ ſamt dem Aas
vorzeigen/ ſelbiges in Beyſeyn der Bedienten eines zer-
hauen/ den Hunden vorwerffen/ oder auf den Miſt
ſchmeiſſen.

Es iſt auch nicht genug/ wann ein Schaͤfer ſagt/
ſo viel Stuͤcke habe der Wolff gefreſſen/ dann weil er
ſeine Beſoldung deßwegen einnimmt/ haͤtte ihm gebuͤhrt/
ſolche zu verwahren; Er moͤchte wol die Schaafe ſelbſt
freſſen/ und hernach den Woͤlffen die Schuld geben;
Er muß auch beweiſen/ wie das Ungluͤck geſchehen/
und daß er deßwegen keine Schuld trage; oder wann er
probiren kan/ daß es durch bekanntes groſſes Donner-
und Hagelwetter/ Wolckenbruͤche/ tieffe Schnee/ oder
dergleichen waͤre verlohren gangen.

Was nun vom Wolff zerriſſen worden/ ſollen ſie
deſſen ein Zeichen bringen/ oder doch gleich anſagen;
damit aber die Schaͤfer nicht fremde Fell an ſich kauf-
fen/ und hernach ſo viel gute Schaaf darfuͤr verkauffen
moͤgen/ kan mans verhuͤten/ wann man allen lebendigen
Schaafen ein Ohr mit einem gewiß-gezeichneten ſcharf-
fen Eislein durchſchlaͤgt/ denn ſolche bewachſen ſich mit
kleinen Haaren; das andere Zeichen aber (wie Herꝛ
Wegener meldet) welches die Schaͤfer in die erkaufften
Felle den Herꝛn zu betriegen machen wolten/ haben kein
einiges Haͤrlein; alſo iſt der Betrug leicht zu erken-
nen.

Den Unterſcheid zwiſchen den geſchlachteten und
verreckten Schaafen kan man wol an dem Fell erken-
nen/ an dem erſten ſind die Adern fein roͤthlicht/ an dem
letztern aber ſind ſie ſchwaͤrtzlichtblau; Jtem dieſe laſſen
die Wolle hinter den Ohren ausgehen und werden kahl/
die geſchlachteten aber behalten ihre Wolle.

Es iſt das allerſicherſte/ (ſagt er ferner) man ſuche
zum oͤfftern die Schaͤferey heim/ und gehe alle Winckel/
Boͤden/ Kuchen und Keller durch/ alsdann wird man
finden/ wo der Haas im Pfeffer ligt.

Zum oͤfftern ſoll man die Schaaf zaͤhlen laſſen/
und das ohngefaͤhr/ wann ſich deſſen der Schaͤfer am

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[288/0306] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens gibt er von jedem hundert der Melck-Schaaf 12 fl. ne- ben einem Achtel Schmaltz/ und einen Kaͤs von 7 biß zu 8 Pfunden. Die andere Weiſe iſt/ daß man/ wie in Boͤhmen gebraͤuchig/ und es Herꝛ Joh. Eraſm. Wegener aus- fuͤhrlich beſchreibt/ daß der Schaͤfer von der gantzen Schaaf-Nutzung/ auch Verluſt/ den ſiebenden Theil haben und tragen muß; als wann die Heerde 700 Schaafe hat/ gehoͤrt das eine Hundert dem Schaͤfer/ kaufft die Obrigkeit (wie ſeine Wortlauten) 6 Schaaf/ muß der Schaͤfer eines kauffen/ verrecken oder ſterben 7/ gehoͤrt eines davon dem Schaͤfer/ bekommt die O- brigkeit 7 Centner Wolle/ gehoͤrt davon dem Schaͤfer ein Centner; giebt die Obrigkeit ſechsmal Saltz/ giebt es der Schaͤfer das ſiebendemal; uͤber dieſes muß die Obrigkeit denen Schaafen alle nothwendige Fuͤtterey verſchaffen/ worzu der Schaͤfer nichts giebet/ herentge- gen genieſſet die Obrigkeit alle Dung und Miſt/ davon der Schaͤfer nichts hat. Auf 100 Mutter-Schaafe giebt man fuͤnf Fuder Heu/ auf 200 Galt-Schaaf giebt man ſechs Fuder; ſonſten wird auf 100 Schaaf durchgehend ein Maͤſel Saltz gegeben/ welches mit Wermuth/ Aſchen und an- dern Kraͤutern vermenget werden muß; und auf die Schaͤferhunde giebt man vier Strich Habern/ das iſt ohngefaͤhr fuͤnffthalb Metzen Oeſterreichiſcher Maß. Auf 1000 Stuck (ſagt Herꝛ Wegener ferner) durch- gehend oder mehr/ werden gemeiniglich vier Knechte/ nemlich ein Meiſterknecht/ ein Laͤmmerknecht/ und zwey Zutreiber gehalten. Der Meiſter- und Laͤmmerknechte moͤgen halten jeder Mutter-Schaaf 30 Stuck/ item Galtviehe jeder 20 Stuck; die zwey Zutreiber moͤgen halten Mutter-Schaaf jeder 25/ und Galtviehe der erſte 15/ der andere aber 10 Stuͤcke. Die Koſt aber iſt ihnen der Schaafmeiſter ſchuldig zu geben/ weil er ein ſonderliches Deputat am Getrayde hat. Dem Schaafmeiſter werden zwey Kuͤhe im Mayerhof gehal- ten/ davon er die Milch holen laͤſſet; Jtem ein Pferd zu Ausfuͤhrung des umgeſtandenen Viehes. Der Schaafe Melckung wird gemeiniglich dem Schaafmeiſter verdungen/ nach jedes Orts Gelegen- heit/ zu 7 biß 10 Kreutzern von jedem Stuͤck/ welche Melckung auf Himmelfahrt oder Pfingſten anfangen ſolle/ und 14 Tage vor S. Wenceslai wieder aufhoͤren. Oder die Obrigkeit nimmt ſechs Tage die Milch/ und der ſiebende gehoͤrt dem Schaafmeiſter/ aber nicht an einem gewiſſen Tage/ ſondern allezeit Wechſelweiſe/ damit der Schaͤfer den Tag nicht wiſſe/ ſonſten die O- brigkeit wenig bekommen wuͤrde. Herꝛ Graf Perchtold in ſeinem Bericht/ ſetzt auf 100 Schaaf Jaͤhrlich 10 Faͤhrtel Heu/ neben genug- ſamen Waitz-Gerſten- und Erbſenſtroh; welches aber nur von Faͤhrtlen zu verſtehen/ wie ſie die Unterthanen zur Robbath aufzuladen pflegen; auch giebt man Mo- natlich auf 200 Stuͤcke ein Kuͤefel Saltz. Weiter nun auf dieſe andere Art/ wird dem Schaͤfer keine Beſoldung gereicht/ ſondern muß ſich von dieſem ſiebenden Theil Nutzung/ ſamt ſeinem Geſind erhalten/ auſſer wo es die Gelegenheit giebt/ pflegt man ihm ein Korn-Feld auf etliche Metzen Anbau zu uͤberlaſſen. Andere pflegen ihre Schaͤfereyen denen Schaͤfern um ein gewiſſes Geld zu verlaſſen/ als von einem Stuck geben die Schaͤfer 30 kr./ das bringt von 1000 Schaa- fen Jaͤhrlich 500 fl. und von jeden 100 Stucken 50 fl. das muͤſſen ſie auf zween Termin erlegen; Alle Gefahr muß der Schaͤfer mit dem Viehe tragen/ da etwas man- gelt/ oder Feuersbrunſten/ durch ſeine und der Seinigen Verwahrloſung entſtuͤnden/ dafuͤr hafften/ und daſſelbe alles/ ſo wol das Beſtand-Geld genugſam verbuͤrgen/ auch allem Geſinde ſelbſt lohnen; Jtem 12 gute Haͤm- mel und etliche Laͤmmer in die Kuchen geben/ wann man ſie bedarff und haben will/ auch 8 oder 10 Schock gute Schaafkaͤſe. Die Dung und Miſtung bleibet alles dem Herꝛn zum beſten/ muß auch/ als in Sachſen und Meiſſen uͤb- lich (wie es Herꝛ von Thumbshirn erwehnet) der Schaͤ- fer die Pfirchung und Miſtung/ wo es ihm geheiſſen und befohlen wird/ mit fleiſſigem Einſtreuen und taͤglicher Fortſchlagung der Hurten/ fortfahren/ und an ihm nichts erwinden laſſen/ damit die Felder/ ſo viel moͤglich/ ge- miſtet und gepfirchet/ in ſteter Beſſerung erhalten wer- den; und/ nach dem Saͤchſiſchen Recht/ iſt ein jeder Schaͤfer ſchuldig/ die Pferch zu ſchlagen/ und wann er/ auſſer ungeſtuͤmmen Ungewitter/ ſolches unterlaͤſſet/ muß er vor jede Nacht einen Scheffel voll Korn Straffe geben; Er muß auch bey dem Heu und Gruͤnmath ein- bringen helffen. Das verreckte Viehe ſollen ſie mit den Fellen be- rechnen/ und die Zeit alſobald benennen/ ſamt dem Aas vorzeigen/ ſelbiges in Beyſeyn der Bedienten eines zer- hauen/ den Hunden vorwerffen/ oder auf den Miſt ſchmeiſſen. Es iſt auch nicht genug/ wann ein Schaͤfer ſagt/ ſo viel Stuͤcke habe der Wolff gefreſſen/ dann weil er ſeine Beſoldung deßwegen einnimmt/ haͤtte ihm gebuͤhrt/ ſolche zu verwahren; Er moͤchte wol die Schaafe ſelbſt freſſen/ und hernach den Woͤlffen die Schuld geben; Er muß auch beweiſen/ wie das Ungluͤck geſchehen/ und daß er deßwegen keine Schuld trage; oder wann er probiren kan/ daß es durch bekanntes groſſes Donner- und Hagelwetter/ Wolckenbruͤche/ tieffe Schnee/ oder dergleichen waͤre verlohren gangen. Was nun vom Wolff zerriſſen worden/ ſollen ſie deſſen ein Zeichen bringen/ oder doch gleich anſagen; damit aber die Schaͤfer nicht fremde Fell an ſich kauf- fen/ und hernach ſo viel gute Schaaf darfuͤr verkauffen moͤgen/ kan mans verhuͤten/ wann man allen lebendigen Schaafen ein Ohr mit einem gewiß-gezeichneten ſcharf- fen Eislein durchſchlaͤgt/ denn ſolche bewachſen ſich mit kleinen Haaren; das andere Zeichen aber (wie Herꝛ Wegener meldet) welches die Schaͤfer in die erkaufften Felle den Herꝛn zu betriegen machen wolten/ haben kein einiges Haͤrlein; alſo iſt der Betrug leicht zu erken- nen. Den Unterſcheid zwiſchen den geſchlachteten und verreckten Schaafen kan man wol an dem Fell erken- nen/ an dem erſten ſind die Adern fein roͤthlicht/ an dem letztern aber ſind ſie ſchwaͤrtzlichtblau; Jtem dieſe laſſen die Wolle hinter den Ohren ausgehen und werden kahl/ die geſchlachteten aber behalten ihre Wolle. Es iſt das allerſicherſte/ (ſagt er ferner) man ſuche zum oͤfftern die Schaͤferey heim/ und gehe alle Winckel/ Boͤden/ Kuchen und Keller durch/ alsdann wird man finden/ wo der Haas im Pfeffer ligt. Zum oͤfftern ſoll man die Schaaf zaͤhlen laſſen/ und das ohngefaͤhr/ wann ſich deſſen der Schaͤfer am wenig-

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/306>, abgerufen am 22.11.2024.