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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Zehenden Buchs/ Andrer Theil/ Seidenwürme.
[Spaltenumbruch] Arbeit desto eher anzufangen/ damit sie vor der grossen
einfallenden Hitze möge zu Ende kommen.

So ist auch an den weissen diß viel bequemer/ als an
den schwartzen gemeinen/ daß diese das Stutzen und
Stümmeln des Laubes hart leiden/ und ihre Frucht-
barkeit darüber verlieren/ oder doch sehr verringern; jene
aber solches wenig achten/ zudem auch mit einem gerin-
gern Grunde vorlieb nehmen und leichter bekleiben. Un-
ter den weissen Maulbeerbäumen halten etliche diese für
[Spaltenumbruch] die besten/ die mit den Blättern/ den andern weissen
Frucht-bringenden Bäumen ähnlich/ mit der Frucht a-
ber (ausser daß sie kleiner sind) den gemeinen schwar-
tzen Maulbeeren nacharten/ daher sie auch um diese am
meisten sich bewerben. Andere aber halten diese/ so
weisse Frucht tragen/ zu diesen Handel/ für die edlesten/
angesehen/ daß auch die Hüner und Schwein die
schwartzen und rothen Beerlein/ dieser so genannten weis-
sen Maulbeerbäume/ nicht anrühren/ so lang sie die
weissen Beer haben und finden können.

Cap. V.
Von dem weissen Maulbeerbaum insonderheit.
[Spaltenumbruch]

WEil zu dem Seidenhandel der weisse Maulbeer-
baum/ wegen angezeigter Ursachen/ am dien-
lichsten/ als ist er auch vor allen andern billich
zu erwehlen/ und den andern fürzuziehen/ bedarf gerin-
gern Grund/ wächset eher und geschwinder/ und ist an
der Dauerhafftigkeit/ den gemeinen schwartzen weit vor-
zusetzen. Das Wienerische Büchlein sagt aus dem
Französischen/ daß sie ihres hohen Alters halber schier
mit keinem Baum zu vergleichen; massen man in Jtalia
und Franckreich Bäume finde/ so alt/ daß es unmög-
lich/ ihren Anfang und erste Zeit zu gedencken. So be-
kräfftigen auch dieses die alten und grossen Bäume/ die
noch heutiges Tages grünen/ und doch über hundert Jahr
gehalten werden/ und dennoch nicht veralten wollen/ und
so viel diese Bäume grösser und älter werden/ um so viel
ist das Laub besser und nahrhaffter für die Seiden-
würme; so sind sie auch überaus dauerhafftig/ die we-
der dem Donner und Blitz (wie derselbe Author mel-
det) also auch keiner Gefahr noch Ungemach unterworf-
fen sind/ zudem auch von den Würmern unangegriffen
bleiben.

Man findet diese Bäume an etlichen Orten so hoch
und groß/ daß sie den Rüst- und Alberbäumen zu ver-
gleichen/ auch ihr Holtz den Tischlern/ Wagnern und zu
anderer Holtz-Arbeit sehr gut und brauchbar/ in den
Wassergebäuen aber/ dem Eychbaum selbsten nichts
nachgeben/ zugeschweigen/ daß auch die Rinden selbst/
als wie der Flachs oder Hanff/ kan gereitzet/ ausgearbei-
tet/ gesponnen und gewircket werden/ wie zu Ende dieses
Buchs ausführlich aus dem Herrn de Serres soll ange-
zogen und erwiesen werden. So ist auch verwunder-
[Spaltenumbruch] sam/ wie das Wienerische Büchlein sagt/ daß diese
Bäume so edel/ daß sie kein unreines Thierlein oder ver-
giffteten Wurm/ welche doch an den meisten andern Bäu-
men/ zu deren Verderb/ sich aufhalten/ gedulten mögen.
Jch halte dafür/ sagt selbiger Author, es sey dieses die
Ursach/ daß die Natur den Seidenwürmern/ welche un-
ter allen Gewürm die edlesten sind/ und nicht allein kein
Gifft in sich haben/ sondern auch das geringste nicht lei-
den können/ diesen Baum zur Nahrung sonderbar vor-
behalten; dann so dem nicht also wäre/ warum solten
die Rauppen/ die keines Baums verschonen/ sondern
alles Laub verwüsten/ nicht auch diese/ welches besser
und zärter/ auch von allem Viehe lieber als kein anders
gefressen wird/ nicht auch angegriffen werden? Jst also/
spricht er/ gantz gewiß/ daß nie einige Rauppen/ Spin-
nen/ Vipern/ Nattern/ oder dergleichen schädliches Un-
geziefer sey an einem Maulbeerbaum gesehen oder ge-
funden worden.

Es ist auch denckwürdig/ was Herr Dümler von
den weissen Maulbeerbäumen vermeldet/ daß wann er
anfängt auszuschlagen/ er so schnell wachse/ daß offtmals
in einer Nacht seine Blätter gleichsam mit einem Ge-
räusche/ herfür stossen/ daß er des andern Tages schön
bekleidet und belaubet sich darstellet; wann dem also ist/
so möchte man wol sagen/ das Sprichwort sey wahr/
daß man höre das Gras wachsen. Das ist aber wahr/
gleich wie dem gemeinen schwartzen Baum das Stümm-
len und Behauung der Aeste sehr schädlich/ also ist es
diesen nicht verfänglich/ sondern vielmehr nutzlich/ wie
bald folgen wird.

Cap. VI.
Vom Nutzen des weissen Maulbeerbaums.
[Spaltenumbruch]

DEr erste Nutzen ist/ daß man dem Baum mit
Stümmlung und Behauung der Aeste keinen
Schaden zufüget/ und weil man allein die Blät-
ter/ oder das Laub zu Unterhalt der Würme braucht/
kan man aus den Aesten der Rinden zur Gespunst (da-
von am Ende dieses Buchs) oder Leinwath/ das Holtz
aber Bürdelweiß zusammen hacken und binden/ und
sich/ ohne Schaden und Verderbung des Baums/ den
Winter über/ mit Bürdeln und Brennholtz versehen/
oder das glatteste und gröste zu anderer Holtz-Arbeit/
zur Tischler/ Drechsler/ Wagner und anderer derglei-
chen Sachen/ nützlich gebrauchen. Und weil das Ge-
[Spaltenumbruch] müthe allzeit dem Leibe billich vorgehet; also ist der
Maulbeerbaum billich für ein lebendiges Emblema pru-
dentiae
anzusehen/ indem er seine rechte Zeit in Obacht
nimmt/ sich von dem frühen noch zur Unzeit strahlenden
Sonnenschein (wie alle andere Bäume es mit ihrem
grossen Schaden und Verderb offtmals erfahren) nicht
heraus locken lässet/ sondern weißlich der rechten Zeit
erwartet/ wann das frostige Wetter und die kalten
Reiffe gantz und gar den Früling beurlaubet und quit-
tirt haben/ alsdann erst fängt er an/ seine Knospen auf-
zuschwellen/ und mit seinen grünen Blättern die Welt/
als ein gewisses unfehlbares Zeichen der vorübergange-

nen
F f f

Zehenden Buchs/ Andrer Theil/ Seidenwuͤrme.
[Spaltenumbruch] Arbeit deſto eher anzufangen/ damit ſie vor der groſſen
einfallenden Hitze moͤge zu Ende kommen.

So iſt auch an den weiſſen diß viel bequemer/ als an
den ſchwartzen gemeinen/ daß dieſe das Stutzen und
Stuͤmmeln des Laubes hart leiden/ und ihre Frucht-
barkeit daruͤber verlieren/ oder doch ſehr verringern; jene
aber ſolches wenig achten/ zudem auch mit einem gerin-
gern Grunde vorlieb nehmen und leichter bekleiben. Un-
ter den weiſſen Maulbeerbaͤumen halten etliche dieſe fuͤr
[Spaltenumbruch] die beſten/ die mit den Blaͤttern/ den andern weiſſen
Frucht-bringenden Baͤumen aͤhnlich/ mit der Frucht a-
ber (auſſer daß ſie kleiner ſind) den gemeinen ſchwar-
tzen Maulbeeren nacharten/ daher ſie auch um dieſe am
meiſten ſich bewerben. Andere aber halten dieſe/ ſo
weiſſe Frucht tragen/ zu dieſen Handel/ fuͤr die edleſten/
angeſehen/ daß auch die Huͤner und Schwein die
ſchwartzen und rothen Beerlein/ dieſer ſo genannten weiſ-
ſen Maulbeerbaͤume/ nicht anruͤhren/ ſo lang ſie die
weiſſen Beer haben und finden koͤnnen.

Cap. V.
Von dem weiſſen Maulbeerbaum inſonderheit.
[Spaltenumbruch]

WEil zu dem Seidenhandel der weiſſe Maulbeer-
baum/ wegen angezeigter Urſachen/ am dien-
lichſten/ als iſt er auch vor allen andern billich
zu erwehlen/ und den andern fuͤrzuziehen/ bedarf gerin-
gern Grund/ waͤchſet eher und geſchwinder/ und iſt an
der Dauerhafftigkeit/ den gemeinen ſchwartzen weit vor-
zuſetzen. Das Wieneriſche Buͤchlein ſagt aus dem
Franzoͤſiſchen/ daß ſie ihres hohen Alters halber ſchier
mit keinem Baum zu vergleichen; maſſen man in Jtalia
und Franckreich Baͤume finde/ ſo alt/ daß es unmoͤg-
lich/ ihren Anfang und erſte Zeit zu gedencken. So be-
kraͤfftigen auch dieſes die alten und groſſen Baͤume/ die
noch heutiges Tages gruͤnen/ und doch uͤber hundert Jahr
gehalten werden/ und dennoch nicht veralten wollen/ und
ſo viel dieſe Baͤume groͤſſer und aͤlter werden/ um ſo viel
iſt das Laub beſſer und nahrhaffter fuͤr die Seiden-
wuͤrme; ſo ſind ſie auch uͤberaus dauerhafftig/ die we-
der dem Donner und Blitz (wie derſelbe Author mel-
det) alſo auch keiner Gefahr noch Ungemach unterworf-
fen ſind/ zudem auch von den Wuͤrmern unangegriffen
bleiben.

Man findet dieſe Baͤume an etlichen Orten ſo hoch
und groß/ daß ſie den Ruͤſt- und Alberbaͤumen zu ver-
gleichen/ auch ihr Holtz den Tiſchlern/ Wagnern und zu
anderer Holtz-Arbeit ſehr gut und brauchbar/ in den
Waſſergebaͤuen aber/ dem Eychbaum ſelbſten nichts
nachgeben/ zugeſchweigen/ daß auch die Rinden ſelbſt/
als wie der Flachs oder Hanff/ kan gereitzet/ ausgearbei-
tet/ geſponnen und gewircket werden/ wie zu Ende dieſes
Buchs ausfuͤhrlich aus dem Herꝛn de Serres ſoll ange-
zogen und erwieſen werden. So iſt auch verwunder-
[Spaltenumbruch] ſam/ wie das Wieneriſche Buͤchlein ſagt/ daß dieſe
Baͤume ſo edel/ daß ſie kein unreines Thierlein oder ver-
gifftetẽ Wurm/ welche doch an den meiſten andern Baͤu-
men/ zu deren Verderb/ ſich aufhalten/ gedulten moͤgen.
Jch halte dafuͤr/ ſagt ſelbiger Author, es ſey dieſes die
Urſach/ daß die Natur den Seidenwuͤrmern/ welche un-
ter allen Gewuͤrm die edleſten ſind/ und nicht allein kein
Gifft in ſich haben/ ſondern auch das geringſte nicht lei-
den koͤnnen/ dieſen Baum zur Nahrung ſonderbar vor-
behalten; dann ſo dem nicht alſo waͤre/ warum ſolten
die Rauppen/ die keines Baums verſchonen/ ſondern
alles Laub verwuͤſten/ nicht auch dieſe/ welches beſſer
und zaͤrter/ auch von allem Viehe lieber als kein anders
gefreſſen wird/ nicht auch angegriffen werden? Jſt alſo/
ſpricht er/ gantz gewiß/ daß nie einige Rauppen/ Spin-
nen/ Vipern/ Nattern/ oder dergleichen ſchaͤdliches Un-
geziefer ſey an einem Maulbeerbaum geſehen oder ge-
funden worden.

Es iſt auch denckwuͤrdig/ was Herꝛ Duͤmler von
den weiſſen Maulbeerbaͤumen vermeldet/ daß wann er
anfaͤngt auszuſchlagen/ er ſo ſchnell wachſe/ daß offtmals
in einer Nacht ſeine Blaͤtter gleichſam mit einem Ge-
raͤuſche/ herfuͤr ſtoſſen/ daß er des andern Tages ſchoͤn
bekleidet und belaubet ſich darſtellet; wann dem alſo iſt/
ſo moͤchte man wol ſagen/ das Sprichwort ſey wahr/
daß man hoͤre das Gras wachſen. Das iſt aber wahr/
gleich wie dem gemeinen ſchwartzen Baum das Stuͤmm-
len und Behauung der Aeſte ſehr ſchaͤdlich/ alſo iſt es
dieſen nicht verfaͤnglich/ ſondern vielmehr nutzlich/ wie
bald folgen wird.

Cap. VI.
Vom Nutzen des weiſſen Maulbeerbaums.
[Spaltenumbruch]

DEr erſte Nutzen iſt/ daß man dem Baum mit
Stuͤmmlung und Behauung der Aeſte keinen
Schaden zufuͤget/ und weil man allein die Blaͤt-
ter/ oder das Laub zu Unterhalt der Wuͤrme braucht/
kan man aus den Aeſten der Rinden zur Geſpunſt (da-
von am Ende dieſes Buchs) oder Leinwath/ das Holtz
aber Buͤrdelweiß zuſammen hacken und binden/ und
ſich/ ohne Schaden und Verderbung des Baums/ den
Winter uͤber/ mit Buͤrdeln und Brennholtz verſehen/
oder das glatteſte und groͤſte zu anderer Holtz-Arbeit/
zur Tiſchler/ Drechsler/ Wagner und anderer derglei-
chen Sachen/ nuͤtzlich gebrauchen. Und weil das Ge-
[Spaltenumbruch] muͤthe allzeit dem Leibe billich vorgehet; alſo iſt der
Maulbeerbaum billich fuͤr ein lebendiges Emblema pru-
dentiæ
anzuſehen/ indem er ſeine rechte Zeit in Obacht
nimmt/ ſich von dem fruͤhen noch zur Unzeit ſtrahlenden
Sonnenſchein (wie alle andere Baͤume es mit ihrem
groſſen Schaden und Verderb offtmals erfahren) nicht
heraus locken laͤſſet/ ſondern weißlich der rechten Zeit
erwartet/ wann das froſtige Wetter und die kalten
Reiffe gantz und gar den Fruͤling beurlaubet und quit-
tirt haben/ alsdann erſt faͤngt er an/ ſeine Knoſpen auf-
zuſchwellen/ und mit ſeinen gruͤnen Blaͤttern die Welt/
als ein gewiſſes unfehlbares Zeichen der voruͤbergange-

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[409/0427] Zehenden Buchs/ Andrer Theil/ Seidenwuͤrme. Arbeit deſto eher anzufangen/ damit ſie vor der groſſen einfallenden Hitze moͤge zu Ende kommen. So iſt auch an den weiſſen diß viel bequemer/ als an den ſchwartzen gemeinen/ daß dieſe das Stutzen und Stuͤmmeln des Laubes hart leiden/ und ihre Frucht- barkeit daruͤber verlieren/ oder doch ſehr verringern; jene aber ſolches wenig achten/ zudem auch mit einem gerin- gern Grunde vorlieb nehmen und leichter bekleiben. Un- ter den weiſſen Maulbeerbaͤumen halten etliche dieſe fuͤr die beſten/ die mit den Blaͤttern/ den andern weiſſen Frucht-bringenden Baͤumen aͤhnlich/ mit der Frucht a- ber (auſſer daß ſie kleiner ſind) den gemeinen ſchwar- tzen Maulbeeren nacharten/ daher ſie auch um dieſe am meiſten ſich bewerben. Andere aber halten dieſe/ ſo weiſſe Frucht tragen/ zu dieſen Handel/ fuͤr die edleſten/ angeſehen/ daß auch die Huͤner und Schwein die ſchwartzen und rothen Beerlein/ dieſer ſo genannten weiſ- ſen Maulbeerbaͤume/ nicht anruͤhren/ ſo lang ſie die weiſſen Beer haben und finden koͤnnen. Cap. V. Von dem weiſſen Maulbeerbaum inſonderheit. WEil zu dem Seidenhandel der weiſſe Maulbeer- baum/ wegen angezeigter Urſachen/ am dien- lichſten/ als iſt er auch vor allen andern billich zu erwehlen/ und den andern fuͤrzuziehen/ bedarf gerin- gern Grund/ waͤchſet eher und geſchwinder/ und iſt an der Dauerhafftigkeit/ den gemeinen ſchwartzen weit vor- zuſetzen. Das Wieneriſche Buͤchlein ſagt aus dem Franzoͤſiſchen/ daß ſie ihres hohen Alters halber ſchier mit keinem Baum zu vergleichen; maſſen man in Jtalia und Franckreich Baͤume finde/ ſo alt/ daß es unmoͤg- lich/ ihren Anfang und erſte Zeit zu gedencken. So be- kraͤfftigen auch dieſes die alten und groſſen Baͤume/ die noch heutiges Tages gruͤnen/ und doch uͤber hundert Jahr gehalten werden/ und dennoch nicht veralten wollen/ und ſo viel dieſe Baͤume groͤſſer und aͤlter werden/ um ſo viel iſt das Laub beſſer und nahrhaffter fuͤr die Seiden- wuͤrme; ſo ſind ſie auch uͤberaus dauerhafftig/ die we- der dem Donner und Blitz (wie derſelbe Author mel- det) alſo auch keiner Gefahr noch Ungemach unterworf- fen ſind/ zudem auch von den Wuͤrmern unangegriffen bleiben. Man findet dieſe Baͤume an etlichen Orten ſo hoch und groß/ daß ſie den Ruͤſt- und Alberbaͤumen zu ver- gleichen/ auch ihr Holtz den Tiſchlern/ Wagnern und zu anderer Holtz-Arbeit ſehr gut und brauchbar/ in den Waſſergebaͤuen aber/ dem Eychbaum ſelbſten nichts nachgeben/ zugeſchweigen/ daß auch die Rinden ſelbſt/ als wie der Flachs oder Hanff/ kan gereitzet/ ausgearbei- tet/ geſponnen und gewircket werden/ wie zu Ende dieſes Buchs ausfuͤhrlich aus dem Herꝛn de Serres ſoll ange- zogen und erwieſen werden. So iſt auch verwunder- ſam/ wie das Wieneriſche Buͤchlein ſagt/ daß dieſe Baͤume ſo edel/ daß ſie kein unreines Thierlein oder ver- gifftetẽ Wurm/ welche doch an den meiſten andern Baͤu- men/ zu deren Verderb/ ſich aufhalten/ gedulten moͤgen. Jch halte dafuͤr/ ſagt ſelbiger Author, es ſey dieſes die Urſach/ daß die Natur den Seidenwuͤrmern/ welche un- ter allen Gewuͤrm die edleſten ſind/ und nicht allein kein Gifft in ſich haben/ ſondern auch das geringſte nicht lei- den koͤnnen/ dieſen Baum zur Nahrung ſonderbar vor- behalten; dann ſo dem nicht alſo waͤre/ warum ſolten die Rauppen/ die keines Baums verſchonen/ ſondern alles Laub verwuͤſten/ nicht auch dieſe/ welches beſſer und zaͤrter/ auch von allem Viehe lieber als kein anders gefreſſen wird/ nicht auch angegriffen werden? Jſt alſo/ ſpricht er/ gantz gewiß/ daß nie einige Rauppen/ Spin- nen/ Vipern/ Nattern/ oder dergleichen ſchaͤdliches Un- geziefer ſey an einem Maulbeerbaum geſehen oder ge- funden worden. Es iſt auch denckwuͤrdig/ was Herꝛ Duͤmler von den weiſſen Maulbeerbaͤumen vermeldet/ daß wann er anfaͤngt auszuſchlagen/ er ſo ſchnell wachſe/ daß offtmals in einer Nacht ſeine Blaͤtter gleichſam mit einem Ge- raͤuſche/ herfuͤr ſtoſſen/ daß er des andern Tages ſchoͤn bekleidet und belaubet ſich darſtellet; wann dem alſo iſt/ ſo moͤchte man wol ſagen/ das Sprichwort ſey wahr/ daß man hoͤre das Gras wachſen. Das iſt aber wahr/ gleich wie dem gemeinen ſchwartzen Baum das Stuͤmm- len und Behauung der Aeſte ſehr ſchaͤdlich/ alſo iſt es dieſen nicht verfaͤnglich/ ſondern vielmehr nutzlich/ wie bald folgen wird. Cap. VI. Vom Nutzen des weiſſen Maulbeerbaums. DEr erſte Nutzen iſt/ daß man dem Baum mit Stuͤmmlung und Behauung der Aeſte keinen Schaden zufuͤget/ und weil man allein die Blaͤt- ter/ oder das Laub zu Unterhalt der Wuͤrme braucht/ kan man aus den Aeſten der Rinden zur Geſpunſt (da- von am Ende dieſes Buchs) oder Leinwath/ das Holtz aber Buͤrdelweiß zuſammen hacken und binden/ und ſich/ ohne Schaden und Verderbung des Baums/ den Winter uͤber/ mit Buͤrdeln und Brennholtz verſehen/ oder das glatteſte und groͤſte zu anderer Holtz-Arbeit/ zur Tiſchler/ Drechsler/ Wagner und anderer derglei- chen Sachen/ nuͤtzlich gebrauchen. Und weil das Ge- muͤthe allzeit dem Leibe billich vorgehet; alſo iſt der Maulbeerbaum billich fuͤr ein lebendiges Emblema pru- dentiæ anzuſehen/ indem er ſeine rechte Zeit in Obacht nimmt/ ſich von dem fruͤhen noch zur Unzeit ſtrahlenden Sonnenſchein (wie alle andere Baͤume es mit ihrem groſſen Schaden und Verderb offtmals erfahren) nicht heraus locken laͤſſet/ ſondern weißlich der rechten Zeit erwartet/ wann das froſtige Wetter und die kalten Reiffe gantz und gar den Fruͤling beurlaubet und quit- tirt haben/ alsdann erſt faͤngt er an/ ſeine Knoſpen auf- zuſchwellen/ und mit ſeinen gruͤnen Blaͤttern die Welt/ als ein gewiſſes unfehlbares Zeichen der voruͤbergange- nen ❁ F f f

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/427>, abgerufen am 22.11.2024.