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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch] angebauet seyn/ nihil aliud est colere, quam resolve-
re & fermentare terram, ideoque maximos quaestus
ager praebet,
sagt Columella lib. 2. cap. 2. und schadet
nichts/ wann gleich kalt Wetter ist/ weil die Erde von
der Kälte gleich so wol gekocht wird/ als von der Hitze;
daher auch der weiseste Salomo in seinen Sprichwör-
tern im 20. Cap. also schreibet: Propter frigus piger
arare noluit, mendicabit ergo aestate, & non dabitur
illi.
Das ist: Wegen der Kälte wolte der Faule nicht
ackern/ darum muß er im Sommer bettlen und dar-
ben.

Einen feisten guten Grund muß man tief ackern/
damit die Wurtzen von den nahenden Bäumen und
Weinstöcken zerrissen werden/ die dem Feld sonst die
Nahrung entziehen; man mag solche lieber mit einer Axt
umhauen/ als mit dem Pflug zerreissen. Und ob wol
die ersten Jahr/ die also zugerichteten Felder/ weil sie
nicht fett genug/ nicht allzutief zu ackern sind/ soll es doch
im folgenden geschehen/ wann sich das Feld verbessert
hat/ und diß bald nach der Zwerch/ und bald nach der
Länge; doch wenn man zum Saamen ackert/ soll mans
gegen Mittag thun.

Eine leichte und magere Erden muß man seichter/
und zwischen dem Augusto und September/ vom Auf-
gang biß nach Occident ackern/ und nicht so viel Fur-
chen machen; die trockenen Gründe soll man gegen
Orient oder Mitternacht bauen.

Jn guten Gründen/ je weniger Erden man mit dem
Pflugeisen anfasset/ je besser es ist/ werden die Pferd o-
der Ochsen desto minder müde/ und fermentirt sich die
gekochte Erde desto besser/ daraus die Fruchtbarkeit
entspringet/ gibt auch nicht so grosse und harte Schrol-
len.

Und das sihet man augenscheinlich an den steinichten
Feldern/ daß die grossen Steine das Wachsen verhin-
dern/ hingegen aber/ wann sie zu Kalch verbrennt und
in die Aecker gebracht werden/ die Fruchtbarkeit be-
fördern; also auch/ wann die scharffe laimichte Erden
klein und subtil geackert wird/ kommt es dem Saamen
wol zu statten; da hingegen die grossen und harten
Schrollen den Saamen nicht annehmen/ ersticken und
verhindern/ weil weder Feuchtigkeit noch Sonne ein-
dringen kan/ wenigst müssen sie mit Hauen und an-
dern Jnstrumenten klein zerschlagen werden/ so aber
durch offt wiederholtes Ackern alles verhütet wird.

Wann der Acker Hügel und Erhöhungen hat/ muß
man ihn zu Anfang des Septembers/ und nicht im
Sommer/ ackern/ sonst verliert er allen Safft.

Wann man den Saamen/ den man ansäen will/ in
Wasser weichet/ darinnen Ofenruß gelegt ist/ so wird er
von dem Gewürme nit angegriffen; oder wann er in Wein
gelegt wird/ oder in alten Harn/ darinnen Hundskoth
vermengt ist/ und diß einen Tag vorher/ ehe er gesäet
wird; oder in einer Decoction von Hopffen/ darinnen
Rindergall vermischt ist; oder mit Andorn- und Wer-
muthsafft/ der etwas laulicht ist; oder in einem Mistbrot/
so wird er eher aufgehen; so kan man auch Roßmist/
der in 6 oder 8 Tagen übereinander erhitzt ist/ nehmen/
selben ein paar Tag in ein Wasser legen/ hernach aus-
drucken/ und den Saamen auf 24 Stunden lang darin-
nen weichen/ so wird der gleichsam dardurch gedungte
Saame desto eher aufgehen/ und reichlicher zusetzen.

Wolte der Saher allzufett sich anlassen/ mag man
[Spaltenumbruch] im Februario und Martio/ wanns gefroren oder sonst
trocken Wetter ist/ das Vieh darinnen weiden/ oder sol-
ches durch die Mägde sahern/ abschneiden/ und dem
Vieh fürgeben lassen.

Man mag auch wol/ weil alle die fruchtbaren Aecker
viel und fettes Getrayd bringen/ solche im Martio oder
Februario mit einer Egen mit eisernen Zähnen überfahren/
so werden sie nicht so gail/ aber dicker und stärcker wach-
sen. Dergleichen gute und gaile Felder soll man auch
etwas später besäen; so bey dieser Art zu bauen wol
in acht zu nehmen/ weil das meiste Getrayd von dem
wol-gearbeiteten Grund sonsten gail und ligerhafftig/
durch dieses Egen aber solches verhütet wird/ voraus/
wann man auch im kalten Februario die Schaf darauf
treibet.

Die Felder zur Hülsenfrucht müssen im Herbst vor-
her umgeackert und gedunget seyn/ und solches wird
doppelt so viel tragen/ als wann diese Arbeit im Frü-
ling vorgenommen worden. Die Dungung soll im
aequinoctio Verno & brumali, je näher/ je besser/ vor
der Saat geschehen/ flante Favonio, davon er sonder-
bar wol ausgibt und fruchtbar macht.

Jn die Felder soll der Mist alt/ und in die Wiesen
jung seyn/ diese wollen es im Vollmond/ und jene im
Neumonden gethan haben. Man muß auf einmal nicht
dungen und ausbreiten/ als was man denselben Tag
wieder einackern kan/ weil es auf diese Weise am al-
lerbesten ausgibet. Für die Bäume und Weinstöcke
ist die beste Dung alter Menschenharn/ der etliche Monat
gestanden/ und hernach/ mit so viel Wasser vermischt/
zu den Wurtzen gegossen wird/ doch muß es seyn/ ehe
der Früling anlanget. Gleiche Wirckung haben auch
die Trebern mit Mist vermengt/ und den Weinstöcken
beygeleget. Das Koth/ das auf der Gassen und Stras-
sen zusamm geschlagen worden/ gibt auch eine herrliche
Dung/ allenthalben/ wohin man will/ zu gebrauchen.

Und indem auf diese Weise die Aecker auch zwey
Jahr Brach und in der Ruhe ligen/ dienet es sehr
viel zu ihrer Fruchtbarkeit; wie in Romagna, Toscana,
Puglia
und Sicilia zu spühren ist/ da sie gar keine
Dung brauchen/ sondern die ersten ihre Dung alle in
die Tiber werffen/ und ihre Felder vier oder fünf Jahr
Brach ligen lassen/ davon sie sich so wol erquicken/
daß sie von einem Metzen 60/ 70/ 80/ 90/ 100/
und auch bißweilen mehr Gewinn und Verzinsung
haben. Dann durch solche Ruhe wird der Erden
Schoß überaus wieder erfrischet und trächtig gemacht/
daß sie ihr Kräfften erquicket/ verneuet/ und des Men-
schens Arbeit reichlich zu belohnen/ desto geschickter
wird.

Das Säen ist am besten/ wann das AEquinoctium
vorbey/ und die Blätter anfangen von den Bäumen zu
fallen/ dann bauet man gute trächtige Felder zu frühe/ so
überwächset sich das Korn/ und wird gar zu geil.

Die Saat soll geschehen im wachsenden Monden/
einen feuchten Grund soll man im andern Viertel/ das
ist/ vom 7 biß auf den 14 Tag des Vollmonden/ besäen/
und Mittagwärts; die trockenen und dürren Felder
aber gegen Aufgang der Sonnen/ allzeit bey trockenem
Wetter.

Der Saamen soll (wie obgedacht) eingeweicht wer-
den/ weil die Würmer/ Schnecken und Ameissen sol-
chen nicht beschädigen/ und auch sein Wachsthum dar-

durch
D ij

Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch] angebauet ſeyn/ nihil aliud eſt colere, quàm reſolve-
re & fermentare terram, ideoquè maximos quæſtus
ager præbet,
ſagt Columella lib. 2. cap. 2. und ſchadet
nichts/ wann gleich kalt Wetter iſt/ weil die Erde von
der Kaͤlte gleich ſo wol gekocht wird/ als von der Hitze;
daher auch der weiſeſte Salomo in ſeinen Sprichwoͤr-
tern im 20. Cap. alſo ſchreibet: Propter frigus piger
arare noluit, mendicabit ergò æſtate, & non dabitur
illi.
Das iſt: Wegen der Kaͤlte wolte der Faule nicht
ackern/ darum muß er im Sommer bettlen und dar-
ben.

Einen feiſten guten Grund muß man tief ackern/
damit die Wurtzen von den nahenden Baͤumen und
Weinſtoͤcken zerriſſen werden/ die dem Feld ſonſt die
Nahrung entziehen; man mag ſolche lieber mit einer Axt
umhauen/ als mit dem Pflug zerreiſſen. Und ob wol
die erſten Jahr/ die alſo zugerichteten Felder/ weil ſie
nicht fett genug/ nicht allzutief zu ackern ſind/ ſoll es doch
im folgenden geſchehen/ wann ſich das Feld verbeſſert
hat/ und diß bald nach der Zwerch/ und bald nach der
Laͤnge; doch wenn man zum Saamen ackert/ ſoll mans
gegen Mittag thun.

Eine leichte und magere Erden muß man ſeichter/
und zwiſchen dem Auguſto und September/ vom Auf-
gang biß nach Occident ackern/ und nicht ſo viel Fur-
chen machen; die trockenen Gruͤnde ſoll man gegen
Orient oder Mitternacht bauen.

Jn guten Gruͤnden/ je weniger Erden man mit dem
Pflugeiſen anfaſſet/ je beſſer es iſt/ werden die Pferd o-
der Ochſen deſto minder muͤde/ und fermentirt ſich die
gekochte Erde deſto beſſer/ daraus die Fruchtbarkeit
entſpringet/ gibt auch nicht ſo groſſe und harte Schrol-
len.

Und das ſihet man augenſcheinlich an den ſteinichten
Feldern/ daß die groſſen Steine das Wachſen verhin-
dern/ hingegen aber/ wann ſie zu Kalch verbrennt und
in die Aecker gebracht werden/ die Fruchtbarkeit be-
foͤrdern; alſo auch/ wann die ſcharffe laimichte Erden
klein und ſubtil geackert wird/ kommt es dem Saamen
wol zu ſtatten; da hingegen die groſſen und harten
Schrollen den Saamen nicht annehmen/ erſticken und
verhindern/ weil weder Feuchtigkeit noch Sonne ein-
dringen kan/ wenigſt muͤſſen ſie mit Hauen und an-
dern Jnſtrumenten klein zerſchlagen werden/ ſo aber
durch offt wiederholtes Ackern alles verhuͤtet wird.

Wann der Acker Huͤgel und Erhoͤhungen hat/ muß
man ihn zu Anfang des Septembers/ und nicht im
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Wann man den Saamen/ den man anſaͤen will/ in
Waſſer weichet/ darinnen Ofenruß gelegt iſt/ ſo wird er
von dem Gewuͤrme nit angegriffen; oder wañ er in Wein
gelegt wird/ oder in alten Harn/ darinnen Hundskoth
vermengt iſt/ und diß einen Tag vorher/ ehe er geſaͤet
wird; oder in einer Decoction von Hopffen/ darinnen
Rindergall vermiſcht iſt; oder mit Andorn- und Wer-
muthſafft/ der etwas laulicht iſt; oder in einem Miſtbrot/
ſo wird er eher aufgehen; ſo kan man auch Roßmiſt/
der in 6 oder 8 Tagen uͤbereinander erhitzt iſt/ nehmen/
ſelben ein paar Tag in ein Waſſer legen/ hernach aus-
drucken/ und den Saamen auf 24 Stunden lang darin-
nen weichen/ ſo wird der gleichſam dardurch gedungte
Saame deſto eher aufgehen/ und reichlicher zuſetzen.

Wolte der Saher allzufett ſich anlaſſen/ mag man
[Spaltenumbruch] im Februario und Martio/ wanns gefroren oder ſonſt
trocken Wetter iſt/ das Vieh darinnen weiden/ oder ſol-
ches durch die Maͤgde ſahern/ abſchneiden/ und dem
Vieh fuͤrgeben laſſen.

Man mag auch wol/ weil alle die fruchtbaren Aecker
viel und fettes Getrayd bringen/ ſolche im Martio oder
Februario mit einer Egen mit eiſernen Zaͤhnen uͤberfahrẽ/
ſo werden ſie nicht ſo gail/ aber dicker und ſtaͤrcker wach-
ſen. Dergleichen gute und gaile Felder ſoll man auch
etwas ſpaͤter beſaͤen; ſo bey dieſer Art zu bauen wol
in acht zu nehmen/ weil das meiſte Getrayd von dem
wol-gearbeiteten Grund ſonſten gail und ligerhafftig/
durch dieſes Egen aber ſolches verhuͤtet wird/ voraus/
wann man auch im kalten Februario die Schaf darauf
treibet.

Die Felder zur Huͤlſenfrucht muͤſſen im Herbſt vor-
her umgeackert und gedunget ſeyn/ und ſolches wird
doppelt ſo viel tragen/ als wann dieſe Arbeit im Fruͤ-
ling vorgenommen worden. Die Dungung ſoll im
æquinoctio Verno & brumali, je naͤher/ je beſſer/ vor
der Saat geſchehen/ flante Favonio, davon er ſonder-
bar wol ausgibt und fruchtbar macht.

Jn die Felder ſoll der Miſt alt/ und in die Wieſen
jung ſeyn/ dieſe wollen es im Vollmond/ und jene im
Neumonden gethan haben. Man muß auf einmal nicht
dungen und ausbreiten/ als was man denſelben Tag
wieder einackern kan/ weil es auf dieſe Weiſe am al-
lerbeſten ausgibet. Fuͤr die Baͤume und Weinſtoͤcke
iſt die beſte Dung alter Menſchenharn/ der etliche Monat
geſtanden/ und hernach/ mit ſo viel Waſſer vermiſcht/
zu den Wurtzen gegoſſen wird/ doch muß es ſeyn/ ehe
der Fruͤling anlanget. Gleiche Wirckung haben auch
die Trebern mit Miſt vermengt/ und den Weinſtoͤcken
beygeleget. Das Koth/ das auf der Gaſſen und Straſ-
ſen zuſamm geſchlagen worden/ gibt auch eine herrliche
Dung/ allenthalben/ wohin man will/ zu gebrauchen.

Und indem auf dieſe Weiſe die Aecker auch zwey
Jahr Brach und in der Ruhe ligen/ dienet es ſehr
viel zu ihrer Fruchtbarkeit; wie in Romagna, Toſcana,
Puglia
und Sicilia zu ſpuͤhren iſt/ da ſie gar keine
Dung brauchen/ ſondern die erſten ihre Dung alle in
die Tiber werffen/ und ihre Felder vier oder fuͤnf Jahr
Brach ligen laſſen/ davon ſie ſich ſo wol erquicken/
daß ſie von einem Metzen 60/ 70/ 80/ 90/ 100/
und auch bißweilen mehr Gewinn und Verzinſung
haben. Dann durch ſolche Ruhe wird der Erden
Schoß uͤberaus wieder erfriſchet und traͤchtig gemacht/
daß ſie ihr Kraͤfften erquicket/ verneuet/ und des Men-
ſchens Arbeit reichlich zu belohnen/ deſto geſchickter
wird.

Das Saͤen iſt am beſten/ wann das Æquinoctium
vorbey/ und die Blaͤtter anfangen von den Baͤumen zu
fallen/ dann bauet man gute traͤchtige Felder zu fruͤhe/ ſo
uͤberwaͤchſet ſich das Korn/ und wird gar zu geil.

Die Saat ſoll geſchehen im wachſenden Monden/
einen feuchten Grund ſoll man im andern Viertel/ das
iſt/ vom 7 biß auf den 14 Tag des Vollmonden/ beſaͤen/
und Mittagwaͤrts; die trockenen und duͤrren Felder
aber gegen Aufgang der Sonnen/ allzeit bey trockenem
Wetter.

Der Saamen ſoll (wie obgedacht) eingeweicht wer-
den/ weil die Wuͤrmer/ Schnecken und Ameiſſen ſol-
chen nicht beſchaͤdigen/ und auch ſein Wachsthum dar-

durch
❁ D ij
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[27/0045] Siebendes Buch/ Ackerbau. angebauet ſeyn/ nihil aliud eſt colere, quàm reſolve- re & fermentare terram, ideoquè maximos quæſtus ager præbet, ſagt Columella lib. 2. cap. 2. und ſchadet nichts/ wann gleich kalt Wetter iſt/ weil die Erde von der Kaͤlte gleich ſo wol gekocht wird/ als von der Hitze; daher auch der weiſeſte Salomo in ſeinen Sprichwoͤr- tern im 20. Cap. alſo ſchreibet: Propter frigus piger arare noluit, mendicabit ergò æſtate, & non dabitur illi. Das iſt: Wegen der Kaͤlte wolte der Faule nicht ackern/ darum muß er im Sommer bettlen und dar- ben. Einen feiſten guten Grund muß man tief ackern/ damit die Wurtzen von den nahenden Baͤumen und Weinſtoͤcken zerriſſen werden/ die dem Feld ſonſt die Nahrung entziehen; man mag ſolche lieber mit einer Axt umhauen/ als mit dem Pflug zerreiſſen. Und ob wol die erſten Jahr/ die alſo zugerichteten Felder/ weil ſie nicht fett genug/ nicht allzutief zu ackern ſind/ ſoll es doch im folgenden geſchehen/ wann ſich das Feld verbeſſert hat/ und diß bald nach der Zwerch/ und bald nach der Laͤnge; doch wenn man zum Saamen ackert/ ſoll mans gegen Mittag thun. Eine leichte und magere Erden muß man ſeichter/ und zwiſchen dem Auguſto und September/ vom Auf- gang biß nach Occident ackern/ und nicht ſo viel Fur- chen machen; die trockenen Gruͤnde ſoll man gegen Orient oder Mitternacht bauen. Jn guten Gruͤnden/ je weniger Erden man mit dem Pflugeiſen anfaſſet/ je beſſer es iſt/ werden die Pferd o- der Ochſen deſto minder muͤde/ und fermentirt ſich die gekochte Erde deſto beſſer/ daraus die Fruchtbarkeit entſpringet/ gibt auch nicht ſo groſſe und harte Schrol- len. Und das ſihet man augenſcheinlich an den ſteinichten Feldern/ daß die groſſen Steine das Wachſen verhin- dern/ hingegen aber/ wann ſie zu Kalch verbrennt und in die Aecker gebracht werden/ die Fruchtbarkeit be- foͤrdern; alſo auch/ wann die ſcharffe laimichte Erden klein und ſubtil geackert wird/ kommt es dem Saamen wol zu ſtatten; da hingegen die groſſen und harten Schrollen den Saamen nicht annehmen/ erſticken und verhindern/ weil weder Feuchtigkeit noch Sonne ein- dringen kan/ wenigſt muͤſſen ſie mit Hauen und an- dern Jnſtrumenten klein zerſchlagen werden/ ſo aber durch offt wiederholtes Ackern alles verhuͤtet wird. Wann der Acker Huͤgel und Erhoͤhungen hat/ muß man ihn zu Anfang des Septembers/ und nicht im Sommer/ ackern/ ſonſt verliert er allen Safft. Wann man den Saamen/ den man anſaͤen will/ in Waſſer weichet/ darinnen Ofenruß gelegt iſt/ ſo wird er von dem Gewuͤrme nit angegriffen; oder wañ er in Wein gelegt wird/ oder in alten Harn/ darinnen Hundskoth vermengt iſt/ und diß einen Tag vorher/ ehe er geſaͤet wird; oder in einer Decoction von Hopffen/ darinnen Rindergall vermiſcht iſt; oder mit Andorn- und Wer- muthſafft/ der etwas laulicht iſt; oder in einem Miſtbrot/ ſo wird er eher aufgehen; ſo kan man auch Roßmiſt/ der in 6 oder 8 Tagen uͤbereinander erhitzt iſt/ nehmen/ ſelben ein paar Tag in ein Waſſer legen/ hernach aus- drucken/ und den Saamen auf 24 Stunden lang darin- nen weichen/ ſo wird der gleichſam dardurch gedungte Saame deſto eher aufgehen/ und reichlicher zuſetzen. Wolte der Saher allzufett ſich anlaſſen/ mag man im Februario und Martio/ wanns gefroren oder ſonſt trocken Wetter iſt/ das Vieh darinnen weiden/ oder ſol- ches durch die Maͤgde ſahern/ abſchneiden/ und dem Vieh fuͤrgeben laſſen. Man mag auch wol/ weil alle die fruchtbaren Aecker viel und fettes Getrayd bringen/ ſolche im Martio oder Februario mit einer Egen mit eiſernen Zaͤhnen uͤberfahrẽ/ ſo werden ſie nicht ſo gail/ aber dicker und ſtaͤrcker wach- ſen. Dergleichen gute und gaile Felder ſoll man auch etwas ſpaͤter beſaͤen; ſo bey dieſer Art zu bauen wol in acht zu nehmen/ weil das meiſte Getrayd von dem wol-gearbeiteten Grund ſonſten gail und ligerhafftig/ durch dieſes Egen aber ſolches verhuͤtet wird/ voraus/ wann man auch im kalten Februario die Schaf darauf treibet. Die Felder zur Huͤlſenfrucht muͤſſen im Herbſt vor- her umgeackert und gedunget ſeyn/ und ſolches wird doppelt ſo viel tragen/ als wann dieſe Arbeit im Fruͤ- ling vorgenommen worden. Die Dungung ſoll im æquinoctio Verno & brumali, je naͤher/ je beſſer/ vor der Saat geſchehen/ flante Favonio, davon er ſonder- bar wol ausgibt und fruchtbar macht. Jn die Felder ſoll der Miſt alt/ und in die Wieſen jung ſeyn/ dieſe wollen es im Vollmond/ und jene im Neumonden gethan haben. Man muß auf einmal nicht dungen und ausbreiten/ als was man denſelben Tag wieder einackern kan/ weil es auf dieſe Weiſe am al- lerbeſten ausgibet. Fuͤr die Baͤume und Weinſtoͤcke iſt die beſte Dung alter Menſchenharn/ der etliche Monat geſtanden/ und hernach/ mit ſo viel Waſſer vermiſcht/ zu den Wurtzen gegoſſen wird/ doch muß es ſeyn/ ehe der Fruͤling anlanget. Gleiche Wirckung haben auch die Trebern mit Miſt vermengt/ und den Weinſtoͤcken beygeleget. Das Koth/ das auf der Gaſſen und Straſ- ſen zuſamm geſchlagen worden/ gibt auch eine herrliche Dung/ allenthalben/ wohin man will/ zu gebrauchen. Und indem auf dieſe Weiſe die Aecker auch zwey Jahr Brach und in der Ruhe ligen/ dienet es ſehr viel zu ihrer Fruchtbarkeit; wie in Romagna, Toſcana, Puglia und Sicilia zu ſpuͤhren iſt/ da ſie gar keine Dung brauchen/ ſondern die erſten ihre Dung alle in die Tiber werffen/ und ihre Felder vier oder fuͤnf Jahr Brach ligen laſſen/ davon ſie ſich ſo wol erquicken/ daß ſie von einem Metzen 60/ 70/ 80/ 90/ 100/ und auch bißweilen mehr Gewinn und Verzinſung haben. Dann durch ſolche Ruhe wird der Erden Schoß uͤberaus wieder erfriſchet und traͤchtig gemacht/ daß ſie ihr Kraͤfften erquicket/ verneuet/ und des Men- ſchens Arbeit reichlich zu belohnen/ deſto geſchickter wird. Das Saͤen iſt am beſten/ wann das Æquinoctium vorbey/ und die Blaͤtter anfangen von den Baͤumen zu fallen/ dann bauet man gute traͤchtige Felder zu fruͤhe/ ſo uͤberwaͤchſet ſich das Korn/ und wird gar zu geil. Die Saat ſoll geſchehen im wachſenden Monden/ einen feuchten Grund ſoll man im andern Viertel/ das iſt/ vom 7 biß auf den 14 Tag des Vollmonden/ beſaͤen/ und Mittagwaͤrts; die trockenen und duͤrren Felder aber gegen Aufgang der Sonnen/ allzeit bey trockenem Wetter. Der Saamen ſoll (wie obgedacht) eingeweicht wer- den/ weil die Wuͤrmer/ Schnecken und Ameiſſen ſol- chen nicht beſchaͤdigen/ und auch ſein Wachsthum dar- durch ❁ D ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/45>, abgerufen am 24.11.2024.