Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Eilfftes Buch/ Wasser-Lust.
[Spaltenumbruch]

Wo ein Bach in den Teich gehet/ ist nicht gut/ deß
er allwege hinein fliesse/ dann auf solche Weise nehmen
die Fische die Weide nicht gern/ sondern gehen lieber
dem frischen Wasser zu/ und weil sie der Weide nicht
[Spaltenumbruch] geniessen/ wachsen sie auch nicht gerne/ derhalben/ wo
man das Bach-Wasser kan abkehren/ ists besser/
man lasse nicht mehr Wasser hinein/ als man be-
darff.

Cap. XXV.
Was ferner bey den Teichen zu bedencken.
[Spaltenumbruch]

JN einem neuen Teiche wachsen die Fische in den
ersten fünff oder sechs Jahren am besten/ darnach
soll man die Teiche lähr liegen lassen/ so ziehet die
Gefrier des Winters/ und die Sonnen-Strahlen des
Sommers die Mattigkeit der Erden aus/ wird solche
wieder wolgeschmack/ süß und gut/ und kriegen die Fi-
sche eine desto ergäbigere Nahrung/ will man dann un-
ter der Zeit/ daß der Teiche trocken ist/ Korn oder Ger-
sten darein bauen/ so ist es desto besser/ geschihet es aber
nicht/ so ist dennoch gut/ daß der Boden wol ausge-
trocknet und dardurch sich wieder verjüngert und bes-
sert.

Auch ist bey den Teichen diß in acht zu nehmen/ daß
der Rechen/ wordurch das Uber-Wasser ablaufft/ wol
zugehalten werde/ dann der Karpffen/ wann im Früling
die Wasser anfangen sich zu erwärmen/ unterstehet sich
mit Gewalt durchzudringen/ und fällt durch eine ge-
ringe Lucken heraus/ dardurch der Teich mercklich im
Abgang kommt.

Will man einen Teich ablassen/ der drey oder vier
Sommer gestanden/ und der Grund nicht sonders gut
und feist/ sondern muerich und mosicht ist/ so soll man
ihn über Winter/ oder wol gar ein gantzes Jahr/ öde li-
gen lassen. Hat aber jemand absonderliche Einsätze/
[Spaltenumbruch] darein im Winter Bronnenwasser fällt/ und der Teich
etwan bey 10 Tagwerck seyn mag/ kan man ihn (wie
in der Pfaltz bräuchlich) alle Jahr fischen. Wann
man nun die Fische in der Fasten einsetzen wolte/ mag
mans im Herbst aus dem Teiche fischen/ und was zum
Verkauff dienlich/ oder zum wieder Einsetzen gehört/ je-
des in besondere Einsätze bringen/ ist darum gut/ daß
man nicht aufeysen darf; und wann der Teich den
Winter über ohne Wasser bleibt/ so macht die Gefrier
den Grund mürb und trocken/ so kommt auch jährlich die
unnütze Brut/ Kothpletten/ Rothaugen und dergleichen
mit heraus/ welche sonst den Karpffen die Weide ab-
stehlen; und wann die Karpffen hernach allein zu stehen
kommen/ so wachsen sie lieber.

Wo man die lähren Teiche den Sommer durch
besäet/ und die Teiche vorher wol bedunget/ so wachsen
die Karpffen hernach in einem Jahr besser/ als sonst in
zweyen. Was zu den Teichen an Holtz und andern
nothwendig ist/ soll man im Winter bey guten Schlit-
ten-Wetter/ durch die Unterthanen/ oder durch die
Mayrzüge führen lassen. Was sonst ein Teich-Mei-
ster das gantze Jahr durch zu thun/ davon soll hernach
ausführlich und absonderlich/ so viel es möglich/ gehan-
delt werden.

Cap. XXVI.
Von Abwägung des Wassers.
[Spaltenumbruch]

AN der Abwägung des Wassers ist sehr viel/
und zwar das meiste/ gelegen/ weil man/ ohne die-
se/ nicht wissen kan/ die Höhe oder Dicke des
Damms zu machen/ wann man nicht zuvor urtheilet/
wohin der Wasserfall/ und wie starck er gehet/ wie hoch
das Wasser steigen möchte/ wohin der Ablaß und die
Rechen zu verordnen/ wo der Teich tieff/ seicht/ und
am allertieffesten seyn solle. Theils haben eine rechte
aus Holtz gemachte Wasser-Wage mit einem Bley-
Gewicht/ dabey man abnehmen kan/ ob das Wasser das
man in seinem Teich zu leiten gedencket/ höher oder
nidriger/ thuliche oder vergeblich sey; und diese Prob
muß nicht durch Stümpler/ sondern durch einen guten
und bewährten Teichmeister verrichtet/ muß auch mit
der Arbeit nicht angefangen werden/ biß man in diesem
allen seine Richtigkeit und Gewißheit hat.

Jn den Teichen/ welche nur von der Winter-Flut
erhalten sind/ oder die selbst Bronnen-Adern haben/
kan man an statt/ oder in Ermanglung/ des Wasser-
Gewichts/ nur ein ungeladenes Schieß-Rohr nehmen/
es auf einen oder mehr Pfal also gleich auflegen/ wie
hoch man beyläuffig will/ daß der Damm steigen solle;
[Spaltenumbruch] wann nun der Perpendicul auf das Rohr gesetzt wird/
auch in die Krunsen mit dem Faden gerad einschlägt/
und also zeiget/ daß nun das Rohr gantz eben und gleich
lige; alsdann soll man das Absehen bey dem Anschlag (wie
sonst/ wann man schiessen will) also nehmen/ und beob-
achten/ wohin es treffe/ und daselbst einen Stecken oder
Pfal/ der schon in Bereitschafft seyn solle/ einschlagen
lassen; so hoch nun das Absehen auf das oberste Theil
oder den Kopff des Pfals eintrifft/ so hoch wird das
Wasser an dem äussern Ort sich finden/ also daß er wissen
kan/ wie tieff oder wie seucht das Wasser an dem Ende
des Teichs steigen und wachsen wird/ auch kan er mit-
ten im Teich/ aber einen Pfal so hoch einstecken lassen/
biß desselben Spitzen und oberster Theil durch die radios
visivos,
nach dem Absehen/ getroffen wird/ daher er so
wol bey dem Damm/ wie hoch derselbe muß aufgeführt
werden/ die Tieffen/ als auch in der Mitten/ und an den
Enden wissen kan/ wie tieff und hoch das Wasser aller
Orten fallen wird; das Rohr aber/ wann es durch den
Perpendicul einmal gerad eingerichtet ist/ muß hernach
keines Weges bewogen werden; und wo dieses nicht
voran recht erwogen und abgewogen wird/ ist zu besor-
gen/ man arbeite vergeblich.

Cap.
Eilfftes Buch/ Waſſer-Luſt.
[Spaltenumbruch]

Wo ein Bach in den Teich gehet/ iſt nicht gut/ deß
er allwege hinein flieſſe/ dann auf ſolche Weiſe nehmen
die Fiſche die Weide nicht gern/ ſondern gehen lieber
dem friſchen Waſſer zu/ und weil ſie der Weide nicht
[Spaltenumbruch] genieſſen/ wachſen ſie auch nicht gerne/ derhalben/ wo
man das Bach-Waſſer kan abkehren/ iſts beſſer/
man laſſe nicht mehr Waſſer hinein/ als man be-
darff.

Cap. XXV.
Was ferner bey den Teichen zu bedencken.
[Spaltenumbruch]

JN einem neuen Teiche wachſen die Fiſche in den
erſten fuͤnff oder ſechs Jahren am beſten/ darnach
ſoll man die Teiche laͤhr liegen laſſen/ ſo ziehet die
Gefrier des Winters/ und die Sonnen-Strahlen des
Sommers die Mattigkeit der Erden aus/ wird ſolche
wieder wolgeſchmack/ ſuͤß und gut/ und kriegen die Fi-
ſche eine deſto ergaͤbigere Nahrung/ will man dann un-
ter der Zeit/ daß der Teiche trocken iſt/ Korn oder Ger-
ſten darein bauen/ ſo iſt es deſto beſſer/ geſchihet es aber
nicht/ ſo iſt dennoch gut/ daß der Boden wol ausge-
trocknet und dardurch ſich wieder verjuͤngert und beſ-
ſert.

Auch iſt bey den Teichen diß in acht zu nehmen/ daß
der Rechen/ wordurch das Uber-Waſſer ablaufft/ wol
zugehalten werde/ dann der Karpffen/ wann im Fruͤling
die Waſſer anfangen ſich zu erwaͤrmen/ unterſtehet ſich
mit Gewalt durchzudringen/ und faͤllt durch eine ge-
ringe Lucken heraus/ dardurch der Teich mercklich im
Abgang kommt.

Will man einen Teich ablaſſen/ der drey oder vier
Sommer geſtanden/ und der Grund nicht ſonders gut
und feiſt/ ſondern muerich und moſicht iſt/ ſo ſoll man
ihn uͤber Winter/ oder wol gar ein gantzes Jahr/ oͤde li-
gen laſſen. Hat aber jemand abſonderliche Einſaͤtze/
[Spaltenumbruch] darein im Winter Bronnenwaſſer faͤllt/ und der Teich
etwan bey 10 Tagwerck ſeyn mag/ kan man ihn (wie
in der Pfaltz braͤuchlich) alle Jahr fiſchen. Wann
man nun die Fiſche in der Faſten einſetzen wolte/ mag
mans im Herbſt aus dem Teiche fiſchen/ und was zum
Verkauff dienlich/ oder zum wieder Einſetzen gehoͤrt/ je-
des in beſondere Einſaͤtze bringen/ iſt darum gut/ daß
man nicht aufeyſen darf; und wann der Teich den
Winter uͤber ohne Waſſer bleibt/ ſo macht die Gefrier
den Grund muͤrb und trocken/ ſo kommt auch jaͤhrlich die
unnuͤtze Brut/ Kothpletten/ Rothaugen und dergleichen
mit heraus/ welche ſonſt den Karpffen die Weide ab-
ſtehlen; und wann die Karpffen hernach allein zu ſtehen
kommen/ ſo wachſen ſie lieber.

Wo man die laͤhren Teiche den Sommer durch
beſaͤet/ und die Teiche vorher wol bedunget/ ſo wachſen
die Karpffen hernach in einem Jahr beſſer/ als ſonſt in
zweyen. Was zu den Teichen an Holtz und andern
nothwendig iſt/ ſoll man im Winter bey guten Schlit-
ten-Wetter/ durch die Unterthanen/ oder durch die
Mayrzuͤge fuͤhren laſſen. Was ſonſt ein Teich-Mei-
ſter das gantze Jahr durch zu thun/ davon ſoll hernach
ausfuͤhrlich und abſonderlich/ ſo viel es moͤglich/ gehan-
delt werden.

Cap. XXVI.
Von Abwaͤgung des Waſſers.
[Spaltenumbruch]

AN der Abwaͤgung des Waſſers iſt ſehr viel/
und zwar das meiſte/ gelegen/ weil man/ ohne die-
ſe/ nicht wiſſen kan/ die Hoͤhe oder Dicke des
Damms zu machen/ wann man nicht zuvor urtheilet/
wohin der Waſſerfall/ und wie ſtarck er gehet/ wie hoch
das Waſſer ſteigen moͤchte/ wohin der Ablaß und die
Rechen zu verordnen/ wo der Teich tieff/ ſeicht/ und
am allertieffeſten ſeyn ſolle. Theils haben eine rechte
aus Holtz gemachte Waſſer-Wage mit einem Bley-
Gewicht/ dabey man abnehmen kan/ ob das Waſſer das
man in ſeinem Teich zu leiten gedencket/ hoͤher oder
nidriger/ thuliche oder vergeblich ſey; und dieſe Prob
muß nicht durch Stuͤmpler/ ſondern durch einen guten
und bewaͤhrten Teichmeiſter verrichtet/ muß auch mit
der Arbeit nicht angefangen werden/ biß man in dieſem
allen ſeine Richtigkeit und Gewißheit hat.

Jn den Teichen/ welche nur von der Winter-Flut
erhalten ſind/ oder die ſelbſt Bronnen-Adern haben/
kan man an ſtatt/ oder in Ermanglung/ des Waſſer-
Gewichts/ nur ein ungeladenes Schieß-Rohr nehmen/
es auf einen oder mehr Pfal alſo gleich auflegen/ wie
hoch man beylaͤuffig will/ daß der Damm ſteigen ſolle;
[Spaltenumbruch] wann nun der Perpendicul auf das Rohr geſetzt wird/
auch in die Krunſen mit dem Faden gerad einſchlaͤgt/
und alſo zeiget/ daß nun das Rohr gantz eben und gleich
lige; alsdann ſoll man das Abſehen bey dem Anſchlag (wie
ſonſt/ wann man ſchieſſen will) alſo nehmen/ und beob-
achten/ wohin es treffe/ und daſelbſt einen Stecken oder
Pfal/ der ſchon in Bereitſchafft ſeyn ſolle/ einſchlagen
laſſen; ſo hoch nun das Abſehen auf das oberſte Theil
oder den Kopff des Pfals eintrifft/ ſo hoch wird das
Waſſer an dem aͤuſſern Ort ſich finden/ alſo daß er wiſſen
kan/ wie tieff oder wie ſeucht das Waſſer an dem Ende
des Teichs ſteigen und wachſen wird/ auch kan er mit-
ten im Teich/ aber einen Pfal ſo hoch einſtecken laſſen/
biß deſſelben Spitzen und oberſter Theil durch die radios
viſivos,
nach dem Abſehen/ getroffen wird/ daher er ſo
wol bey dem Damm/ wie hoch derſelbe muß aufgefuͤhrt
werden/ die Tieffen/ als auch in der Mitten/ und an den
Enden wiſſen kan/ wie tieff und hoch das Waſſer aller
Orten fallen wird; das Rohr aber/ wann es durch den
Perpendicul einmal gerad eingerichtet iſt/ muß hernach
keines Weges bewogen werden; und wo dieſes nicht
voran recht erwogen und abgewogen wird/ iſt zu beſor-
gen/ man arbeite vergeblich.

Cap.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0489" n="471"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Eilfftes Buch/ Wa&#x017F;&#x017F;er-Lu&#x017F;t.</hi> </fw><lb/>
            <cb/>
            <p>Wo ein Bach in den Teich gehet/ i&#x017F;t nicht gut/ deß<lb/>
er allwege hinein flie&#x017F;&#x017F;e/ dann auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e nehmen<lb/>
die Fi&#x017F;che die Weide nicht gern/ &#x017F;ondern gehen lieber<lb/>
dem fri&#x017F;chen Wa&#x017F;&#x017F;er zu/ und weil &#x017F;ie der Weide nicht<lb/><cb/>
genie&#x017F;&#x017F;en/ wach&#x017F;en &#x017F;ie auch nicht gerne/ derhalben/ wo<lb/>
man das Bach-Wa&#x017F;&#x017F;er kan abkehren/ i&#x017F;ts be&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
man la&#x017F;&#x017F;e nicht mehr Wa&#x017F;&#x017F;er hinein/ als man be-<lb/>
darff.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> XXV.</hi> </hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Was ferner bey den Teichen zu bedencken.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">J</hi>N einem neuen Teiche wach&#x017F;en die Fi&#x017F;che in den<lb/>
er&#x017F;ten fu&#x0364;nff oder &#x017F;echs Jahren am be&#x017F;ten/ darnach<lb/>
&#x017F;oll man die Teiche la&#x0364;hr liegen la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o ziehet die<lb/>
Gefrier des Winters/ und die Sonnen-Strahlen des<lb/>
Sommers die Mattigkeit der Erden aus/ wird &#x017F;olche<lb/>
wieder wolge&#x017F;chmack/ &#x017F;u&#x0364;ß und gut/ und kriegen die Fi-<lb/>
&#x017F;che eine de&#x017F;to erga&#x0364;bigere Nahrung/ will man dann un-<lb/>
ter der Zeit/ daß der Teiche trocken i&#x017F;t/ Korn oder Ger-<lb/>
&#x017F;ten darein bauen/ &#x017F;o i&#x017F;t es de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er/ ge&#x017F;chihet es aber<lb/>
nicht/ &#x017F;o i&#x017F;t dennoch gut/ daß der Boden wol ausge-<lb/>
trocknet und dardurch &#x017F;ich wieder verju&#x0364;ngert und be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ert.</p><lb/>
            <p>Auch i&#x017F;t bey den Teichen diß in acht zu nehmen/ daß<lb/>
der Rechen/ wordurch das Uber-Wa&#x017F;&#x017F;er ablaufft/ wol<lb/>
zugehalten werde/ dann der Karpffen/ wann im Fru&#x0364;ling<lb/>
die Wa&#x017F;&#x017F;er anfangen &#x017F;ich zu erwa&#x0364;rmen/ unter&#x017F;tehet &#x017F;ich<lb/>
mit Gewalt durchzudringen/ und fa&#x0364;llt durch eine ge-<lb/>
ringe Lucken heraus/ dardurch der Teich mercklich im<lb/>
Abgang kommt.</p><lb/>
            <p>Will man einen Teich abla&#x017F;&#x017F;en/ der drey oder vier<lb/>
Sommer ge&#x017F;tanden/ und der Grund nicht &#x017F;onders gut<lb/>
und fei&#x017F;t/ &#x017F;ondern muerich und mo&#x017F;icht i&#x017F;t/ &#x017F;o &#x017F;oll man<lb/>
ihn u&#x0364;ber Winter/ oder wol gar ein gantzes Jahr/ o&#x0364;de li-<lb/>
gen la&#x017F;&#x017F;en. Hat aber jemand ab&#x017F;onderliche Ein&#x017F;a&#x0364;tze/<lb/><cb/>
darein im Winter Bronnenwa&#x017F;&#x017F;er fa&#x0364;llt/ und der Teich<lb/>
etwan bey 10 Tagwerck &#x017F;eyn mag/ kan man ihn (wie<lb/>
in der Pfaltz bra&#x0364;uchlich) alle Jahr fi&#x017F;chen. Wann<lb/>
man nun die Fi&#x017F;che in der Fa&#x017F;ten ein&#x017F;etzen wolte/ mag<lb/>
mans im Herb&#x017F;t aus dem Teiche fi&#x017F;chen/ und was zum<lb/>
Verkauff dienlich/ oder zum wieder Ein&#x017F;etzen geho&#x0364;rt/ je-<lb/>
des in be&#x017F;ondere Ein&#x017F;a&#x0364;tze bringen/ i&#x017F;t darum gut/ daß<lb/>
man nicht aufey&#x017F;en darf; und wann der Teich den<lb/>
Winter u&#x0364;ber ohne Wa&#x017F;&#x017F;er bleibt/ &#x017F;o macht die Gefrier<lb/>
den Grund mu&#x0364;rb und trocken/ &#x017F;o kommt auch ja&#x0364;hrlich die<lb/>
unnu&#x0364;tze Brut/ Kothpletten/ Rothaugen und dergleichen<lb/>
mit heraus/ welche &#x017F;on&#x017F;t den Karpffen die Weide ab-<lb/>
&#x017F;tehlen; und wann die Karpffen hernach allein zu &#x017F;tehen<lb/>
kommen/ &#x017F;o wach&#x017F;en &#x017F;ie lieber.</p><lb/>
            <p>Wo man die la&#x0364;hren Teiche den Sommer durch<lb/>
be&#x017F;a&#x0364;et/ und die Teiche vorher wol bedunget/ &#x017F;o wach&#x017F;en<lb/>
die Karpffen hernach in einem Jahr be&#x017F;&#x017F;er/ als &#x017F;on&#x017F;t in<lb/>
zweyen. Was zu den Teichen an Holtz und andern<lb/>
nothwendig i&#x017F;t/ &#x017F;oll man im Winter bey guten Schlit-<lb/>
ten-Wetter/ durch die Unterthanen/ oder durch die<lb/>
Mayrzu&#x0364;ge fu&#x0364;hren la&#x017F;&#x017F;en. Was &#x017F;on&#x017F;t ein Teich-Mei-<lb/>
&#x017F;ter das gantze Jahr durch zu thun/ davon &#x017F;oll hernach<lb/>
ausfu&#x0364;hrlich und ab&#x017F;onderlich/ &#x017F;o viel es mo&#x0364;glich/ gehan-<lb/>
delt werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> XXVI.</hi> </hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von Abwa&#x0364;gung des Wa&#x017F;&#x017F;ers.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">A</hi>N der Abwa&#x0364;gung des Wa&#x017F;&#x017F;ers i&#x017F;t &#x017F;ehr viel/<lb/>
und zwar das mei&#x017F;te/ gelegen/ weil man/ ohne die-<lb/>
&#x017F;e/ nicht wi&#x017F;&#x017F;en kan/ die Ho&#x0364;he oder Dicke des<lb/>
Damms zu machen/ wann man nicht zuvor urtheilet/<lb/>
wohin der Wa&#x017F;&#x017F;erfall/ und wie &#x017F;tarck er gehet/ wie hoch<lb/>
das Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;teigen mo&#x0364;chte/ wohin der Ablaß und die<lb/>
Rechen zu verordnen/ wo der Teich tieff/ &#x017F;eicht/ und<lb/>
am allertieffe&#x017F;ten &#x017F;eyn &#x017F;olle. Theils haben eine rechte<lb/>
aus Holtz gemachte Wa&#x017F;&#x017F;er-Wage mit einem Bley-<lb/>
Gewicht/ dabey man abnehmen kan/ ob das Wa&#x017F;&#x017F;er das<lb/>
man in &#x017F;einem Teich zu leiten gedencket/ ho&#x0364;her oder<lb/>
nidriger/ thuliche oder vergeblich &#x017F;ey; und die&#x017F;e Prob<lb/>
muß nicht durch Stu&#x0364;mpler/ &#x017F;ondern durch einen guten<lb/>
und bewa&#x0364;hrten Teichmei&#x017F;ter verrichtet/ muß auch mit<lb/>
der Arbeit nicht angefangen werden/ biß man in die&#x017F;em<lb/>
allen &#x017F;eine Richtigkeit und Gewißheit hat.</p><lb/>
            <p>Jn den Teichen/ welche nur von der Winter-Flut<lb/>
erhalten &#x017F;ind/ oder die &#x017F;elb&#x017F;t Bronnen-Adern haben/<lb/>
kan man an &#x017F;tatt/ oder in Ermanglung/ des Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
Gewichts/ nur ein ungeladenes Schieß-Rohr nehmen/<lb/>
es auf einen oder mehr Pfal al&#x017F;o gleich auflegen/ wie<lb/>
hoch man beyla&#x0364;uffig will/ daß der Damm &#x017F;teigen &#x017F;olle;<lb/><cb/>
wann nun der <hi rendition="#aq">Perpendicul</hi> auf das Rohr ge&#x017F;etzt wird/<lb/>
auch in die Krun&#x017F;en mit dem Faden gerad ein&#x017F;chla&#x0364;gt/<lb/>
und al&#x017F;o zeiget/ daß nun das Rohr gantz eben und gleich<lb/>
lige; alsdann &#x017F;oll man das Ab&#x017F;ehen bey dem An&#x017F;chlag (wie<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t/ wann man &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en will) al&#x017F;o nehmen/ und beob-<lb/>
achten/ wohin es treffe/ und da&#x017F;elb&#x017F;t einen Stecken oder<lb/>
Pfal/ der &#x017F;chon in Bereit&#x017F;chafft &#x017F;eyn &#x017F;olle/ ein&#x017F;chlagen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;o hoch nun das Ab&#x017F;ehen auf das ober&#x017F;te Theil<lb/>
oder den Kopff des Pfals eintrifft/ &#x017F;o hoch wird das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er an dem a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern Ort &#x017F;ich finden/ al&#x017F;o daß er wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
kan/ wie tieff oder wie &#x017F;eucht das Wa&#x017F;&#x017F;er an dem Ende<lb/>
des Teichs &#x017F;teigen und wach&#x017F;en wird/ auch kan er mit-<lb/>
ten im Teich/ aber einen Pfal &#x017F;o hoch ein&#x017F;tecken la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
biß de&#x017F;&#x017F;elben Spitzen und ober&#x017F;ter Theil durch die <hi rendition="#aq">radios<lb/>
vi&#x017F;ivos,</hi> nach dem Ab&#x017F;ehen/ getroffen wird/ daher er &#x017F;o<lb/>
wol bey dem Damm/ wie hoch der&#x017F;elbe muß aufgefu&#x0364;hrt<lb/>
werden/ die Tieffen/ als auch in der Mitten/ und an den<lb/>
Enden wi&#x017F;&#x017F;en kan/ wie tieff und hoch das Wa&#x017F;&#x017F;er aller<lb/>
Orten fallen wird; das Rohr aber/ wann es durch den<lb/><hi rendition="#aq">Perpendicul</hi> einmal gerad eingerichtet i&#x017F;t/ muß hernach<lb/>
keines Weges bewogen werden; und wo die&#x017F;es nicht<lb/>
voran recht erwogen und abgewogen wird/ i&#x017F;t zu be&#x017F;or-<lb/>
gen/ man arbeite vergeblich.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#k">Cap.</hi> </hi> </hi> </hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[471/0489] Eilfftes Buch/ Waſſer-Luſt. Wo ein Bach in den Teich gehet/ iſt nicht gut/ deß er allwege hinein flieſſe/ dann auf ſolche Weiſe nehmen die Fiſche die Weide nicht gern/ ſondern gehen lieber dem friſchen Waſſer zu/ und weil ſie der Weide nicht genieſſen/ wachſen ſie auch nicht gerne/ derhalben/ wo man das Bach-Waſſer kan abkehren/ iſts beſſer/ man laſſe nicht mehr Waſſer hinein/ als man be- darff. Cap. XXV. Was ferner bey den Teichen zu bedencken. JN einem neuen Teiche wachſen die Fiſche in den erſten fuͤnff oder ſechs Jahren am beſten/ darnach ſoll man die Teiche laͤhr liegen laſſen/ ſo ziehet die Gefrier des Winters/ und die Sonnen-Strahlen des Sommers die Mattigkeit der Erden aus/ wird ſolche wieder wolgeſchmack/ ſuͤß und gut/ und kriegen die Fi- ſche eine deſto ergaͤbigere Nahrung/ will man dann un- ter der Zeit/ daß der Teiche trocken iſt/ Korn oder Ger- ſten darein bauen/ ſo iſt es deſto beſſer/ geſchihet es aber nicht/ ſo iſt dennoch gut/ daß der Boden wol ausge- trocknet und dardurch ſich wieder verjuͤngert und beſ- ſert. Auch iſt bey den Teichen diß in acht zu nehmen/ daß der Rechen/ wordurch das Uber-Waſſer ablaufft/ wol zugehalten werde/ dann der Karpffen/ wann im Fruͤling die Waſſer anfangen ſich zu erwaͤrmen/ unterſtehet ſich mit Gewalt durchzudringen/ und faͤllt durch eine ge- ringe Lucken heraus/ dardurch der Teich mercklich im Abgang kommt. Will man einen Teich ablaſſen/ der drey oder vier Sommer geſtanden/ und der Grund nicht ſonders gut und feiſt/ ſondern muerich und moſicht iſt/ ſo ſoll man ihn uͤber Winter/ oder wol gar ein gantzes Jahr/ oͤde li- gen laſſen. Hat aber jemand abſonderliche Einſaͤtze/ darein im Winter Bronnenwaſſer faͤllt/ und der Teich etwan bey 10 Tagwerck ſeyn mag/ kan man ihn (wie in der Pfaltz braͤuchlich) alle Jahr fiſchen. Wann man nun die Fiſche in der Faſten einſetzen wolte/ mag mans im Herbſt aus dem Teiche fiſchen/ und was zum Verkauff dienlich/ oder zum wieder Einſetzen gehoͤrt/ je- des in beſondere Einſaͤtze bringen/ iſt darum gut/ daß man nicht aufeyſen darf; und wann der Teich den Winter uͤber ohne Waſſer bleibt/ ſo macht die Gefrier den Grund muͤrb und trocken/ ſo kommt auch jaͤhrlich die unnuͤtze Brut/ Kothpletten/ Rothaugen und dergleichen mit heraus/ welche ſonſt den Karpffen die Weide ab- ſtehlen; und wann die Karpffen hernach allein zu ſtehen kommen/ ſo wachſen ſie lieber. Wo man die laͤhren Teiche den Sommer durch beſaͤet/ und die Teiche vorher wol bedunget/ ſo wachſen die Karpffen hernach in einem Jahr beſſer/ als ſonſt in zweyen. Was zu den Teichen an Holtz und andern nothwendig iſt/ ſoll man im Winter bey guten Schlit- ten-Wetter/ durch die Unterthanen/ oder durch die Mayrzuͤge fuͤhren laſſen. Was ſonſt ein Teich-Mei- ſter das gantze Jahr durch zu thun/ davon ſoll hernach ausfuͤhrlich und abſonderlich/ ſo viel es moͤglich/ gehan- delt werden. Cap. XXVI. Von Abwaͤgung des Waſſers. AN der Abwaͤgung des Waſſers iſt ſehr viel/ und zwar das meiſte/ gelegen/ weil man/ ohne die- ſe/ nicht wiſſen kan/ die Hoͤhe oder Dicke des Damms zu machen/ wann man nicht zuvor urtheilet/ wohin der Waſſerfall/ und wie ſtarck er gehet/ wie hoch das Waſſer ſteigen moͤchte/ wohin der Ablaß und die Rechen zu verordnen/ wo der Teich tieff/ ſeicht/ und am allertieffeſten ſeyn ſolle. Theils haben eine rechte aus Holtz gemachte Waſſer-Wage mit einem Bley- Gewicht/ dabey man abnehmen kan/ ob das Waſſer das man in ſeinem Teich zu leiten gedencket/ hoͤher oder nidriger/ thuliche oder vergeblich ſey; und dieſe Prob muß nicht durch Stuͤmpler/ ſondern durch einen guten und bewaͤhrten Teichmeiſter verrichtet/ muß auch mit der Arbeit nicht angefangen werden/ biß man in dieſem allen ſeine Richtigkeit und Gewißheit hat. Jn den Teichen/ welche nur von der Winter-Flut erhalten ſind/ oder die ſelbſt Bronnen-Adern haben/ kan man an ſtatt/ oder in Ermanglung/ des Waſſer- Gewichts/ nur ein ungeladenes Schieß-Rohr nehmen/ es auf einen oder mehr Pfal alſo gleich auflegen/ wie hoch man beylaͤuffig will/ daß der Damm ſteigen ſolle; wann nun der Perpendicul auf das Rohr geſetzt wird/ auch in die Krunſen mit dem Faden gerad einſchlaͤgt/ und alſo zeiget/ daß nun das Rohr gantz eben und gleich lige; alsdann ſoll man das Abſehen bey dem Anſchlag (wie ſonſt/ wann man ſchieſſen will) alſo nehmen/ und beob- achten/ wohin es treffe/ und daſelbſt einen Stecken oder Pfal/ der ſchon in Bereitſchafft ſeyn ſolle/ einſchlagen laſſen; ſo hoch nun das Abſehen auf das oberſte Theil oder den Kopff des Pfals eintrifft/ ſo hoch wird das Waſſer an dem aͤuſſern Ort ſich finden/ alſo daß er wiſſen kan/ wie tieff oder wie ſeucht das Waſſer an dem Ende des Teichs ſteigen und wachſen wird/ auch kan er mit- ten im Teich/ aber einen Pfal ſo hoch einſtecken laſſen/ biß deſſelben Spitzen und oberſter Theil durch die radios viſivos, nach dem Abſehen/ getroffen wird/ daher er ſo wol bey dem Damm/ wie hoch derſelbe muß aufgefuͤhrt werden/ die Tieffen/ als auch in der Mitten/ und an den Enden wiſſen kan/ wie tieff und hoch das Waſſer aller Orten fallen wird; das Rohr aber/ wann es durch den Perpendicul einmal gerad eingerichtet iſt/ muß hernach keines Weges bewogen werden; und wo dieſes nicht voran recht erwogen und abgewogen wird/ iſt zu beſor- gen/ man arbeite vergeblich. Cap.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/489
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/489>, abgerufen am 22.11.2024.