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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Abbildung]
[Spaltenumbruch] here und tieffere Absätze/ damit/ das Wasser falle gleich
oder wachse/ er dennoch allzeit seine gelegensame Her-
berge finde. Foeminae (sagt Rondeletius) unicus est
meatus, & ad excernenda excrementa, & ad parien-
dum
.

Sie sollen zu Nachts versammlet in die nächsten
Holtzstätte ziehen/ und wann sie etliche Bäume haben
gefället/ legen sie die Alten/ die stumpfe Zähne haben/
und nicht hauen können/ auf den Rucken/ laden ihnen
die Bäume auf/ die umfangen sie mit ihren vordern
Füssen/ daß sie nicht abfallen/ und werden also mit dieser
Fuhr beladen von den andern nach Hause gezogen/ und
diese werden hernach am Rucken erkennet/ weil ihre
Haar daselbst gantz hingestossen und abgewetzt sind; und
schreibt Albertus Magnus, er habe diß von einem erfahr-
nen Jäger gehöret; dergleichen wird auch von denen
Murmelthieren von etlichen geglaubt.

Daß ihm der Biber selbst soll die Gailen ausbeis-
sen/ wenn er in Gefahr ist/ gefangen zu werden/ ist eine
alte Fabel/ die unmöglich ist/ dann der Biber viel zu
dick/ ungelenck und übel geschickt ist/ daß er dergleichen/
wann er auch schon wolte/ nie würde vollbringen können;
weil sie gar inwendig bey den Lenden am Rückgrad ver-
borgen liegen.

Der Schweiff ist/ nachdem das Thier groß/ einer
guten Spannen lang/ zwey Finger dick/ und sechs Fin-
ger breit/ biß drey und vierpfündig/ in der Mitte ist er
am dickesten/ und gegen den Enden etwas abgeschliffe-
ner/ mit einer glatten schwartz-Aschenfärbichten/ doch
mit gewissen Linien/ als ob es Schuppen wären/ artlich
eingetheilten Haut überzogen. Fische soll er nicht fres-
sen/ und schreibt Jonstonus, daß Herr Pelicerius, Bi-
schoff zu Monpelier, es probirt/ und ihnen lebende und
todte Fische vorgeben lassen/ die sie doch nie anriechen/
geschweige gar angreiffen und fressen wollen.

[Spaltenumbruch]

Die so genannte und berühmte Bibergailen sind nicht
eigentlich ihre Gailen/ sondern zwo Blasen/ mit einem
Häutlein überzogen/ darinn ist eine gelbe/ weichlichte/
und Wachsförmige Materi/ eines scharffen Geruchs;
in einer jeden Blasen ist wieder ein kleiners Bälglein/
und darinnen eine Wachs-gelbe und stinckende Materi.
Diß haben beede Männlein und Weiblein/ doch diese so
klein/ daß sie nicht über eine Unzen wägen wird/ da jene/
die in dem Männlein sich befinden/ wol auf ein Pfund
wägen können/ wie Gesnerus bezeuget; sind in allen A-
pothecken sehr im Gebrauch/ einer wärmenden und trock-
nenden Eigenschafft/ von subtiler durchdringender Art/
aus Essig eingenommen/ dienet sie wieder die Winde/
Grimmen/ und Gifft; im Wein/ darinnen Rauten
gesotten/ wider die Frayß und andere erkaltende Zustän-
de des Haubtes/ bewegt und stärcket das Hirn/ ver-
treibt die Schlaffsucht; der Rauch davon ist gut denen/
die die Mutter-Frayß leiden.

Olaus Magnus schreibt/ daß die Nordischen Wei-
ber ein gewisses Experiment haben/ daß sie einer zum
Kind arbeitenden Frauen einer Haselnuß groß Bibergail
in Bier zu trincken geben/ davon die Geburt mercklich
erleichtert wird; zur Zeit der Infection machen sie einen
Rauch davon/ so alle gifftige Lufft verjaget; mit Ro-
senwasser eingenommen/ oder mit Rosen-Oel gemischt/
und den Kopf damit bestrichen/ macht es schlaffend/
ist daher den Unsinnigen sehr nützlich.

Merckwürdig ist/ was D. Thomas Bartholinus in
Actis Medico-Philosophicis Hafniensibus volum. 1.
Observ.
49. von den Jnsuln Ferroen, so dem König-
reich Dennemarck unterworffen sind/ meldet/ daß da-
selbst bißweilen Wallfische zu sehen/ von den Jnwoh-
nern Roer- und Trold-Walen genennet/ die den Schif-
sen gefährlich sind/ und solche offt mit ihrem Rucken
manchesmal in die Höhe schieben/ da sie nicht mit we-

niger

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Abbildung]
[Spaltenumbruch] here und tieffere Abſaͤtze/ damit/ das Waſſer falle gleich
oder wachſe/ er dennoch allzeit ſeine gelegenſame Her-
berge finde. Fœminæ (ſagt Rondeletius) unicus eſt
meatus, & ad excernenda excrementa, & ad parien-
dum
.

Sie ſollen zu Nachts verſammlet in die naͤchſten
Holtzſtaͤtte ziehen/ und wann ſie etliche Baͤume haben
gefaͤllet/ legen ſie die Alten/ die ſtumpfe Zaͤhne haben/
und nicht hauen koͤnnen/ auf den Rucken/ laden ihnen
die Baͤume auf/ die umfangen ſie mit ihren vordern
Fuͤſſen/ daß ſie nicht abfallen/ und werden alſo mit dieſer
Fuhr beladen von den andern nach Hauſe gezogen/ und
dieſe werden hernach am Rucken erkennet/ weil ihre
Haar daſelbſt gantz hingeſtoſſen und abgewetzt ſind; und
ſchreibt Albertus Magnus, er habe diß von einem erfahr-
nen Jaͤger gehoͤret; dergleichen wird auch von denen
Murmelthieren von etlichen geglaubt.

Daß ihm der Biber ſelbſt ſoll die Gailen ausbeiſ-
ſen/ wenn er in Gefahr iſt/ gefangen zu werden/ iſt eine
alte Fabel/ die unmoͤglich iſt/ dann der Biber viel zu
dick/ ungelenck und uͤbel geſchickt iſt/ daß er dergleichen/
wann er auch ſchon wolte/ nie wuͤrde vollbringen koͤnnen;
weil ſie gar inwendig bey den Lenden am Ruͤckgrad ver-
borgen liegen.

Der Schweiff iſt/ nachdem das Thier groß/ einer
guten Spannen lang/ zwey Finger dick/ und ſechs Fin-
ger breit/ biß drey und vierpfuͤndig/ in der Mitte iſt er
am dickeſten/ und gegen den Enden etwas abgeſchliffe-
ner/ mit einer glatten ſchwartz-Aſchenfaͤrbichten/ doch
mit gewiſſen Linien/ als ob es Schuppen waͤren/ artlich
eingetheilten Haut uͤberzogen. Fiſche ſoll er nicht freſ-
ſen/ und ſchreibt Jonſtonus, daß Herr Pelicerius, Bi-
ſchoff zu Monpelier, es probirt/ und ihnen lebende und
todte Fiſche vorgeben laſſen/ die ſie doch nie anriechen/
geſchweige gar angreiffen und freſſen wollen.

[Spaltenumbruch]

Die ſo genannte und beruͤhmte Bibergailen ſind nicht
eigentlich ihre Gailen/ ſondern zwo Blaſen/ mit einem
Haͤutlein uͤberzogen/ darinn iſt eine gelbe/ weichlichte/
und Wachsfoͤrmige Materi/ eines ſcharffen Geruchs;
in einer jeden Blaſen iſt wieder ein kleiners Baͤlglein/
und darinnen eine Wachs-gelbe und ſtinckende Materi.
Diß haben beede Maͤnnlein und Weiblein/ doch dieſe ſo
klein/ daß ſie nicht uͤber eine Unzen waͤgen wird/ da jene/
die in dem Maͤnnlein ſich befinden/ wol auf ein Pfund
waͤgen koͤnnen/ wie Geſnerus bezeuget; ſind in allen A-
pothecken ſehr im Gebrauch/ einer waͤrmenden und trock-
nenden Eigenſchafft/ von ſubtiler durchdringender Art/
aus Eſſig eingenommen/ dienet ſie wieder die Winde/
Grimmen/ und Gifft; im Wein/ darinnen Rauten
geſotten/ wider die Frayß und andere erkaltende Zuſtaͤn-
de des Haubtes/ bewegt und ſtaͤrcket das Hirn/ ver-
treibt die Schlaffſucht; der Rauch davon iſt gut denen/
die die Mutter-Frayß leiden.

Olaus Magnus ſchreibt/ daß die Nordiſchen Wei-
ber ein gewiſſes Experiment haben/ daß ſie einer zum
Kind arbeitenden Frauen einer Haſelnuß groß Bibergail
in Bier zu trincken geben/ davon die Geburt mercklich
erleichtert wird; zur Zeit der Infection machen ſie einen
Rauch davon/ ſo alle gifftige Lufft verjaget; mit Ro-
ſenwaſſer eingenommen/ oder mit Roſen-Oel gemiſcht/
und den Kopf damit beſtrichen/ macht es ſchlaffend/
iſt daher den Unſinnigen ſehr nuͤtzlich.

Merckwuͤrdig iſt/ was D. Thomas Bartholinus in
Actis Medico-Philoſophicis Hafnienſibus volum. 1.
Obſerv.
49. von den Jnſuln Ferroen, ſo dem Koͤnig-
reich Dennemarck unterworffen ſind/ meldet/ daß da-
ſelbſt bißweilen Wallfiſche zu ſehen/ von den Jnwoh-
nern Roër- und Trold-Walen genennet/ die den Schif-
ſen gefaͤhrlich ſind/ und ſolche offt mit ihrem Rucken
manchesmal in die Hoͤhe ſchieben/ da ſie nicht mit we-

niger
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[550/0568] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens [Abbildung] here und tieffere Abſaͤtze/ damit/ das Waſſer falle gleich oder wachſe/ er dennoch allzeit ſeine gelegenſame Her- berge finde. Fœminæ (ſagt Rondeletius) unicus eſt meatus, & ad excernenda excrementa, & ad parien- dum. Sie ſollen zu Nachts verſammlet in die naͤchſten Holtzſtaͤtte ziehen/ und wann ſie etliche Baͤume haben gefaͤllet/ legen ſie die Alten/ die ſtumpfe Zaͤhne haben/ und nicht hauen koͤnnen/ auf den Rucken/ laden ihnen die Baͤume auf/ die umfangen ſie mit ihren vordern Fuͤſſen/ daß ſie nicht abfallen/ und werden alſo mit dieſer Fuhr beladen von den andern nach Hauſe gezogen/ und dieſe werden hernach am Rucken erkennet/ weil ihre Haar daſelbſt gantz hingeſtoſſen und abgewetzt ſind; und ſchreibt Albertus Magnus, er habe diß von einem erfahr- nen Jaͤger gehoͤret; dergleichen wird auch von denen Murmelthieren von etlichen geglaubt. Daß ihm der Biber ſelbſt ſoll die Gailen ausbeiſ- ſen/ wenn er in Gefahr iſt/ gefangen zu werden/ iſt eine alte Fabel/ die unmoͤglich iſt/ dann der Biber viel zu dick/ ungelenck und uͤbel geſchickt iſt/ daß er dergleichen/ wann er auch ſchon wolte/ nie wuͤrde vollbringen koͤnnen; weil ſie gar inwendig bey den Lenden am Ruͤckgrad ver- borgen liegen. Der Schweiff iſt/ nachdem das Thier groß/ einer guten Spannen lang/ zwey Finger dick/ und ſechs Fin- ger breit/ biß drey und vierpfuͤndig/ in der Mitte iſt er am dickeſten/ und gegen den Enden etwas abgeſchliffe- ner/ mit einer glatten ſchwartz-Aſchenfaͤrbichten/ doch mit gewiſſen Linien/ als ob es Schuppen waͤren/ artlich eingetheilten Haut uͤberzogen. Fiſche ſoll er nicht freſ- ſen/ und ſchreibt Jonſtonus, daß Herr Pelicerius, Bi- ſchoff zu Monpelier, es probirt/ und ihnen lebende und todte Fiſche vorgeben laſſen/ die ſie doch nie anriechen/ geſchweige gar angreiffen und freſſen wollen. Die ſo genannte und beruͤhmte Bibergailen ſind nicht eigentlich ihre Gailen/ ſondern zwo Blaſen/ mit einem Haͤutlein uͤberzogen/ darinn iſt eine gelbe/ weichlichte/ und Wachsfoͤrmige Materi/ eines ſcharffen Geruchs; in einer jeden Blaſen iſt wieder ein kleiners Baͤlglein/ und darinnen eine Wachs-gelbe und ſtinckende Materi. Diß haben beede Maͤnnlein und Weiblein/ doch dieſe ſo klein/ daß ſie nicht uͤber eine Unzen waͤgen wird/ da jene/ die in dem Maͤnnlein ſich befinden/ wol auf ein Pfund waͤgen koͤnnen/ wie Geſnerus bezeuget; ſind in allen A- pothecken ſehr im Gebrauch/ einer waͤrmenden und trock- nenden Eigenſchafft/ von ſubtiler durchdringender Art/ aus Eſſig eingenommen/ dienet ſie wieder die Winde/ Grimmen/ und Gifft; im Wein/ darinnen Rauten geſotten/ wider die Frayß und andere erkaltende Zuſtaͤn- de des Haubtes/ bewegt und ſtaͤrcket das Hirn/ ver- treibt die Schlaffſucht; der Rauch davon iſt gut denen/ die die Mutter-Frayß leiden. Olaus Magnus ſchreibt/ daß die Nordiſchen Wei- ber ein gewiſſes Experiment haben/ daß ſie einer zum Kind arbeitenden Frauen einer Haſelnuß groß Bibergail in Bier zu trincken geben/ davon die Geburt mercklich erleichtert wird; zur Zeit der Infection machen ſie einen Rauch davon/ ſo alle gifftige Lufft verjaget; mit Ro- ſenwaſſer eingenommen/ oder mit Roſen-Oel gemiſcht/ und den Kopf damit beſtrichen/ macht es ſchlaffend/ iſt daher den Unſinnigen ſehr nuͤtzlich. Merckwuͤrdig iſt/ was D. Thomas Bartholinus in Actis Medico-Philoſophicis Hafnienſibus volum. 1. Obſerv. 49. von den Jnſuln Ferroen, ſo dem Koͤnig- reich Dennemarck unterworffen ſind/ meldet/ daß da- ſelbſt bißweilen Wallfiſche zu ſehen/ von den Jnwoh- nern Roër- und Trold-Walen genennet/ die den Schif- ſen gefaͤhrlich ſind/ und ſolche offt mit ihrem Rucken manchesmal in die Hoͤhe ſchieben/ da ſie nicht mit we- niger

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/568>, abgerufen am 22.11.2024.