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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Zwölfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch] trage/ ob er dick/ darinn das Wildpret seinen Stand
nehme/ oder nur dünn/ und ohne diß abgeödet sey.
2. Wie viel Tagwerck der Ort in sich halte/ ob er
Lehen und wohin/ oder Freyßeigen/ wohin der Zehend
nachmals gehörig sey.
3. Ob der Unterthan vorhin genug oder wenig
Baufeld habe/ wie er dieselbigen verpflege; ob er Mit-
tel/ Zug und Gesind genug habe/ das neubegehrte Recht
zu bestreiten.
4. Ob er/ ohne diß/ genugsam mit Holtz zu seiner
Hausnothdurfft versehen/ und ob er mehr Nutzen als
Schaden daraus zu hoffen habe.
5. Ob die Ausreutung dieser Waldstatt der
Obrigkeit an ihren Wildbahn und Reißgejaid nicht
nachtheilig sey.
6. Ob es ein Bauer/ der mit genugsam Zügen und
Viehe/ folgends auch mit so viel Dung versehen sey/ sei-
ne Felder wol bey Bau zu erhalten.

Findet sich nun kein Bedencken darwider/ so kan
es doch mit gewissen Bedingungen zugelassen werden/ je-
[Spaltenumbruch] doch daß der Unterthan/ für sich und seine Erben ange-
lobe/ und schrifftlich versichere/ an statt des entzogenen
Nutzens in dem Wildbahn/ eine gewisse leidliche
Steuer jährlich abzurichten/ und solches Stuck unter die
andern grundbaren Güter zu vererben/ auch solches
ausgereutete Stuck von den andern vererbten Gütern
nicht zu verkauffen/ zu veräussern oder in fremde Hände
zu vergeben/ in keinen Abgang kommen zu lassen/ son-
dern vielmehr bäulich zu erhalten. Und da ers ohne
Verwilligung der Obrigkeit anderwärts veralieniren
würde/ solte er die davon eingeschriebene Gülte einen weg
als den andern zu reichen und abzurichten schuldig seyn.
Dieses nun giebt man ihm vorher zu seinem genugsamen
Bedencken heim/ ob ers mit diesen Conditionen aus-
reuten wolle oder nicht. Auf seine Gutbefindung und
Einwilligung aber/ wird dieses in das Gültbuch einge-
schrieben/ und jährlich wie andere Anlagen eingefordert;
wird auch diese Verwilligung mit allen Umständen und
Bedingungen ausführlich in das Protocoll eingetragen/
damit man künfftig jederzeit sich Nachrichts daraus er-
holen könne.

Cap. XIV.
Von den Windfällen und anderm Affterholtz.
[Spaltenumbruch]

WJndfälliges/ wipffeldürres und schneebrüchi-
ges/ verdorbenes Holtz/ soll man fleissig durch
die Holtzhacker zusammen hacken/ auf Klaffter
richten/ und die Bürtlein Pfundweise/ das ist/ allzeit 240
Stuck zusammen bringen/ und entweder verkauffen
lassen/ oder zur Hausnothdurfft brauchen/ damit dem
andern jungen wachsenden Holtz/ das durch diese ver-
hindert und gedruckt wird/ Platz gelassen werde. Diese
Bäume aber nach Beduncken wegzugeben/ ist nicht al-
lein ein grosser Jrrthum/ daß man es meistentheils zu wol-
feil giebt/ und gehen die Leute/ die es wegbringen sollen/
auch manchesmal so grob um damit/ daß sie viel jun-
ges aufschossendes beywachsendes Holtz damit zu Grun-
de richten und verderben/ und also der Herrschafft dop-
pelter Schaden geschihet.

Die Windfälle sind das jenige Holtz/ so durch stren-
ge Ungewitter und Sturmwinde ausgerissen werden;
das wipfeldürre ist das jenige Holtz/ das anfänget ab-
zudorren/ so denn gemeiniglich am Wipfel den Anfang
nimmt/ auch offt daher entspriesset/ wann den jungen
wachsenden Bäumen/ oben die Gipfel zu Wein- und
Bierzeigern/ oder sonst fürwitziger Weise/ abgeschnitten
worden.

Das Schneebrüchige ist/ was der grosse angelegte
Schnee mit seiner Last zu Boden drücket; so man nun
solches Holtz in seinem Wald findet/ soll man von dem
andern noch aufrechtstehenden Holtz durchaus nichts an-
greiffen/ sondern dieses alles vorhero wegbringen lassen/
doch was noch grünet/ und zum Bauholtz dienlich ist/
mag mans darzu behalten und brauchen/ und solls nicht
zu Scheittern hacken lassen.

Es ist ein gefährlicher Handel/ wann man den For-
stern und Forstknechten dergleichen Holtz überlässet/
[Spaltenumbruch] dann unter diesem Schein geht/ ohne Vorwissen der
Herrschafft/ neben bey/ auch viel gutes Holtz hinweg/
und wird offt das Sprichwort wahr/ welchem man den
Finger reichet/ der nimmt die gantze Hand; und wird
dadurch viel gutes Holtz heimlich verkaufft/ und ob mans
schon erfähret/ so heisset es/ daß es wipfeldörr gewesen;
und dieses kan man an dem Stock/ darauf das Holtz
gestanden/ nicht eigentlich mehr erkennen/ daher besser/
ihnen anderwärts ihre Besoldung zueignen/ und ihnen
nicht selbst Gelegenheit an die Hand zu geben/ weiter
zu greiffen/ als ihnen gebührt/ weil sie es unvermerckt
thun können/ und sehr wenig sind/ die ihr Gewissen mehr
als ihren Nutzen bedencken mögen.

Wo aber hohe/ unwegsame Gebürge sind/ da das
umgefallene Holtz übel kan weggebracht werden/ weder
an die Sägmühlen/ noch zum Floßwerck/ also überein-
ander verderben muß/ und Niemanden zu Nutzen kommt/
auch der Holtzgrund dardurch/ weil nichts Junges dar-
unter aufkommen kan/ verderbt wird; so wol auch das
Wild und anders Viehe/ wo das umgefallene Holtz
ligt/ den Wölffen/ Bären und Luxen nicht leicht ent-
weichen kan/ also viel darüber zu Grunde gehen; also
soll man je eher je besser solches Holtz/ ehe es zu faulen
beginnet/ besichtigen/ schätzen/ und den Kalch- und Kohl-
brennern/ so gut man kan/ verkauffen. An etlichen
Orten/ wo Gebürge sind/ die nahend an einem Wege/
oder Fluß ligen/ werden Runsen und Gräben herab ge-
macht/ hernach im Winter/ wann es gefroren/ glatt und
schlipffrig ist/ wird das Holtz entweder Stammenweiß
oder zu Scheittern gehackt/ herab gerutschet/ da mans
herunten aufrichten/ zu Flössen machen/ oder wegführen
und verkauffen kan.

Cap.
D d d d
Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch] trage/ ob er dick/ darinn das Wildpret ſeinen Stand
nehme/ oder nur duͤnn/ und ohne diß abgeoͤdet ſey.
2. Wie viel Tagwerck der Ort in ſich halte/ ob er
Lehen und wohin/ oder Freyßeigen/ wohin der Zehend
nachmals gehoͤrig ſey.
3. Ob der Unterthan vorhin genug oder wenig
Baufeld habe/ wie er dieſelbigen verpflege; ob er Mit-
tel/ Zug und Geſind genug habe/ das neubegehrte Recht
zu beſtreiten.
4. Ob er/ ohne diß/ genugſam mit Holtz zu ſeiner
Hausnothdurfft verſehen/ und ob er mehr Nutzen als
Schaden daraus zu hoffen habe.
5. Ob die Ausreutung dieſer Waldſtatt der
Obrigkeit an ihren Wildbahn und Reißgejaid nicht
nachtheilig ſey.
6. Ob es ein Bauer/ der mit genugſam Zuͤgen und
Viehe/ folgends auch mit ſo viel Dung verſehen ſey/ ſei-
ne Felder wol bey Bau zu erhalten.

Findet ſich nun kein Bedencken darwider/ ſo kan
es doch mit gewiſſen Bedingungen zugelaſſen werden/ je-
[Spaltenumbruch] doch daß der Unterthan/ fuͤr ſich und ſeine Erben ange-
lobe/ und ſchrifftlich verſichere/ an ſtatt des entzogenen
Nutzens in dem Wildbahn/ eine gewiſſe leidliche
Steuer jaͤhrlich abzurichten/ und ſolches Stuck unter die
andern grundbaren Guͤter zu vererben/ auch ſolches
ausgereutete Stuck von den andern vererbten Guͤtern
nicht zu verkauffen/ zu veraͤuſſern oder in fremde Haͤnde
zu vergeben/ in keinen Abgang kommen zu laſſen/ ſon-
dern vielmehr baͤulich zu erhalten. Und da ers ohne
Verwilligung der Obrigkeit anderwaͤrts veralieniren
wuͤrde/ ſolte er die davon eingeſchriebene Guͤlte einen weg
als den andern zu reichen und abzurichten ſchuldig ſeyn.
Dieſes nun giebt man ihm vorher zu ſeinem genugſamen
Bedencken heim/ ob ers mit dieſen Conditionen aus-
reuten wolle oder nicht. Auf ſeine Gutbefindung und
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ſchrieben/ und jaͤhrlich wie andere Anlagen eingefordert;
wird auch dieſe Verwilligung mit allen Umſtaͤnden und
Bedingungen ausfuͤhrlich in das Protocoll eingetragen/
damit man kuͤnfftig jederzeit ſich Nachrichts daraus er-
holen koͤnne.

Cap. XIV.
Von den Windfaͤllen und anderm Affterholtz.
[Spaltenumbruch]

WJndfaͤlliges/ wipffelduͤrres und ſchneebruͤchi-
ges/ verdorbenes Holtz/ ſoll man fleiſſig durch
die Holtzhacker zuſammen hacken/ auf Klaffter
richten/ und die Buͤrtlein Pfundweiſe/ das iſt/ allzeit 240
Stuck zuſammen bringen/ und entweder verkauffen
laſſen/ oder zur Hausnothdurfft brauchen/ damit dem
andern jungen wachſenden Holtz/ das durch dieſe ver-
hindert und gedruckt wird/ Platz gelaſſen werde. Dieſe
Baͤume aber nach Beduncken wegzugeben/ iſt nicht al-
lein ein gꝛoſſer Jrꝛthum/ daß man es meiſtentheils zu wol-
feil giebt/ und gehen die Leute/ die es wegbringen ſollen/
auch manchesmal ſo grob um damit/ daß ſie viel jun-
ges aufſchoſſendes beywachſendes Holtz damit zu Grun-
de richten und verderben/ und alſo der Herꝛſchafft dop-
pelter Schaden geſchihet.

Die Windfaͤlle ſind das jenige Holtz/ ſo durch ſtren-
ge Ungewitter und Sturmwinde ausgeriſſen werden;
das wipfelduͤrre iſt das jenige Holtz/ das anfaͤnget ab-
zudorren/ ſo denn gemeiniglich am Wipfel den Anfang
nimmt/ auch offt daher entſprieſſet/ wann den jungen
wachſenden Baͤumen/ oben die Gipfel zu Wein- und
Bierzeigern/ oder ſonſt fuͤrwitziger Weiſe/ abgeſchnitten
worden.

Das Schneebruͤchige iſt/ was der groſſe angelegte
Schnee mit ſeiner Laſt zu Boden druͤcket; ſo man nun
ſolches Holtz in ſeinem Wald findet/ ſoll man von dem
andern noch aufrechtſtehenden Holtz durchaus nichts an-
greiffen/ ſondern dieſes alles vorhero wegbringen laſſen/
doch was noch gruͤnet/ und zum Bauholtz dienlich iſt/
mag mans darzu behalten und brauchen/ und ſolls nicht
zu Scheittern hacken laſſen.

Es iſt ein gefaͤhrlicher Handel/ wann man den For-
ſtern und Forſtknechten dergleichen Holtz uͤberlaͤſſet/
[Spaltenumbruch] dann unter dieſem Schein geht/ ohne Vorwiſſen der
Herrſchafft/ neben bey/ auch viel gutes Holtz hinweg/
und wird offt das Sprichwort wahr/ welchem man den
Finger reichet/ der nimmt die gantze Hand; und wird
dadurch viel gutes Holtz heimlich verkaufft/ und ob mans
ſchon erfaͤhret/ ſo heiſſet es/ daß es wipfeldoͤrꝛ geweſen;
und dieſes kan man an dem Stock/ darauf das Holtz
geſtanden/ nicht eigentlich mehr erkennen/ daher beſſer/
ihnen anderwaͤrts ihre Beſoldung zueignen/ und ihnen
nicht ſelbſt Gelegenheit an die Hand zu geben/ weiter
zu greiffen/ als ihnen gebuͤhrt/ weil ſie es unvermerckt
thun koͤnnen/ und ſehr wenig ſind/ die ihr Gewiſſen mehr
als ihren Nutzen bedencken moͤgen.

Wo aber hohe/ unwegſame Gebuͤrge ſind/ da das
umgefallene Holtz uͤbel kan weggebracht werden/ weder
an die Saͤgmuͤhlen/ noch zum Floßwerck/ alſo uͤberein-
ander verderben muß/ und Niemanden zu Nutzen kom̃t/
auch der Holtzgrund dardurch/ weil nichts Junges dar-
unter aufkommen kan/ verderbt wird; ſo wol auch das
Wild und anders Viehe/ wo das umgefallene Holtz
ligt/ den Woͤlffen/ Baͤren und Luxen nicht leicht ent-
weichen kan/ alſo viel daruͤber zu Grunde gehen; alſo
ſoll man je eher je beſſer ſolches Holtz/ ehe es zu faulen
beginnet/ beſichtigen/ ſchaͤtzen/ und den Kalch- und Kohl-
brennern/ ſo gut man kan/ verkauffen. An etlichen
Orten/ wo Gebuͤrge ſind/ die nahend an einem Wege/
oder Fluß ligen/ werden Runſen und Graͤben herab ge-
macht/ hernach im Winter/ wann es gefroren/ glatt und
ſchlipffrig iſt/ wird das Holtz entweder Stammenweiß
oder zu Scheittern gehackt/ herab gerutſchet/ da mans
herunten aufrichten/ zu Floͤſſen machen/ oder wegfuͤhren
und verkauffen kan.

Cap.
❁ D d d d
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[577/0595] Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck. trage/ ob er dick/ darinn das Wildpret ſeinen Stand nehme/ oder nur duͤnn/ und ohne diß abgeoͤdet ſey. 2. Wie viel Tagwerck der Ort in ſich halte/ ob er Lehen und wohin/ oder Freyßeigen/ wohin der Zehend nachmals gehoͤrig ſey. 3. Ob der Unterthan vorhin genug oder wenig Baufeld habe/ wie er dieſelbigen verpflege; ob er Mit- tel/ Zug und Geſind genug habe/ das neubegehrte Recht zu beſtreiten. 4. Ob er/ ohne diß/ genugſam mit Holtz zu ſeiner Hausnothdurfft verſehen/ und ob er mehr Nutzen als Schaden daraus zu hoffen habe. 5. Ob die Ausreutung dieſer Waldſtatt der Obrigkeit an ihren Wildbahn und Reißgejaid nicht nachtheilig ſey. 6. Ob es ein Bauer/ der mit genugſam Zuͤgen und Viehe/ folgends auch mit ſo viel Dung verſehen ſey/ ſei- ne Felder wol bey Bau zu erhalten. Findet ſich nun kein Bedencken darwider/ ſo kan es doch mit gewiſſen Bedingungen zugelaſſen werden/ je- doch daß der Unterthan/ fuͤr ſich und ſeine Erben ange- lobe/ und ſchrifftlich verſichere/ an ſtatt des entzogenen Nutzens in dem Wildbahn/ eine gewiſſe leidliche Steuer jaͤhrlich abzurichten/ und ſolches Stuck unter die andern grundbaren Guͤter zu vererben/ auch ſolches ausgereutete Stuck von den andern vererbten Guͤtern nicht zu verkauffen/ zu veraͤuſſern oder in fremde Haͤnde zu vergeben/ in keinen Abgang kommen zu laſſen/ ſon- dern vielmehr baͤulich zu erhalten. Und da ers ohne Verwilligung der Obrigkeit anderwaͤrts veralieniren wuͤrde/ ſolte er die davon eingeſchriebene Guͤlte einen weg als den andern zu reichen und abzurichten ſchuldig ſeyn. Dieſes nun giebt man ihm vorher zu ſeinem genugſamen Bedencken heim/ ob ers mit dieſen Conditionen aus- reuten wolle oder nicht. Auf ſeine Gutbefindung und Einwilligung aber/ wird dieſes in das Guͤltbuch einge- ſchrieben/ und jaͤhrlich wie andere Anlagen eingefordert; wird auch dieſe Verwilligung mit allen Umſtaͤnden und Bedingungen ausfuͤhrlich in das Protocoll eingetragen/ damit man kuͤnfftig jederzeit ſich Nachrichts daraus er- holen koͤnne. Cap. XIV. Von den Windfaͤllen und anderm Affterholtz. WJndfaͤlliges/ wipffelduͤrres und ſchneebruͤchi- ges/ verdorbenes Holtz/ ſoll man fleiſſig durch die Holtzhacker zuſammen hacken/ auf Klaffter richten/ und die Buͤrtlein Pfundweiſe/ das iſt/ allzeit 240 Stuck zuſammen bringen/ und entweder verkauffen laſſen/ oder zur Hausnothdurfft brauchen/ damit dem andern jungen wachſenden Holtz/ das durch dieſe ver- hindert und gedruckt wird/ Platz gelaſſen werde. Dieſe Baͤume aber nach Beduncken wegzugeben/ iſt nicht al- lein ein gꝛoſſer Jrꝛthum/ daß man es meiſtentheils zu wol- feil giebt/ und gehen die Leute/ die es wegbringen ſollen/ auch manchesmal ſo grob um damit/ daß ſie viel jun- ges aufſchoſſendes beywachſendes Holtz damit zu Grun- de richten und verderben/ und alſo der Herꝛſchafft dop- pelter Schaden geſchihet. Die Windfaͤlle ſind das jenige Holtz/ ſo durch ſtren- ge Ungewitter und Sturmwinde ausgeriſſen werden; das wipfelduͤrre iſt das jenige Holtz/ das anfaͤnget ab- zudorren/ ſo denn gemeiniglich am Wipfel den Anfang nimmt/ auch offt daher entſprieſſet/ wann den jungen wachſenden Baͤumen/ oben die Gipfel zu Wein- und Bierzeigern/ oder ſonſt fuͤrwitziger Weiſe/ abgeſchnitten worden. Das Schneebruͤchige iſt/ was der groſſe angelegte Schnee mit ſeiner Laſt zu Boden druͤcket; ſo man nun ſolches Holtz in ſeinem Wald findet/ ſoll man von dem andern noch aufrechtſtehenden Holtz durchaus nichts an- greiffen/ ſondern dieſes alles vorhero wegbringen laſſen/ doch was noch gruͤnet/ und zum Bauholtz dienlich iſt/ mag mans darzu behalten und brauchen/ und ſolls nicht zu Scheittern hacken laſſen. Es iſt ein gefaͤhrlicher Handel/ wann man den For- ſtern und Forſtknechten dergleichen Holtz uͤberlaͤſſet/ dann unter dieſem Schein geht/ ohne Vorwiſſen der Herrſchafft/ neben bey/ auch viel gutes Holtz hinweg/ und wird offt das Sprichwort wahr/ welchem man den Finger reichet/ der nimmt die gantze Hand; und wird dadurch viel gutes Holtz heimlich verkaufft/ und ob mans ſchon erfaͤhret/ ſo heiſſet es/ daß es wipfeldoͤrꝛ geweſen; und dieſes kan man an dem Stock/ darauf das Holtz geſtanden/ nicht eigentlich mehr erkennen/ daher beſſer/ ihnen anderwaͤrts ihre Beſoldung zueignen/ und ihnen nicht ſelbſt Gelegenheit an die Hand zu geben/ weiter zu greiffen/ als ihnen gebuͤhrt/ weil ſie es unvermerckt thun koͤnnen/ und ſehr wenig ſind/ die ihr Gewiſſen mehr als ihren Nutzen bedencken moͤgen. Wo aber hohe/ unwegſame Gebuͤrge ſind/ da das umgefallene Holtz uͤbel kan weggebracht werden/ weder an die Saͤgmuͤhlen/ noch zum Floßwerck/ alſo uͤberein- ander verderben muß/ und Niemanden zu Nutzen kom̃t/ auch der Holtzgrund dardurch/ weil nichts Junges dar- unter aufkommen kan/ verderbt wird; ſo wol auch das Wild und anders Viehe/ wo das umgefallene Holtz ligt/ den Woͤlffen/ Baͤren und Luxen nicht leicht ent- weichen kan/ alſo viel daruͤber zu Grunde gehen; alſo ſoll man je eher je beſſer ſolches Holtz/ ehe es zu faulen beginnet/ beſichtigen/ ſchaͤtzen/ und den Kalch- und Kohl- brennern/ ſo gut man kan/ verkauffen. An etlichen Orten/ wo Gebuͤrge ſind/ die nahend an einem Wege/ oder Fluß ligen/ werden Runſen und Graͤben herab ge- macht/ hernach im Winter/ wann es gefroren/ glatt und ſchlipffrig iſt/ wird das Holtz entweder Stammenweiß oder zu Scheittern gehackt/ herab gerutſchet/ da mans herunten aufrichten/ zu Floͤſſen machen/ oder wegfuͤhren und verkauffen kan. Cap. ❁ D d d d

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/595>, abgerufen am 21.11.2024.