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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Hunde zu Hülffe kommen; Man glaubt/ und es schei-
net wahrähnlich/ daß die Hunde/ so von einem Wurff
gefallen/ einander in dergleichen gefährlichen Jagtbe-
gebnissen/ viel besser und treulicher beystehen/ sich ent-
setzen/ und viel muthiger anfallen/ wann sie beysammen
sind/ als ob sich einer ob des andern Hülff verliesse/ und
ist wol vonnöthen/ daß ein Hund/ der ein hauendes
Schwein angreiffen will/ auf seinen Feind woll acht ha-
be/ dann wird er einmal getroffen/ so gehen (wann er
nicht gewaffnet ist) die Därmer heraus/ derhalben jun-
ge Hund allein nie daran zu hetzen/ sondern allein alte
erfahrne/ die schon offtermals dabey gewesen; hernach
wann das Schwein gefällt ist/ und nicht mehr schaden
kan/ mag man alsdann den jungen Hund auch daran
lassen/ damit er seinen Feind etwas besser kennen ler-
ne/ und muthiger sey/ selbigen ins künfftig anzufal-
len.

Die Englischen Hund sind auch gute Schweinhun-
[Spaltenumbruch] de/ etliche deren sind schnelles Lauffs/ und hat weiland
Herr Joh. Battista Grafe von Colloredo, Obrister Leu-
tenant von seines Vatters Rudolphen Grafen von Col-
loredo
Regiment einen solcheu Englischen Hund Anno
1637 als wir Havelberg eingenommen/ von den Schwe-
dischen bekommen/ der zwey- oder dreymal einen Hasen
in der ersten Hitz bekommen; und unter andern/ als ei-
nesmals unser damaliger Feld-Marschall Prencipe
Matthia de Medices
in Begleitung dieses Obristen
Leutenants/ neben der marschirenden Armee einen auf-
gestandenen Hasen gehetzt/ den die Hund hin und wieder
geraumt hatten; dieser Englische Hund aber sehende/
daß sich der Hase gegen ihm gewendet/ hat sich in eine
Furch niedergelegt/ und indem der Has näher auf ihm
ankommen/ ihn mit einem Sprung gefangen/ daß es
der Hertzog nahend hat ansehen können/ den ihm auch
gedachter Obrister Leutenant hernach geschenckt hat;
diesen Fang habe ich selbst mit Augen gesehen.

Cap. XLIV.
Von den Dachsen-Otter- und Biber-Hunden.
[Spaltenumbruch]

DJese dreyerley Hunds-Gattungen sind fast von
einerley Verrichtung/ daß sie schlieffen müssen/
doch die ersten auf die Dachsen am allermeisten;
denn sie haben tieffe/ und weit hin und wieder gehende
Geschleiff/ und meistens mehr als einen Eingang. Die
Hunde/ die man darauf hält/ nennen die Franzosen
Bassets, von wegen ihrer niedern Statur/ sie haben ei-
nen langen schmalen Leib/ und niedrige Füßlein/ etwas
eingebogen/ damit sie desto besser im Schlieffen fort-
kommen können/ darum sie auch Schlieffer und Schlieff-
hündlein ins gemein heissen/ sind allerhand Farben/
doch meistens braun/ grau und Otterfarb/ bißweilen auch
schwartz.

Mr. du Fouilloux macht ihrer zweyerley Arten/ et-
liche glatt und krummfüssig und kurtzer Haar/ die andern
haben gerade Schenckel/ sind aber stockhärig/ wie die
Wasserhunde; die ersten gehen lieber in die Geschleiff/
und sind für die Dachsen darum besser/ weil sie länger
und gedulter unter der Erden verharren; Die andern
lauffen besser auch ober der Erden/ gehen auch mit stren-
germ Anfall in die Geschleiff; weil sie sich aber gar zu hi-
tzig abzumatten pflegen/ müssen sie desto bälder wieder
heraus/ Athem zu schöpffen. Wann sie über die drey
viertel Jahr kommen/ werden sie neben alten Hunden
ausgeführt/ aber heraussen behalten/ und allein die alten
Dachsfinder in die Geschleiff eingelassen/ und die jungen
heraussen vor dem Eingang der Hölen angehalten/ da-
mit sie die alten mögen hören/ wie sie bellen/ und mit den
Dachsen sich herum beissen; hernach wann der Dachs
gefangen und halb todt ist/ kan man die jungen Hunde
darzu lassen/ oder man bricht den lebendigen Dachsen die
Fahezähne aus/ und lässet hernach die jungen Hunde
[Spaltenumbruch] neben den alten darüber/ damit er sie nicht gar zu scharff
verletzen kan/ angesehen/ wann sie das erstemal gar zu
sehr gebissen werden/ so verlieren sie das Hertz/ und
trauen ihnen nicht mehr/ ein solches Thier mit Gewalt
anzugreiffen/ scheuen sich auch in die Erden einzuschlief-
fen.

Du Fouilloux giebt den Raht/ man soll zur Zeit/
wann die Dachsen Junge haben/ die jungen Hund also
abrichten/ daß/ wann man ihr Geschleiff weiß/ man
erstlich die alten Dachshund einlässet/ und wann die
alten gefangen/ oder von den Hunden ausgetrieben wor-
den/ und allein die Jungen noch drinnen sind/ soll man
den jungen Hunden zusprechen/ sie ins Geschleiff und
also die Jungen darinnen anfallen und würgen las-
sen.

Man hat auch grosse starcke Dachsenhunde/ damit
man bey Nachts/ im Herbst/ wann viel Obst ist/ neben
ein paar Spührhündlein/ ausgehet/ und weil der
Dachs in der Nacht aus seinem Geschleiff unter die
Obstbäume zu wandeln pfleget/ werden sie bißweilen
heraussen von den Spührhündlein aufgetrieben/ und
von den grossen Hunden hernach gefangen/ doch müssen
die Leute mit zweyspitzigen Gabeln versehen seyn/ damit
sie den Dachsen fangen und erhalten können/ denn ihn
sonst die Hunde hart würgen mögen.

Auf die Otter und Biber werden starcke bissi-
ge Stöber und Spührhunde gebraucht/ die man von
Jugend auf darzu gewöhnen soll; Weil aber von
diesen Thieren allbereit im vorhergehendem Eilfften
Buch Nachricht geschehen/ wollen wir allhier/ um
geliebter Kürtze willen/ den günstigen Leser dahin ge-
wiesen haben.

Cap.

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Hunde zu Huͤlffe kommen; Man glaubt/ und es ſchei-
net wahraͤhnlich/ daß die Hunde/ ſo von einem Wurff
gefallen/ einander in dergleichen gefaͤhrlichen Jagtbe-
gebniſſen/ viel beſſer und treulicher beyſtehen/ ſich ent-
ſetzen/ und viel muthiger anfallen/ wann ſie beyſammen
ſind/ als ob ſich einer ob des andern Huͤlff verlieſſe/ und
iſt wol vonnoͤthen/ daß ein Hund/ der ein hauendes
Schwein angreiffen will/ auf ſeinen Feind woll acht ha-
be/ dann wird er einmal getroffen/ ſo gehen (wann er
nicht gewaffnet iſt) die Daͤrmer heraus/ derhalben jun-
ge Hund allein nie daran zu hetzen/ ſondern allein alte
erfahrne/ die ſchon offtermals dabey geweſen; hernach
wann das Schwein gefaͤllt iſt/ und nicht mehr ſchaden
kan/ mag man alsdann den jungen Hund auch daran
laſſen/ damit er ſeinen Feind etwas beſſer kennen ler-
ne/ und muthiger ſey/ ſelbigen ins kuͤnfftig anzufal-
len.

Die Engliſchen Hund ſind auch gute Schweinhun-
[Spaltenumbruch] de/ etliche deren ſind ſchnelles Lauffs/ und hat weiland
Herr Joh. Battiſta Grafe von Colloredo, Obriſter Leu-
tenant von ſeines Vatters Rudolphen Grafen von Col-
loredo
Regiment einen ſolcheu Engliſchen Hund Anno
1637 als wir Havelberg eingenommen/ von den Schwe-
diſchen bekommen/ der zwey- oder dreymal einen Haſen
in der erſten Hitz bekommen; und unter andern/ als ei-
nesmals unſer damaliger Feld-Marſchall Prencipe
Matthia de Medices
in Begleitung dieſes Obriſten
Leutenants/ neben der marſchirenden Armee einen auf-
geſtandenen Haſen gehetzt/ den die Hund hin und wieder
geraumt hatten; dieſer Engliſche Hund aber ſehende/
daß ſich der Haſe gegen ihm gewendet/ hat ſich in eine
Furch niedergelegt/ und indem der Has naͤher auf ihm
ankommen/ ihn mit einem Sprung gefangen/ daß es
der Hertzog nahend hat anſehen koͤnnen/ den ihm auch
gedachter Obriſter Leutenant hernach geſchenckt hat;
dieſen Fang habe ich ſelbſt mit Augen geſehen.

Cap. XLIV.
Von den Dachſen-Otter- und Biber-Hunden.
[Spaltenumbruch]

DJeſe dreyerley Hunds-Gattungen ſind faſt von
einerley Verrichtung/ daß ſie ſchlieffen muͤſſen/
doch die erſten auf die Dachſen am allermeiſten;
denn ſie haben tieffe/ und weit hin und wieder gehende
Geſchleiff/ und meiſtens mehr als einen Eingang. Die
Hunde/ die man darauf haͤlt/ nennen die Franzoſen
Baſſets, von wegen ihrer niedern Statur/ ſie haben ei-
nen langen ſchmalen Leib/ und niedrige Fuͤßlein/ etwas
eingebogen/ damit ſie deſto beſſer im Schlieffen fort-
kommen koͤnnen/ darum ſie auch Schlieffer und Schlieff-
huͤndlein ins gemein heiſſen/ ſind allerhand Farben/
doch meiſtens braun/ grau und Otterfarb/ bißweilen auch
ſchwartz.

Mr. du Fouilloux macht ihrer zweyerley Arten/ et-
liche glatt und krum̃fuͤſſig und kurtzer Haar/ die andern
haben gerade Schenckel/ ſind aber ſtockhaͤrig/ wie die
Waſſerhunde; die erſten gehen lieber in die Geſchleiff/
und ſind fuͤr die Dachſen darum beſſer/ weil ſie laͤnger
und gedulter unter der Erden verharren; Die andern
lauffen beſſer auch ober der Erden/ gehen auch mit ſtren-
germ Anfall in die Geſchleiff; weil ſie ſich aber gar zu hi-
tzig abzumatten pflegen/ muͤſſen ſie deſto baͤlder wieder
heraus/ Athem zu ſchoͤpffen. Wann ſie uͤber die drey
viertel Jahr kommen/ werden ſie neben alten Hunden
ausgefuͤhrt/ aber herauſſen behalten/ und allein die alten
Dachsfinder in die Geſchleiff eingelaſſen/ und die jungen
herauſſen vor dem Eingang der Hoͤlen angehalten/ da-
mit ſie die alten moͤgen hoͤren/ wie ſie bellen/ und mit den
Dachſen ſich herum beiſſen; hernach wann der Dachs
gefangen und halb todt iſt/ kan man die jungen Hunde
darzu laſſen/ oder man bricht den lebendigen Dachſen die
Fahezaͤhne aus/ und laͤſſet hernach die jungen Hunde
[Spaltenumbruch] neben den alten daruͤber/ damit er ſie nicht gar zu ſcharff
verletzen kan/ angeſehen/ wann ſie das erſtemal gar zu
ſehr gebiſſen werden/ ſo verlieren ſie das Hertz/ und
trauen ihnen nicht mehr/ ein ſolches Thier mit Gewalt
anzugreiffen/ ſcheuen ſich auch in die Erden einzuſchlief-
fen.

Du Fouilloux giebt den Raht/ man ſoll zur Zeit/
wann die Dachſen Junge haben/ die jungen Hund alſo
abrichten/ daß/ wann man ihr Geſchleiff weiß/ man
erſtlich die alten Dachshund einlaͤſſet/ und wann die
alten gefangen/ oder von den Hunden ausgetrieben wor-
den/ und allein die Jungen noch drinnen ſind/ ſoll man
den jungen Hunden zuſprechen/ ſie ins Geſchleiff und
alſo die Jungen darinnen anfallen und wuͤrgen laſ-
ſen.

Man hat auch groſſe ſtarcke Dachſenhunde/ damit
man bey Nachts/ im Herbſt/ wann viel Obſt iſt/ neben
ein paar Spuͤhrhuͤndlein/ ausgehet/ und weil der
Dachs in der Nacht aus ſeinem Geſchleiff unter die
Obſtbaͤume zu wandeln pfleget/ werden ſie bißweilen
herauſſen von den Spuͤhrhuͤndlein aufgetrieben/ und
von den groſſen Hunden hernach gefangen/ doch muͤſſen
die Leute mit zweyſpitzigen Gabeln verſehen ſeyn/ damit
ſie den Dachſen fangen und erhalten koͤnnen/ denn ihn
ſonſt die Hunde hart wuͤrgen moͤgen.

Auf die Otter und Biber werden ſtarcke biſſi-
ge Stoͤber und Spuͤhrhunde gebraucht/ die man von
Jugend auf darzu gewoͤhnen ſoll; Weil aber von
dieſen Thieren allbereit im vorhergehendem Eilfften
Buch Nachricht geſchehen/ wollen wir allhier/ um
geliebter Kuͤrtze willen/ den guͤnſtigen Leſer dahin ge-
wieſen haben.

Cap.
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Die Engliſchen Hund ſind auch gute Schweinhun- de/ etliche deren ſind ſchnelles Lauffs/ und hat weiland Herr Joh. Battiſta Grafe von Colloredo, Obriſter Leu- tenant von ſeines Vatters Rudolphen Grafen von Col- loredo Regiment einen ſolcheu Engliſchen Hund Anno 1637 als wir Havelberg eingenommen/ von den Schwe- diſchen bekommen/ der zwey- oder dreymal einen Haſen in der erſten Hitz bekommen; und unter andern/ als ei- nesmals unſer damaliger Feld-Marſchall Prencipe Matthia de Medices in Begleitung dieſes Obriſten Leutenants/ neben der marſchirenden Armee einen auf- geſtandenen Haſen gehetzt/ den die Hund hin und wieder geraumt hatten; dieſer Engliſche Hund aber ſehende/ daß ſich der Haſe gegen ihm gewendet/ hat ſich in eine Furch niedergelegt/ und indem der Has naͤher auf ihm ankommen/ ihn mit einem Sprung gefangen/ daß es der Hertzog nahend hat anſehen koͤnnen/ den ihm auch gedachter Obriſter Leutenant hernach geſchenckt hat; dieſen Fang habe ich ſelbſt mit Augen geſehen. Cap. XLIV. Von den Dachſen-Otter- und Biber-Hunden. DJeſe dreyerley Hunds-Gattungen ſind faſt von einerley Verrichtung/ daß ſie ſchlieffen muͤſſen/ doch die erſten auf die Dachſen am allermeiſten; denn ſie haben tieffe/ und weit hin und wieder gehende Geſchleiff/ und meiſtens mehr als einen Eingang. Die Hunde/ die man darauf haͤlt/ nennen die Franzoſen Baſſets, von wegen ihrer niedern Statur/ ſie haben ei- nen langen ſchmalen Leib/ und niedrige Fuͤßlein/ etwas eingebogen/ damit ſie deſto beſſer im Schlieffen fort- kommen koͤnnen/ darum ſie auch Schlieffer und Schlieff- huͤndlein ins gemein heiſſen/ ſind allerhand Farben/ doch meiſtens braun/ grau und Otterfarb/ bißweilen auch ſchwartz. Mr. du Fouilloux macht ihrer zweyerley Arten/ et- liche glatt und krum̃fuͤſſig und kurtzer Haar/ die andern haben gerade Schenckel/ ſind aber ſtockhaͤrig/ wie die Waſſerhunde; die erſten gehen lieber in die Geſchleiff/ und ſind fuͤr die Dachſen darum beſſer/ weil ſie laͤnger und gedulter unter der Erden verharren; Die andern lauffen beſſer auch ober der Erden/ gehen auch mit ſtren- germ Anfall in die Geſchleiff; weil ſie ſich aber gar zu hi- tzig abzumatten pflegen/ muͤſſen ſie deſto baͤlder wieder heraus/ Athem zu ſchoͤpffen. Wann ſie uͤber die drey viertel Jahr kommen/ werden ſie neben alten Hunden ausgefuͤhrt/ aber herauſſen behalten/ und allein die alten Dachsfinder in die Geſchleiff eingelaſſen/ und die jungen herauſſen vor dem Eingang der Hoͤlen angehalten/ da- mit ſie die alten moͤgen hoͤren/ wie ſie bellen/ und mit den Dachſen ſich herum beiſſen; hernach wann der Dachs gefangen und halb todt iſt/ kan man die jungen Hunde darzu laſſen/ oder man bricht den lebendigen Dachſen die Fahezaͤhne aus/ und laͤſſet hernach die jungen Hunde neben den alten daruͤber/ damit er ſie nicht gar zu ſcharff verletzen kan/ angeſehen/ wann ſie das erſtemal gar zu ſehr gebiſſen werden/ ſo verlieren ſie das Hertz/ und trauen ihnen nicht mehr/ ein ſolches Thier mit Gewalt anzugreiffen/ ſcheuen ſich auch in die Erden einzuſchlief- fen. Du Fouilloux giebt den Raht/ man ſoll zur Zeit/ wann die Dachſen Junge haben/ die jungen Hund alſo abrichten/ daß/ wann man ihr Geſchleiff weiß/ man erſtlich die alten Dachshund einlaͤſſet/ und wann die alten gefangen/ oder von den Hunden ausgetrieben wor- den/ und allein die Jungen noch drinnen ſind/ ſoll man den jungen Hunden zuſprechen/ ſie ins Geſchleiff und alſo die Jungen darinnen anfallen und wuͤrgen laſ- ſen. Man hat auch groſſe ſtarcke Dachſenhunde/ damit man bey Nachts/ im Herbſt/ wann viel Obſt iſt/ neben ein paar Spuͤhrhuͤndlein/ ausgehet/ und weil der Dachs in der Nacht aus ſeinem Geſchleiff unter die Obſtbaͤume zu wandeln pfleget/ werden ſie bißweilen herauſſen von den Spuͤhrhuͤndlein aufgetrieben/ und von den groſſen Hunden hernach gefangen/ doch muͤſſen die Leute mit zweyſpitzigen Gabeln verſehen ſeyn/ damit ſie den Dachſen fangen und erhalten koͤnnen/ denn ihn ſonſt die Hunde hart wuͤrgen moͤgen. Auf die Otter und Biber werden ſtarcke biſſi- ge Stoͤber und Spuͤhrhunde gebraucht/ die man von Jugend auf darzu gewoͤhnen ſoll; Weil aber von dieſen Thieren allbereit im vorhergehendem Eilfften Buch Nachricht geſchehen/ wollen wir allhier/ um geliebter Kuͤrtze willen/ den guͤnſtigen Leſer dahin ge- wieſen haben. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/620>, abgerufen am 24.11.2024.