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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch] der Dünckel/ potius jubam sicut milium, quam Spi-
cam habens.

Herr de Serres setzt/ daß in Piemont ein Joch Acker
bey gemeinen Jahren 20 oder 30 Futter bringt. Das
Feld/ wohin man ihn bauen will/ muß eben und von
mittemässiger Güte seyn/ nahe an einem Bach oder
Wasser gelegen/ daraus mans zu gelegener Zeit wässern
kan/ wie und wann man will.

Das Feld muß wol zugerichtet und gedunget/ in
gewisse viereckichte Bettlein/ wie in einen Garten ab-
getheilt/ und diese Bettlein/ ringsherum mit aufgeworff-
nen kleinen/ anderthalb Schuch hohen/ und 2 Schuch
dicken Damm/ (das Wasser zu halten) verwahret
seyn/ auf daß ein Mensch darauf gehen möge/ wann
ers wässern solle/ damit das Wasser nicht ausbrechen
und von denen Bettlein abfliessen möge/ sondern stets dar-
auf/ als in einem kleinen See stehe/ drum muß der Bo-
den gantz Haar-eben/ und an keinem Ort abhangicht
seyn; das Wasser soll von einem Bettlein auf das an-
dere fliessen durch kleine eröffnete Gänge/ die mit einem
tauglichen Bret mögen versetzt/ und nach Belieben auf-
gethan werden.

Wann nun das Feld dergestalt vorbereitet worden/
wird der Reis im Früling/ nach vermuthlich geendeter
Kälte/ in solcher Dicke/ wie das Korn/ gesäet; der
Saame muß vorher einen Tag oder zwey ins Wasser
geweicht/ und also feuchter/ ob schon theils zu keimen
anfing/ also in die Erden geworffen/ und mit der Egen
bedeckt/ auch ohne Verzug Wasser/ ein paar Finger
hoch darüber geleitet/ und also muß er anhäbig untern
Wasser/ auch bißweilen noch höher/ nachdems die
Noth erfordert/ gelassen werden.

Jn kurtzer Zeit wird der Reis unter dem Wasser
herfür frech aufschiessen/ und offt gar zu viel/ daß man
ihn/ wann man das Uberwachsen besorget/ zu Zeiten das
Wasser entziehen muß/ auf etliche Täge/ biß man siht/
daß er aus Mangel der Feuchtigkeit sich wiederum zu
gebührlicher Mässigung ergibt; das spührt man/ sobald
er von dem Sonnenschein anfängt matt und welcklicht
[Spaltenumbruch] zu werden; denn wie das Wasser des Reises Aufneh-
men und Leben ist/ also ist dessen Abwesenheit seine
Kranckheit und Tod; darum muß man ihm das Was-
ser sodann gleich wieder geben/ und mehr als vorhin/
das ist/ auf vier Finger hoch/ biß auf fünf/ damit man den
Reis/ nachdem er hochgewächsig/ blühend oder einkör-
nend ist/ welches zugleich geschihet (und das muß ihm
nicht biß auf annahende Zeitigung entzogen werden)
stetigs mit dem Wasser in gleicher Höhe begleiten/ da-
mit man das Wasser/ so von der Erden in sich geschluckt
ist/ mit neuem wieder ersetzen/ und ihn stets unterm Was-
ser erhalten möge.

Wann mans schneiden will/ muß das Wasser et-
liche Täge vorher zum letztenmal gantz abgezogen wer-
den/ daß die Frucht gantz abtrockne/ die wird hernach/
wie alle andere/ wol dürr/ in die Scheuren oder Stä-
del gebracht.

Der Reiß macht die Felder/ worauf er stehet (zwei-
fels ohne aus Uberfluß des Wassers) fett und trächtig;
wenn er zwey oder drey Jahr nachemander an einem
Ort gestanden/ wird der Grund täuglich und kräfftig/
allerley Winter- und Sommer-Früchte zu bewirthen/
weil durch das Wasser nicht allein der Grund fett ge-
macht/ sondern auch alle schadhaffte Thierlein/ Kefer
und Schnecken getödtet/ auch alle Unkräuter vertrieben
werden/ und ist die Erde fast gleich den abgelassenen
trockenen Teichen; wie sie in Böhmen pflegen mit al-
lerley Früchten nicht unnützlich angesäet zu werden.

Sonst soll wol die anhäbige über dem Reis unter-
haltene Feuchtigkeit/ die fast in die fünf Monat darauf
bleiben muß/ nicht allein wegen der neblichen Aufdün-
stungen/ sondern auch wegen des Reises selbsten/ nicht
gar eine gesunde und bequeme Lufft von sich geben/ da-
her am besten/ wann dieser Feldbau von den Wohn-
häusern etwas entlegen kan angestellet werden/ je besser
und fetter die Aecker sind/ je weniger; je schlechter a-
ber/ je mehr Wasser bedörffen sie. Der Reis nähret
wol/ vermehret das Geblüt und Saamen/ stopffet et-
was/ und ziehet zusammen/ darum er den Bauchflüssigen
nicht undienlich.

Cap. XXXI.
Vom Mahen und Hanff.
[Spaltenumbruch]

DEr dünne einfache Mahen/ sonderlich der weisse/
wird mit grossem Nutzen in einer Wirthschafft
angebauet; der dicke und vielfärbige gehört in
die Gärten/ wird im May an trockene und warme Ort
gesäet/ hat eine kalte Natur/ befördert den Schlaff;
des schwartzen Saamens Decoctum, im Wein/ ist gut
für den Bauchfluß; das Opium, so daraus verfertigt
und zu vielen Sachen in der Artzney gebraucht wird/ soll
weiß/ glatt/ schwer/ und im Wasser bald zergängig seyn;
wird mit vielen andern Stucken verfälscht/ daher sich
wol vorzusehen. Aus dem weissen Mahen wird auch ein
Oel ausgepresst/ dem Mandel-Oel nicht ungleich/ aus-
ser/ daß es weisser ist/ und den Dörrsüchtigen bequem-
licher. Der weisse Mahn-Saamen/ dämpfft die un-
natürliche grosse Hitz in hitzigen Fiebern/ er soll an den
Orten/ wo man Holtz gebrannt hat/ am liebsten auf-
gehen.

Der Hanff/ wie auch der Flachs (davon hernach)
[Spaltenumbruch] dienen den Menschen zu kleiden/ und mit allerhand grob/
mittlern und kleinerm Leingewand zu versehen. Der
Hanff will eine fette wolgearbeitete gute Erden haben/
muß im Herbst gedungt/ geackert/ und soll die Erden mit
einer Hauen/ häuffelweise/ angeschüttet seyn/ damit sie
durch des Winters Feuchten und Kälte mürbe gemacht
werde/ nach vorbeygangener Winter-Kälte wird er
meistens vor S. Urbani, und um Pfingsten/ im abneh-
menden Monden gesäet/ dann muß die Erden zuvor wie-
der abgezogen/ vergleicht und gearbeitet seyn; wann man
gedörrten Taubenmist auf die Saat streuet/ hilfft es
nicht wenig/ muß aber geschehen zur Zeit/ wann am Him-
mel ein balder Regen zu hoffen/ hat man aber Mittel zu
wässern/ so ist es desto besser; wiewol es nicht gar zu sehr
vonnöhten.

Der Saamen muß heurig/ neu und frisch seyn/ der
Werth des Hanffes besteht in seinen subtilen Stengeln/
die man darzu von den grössern und dickern/ besonders

aus-
F iij

Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch] der Duͤnckel/ potius jubam ſicut milium, quàm Spi-
cam habens.

Herꝛ de Serres ſetzt/ daß in Piemont ein Joch Acker
bey gemeinen Jahren 20 oder 30 Futter bringt. Das
Feld/ wohin man ihn bauen will/ muß eben und von
mittemaͤſſiger Guͤte ſeyn/ nahe an einem Bach oder
Waſſer gelegen/ daraus mans zu gelegener Zeit waͤſſern
kan/ wie und wann man will.

Das Feld muß wol zugerichtet und gedunget/ in
gewiſſe viereckichte Bettlein/ wie in einen Garten ab-
getheilt/ und dieſe Bettlein/ ringsherum mit aufgeworff-
nen kleinen/ anderthalb Schuch hohen/ und 2 Schuch
dicken Damm/ (das Waſſer zu halten) verwahret
ſeyn/ auf daß ein Menſch darauf gehen moͤge/ wann
ers waͤſſern ſolle/ damit das Waſſer nicht ausbrechen
und von denẽ Bettlein abflieſſen moͤge/ ſondern ſtets dar-
auf/ als in einem kleinen See ſtehe/ drum muß der Bo-
den gantz Haar-eben/ und an keinem Ort abhangicht
ſeyn; das Waſſer ſoll von einem Bettlein auf das an-
dere flieſſen durch kleine eroͤffnete Gaͤnge/ die mit einem
tauglichen Bret moͤgen verſetzt/ und nach Belieben auf-
gethan werden.

Wann nun das Feld dergeſtalt vorbereitet worden/
wird der Reis im Fruͤling/ nach vermuthlich geendeter
Kaͤlte/ in ſolcher Dicke/ wie das Korn/ geſaͤet; der
Saame muß vorher einen Tag oder zwey ins Waſſer
geweicht/ und alſo feuchter/ ob ſchon theils zu keimen
anfing/ alſo in die Erden geworffen/ und mit der Egen
bedeckt/ auch ohne Verzug Waſſer/ ein paar Finger
hoch daruͤber geleitet/ und alſo muß er anhaͤbig untern
Waſſer/ auch bißweilen noch hoͤher/ nachdems die
Noth erfordert/ gelaſſen werden.

Jn kurtzer Zeit wird der Reis unter dem Waſſer
herfuͤr frech aufſchieſſen/ und offt gar zu viel/ daß man
ihn/ wann man das Uberwachſen beſorget/ zu Zeiten das
Waſſer entziehen muß/ auf etliche Taͤge/ biß man ſiht/
daß er aus Mangel der Feuchtigkeit ſich wiederum zu
gebuͤhrlicher Maͤſſigung ergibt; das ſpuͤhrt man/ ſobald
er von dem Sonnenſchein anfaͤngt matt und welcklicht
[Spaltenumbruch] zu werden; denn wie das Waſſer des Reiſes Aufneh-
men und Leben iſt/ alſo iſt deſſen Abweſenheit ſeine
Kranckheit und Tod; darum muß man ihm das Waſ-
ſer ſodann gleich wieder geben/ und mehr als vorhin/
das iſt/ auf vier Finger hoch/ biß auf fuͤnf/ damit man den
Reis/ nachdem er hochgewaͤchſig/ bluͤhend oder einkoͤr-
nend iſt/ welches zugleich geſchihet (und das muß ihm
nicht biß auf annahende Zeitigung entzogen werden)
ſtetigs mit dem Waſſer in gleicher Hoͤhe begleiten/ da-
mit man das Waſſer/ ſo von der Erden in ſich geſchluckt
iſt/ mit neuem wieder erſetzen/ und ihn ſtets unterm Waſ-
ſer erhalten moͤge.

Wann mans ſchneiden will/ muß das Waſſer et-
liche Taͤge vorher zum letztenmal gantz abgezogen wer-
den/ daß die Frucht gantz abtrockne/ die wird hernach/
wie alle andere/ wol duͤrr/ in die Scheuren oder Staͤ-
del gebracht.

Der Reiß macht die Felder/ worauf er ſtehet (zwei-
fels ohne aus Uberfluß des Waſſers) fett und traͤchtig;
wenn er zwey oder drey Jahr nachemander an einem
Ort geſtanden/ wird der Grund taͤuglich und kraͤfftig/
allerley Winter- und Sommer-Fruͤchte zu bewirthen/
weil durch das Waſſer nicht allein der Grund fett ge-
macht/ ſondern auch alle ſchadhaffte Thierlein/ Kefer
und Schnecken getoͤdtet/ auch alle Unkraͤuter vertrieben
werden/ und iſt die Erde faſt gleich den abgelaſſenen
trockenen Teichen; wie ſie in Boͤhmen pflegen mit al-
lerley Fruͤchten nicht unnuͤtzlich angeſaͤet zu werden.

Sonſt ſoll wol die anhaͤbige uͤber dem Reis unter-
haltene Feuchtigkeit/ die faſt in die fuͤnf Monat darauf
bleiben muß/ nicht allein wegen der neblichen Aufduͤn-
ſtungen/ ſondern auch wegen des Reiſes ſelbſten/ nicht
gar eine geſunde und bequeme Lufft von ſich geben/ da-
her am beſten/ wann dieſer Feldbau von den Wohn-
haͤuſern etwas entlegen kan angeſtellet werden/ je beſſer
und fetter die Aecker ſind/ je weniger; je ſchlechter a-
ber/ je mehr Waſſer bedoͤrffen ſie. Der Reis naͤhret
wol/ vermehret das Gebluͤt und Saamen/ ſtopffet et-
was/ und ziehet zuſammen/ darum er den Bauchfluͤſſigen
nicht undienlich.

Cap. XXXI.
Vom Mahen und Hanff.
[Spaltenumbruch]

DEr duͤnne einfache Mahen/ ſonderlich der weiſſe/
wird mit groſſem Nutzen in einer Wirthſchafft
angebauet; der dicke und vielfaͤrbige gehoͤrt in
die Gaͤrten/ wird im May an trockene und warme Ort
geſaͤet/ hat eine kalte Natur/ befoͤrdert den Schlaff;
des ſchwartzen Saamens Decoctum, im Wein/ iſt gut
fuͤr den Bauchfluß; das Opium, ſo daraus verfertigt
und zu vielen Sachen in der Artzney gebraucht wird/ ſoll
weiß/ glatt/ ſchwer/ und im Waſſer bald zergaͤngig ſeyn;
wird mit vielen andern Stucken verfaͤlſcht/ daher ſich
wol vorzuſehen. Aus dem weiſſen Mahen wird auch ein
Oel ausgepreſſt/ dem Mandel-Oel nicht ungleich/ auſ-
ſer/ daß es weiſſer iſt/ und den Doͤrrſuͤchtigen bequem-
licher. Der weiſſe Mahn-Saamen/ daͤmpfft die un-
natuͤrliche groſſe Hitz in hitzigen Fiebern/ er ſoll an den
Orten/ wo man Holtz gebrannt hat/ am liebſten auf-
gehen.

Der Hanff/ wie auch der Flachs (davon hernach)
[Spaltenumbruch] dienen den Menſchen zu kleiden/ und mit allerhand grob/
mittlern und kleinerm Leingewand zu verſehen. Der
Hanff will eine fette wolgearbeitete gute Erden haben/
muß im Herbſt gedungt/ geackert/ und ſoll die Erden mit
einer Hauen/ haͤuffelweiſe/ angeſchuͤttet ſeyn/ damit ſie
durch des Winters Feuchten und Kaͤlte muͤrbe gemacht
werde/ nach vorbeygangener Winter-Kaͤlte wird er
meiſtens vor S. Urbani, und um Pfingſten/ im abneh-
menden Monden geſaͤet/ dann muß die Erden zuvor wie-
der abgezogen/ vergleicht und gearbeitet ſeyn; wann man
gedoͤrrten Taubenmiſt auf die Saat ſtreuet/ hilfft es
nicht wenig/ muß aber geſchehen zur Zeit/ wann am Him-
mel ein balder Regen zu hoffen/ hat man aber Mittel zu
waͤſſern/ ſo iſt es deſto beſſer; wiewol es nicht gar zu ſehr
vonnoͤhten.

Der Saamen muß heurig/ neu und friſch ſeyn/ der
Werth des Hanffes beſteht in ſeinen ſubtilen Stengeln/
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aus-
F iij
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[45/0063] Siebendes Buch/ Ackerbau. der Duͤnckel/ potius jubam ſicut milium, quàm Spi- cam habens. Herꝛ de Serres ſetzt/ daß in Piemont ein Joch Acker bey gemeinen Jahren 20 oder 30 Futter bringt. Das Feld/ wohin man ihn bauen will/ muß eben und von mittemaͤſſiger Guͤte ſeyn/ nahe an einem Bach oder Waſſer gelegen/ daraus mans zu gelegener Zeit waͤſſern kan/ wie und wann man will. Das Feld muß wol zugerichtet und gedunget/ in gewiſſe viereckichte Bettlein/ wie in einen Garten ab- getheilt/ und dieſe Bettlein/ ringsherum mit aufgeworff- nen kleinen/ anderthalb Schuch hohen/ und 2 Schuch dicken Damm/ (das Waſſer zu halten) verwahret ſeyn/ auf daß ein Menſch darauf gehen moͤge/ wann ers waͤſſern ſolle/ damit das Waſſer nicht ausbrechen und von denẽ Bettlein abflieſſen moͤge/ ſondern ſtets dar- auf/ als in einem kleinen See ſtehe/ drum muß der Bo- den gantz Haar-eben/ und an keinem Ort abhangicht ſeyn; das Waſſer ſoll von einem Bettlein auf das an- dere flieſſen durch kleine eroͤffnete Gaͤnge/ die mit einem tauglichen Bret moͤgen verſetzt/ und nach Belieben auf- gethan werden. Wann nun das Feld dergeſtalt vorbereitet worden/ wird der Reis im Fruͤling/ nach vermuthlich geendeter Kaͤlte/ in ſolcher Dicke/ wie das Korn/ geſaͤet; der Saame muß vorher einen Tag oder zwey ins Waſſer geweicht/ und alſo feuchter/ ob ſchon theils zu keimen anfing/ alſo in die Erden geworffen/ und mit der Egen bedeckt/ auch ohne Verzug Waſſer/ ein paar Finger hoch daruͤber geleitet/ und alſo muß er anhaͤbig untern Waſſer/ auch bißweilen noch hoͤher/ nachdems die Noth erfordert/ gelaſſen werden. Jn kurtzer Zeit wird der Reis unter dem Waſſer herfuͤr frech aufſchieſſen/ und offt gar zu viel/ daß man ihn/ wann man das Uberwachſen beſorget/ zu Zeiten das Waſſer entziehen muß/ auf etliche Taͤge/ biß man ſiht/ daß er aus Mangel der Feuchtigkeit ſich wiederum zu gebuͤhrlicher Maͤſſigung ergibt; das ſpuͤhrt man/ ſobald er von dem Sonnenſchein anfaͤngt matt und welcklicht zu werden; denn wie das Waſſer des Reiſes Aufneh- men und Leben iſt/ alſo iſt deſſen Abweſenheit ſeine Kranckheit und Tod; darum muß man ihm das Waſ- ſer ſodann gleich wieder geben/ und mehr als vorhin/ das iſt/ auf vier Finger hoch/ biß auf fuͤnf/ damit man den Reis/ nachdem er hochgewaͤchſig/ bluͤhend oder einkoͤr- nend iſt/ welches zugleich geſchihet (und das muß ihm nicht biß auf annahende Zeitigung entzogen werden) ſtetigs mit dem Waſſer in gleicher Hoͤhe begleiten/ da- mit man das Waſſer/ ſo von der Erden in ſich geſchluckt iſt/ mit neuem wieder erſetzen/ und ihn ſtets unterm Waſ- ſer erhalten moͤge. Wann mans ſchneiden will/ muß das Waſſer et- liche Taͤge vorher zum letztenmal gantz abgezogen wer- den/ daß die Frucht gantz abtrockne/ die wird hernach/ wie alle andere/ wol duͤrr/ in die Scheuren oder Staͤ- del gebracht. Der Reiß macht die Felder/ worauf er ſtehet (zwei- fels ohne aus Uberfluß des Waſſers) fett und traͤchtig; wenn er zwey oder drey Jahr nachemander an einem Ort geſtanden/ wird der Grund taͤuglich und kraͤfftig/ allerley Winter- und Sommer-Fruͤchte zu bewirthen/ weil durch das Waſſer nicht allein der Grund fett ge- macht/ ſondern auch alle ſchadhaffte Thierlein/ Kefer und Schnecken getoͤdtet/ auch alle Unkraͤuter vertrieben werden/ und iſt die Erde faſt gleich den abgelaſſenen trockenen Teichen; wie ſie in Boͤhmen pflegen mit al- lerley Fruͤchten nicht unnuͤtzlich angeſaͤet zu werden. Sonſt ſoll wol die anhaͤbige uͤber dem Reis unter- haltene Feuchtigkeit/ die faſt in die fuͤnf Monat darauf bleiben muß/ nicht allein wegen der neblichen Aufduͤn- ſtungen/ ſondern auch wegen des Reiſes ſelbſten/ nicht gar eine geſunde und bequeme Lufft von ſich geben/ da- her am beſten/ wann dieſer Feldbau von den Wohn- haͤuſern etwas entlegen kan angeſtellet werden/ je beſſer und fetter die Aecker ſind/ je weniger; je ſchlechter a- ber/ je mehr Waſſer bedoͤrffen ſie. Der Reis naͤhret wol/ vermehret das Gebluͤt und Saamen/ ſtopffet et- was/ und ziehet zuſammen/ darum er den Bauchfluͤſſigen nicht undienlich. Cap. XXXI. Vom Mahen und Hanff. DEr duͤnne einfache Mahen/ ſonderlich der weiſſe/ wird mit groſſem Nutzen in einer Wirthſchafft angebauet; der dicke und vielfaͤrbige gehoͤrt in die Gaͤrten/ wird im May an trockene und warme Ort geſaͤet/ hat eine kalte Natur/ befoͤrdert den Schlaff; des ſchwartzen Saamens Decoctum, im Wein/ iſt gut fuͤr den Bauchfluß; das Opium, ſo daraus verfertigt und zu vielen Sachen in der Artzney gebraucht wird/ ſoll weiß/ glatt/ ſchwer/ und im Waſſer bald zergaͤngig ſeyn; wird mit vielen andern Stucken verfaͤlſcht/ daher ſich wol vorzuſehen. Aus dem weiſſen Mahen wird auch ein Oel ausgepreſſt/ dem Mandel-Oel nicht ungleich/ auſ- ſer/ daß es weiſſer iſt/ und den Doͤrrſuͤchtigen bequem- licher. Der weiſſe Mahn-Saamen/ daͤmpfft die un- natuͤrliche groſſe Hitz in hitzigen Fiebern/ er ſoll an den Orten/ wo man Holtz gebrannt hat/ am liebſten auf- gehen. Der Hanff/ wie auch der Flachs (davon hernach) dienen den Menſchen zu kleiden/ und mit allerhand grob/ mittlern und kleinerm Leingewand zu verſehen. Der Hanff will eine fette wolgearbeitete gute Erden haben/ muß im Herbſt gedungt/ geackert/ und ſoll die Erden mit einer Hauen/ haͤuffelweiſe/ angeſchuͤttet ſeyn/ damit ſie durch des Winters Feuchten und Kaͤlte muͤrbe gemacht werde/ nach vorbeygangener Winter-Kaͤlte wird er meiſtens vor S. Urbani, und um Pfingſten/ im abneh- menden Monden geſaͤet/ dann muß die Erden zuvor wie- der abgezogen/ vergleicht und gearbeitet ſeyn; wann man gedoͤrrten Taubenmiſt auf die Saat ſtreuet/ hilfft es nicht wenig/ muß aber geſchehen zur Zeit/ wann am Him- mel ein balder Regen zu hoffen/ hat man aber Mittel zu waͤſſern/ ſo iſt es deſto beſſer; wiewol es nicht gar zu ſehr vonnoͤhten. Der Saamen muß heurig/ neu und friſch ſeyn/ der Werth des Hanffes beſteht in ſeinen ſubtilen Stengeln/ die man darzu von den groͤſſern und dickern/ beſonders aus- F iij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/63>, abgerufen am 21.11.2024.