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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Zwölfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Abbildung]
[Spaltenumbruch] von eben dergleichen Sachen aufgelegt worden; So
hat auch Herr Piedro de Crescentii in seinem alten
Werck/ D' Agricoltura, so er König Carolo dem An-
dern in Sicilien dedicirt hat/ in seinem 10 Buch davon
Meldung gethan/ und seither werden alle/ oder doch die
meisten Französischen Authores davon Bericht geben/
sonderlich/ hat Pierre Harmont dit Mercure, Faucon-
nier de la Chambre
einen Tractat davon genannt Mi-
roir de Fauconnerie
geschrieben/ und es dem Duc de
Luynes dedici
ret/ welches bey des Herrn du Fouilloux
Venerie
zu finden ist.

Daß aber diese Wissenschafft viel älter/ und schon
vor 1200 Jahren bekannt gewesen/ kan man aus Julio
Firmico
ersehen/ der im fünfften Buch im 8 Capitel die
Leute/ so mit den Falcken/ Habichten und andern zum
Federspiel gehörigen Raubvögeln umgehen/ und ihnen
warten sollen/ benennet; und noch neulich erst in die-
sem Saeculo ist ein Tractat de la Fauconnerie von Mr.
Charles d' Arcuse de Capre Sieur d' Esparron, de Pal-
lieres & du Revest
geschrieben; und Anno 1617 zu
Franckfurt verteutscht und gedruckt worden/ das Fran-
zösische Exemplar hab ich nicht haben können.

Und ist gewiß die Falcknerey eines von den schöne-
sten und raresten Weidmannschafften/ daß man einen
wilden Vogel mit einem Raubvogel also in freyer Lufft
erhaschen könne; wird auch von allen Fürstlichen hohen
und edlen Personen sehr hoch gehalten/ und keinem an-
dern/ als diesen allein zu exerciren erlaubt.

Die Falcknerey hat den Namen von dem vornehm-
sten Geschlecht der Raubvögel/ die man ins gemein Fal-
cken heisset/ sie werden aus Flandern/ Teutschland/
Norwegen/ aus Malta, Sicilia, Candia, Majorica,
Corsica, Sclavonia,
ja gar aus India, Alexandria,
Thunes, Barbaria,
und andern Orten mehr herge-
bracht; und sind deren wieder unterschiedener Sorten/
Farben und Grösse/ als der Gerfalck/ der Hasenvogel/
[Spaltenumbruch] der Blaufuß/ das Lerchen-Fälcklein/ der fremde Falck/
und dergleichen; sie haben auch andere und andere Na-
men/ nach den Ländern und Gegenden/ woher sie ge-
bracht werden. So bedarff man auch vielerley Noth-
durfften/ dann sobald man einen Wildfang bekommt/
wird er mit einer von Papier und Leder wolzugerichteten
Hauben/ die man am Hals weiter und enger ziehen kan/
gekappt/ die nach seines Kopffes Grösse/ nach der Au-
gen Lager/ und nach des Schnabels Weite muß for-
mirt seyn/ die ziehet man ihm mit zwey kleinen gelinden
Riemlein zusammen/ daß sie ihm vom Kopf nicht ab-
fallen mag/ und wieder voneinander/ wann man ihm
solche abnehmen will; das Geschühe sind zween ohnge-
fähr Finger-lange subtile weißgearbeitete linde Riemen/
die macht man ihnen auf beede Füsse herum/ werden sau-
ber ausgefranzet/ und mit Seiden (wann man will)
gesteppet/ und die Wurffriemen daran gemacht/ an de-
nen wieder ein langer Riemen ist/ dabey man ihn an der
Hand hält/ und so offt man den Vogel auf den Raub
werffen will/ solche wieder abledigt/ damit sie ihm am
Flug nicht mögen Verhinderung bringen.

Die Handschuhe des Falckners müssen von guten
dicken Hirschen Leder seyn/ damit der Habicht oder Falck
nicht so leicht durchgreiffen möge/ auch mehr weit als
enge/ geschwind ein und aus zu kommen. Der Vogel soll
auch an seinem Geschühe Schellen haben/ dabey wann
er sich verflogen/ oder an einem Baum verhalfftert hät-
te/ er desto eher zu vernehmen/ und ihm zu Hülffe zu
kommen.

Das Luder wird von Leder und Federn gleichsam
wie mit zweyen Flügeln gemacht/ darauf man den Raub-
vogel erstlich äset/ hernach wird ein langer Riem daran
gemacht/ daß man es werffen/ und der Vogel darauf
beissen kan/ davon lernet er dem Raub nacheilen; mit
dem Riemen kan man den Vogel anfangs gemächlich zu

sich zie-
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Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Abbildung]
[Spaltenumbruch] von eben dergleichen Sachen aufgelegt worden; So
hat auch Herr Piedro de Creſcentii in ſeinem alten
Werck/ D’ Agricoltura, ſo er Koͤnig Carolo dem An-
dern in Sicilien dedicirt hat/ in ſeinem 10 Buch davon
Meldung gethan/ und ſeither werden alle/ oder doch die
meiſten Franzoͤſiſchen Authores davon Bericht geben/
ſonderlich/ hat Pierre Harmont dit Mercure, Faucon-
nier de la Chambre
einen Tractat davon genannt Mi-
roir de Fauconnerie
geſchrieben/ und es dem Duc de
Luynes dedici
ret/ welches bey des Herrn du Fouilloux
Venerie
zu finden iſt.

Daß aber dieſe Wiſſenſchafft viel aͤlter/ und ſchon
vor 1200 Jahren bekannt geweſen/ kan man aus Julio
Firmico
erſehen/ der im fuͤnfften Buch im 8 Capitel die
Leute/ ſo mit den Falcken/ Habichten und andern zum
Federſpiel gehoͤrigen Raubvoͤgeln umgehen/ und ihnen
warten ſollen/ benennet; und noch neulich erſt in die-
ſem Sæculo iſt ein Tractat de la Fauconnerie von Mr.
Charles d’ Arcuſe de Capre Sieur d’ Eſparron, de Pal-
lieres & du Reveſt
geſchrieben; und Anno 1617 zu
Franckfurt verteutſcht und gedruckt worden/ das Fran-
zoͤſiſche Exemplar hab ich nicht haben koͤnnen.

Und iſt gewiß die Falcknerey eines von den ſchoͤne-
ſten und rareſten Weidmannſchafften/ daß man einen
wilden Vogel mit einem Raubvogel alſo in freyer Lufft
erhaſchen koͤnne; wird auch von allen Fuͤrſtlichen hohen
und edlen Perſonen ſehr hoch gehalten/ und keinem an-
dern/ als dieſen allein zu exerciren erlaubt.

Die Falcknerey hat den Namen von dem vornehm-
ſten Geſchlecht der Raubvoͤgel/ die man ins gemein Fal-
cken heiſſet/ ſie werden aus Flandern/ Teutſchland/
Norwegen/ aus Malta, Sicilia, Candia, Majorica,
Corſica, Sclavonia,
ja gar aus India, Alexandria,
Thunes, Barbaria,
und andern Orten mehr herge-
bracht; und ſind deren wieder unterſchiedener Sorten/
Farben und Groͤſſe/ als der Gerfalck/ der Haſenvogel/
[Spaltenumbruch] der Blaufuß/ das Lerchen-Faͤlcklein/ der fremde Falck/
und dergleichen; ſie haben auch andere und andere Na-
men/ nach den Laͤndern und Gegenden/ woher ſie ge-
bracht werden. So bedarff man auch vielerley Noth-
durfften/ dann ſobald man einen Wildfang bekommt/
wird er mit einer von Papier und Leder wolzugerichteten
Hauben/ die man am Hals weiter und enger ziehen kan/
gekappt/ die nach ſeines Kopffes Groͤſſe/ nach der Au-
gen Lager/ und nach des Schnabels Weite muß for-
mirt ſeyn/ die ziehet man ihm mit zwey kleinen gelinden
Riemlein zuſammen/ daß ſie ihm vom Kopf nicht ab-
fallen mag/ und wieder voneinander/ wann man ihm
ſolche abnehmen will; das Geſchuͤhe ſind zween ohnge-
faͤhr Finger-lange ſubtile weißgearbeitete linde Riemen/
die macht man ihnen auf beede Fuͤſſe herum/ werden ſau-
ber ausgefranzet/ und mit Seiden (wann man will)
geſteppet/ und die Wurffriemen daran gemacht/ an de-
nen wieder ein langer Riemen iſt/ dabey man ihn an der
Hand haͤlt/ und ſo offt man den Vogel auf den Raub
werffen will/ ſolche wieder abledigt/ damit ſie ihm am
Flug nicht moͤgen Verhinderung bringen.

Die Handſchuhe des Falckners muͤſſen von guten
dicken Hirſchen Leder ſeyn/ damit der Habicht oder Falck
nicht ſo leicht durchgreiffen moͤge/ auch mehr weit als
enge/ geſchwind ein und aus zu kommen. Der Vogel ſoll
auch an ſeinem Geſchuͤhe Schellen haben/ dabey wann
er ſich verflogen/ oder an einem Baum verhalfftert haͤt-
te/ er deſto eher zu vernehmen/ und ihm zu Huͤlffe zu
kommen.

Das Luder wird von Leder und Federn gleichſam
wie mit zweyen Fluͤgeln gemacht/ darauf man den Raub-
vogel erſtlich aͤſet/ hernach wird ein langer Riem daran
gemacht/ daß man es werffen/ und der Vogel darauf
beiſſen kan/ davon lernet er dem Raub nacheilen; mit
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[651/0669] Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck. [Abbildung] von eben dergleichen Sachen aufgelegt worden; So hat auch Herr Piedro de Creſcentii in ſeinem alten Werck/ D’ Agricoltura, ſo er Koͤnig Carolo dem An- dern in Sicilien dedicirt hat/ in ſeinem 10 Buch davon Meldung gethan/ und ſeither werden alle/ oder doch die meiſten Franzoͤſiſchen Authores davon Bericht geben/ ſonderlich/ hat Pierre Harmont dit Mercure, Faucon- nier de la Chambre einen Tractat davon genannt Mi- roir de Fauconnerie geſchrieben/ und es dem Duc de Luynes dediciret/ welches bey des Herrn du Fouilloux Venerie zu finden iſt. Daß aber dieſe Wiſſenſchafft viel aͤlter/ und ſchon vor 1200 Jahren bekannt geweſen/ kan man aus Julio Firmico erſehen/ der im fuͤnfften Buch im 8 Capitel die Leute/ ſo mit den Falcken/ Habichten und andern zum Federſpiel gehoͤrigen Raubvoͤgeln umgehen/ und ihnen warten ſollen/ benennet; und noch neulich erſt in die- ſem Sæculo iſt ein Tractat de la Fauconnerie von Mr. Charles d’ Arcuſe de Capre Sieur d’ Eſparron, de Pal- lieres & du Reveſt geſchrieben; und Anno 1617 zu Franckfurt verteutſcht und gedruckt worden/ das Fran- zoͤſiſche Exemplar hab ich nicht haben koͤnnen. Und iſt gewiß die Falcknerey eines von den ſchoͤne- ſten und rareſten Weidmannſchafften/ daß man einen wilden Vogel mit einem Raubvogel alſo in freyer Lufft erhaſchen koͤnne; wird auch von allen Fuͤrſtlichen hohen und edlen Perſonen ſehr hoch gehalten/ und keinem an- dern/ als dieſen allein zu exerciren erlaubt. Die Falcknerey hat den Namen von dem vornehm- ſten Geſchlecht der Raubvoͤgel/ die man ins gemein Fal- cken heiſſet/ ſie werden aus Flandern/ Teutſchland/ Norwegen/ aus Malta, Sicilia, Candia, Majorica, Corſica, Sclavonia, ja gar aus India, Alexandria, Thunes, Barbaria, und andern Orten mehr herge- bracht; und ſind deren wieder unterſchiedener Sorten/ Farben und Groͤſſe/ als der Gerfalck/ der Haſenvogel/ der Blaufuß/ das Lerchen-Faͤlcklein/ der fremde Falck/ und dergleichen; ſie haben auch andere und andere Na- men/ nach den Laͤndern und Gegenden/ woher ſie ge- bracht werden. So bedarff man auch vielerley Noth- durfften/ dann ſobald man einen Wildfang bekommt/ wird er mit einer von Papier und Leder wolzugerichteten Hauben/ die man am Hals weiter und enger ziehen kan/ gekappt/ die nach ſeines Kopffes Groͤſſe/ nach der Au- gen Lager/ und nach des Schnabels Weite muß for- mirt ſeyn/ die ziehet man ihm mit zwey kleinen gelinden Riemlein zuſammen/ daß ſie ihm vom Kopf nicht ab- fallen mag/ und wieder voneinander/ wann man ihm ſolche abnehmen will; das Geſchuͤhe ſind zween ohnge- faͤhr Finger-lange ſubtile weißgearbeitete linde Riemen/ die macht man ihnen auf beede Fuͤſſe herum/ werden ſau- ber ausgefranzet/ und mit Seiden (wann man will) geſteppet/ und die Wurffriemen daran gemacht/ an de- nen wieder ein langer Riemen iſt/ dabey man ihn an der Hand haͤlt/ und ſo offt man den Vogel auf den Raub werffen will/ ſolche wieder abledigt/ damit ſie ihm am Flug nicht moͤgen Verhinderung bringen. Die Handſchuhe des Falckners muͤſſen von guten dicken Hirſchen Leder ſeyn/ damit der Habicht oder Falck nicht ſo leicht durchgreiffen moͤge/ auch mehr weit als enge/ geſchwind ein und aus zu kommen. Der Vogel ſoll auch an ſeinem Geſchuͤhe Schellen haben/ dabey wann er ſich verflogen/ oder an einem Baum verhalfftert haͤt- te/ er deſto eher zu vernehmen/ und ihm zu Huͤlffe zu kommen. Das Luder wird von Leder und Federn gleichſam wie mit zweyen Fluͤgeln gemacht/ darauf man den Raub- vogel erſtlich aͤſet/ hernach wird ein langer Riem daran gemacht/ daß man es werffen/ und der Vogel darauf beiſſen kan/ davon lernet er dem Raub nacheilen; mit dem Riemen kan man den Vogel anfangs gemaͤchlich zu ſich zie- ❁ N n n n ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/669>, abgerufen am 24.11.2024.