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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] sie gute Locke finden/ daher sich auf solche zu befleissen/
aber sie dauren selten länger als etwan ein Jahr.

Wenn Nebel und Reiffe fallen/ bleibt dieser Vo-
gel gerne ligen/ und ziehet ungerne/ sonst wann es kalt
und helles Wetter ist/ eilet er desto schleuniger/ sie kommen
fast mit dem Kranwets-Vogel; im letzten Viertel des
Mondes fallen sie am liebsten ein/ und streichen im Ne-
bel hart über der Erden/ hergegen je schöner und heiterer
die Lufft/ je höher ziehet er.

Die Amsel theilet sich auch in etliche Sorten; die
gemeinesten bey uns sind (sonderlich die Männlein)
schwartz/ und das Weiblein ist etwas dunckelbraun/ sie
wohnen gern in Gehägen und Sträuchern/ und bleiben
selten lang an einem Ort/ sondern wechseln hin und wie-
der/ sie werden gewöhnet/ daß sie den Menschen gewisse
Arien und Weisen nachpfeiffen lernen; ihre Speise
ist wie der vorigen/ auch Würm/ Heuschrecken/ Arles-
beer und Holunder. Jm Winter stecken sie in den Ge-
hägen/ und suchen ihre Nahrung darinnen/ sie haben
fast am ersten ihre Jungen ihm Jahr/ daß solche auch
offt erfrieren/ nisten zweymal im Früling/ und im Som-
mer; haben von 3 biß 5 Eyer/ die sind grün und röth-
licht gesprecklicht/ leben von 6 biß 8 Jahr. Jn die gros-
sen Vogelhäuser muß man diese Vögel nicht lassen/ sie
sind bissig/ leiden die andern nicht gerne/ und machen sie
alle unruhig und verwirret. Von den Körnlein der
Granatäpfeln/ schreibt D. Olina, sterben sie. Sie wer-
den mit Mäschen/ Netzen/ Sprenckeln/ und Leim ge-
fangen; sie streichen nicht hauffenweiß/ sondern gantz
zerstreuet/ halten sich gern in den Bircken und Erlenen
Vorhöltzern auf.

Die Ring-Amseln sind schöne Vögel/ weiß und
schwartzbraun gescheckicht/ und haben um den Hals einen
weissen Ring/ halten sich gern und am liebsten in gros-
sen Gebürgen auf/ sollen auch mit den Kranweth-Vö-
geln bißweilen in die Ebene kommen/ ist ein gefressiger
fürwitziger Vogel/ der gern einfället/ und auch andere
mit sich verführet; Die Weidleute sehen ihn gern/
[Spaltenumbruch] wann er mit einen Hauffen Kranwet-Vögeln auf ih-
re Tenne komt/ daher sie auch Nachmittags/ wann er
nur mit wenigen komt/ nicht leicht auf sie ziehen; Son-
dern hoffen gewiß/ er werde Morgen wider zusprechen und
mehr Gäste mit sich bringen; Jhr Strich ist kurtz und
währet am längesten nicht über 5 Tage.

Oriolus oder Galbula, wird in Oesterreich Gu-
gelfyhaus/ wegen seines Geschreyes genant/ das Männ-
lein ist schön gelb mit schwartzen Flügeln/ und das
Weiblein etwas weißlichtgrauer/ kommt allein/ wann
die Kerschen zeitigen/ und wird hernach bey uns nicht
mehr gesehen; in Jtalia frisset er Feigen/ lebt auch sonst
von Würmen; Wie er sein Nest künstlich zwischen
die Bäum-Aeste aufhänge/ und mit Hanff artlich
umwinde/ besihe Aldrovandum. lib. 12 ornitholog.
cap.
39. Er verräthet sich überall auf den Bäumen
mit seinem Geschrey/ wird mit Schröten geschossen/ auch
mit dem Kreutzlein auf Leim-Spindeln gefangen;
Wann er im Frühling komt/ förchtet man selbes Jahr
keinen Reiff mehr.

Ob er in diesen Ländern nistet/ ist ungewiß/ theils
halten dafür/ er niste in Italia im Frühling/ und komme
hernach wann die Kerschen reiffen/ in diese Länder/ fliegt
immer von einen grossen Baum in den andern/ schreyet/
und leidet keinen andern Vogel um sich; Solle die Gel-
süchtigen heilen/ er aber sterben.

Jn Italia/ schreibt Aldrovandus, in primis fere
delitiis habetur, pinguescit enim mirum in mo-
dum, bonum succum generat, carne est admodum
delicata, unde mirum est, quod Galli, ut Bruyerinus
lib. 15. cap. 53. de re cibaria refert, hanc avem a
mensae usu rejiciant;
Wird vom Gesnero Witte-
wall/ Pirolt und Kersenriff genannt. Jch halte auch
dasür/ er könte gefangen werden wie das Rothkröpff-
lein/ oder der Steinrötl/ wann man einen lebendigen in
ein Kefichen thäte und Leimspindlein darüber richte-
te/ würden die andern darauf stechen/ und sich also fan-
gen.

Cap. CVII.
Seidenschwäntzel/ Krummschnäbel und Kernbeiß.
[Spaltenumbruch]

SEidenschwäntzl ist ein Vogel/ der nicht alle Jahr
bey uns gesehen/ und gleichsam für Ominoso
als ein Verkündiger eines annahenden Ster-
bens gehalten wird; Herr Colerus glaubt/ sie kommen
allzeit im siebenden Jahr/ wird auch bey Regenspurg
gar offt gefangen/ hat ein zartes wolgeschmackes Fleisch/
als ob es lieblich gewürtzt wäre/ derhalben er auch allda
von den gemeinen Leuten Pfeffervöglein genennet wird/
trägt auf dem Kopf ein Käpplein/ das er niderlegt und
aufrichtet/ hat eine Stimme gleich wie die kleinen lang-
schweiffigen Meißlein/ die in Oesterreich Pfannenstiel heis-
sen/ in den Flügeln hat er an den Schwingfedern etliche
kleine Carmesin-färbige Pünctlein/ und am Ende des
Schweiffes schön hochgelbe Federlein/ hat sonst am Leib
die Farbe wie ein Häher/ darum ihn auch Gesnerus Gar-
rulum Bohemicum
nennet/ ist aber nicht grösser als ein
Krummschnabel/ ist ein fürwitziger Vogel/ der bald ein-
fällt und bald wieder aufstehet/ werden stracks heimlich/
leben aber nicht lang/ fressen die rothen Vogelbeer.
Man kan sie in dem Zimmer umfliegen lassen/ und mit
[Spaltenumbruch] gar klein-geschnittenen Mörhen oder gelben Ruben er-
halten/ doch thut er in die Keffichen eingesperrt gantz kein
gut.

Der Krummschnabel oder Creutzvogel hat seinen
Namen mit der That/ weil der unter und obere Schna-
bel kreutzweise vor einander gehen/ und gleichsam ein
krummes Creutz machen/ meistentheils gehet der ober
Schnabel auf der rechten Seiten abwärts/ und der
untere Schnabel auf der lincken Seiten aufwärts/ ist
ein wenig/ aber doch nicht viel grösser/ als der erst
itztgedachte/ ist ein artlicher Vogel/ dessen Farb fast
nicht eigentlich zu beschreiben ist/ weil er alle Jahr
solche mercklich verändert/ bald ist er graulicht/ bald
röthlicht/ und bald hat er grünlichte Federn/ mit
auch vermischten gelben; er wird bey uns meistentheils
nur im Winter gesehen/ da er auch zu singen pflegt/ wi-
der anderer Vögel Gebrauch. Gesnerus und Aldro-
vandus
schreibt/ er niste im Jenner oder Anfang des
Hornungs in den grossen Tannenbäumen/ von welcher
Saamen er seine Nahrung nimmt/ ist ein ungeschickter

Vogel/

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] ſie gute Locke finden/ daher ſich auf ſolche zu befleiſſen/
aber ſie dauren ſelten laͤnger als etwan ein Jahr.

Wenn Nebel und Reiffe fallen/ bleibt dieſer Vo-
gel gerne ligen/ und ziehet ungerne/ ſonſt wann es kalt
und helles Wetter iſt/ eilet er deſto ſchleuniger/ ſie kommen
faſt mit dem Kranwets-Vogel; im letzten Viertel des
Mondes fallen ſie am liebſten ein/ und ſtreichen im Ne-
bel hart uͤber der Erden/ hergegen je ſchoͤner und heiterer
die Lufft/ je hoͤher ziehet er.

Die Amſel theilet ſich auch in etliche Sorten; die
gemeineſten bey uns ſind (ſonderlich die Maͤnnlein)
ſchwartz/ und das Weiblein iſt etwas dunckelbraun/ ſie
wohnen gern in Gehaͤgen und Straͤuchern/ und bleiben
ſelten lang an einem Ort/ ſondern wechſeln hin und wie-
der/ ſie werden gewoͤhnet/ daß ſie den Menſchen gewiſſe
Arien und Weiſen nachpfeiffen lernen; ihre Speiſe
iſt wie der vorigen/ auch Wuͤrm/ Heuſchrecken/ Arles-
beer und Holunder. Jm Winter ſtecken ſie in den Ge-
haͤgen/ und ſuchen ihre Nahrung darinnen/ ſie haben
faſt am erſten ihre Jungen ihm Jahr/ daß ſolche auch
offt erfrieren/ niſten zweymal im Fruͤling/ und im Som-
mer; haben von 3 biß 5 Eyer/ die ſind gruͤn und roͤth-
licht geſprecklicht/ leben von 6 biß 8 Jahr. Jn die groſ-
ſen Vogelhaͤuſer muß man dieſe Voͤgel nicht laſſen/ ſie
ſind biſſig/ leiden die andern nicht gerne/ und machen ſie
alle unruhig und verwirret. Von den Koͤrnlein der
Granataͤpfeln/ ſchreibt D. Olina, ſterben ſie. Sie wer-
den mit Maͤſchen/ Netzen/ Sprenckeln/ und Leim ge-
fangen; ſie ſtreichen nicht hauffenweiß/ ſondern gantz
zerſtreuet/ halten ſich gern in den Bircken und Erlenen
Vorhoͤltzern auf.

Die Ring-Amſeln ſind ſchoͤne Voͤgel/ weiß und
ſchwartzbraun geſcheckicht/ und haben um den Hals einen
weiſſen Ring/ halten ſich gern und am liebſten in groſ-
ſen Gebuͤrgen auf/ ſollen auch mit den Kranweth-Voͤ-
geln bißweilen in die Ebene kommen/ iſt ein gefreſſiger
fuͤrwitziger Vogel/ der gern einfaͤllet/ und auch andere
mit ſich verfuͤhret; Die Weidleute ſehen ihn gern/
[Spaltenumbruch] wann er mit einen Hauffen Kranwet-Voͤgeln auf ih-
re Tenne komt/ daher ſie auch Nachmittags/ wann er
nur mit wenigen komt/ nicht leicht auf ſie ziehen; Son-
dern hoffen gewiß/ er werde Morgen wider zuſprechen und
mehr Gaͤſte mit ſich bringen; Jhr Strich iſt kurtz und
waͤhret am laͤngeſten nicht uͤber 5 Tage.

Oriolus oder Galbula, wird in Oeſterreich Gu-
gelfyhaus/ wegen ſeines Geſchreyes genant/ das Maͤnn-
lein iſt ſchoͤn gelb mit ſchwartzen Fluͤgeln/ und das
Weiblein etwas weißlichtgrauer/ kommt allein/ wann
die Kerſchen zeitigen/ und wird hernach bey uns nicht
mehr geſehen; in Jtalia friſſet er Feigen/ lebt auch ſonſt
von Wuͤrmen; Wie er ſein Neſt kuͤnſtlich zwiſchen
die Baͤum-Aeſte aufhaͤnge/ und mit Hanff artlich
umwinde/ beſihe Aldrovandum. lib. 12 ornitholog.
cap.
39. Er verraͤthet ſich uͤberall auf den Baͤumen
mit ſeinem Geſchrey/ wird mit Schroͤten geſchoſſen/ auch
mit dem Kreutzlein auf Leim-Spindeln gefangen;
Wann er im Fruͤhling komt/ foͤrchtet man ſelbes Jahr
keinen Reiff mehr.

Ob er in dieſen Laͤndern niſtet/ iſt ungewiß/ theils
halten dafuͤr/ er niſte in Italia im Fruͤhling/ und komme
hernach wann die Kerſchen reiffen/ in dieſe Laͤnder/ fliegt
immer von einen groſſen Baum in den andern/ ſchreyet/
und leidet keinen andern Vogel um ſich; Solle die Gel-
ſuͤchtigen heilen/ er aber ſterben.

Jn Italiâ/ ſchreibt Aldrovandus, in primis ferè
delitiis habetur, pingueſcit enim mirum in mo-
dum, bonum ſuccum generat, carne eſt admodum
delicatâ, unde mirum eſt, quod Galli, ut Bruyerinus
lib. 15. cap. 53. de re cibariâ refert, hanc avem à
menſæ uſu rejiciant;
Wird vom Geſnero Witte-
wall/ Pirolt und Kerſenriff genannt. Jch halte auch
daſuͤr/ er koͤnte gefangen werden wie das Rothkroͤpff-
lein/ oder der Steinroͤtl/ wann man einen lebendigen in
ein Kefichen thaͤte und Leimſpindlein daruͤber richte-
te/ wuͤrden die andern darauf ſtechen/ und ſich alſo fan-
gen.

Cap. CVII.
Seidenſchwaͤntzel/ Krummſchnaͤbel und Kernbeiß.
[Spaltenumbruch]

SEidenſchwaͤntzl iſt ein Vogel/ der nicht alle Jahr
bey uns geſehen/ und gleichſam fuͤr Ominoſo
als ein Verkuͤndiger eines annahenden Ster-
bens gehalten wird; Herr Colerus glaubt/ ſie kommen
allzeit im ſiebenden Jahr/ wird auch bey Regenſpurg
gar offt gefangen/ hat ein zartes wolgeſchmackes Fleiſch/
als ob es lieblich gewuͤrtzt waͤre/ derhalben er auch allda
von den gemeinen Leuten Pfeffervoͤglein genennet wird/
traͤgt auf dem Kopf ein Kaͤpplein/ das er niderlegt und
aufrichtet/ hat eine Stimme gleich wie die kleinen lang-
ſchweiffigẽ Meißlein/ die in Oeſterreich Pfañenſtiel heiſ-
ſen/ in den Fluͤgeln hat er an den Schwingfedern etliche
kleine Carmeſin-faͤrbige Puͤnctlein/ und am Ende des
Schweiffes ſchoͤn hochgelbe Federlein/ hat ſonſt am Leib
die Farbe wie ein Haͤher/ darum ihn auch Geſnerus Gar-
rulum Bohemicum
nennet/ iſt aber nicht groͤſſer als ein
Krummſchnabel/ iſt ein fuͤrwitziger Vogel/ der bald ein-
faͤllt und bald wieder aufſtehet/ werden ſtracks heimlich/
leben aber nicht lang/ freſſen die rothen Vogelbeer.
Man kan ſie in dem Zimmer umfliegen laſſen/ und mit
[Spaltenumbruch] gar klein-geſchnittenen Moͤrhen oder gelben Ruben er-
halten/ doch thut er in die Keffichen eingeſperrt gantz kein
gut.

Der Krummſchnabel oder Creutzvogel hat ſeinen
Namen mit der That/ weil der unter und obere Schna-
bel kreutzweiſe vor einander gehen/ und gleichſam ein
krummes Creutz machen/ meiſtentheils gehet der ober
Schnabel auf der rechten Seiten abwaͤrts/ und der
untere Schnabel auf der lincken Seiten aufwaͤrts/ iſt
ein wenig/ aber doch nicht viel groͤſſer/ als der erſt
itztgedachte/ iſt ein artlicher Vogel/ deſſen Farb faſt
nicht eigentlich zu beſchreiben iſt/ weil er alle Jahr
ſolche mercklich veraͤndert/ bald iſt er graulicht/ bald
roͤthlicht/ und bald hat er gruͤnlichte Federn/ mit
auch vermiſchten gelben; er wird bey uns meiſtentheils
nur im Winter geſehen/ da er auch zu ſingen pflegt/ wi-
der anderer Voͤgel Gebrauch. Geſnerus und Aldro-
vandus
ſchreibt/ er niſte im Jenner oder Anfang des
Hornungs in den groſſen Tannenbaͤumen/ von welcher
Saamen er ſeine Nahrung nimmt/ iſt ein ungeſchickter

Vogel/
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[680/0698] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens ſie gute Locke finden/ daher ſich auf ſolche zu befleiſſen/ aber ſie dauren ſelten laͤnger als etwan ein Jahr. Wenn Nebel und Reiffe fallen/ bleibt dieſer Vo- gel gerne ligen/ und ziehet ungerne/ ſonſt wann es kalt und helles Wetter iſt/ eilet er deſto ſchleuniger/ ſie kommen faſt mit dem Kranwets-Vogel; im letzten Viertel des Mondes fallen ſie am liebſten ein/ und ſtreichen im Ne- bel hart uͤber der Erden/ hergegen je ſchoͤner und heiterer die Lufft/ je hoͤher ziehet er. Die Amſel theilet ſich auch in etliche Sorten; die gemeineſten bey uns ſind (ſonderlich die Maͤnnlein) ſchwartz/ und das Weiblein iſt etwas dunckelbraun/ ſie wohnen gern in Gehaͤgen und Straͤuchern/ und bleiben ſelten lang an einem Ort/ ſondern wechſeln hin und wie- der/ ſie werden gewoͤhnet/ daß ſie den Menſchen gewiſſe Arien und Weiſen nachpfeiffen lernen; ihre Speiſe iſt wie der vorigen/ auch Wuͤrm/ Heuſchrecken/ Arles- beer und Holunder. Jm Winter ſtecken ſie in den Ge- haͤgen/ und ſuchen ihre Nahrung darinnen/ ſie haben faſt am erſten ihre Jungen ihm Jahr/ daß ſolche auch offt erfrieren/ niſten zweymal im Fruͤling/ und im Som- mer; haben von 3 biß 5 Eyer/ die ſind gruͤn und roͤth- licht geſprecklicht/ leben von 6 biß 8 Jahr. Jn die groſ- ſen Vogelhaͤuſer muß man dieſe Voͤgel nicht laſſen/ ſie ſind biſſig/ leiden die andern nicht gerne/ und machen ſie alle unruhig und verwirret. Von den Koͤrnlein der Granataͤpfeln/ ſchreibt D. Olina, ſterben ſie. Sie wer- den mit Maͤſchen/ Netzen/ Sprenckeln/ und Leim ge- fangen; ſie ſtreichen nicht hauffenweiß/ ſondern gantz zerſtreuet/ halten ſich gern in den Bircken und Erlenen Vorhoͤltzern auf. Die Ring-Amſeln ſind ſchoͤne Voͤgel/ weiß und ſchwartzbraun geſcheckicht/ und haben um den Hals einen weiſſen Ring/ halten ſich gern und am liebſten in groſ- ſen Gebuͤrgen auf/ ſollen auch mit den Kranweth-Voͤ- geln bißweilen in die Ebene kommen/ iſt ein gefreſſiger fuͤrwitziger Vogel/ der gern einfaͤllet/ und auch andere mit ſich verfuͤhret; Die Weidleute ſehen ihn gern/ wann er mit einen Hauffen Kranwet-Voͤgeln auf ih- re Tenne komt/ daher ſie auch Nachmittags/ wann er nur mit wenigen komt/ nicht leicht auf ſie ziehen; Son- dern hoffen gewiß/ er werde Morgen wider zuſprechen und mehr Gaͤſte mit ſich bringen; Jhr Strich iſt kurtz und waͤhret am laͤngeſten nicht uͤber 5 Tage. Oriolus oder Galbula, wird in Oeſterreich Gu- gelfyhaus/ wegen ſeines Geſchreyes genant/ das Maͤnn- lein iſt ſchoͤn gelb mit ſchwartzen Fluͤgeln/ und das Weiblein etwas weißlichtgrauer/ kommt allein/ wann die Kerſchen zeitigen/ und wird hernach bey uns nicht mehr geſehen; in Jtalia friſſet er Feigen/ lebt auch ſonſt von Wuͤrmen; Wie er ſein Neſt kuͤnſtlich zwiſchen die Baͤum-Aeſte aufhaͤnge/ und mit Hanff artlich umwinde/ beſihe Aldrovandum. lib. 12 ornitholog. cap. 39. Er verraͤthet ſich uͤberall auf den Baͤumen mit ſeinem Geſchrey/ wird mit Schroͤten geſchoſſen/ auch mit dem Kreutzlein auf Leim-Spindeln gefangen; Wann er im Fruͤhling komt/ foͤrchtet man ſelbes Jahr keinen Reiff mehr. Ob er in dieſen Laͤndern niſtet/ iſt ungewiß/ theils halten dafuͤr/ er niſte in Italia im Fruͤhling/ und komme hernach wann die Kerſchen reiffen/ in dieſe Laͤnder/ fliegt immer von einen groſſen Baum in den andern/ ſchreyet/ und leidet keinen andern Vogel um ſich; Solle die Gel- ſuͤchtigen heilen/ er aber ſterben. Jn Italiâ/ ſchreibt Aldrovandus, in primis ferè delitiis habetur, pingueſcit enim mirum in mo- dum, bonum ſuccum generat, carne eſt admodum delicatâ, unde mirum eſt, quod Galli, ut Bruyerinus lib. 15. cap. 53. de re cibariâ refert, hanc avem à menſæ uſu rejiciant; Wird vom Geſnero Witte- wall/ Pirolt und Kerſenriff genannt. Jch halte auch daſuͤr/ er koͤnte gefangen werden wie das Rothkroͤpff- lein/ oder der Steinroͤtl/ wann man einen lebendigen in ein Kefichen thaͤte und Leimſpindlein daruͤber richte- te/ wuͤrden die andern darauf ſtechen/ und ſich alſo fan- gen. Cap. CVII. Seidenſchwaͤntzel/ Krummſchnaͤbel und Kernbeiß. SEidenſchwaͤntzl iſt ein Vogel/ der nicht alle Jahr bey uns geſehen/ und gleichſam fuͤr Ominoſo als ein Verkuͤndiger eines annahenden Ster- bens gehalten wird; Herr Colerus glaubt/ ſie kommen allzeit im ſiebenden Jahr/ wird auch bey Regenſpurg gar offt gefangen/ hat ein zartes wolgeſchmackes Fleiſch/ als ob es lieblich gewuͤrtzt waͤre/ derhalben er auch allda von den gemeinen Leuten Pfeffervoͤglein genennet wird/ traͤgt auf dem Kopf ein Kaͤpplein/ das er niderlegt und aufrichtet/ hat eine Stimme gleich wie die kleinen lang- ſchweiffigẽ Meißlein/ die in Oeſterreich Pfañenſtiel heiſ- ſen/ in den Fluͤgeln hat er an den Schwingfedern etliche kleine Carmeſin-faͤrbige Puͤnctlein/ und am Ende des Schweiffes ſchoͤn hochgelbe Federlein/ hat ſonſt am Leib die Farbe wie ein Haͤher/ darum ihn auch Geſnerus Gar- rulum Bohemicum nennet/ iſt aber nicht groͤſſer als ein Krummſchnabel/ iſt ein fuͤrwitziger Vogel/ der bald ein- faͤllt und bald wieder aufſtehet/ werden ſtracks heimlich/ leben aber nicht lang/ freſſen die rothen Vogelbeer. Man kan ſie in dem Zimmer umfliegen laſſen/ und mit gar klein-geſchnittenen Moͤrhen oder gelben Ruben er- halten/ doch thut er in die Keffichen eingeſperrt gantz kein gut. Der Krummſchnabel oder Creutzvogel hat ſeinen Namen mit der That/ weil der unter und obere Schna- bel kreutzweiſe vor einander gehen/ und gleichſam ein krummes Creutz machen/ meiſtentheils gehet der ober Schnabel auf der rechten Seiten abwaͤrts/ und der untere Schnabel auf der lincken Seiten aufwaͤrts/ iſt ein wenig/ aber doch nicht viel groͤſſer/ als der erſt itztgedachte/ iſt ein artlicher Vogel/ deſſen Farb faſt nicht eigentlich zu beſchreiben iſt/ weil er alle Jahr ſolche mercklich veraͤndert/ bald iſt er graulicht/ bald roͤthlicht/ und bald hat er gruͤnlichte Federn/ mit auch vermiſchten gelben; er wird bey uns meiſtentheils nur im Winter geſehen/ da er auch zu ſingen pflegt/ wi- der anderer Voͤgel Gebrauch. Geſnerus und Aldro- vandus ſchreibt/ er niſte im Jenner oder Anfang des Hornungs in den groſſen Tannenbaͤumen/ von welcher Saamen er ſeine Nahrung nimmt/ iſt ein ungeſchickter Vogel/

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 680. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/698>, abgerufen am 24.11.2024.