Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

"Was arbeitest Du jetzt? Was hast Du vor? Wie
"viel hast Du gestern gethan? Wie weit ist Dein
"Manuscript gewachsen? Um Gotteswillen, wie
"lange soll der arme Trewendt warten, bis wieder
"eine Sendung abgeht?"

Und wenn dieser Mann meine schönsten faulen
Stunden unterbricht, mich meinem dolce far niente
entreißt, mir keinen Frieden gönnt? Mir, ja mir, dem
beglückten Autor, nach welchem sonst kein Hahn kräht
im ganzen Weichbild der Stadt Graz, Gratz, Grätz,
oder Gräz?

Was verdient dieser Mann? Was hat er sich selbst
zugezogen?

Die Widmung, sag' ich; die Zueignung! die
Dedikation!

Da haben Sie's nun. Wahren Sie sich, so gut
Sie können! Es hilft Jhnen doch nichts, denn es ist
geschehen: wenn Sie dieses Urtheil lesen, ist es bereits
publizirt in tausend Exemplaren. Und da mein Ver-
leger nicht in Gräz drucken läßt, so können Sie nicht
einmal die Konfiskation vornehmen. Ja, ich fordere
Sie sogar heraus, diejenigen Exemplare mit Beschlag
belegen zu lassen, die "am hiesigen Platze" ver-

„Was arbeiteſt Du jetzt? Was haſt Du vor? Wie
„viel haſt Du geſtern gethan? Wie weit iſt Dein
„Manuſcript gewachſen? Um Gotteswillen, wie
„lange ſoll der arme Trewendt warten, bis wieder
„eine Sendung abgeht?“

Und wenn dieſer Mann meine ſchönſten faulen
Stunden unterbricht, mich meinem dolce far niente
entreißt, mir keinen Frieden gönnt? Mir, ja mir, dem
beglückten Autor, nach welchem ſonſt kein Hahn kräht
im ganzen Weichbild der Stadt Graz, Gratz, Grätz,
oder Gräz?

Was verdient dieſer Mann? Was hat er ſich ſelbſt
zugezogen?

Die Widmung, ſag’ ich; die Zueignung! die
Dedikation!

Da haben Sie’s nun. Wahren Sie ſich, ſo gut
Sie können! Es hilft Jhnen doch nichts, denn es iſt
geſchehen: wenn Sie dieſes Urtheil leſen, iſt es bereits
publizirt in tauſend Exemplaren. Und da mein Ver-
leger nicht in Gräz drucken läßt, ſo können Sie nicht
einmal die Konfiskation vornehmen. Ja, ich fordere
Sie ſogar heraus, diejenigen Exemplare mit Beſchlag
belegen zu laſſen, die „am hieſigen Platze“ ver-

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="dedication">
        <div>
          <pb facs="#f0010" n="X"/>
          <p> <hi rendition="#et">&#x201E;Was arbeite&#x017F;t Du jetzt? Was ha&#x017F;t Du vor? Wie<lb/>
&#x201E;viel ha&#x017F;t Du ge&#x017F;tern gethan? Wie weit i&#x017F;t Dein<lb/>
&#x201E;Manu&#x017F;cript gewach&#x017F;en? Um Gotteswillen, wie<lb/>
&#x201E;lange &#x017F;oll der arme Trewendt warten, bis wieder<lb/>
&#x201E;eine Sendung abgeht?&#x201C;</hi> </p><lb/>
          <p>Und wenn die&#x017F;er Mann meine &#x017F;chön&#x017F;ten faulen<lb/>
Stunden unterbricht, mich meinem <hi rendition="#aq">dolce far niente</hi><lb/>
entreißt, mir keinen Frieden gönnt? Mir, ja <hi rendition="#g">mir,</hi> dem<lb/>
beglückten Autor, nach welchem &#x017F;on&#x017F;t kein Hahn kräht<lb/>
im ganzen Weichbild der Stadt Graz, Gratz, Grätz,<lb/>
oder Gräz?</p><lb/>
          <p>Was verdient die&#x017F;er Mann? Was hat er &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
zugezogen?</p><lb/>
          <p>Die Widmung, &#x017F;ag&#x2019; ich; die Zueignung! die<lb/>
Dedikation!</p><lb/>
          <p>Da haben Sie&#x2019;s nun. Wahren Sie &#x017F;ich, &#x017F;o gut<lb/>
Sie können! Es hilft Jhnen doch nichts, denn es i&#x017F;t<lb/>
ge&#x017F;chehen: wenn Sie die&#x017F;es Urtheil le&#x017F;en, i&#x017F;t es bereits<lb/>
publizirt in tau&#x017F;end Exemplaren. Und da mein Ver-<lb/>
leger nicht in Gräz drucken läßt, &#x017F;o können Sie nicht<lb/>
einmal die Konfiskation vornehmen. Ja, ich fordere<lb/>
Sie &#x017F;ogar heraus, diejenigen Exemplare mit Be&#x017F;chlag<lb/>
belegen zu la&#x017F;&#x017F;en, die <hi rendition="#g">&#x201E;am hie&#x017F;igen Platze&#x201C; ver-<lb/></hi></p>
        </div>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[X/0010] „Was arbeiteſt Du jetzt? Was haſt Du vor? Wie „viel haſt Du geſtern gethan? Wie weit iſt Dein „Manuſcript gewachſen? Um Gotteswillen, wie „lange ſoll der arme Trewendt warten, bis wieder „eine Sendung abgeht?“ Und wenn dieſer Mann meine ſchönſten faulen Stunden unterbricht, mich meinem dolce far niente entreißt, mir keinen Frieden gönnt? Mir, ja mir, dem beglückten Autor, nach welchem ſonſt kein Hahn kräht im ganzen Weichbild der Stadt Graz, Gratz, Grätz, oder Gräz? Was verdient dieſer Mann? Was hat er ſich ſelbſt zugezogen? Die Widmung, ſag’ ich; die Zueignung! die Dedikation! Da haben Sie’s nun. Wahren Sie ſich, ſo gut Sie können! Es hilft Jhnen doch nichts, denn es iſt geſchehen: wenn Sie dieſes Urtheil leſen, iſt es bereits publizirt in tauſend Exemplaren. Und da mein Ver- leger nicht in Gräz drucken läßt, ſo können Sie nicht einmal die Konfiskation vornehmen. Ja, ich fordere Sie ſogar heraus, diejenigen Exemplare mit Beſchlag belegen zu laſſen, die „am hieſigen Platze“ ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/10
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. X. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/10>, abgerufen am 23.11.2024.