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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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Die freundlichen Bilder entschwanden; er begann voll
zorniger Kraft eine neue Arbeit und die armen Wei-
denruthen mußten dafür büßen, daß er allein und
einsam saß.

Entschiedenen Groll hegte und nährte er in seinem
sonst so liebreichen Gemüthe gegen die sogenannten
"Gerichte" und die "Justizherren!" Die Weiber, die
ihm Arbeit zubrachten, ließen oft ein Wort darüber
fallen, daß es auf dem Schlosse gar so schlimm her-
ginge, seitdem die "Gerichte" eingeschritten wären.
Unter "Gerichten" dachte sich Anton nun böse alte
Männer in schwarzen Kleidern, welche vielen Men-
schen, zunächst aber Ottilien, jedes gebrannte Herze-
leid zufügen dürften. Mir sollten sie nur kommen,
pflegt' er oft auszurufen, indem er den kleinen Ham-
mer schwang, womit er seine Hölzer bearbeitete, wie
wenn er mit diesem die ganze hochlöbliche Gerechtig-
keit des Landes zusammen zu klopfen beabsichtige.

Als sie aber in Wahrheit zu ihm kamen, -- o
wie schnell entsank ihm der Hammer!

Die Lage der Dinge machte ihr Erscheinen un-
vermeidlich. Frau Wittwe Hahn, genannt Goksch,
hat kein Testament hinterlassen. Sie ist fremd in
Liebenau angekommen, hat eine Freistelle erkauft, auf

Die freundlichen Bilder entſchwanden; er begann voll
zorniger Kraft eine neue Arbeit und die armen Wei-
denruthen mußten dafuͤr buͤßen, daß er allein und
einſam ſaß.

Entſchiedenen Groll hegte und naͤhrte er in ſeinem
ſonſt ſo liebreichen Gemuͤthe gegen die ſogenannten
„Gerichte“ und die „Juſtizherren!“ Die Weiber, die
ihm Arbeit zubrachten, ließen oft ein Wort daruͤber
fallen, daß es auf dem Schloſſe gar ſo ſchlimm her-
ginge, ſeitdem die „Gerichte“ eingeſchritten waͤren.
Unter „Gerichten“ dachte ſich Anton nun boͤſe alte
Maͤnner in ſchwarzen Kleidern, welche vielen Men-
ſchen, zunaͤchſt aber Ottilien, jedes gebrannte Herze-
leid zufuͤgen duͤrften. Mir ſollten ſie nur kommen,
pflegt’ er oft auszurufen, indem er den kleinen Ham-
mer ſchwang, womit er ſeine Hoͤlzer bearbeitete, wie
wenn er mit dieſem die ganze hochloͤbliche Gerechtig-
keit des Landes zuſammen zu klopfen beabſichtige.

Als ſie aber in Wahrheit zu ihm kamen, — o
wie ſchnell entſank ihm der Hammer!

Die Lage der Dinge machte ihr Erſcheinen un-
vermeidlich. Frau Wittwe Hahn, genannt Gokſch,
hat kein Teſtament hinterlaſſen. Sie iſt fremd in
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[213/0229] Die freundlichen Bilder entſchwanden; er begann voll zorniger Kraft eine neue Arbeit und die armen Wei- denruthen mußten dafuͤr buͤßen, daß er allein und einſam ſaß. Entſchiedenen Groll hegte und naͤhrte er in ſeinem ſonſt ſo liebreichen Gemuͤthe gegen die ſogenannten „Gerichte“ und die „Juſtizherren!“ Die Weiber, die ihm Arbeit zubrachten, ließen oft ein Wort daruͤber fallen, daß es auf dem Schloſſe gar ſo ſchlimm her- ginge, ſeitdem die „Gerichte“ eingeſchritten waͤren. Unter „Gerichten“ dachte ſich Anton nun boͤſe alte Maͤnner in ſchwarzen Kleidern, welche vielen Men- ſchen, zunaͤchſt aber Ottilien, jedes gebrannte Herze- leid zufuͤgen duͤrften. Mir ſollten ſie nur kommen, pflegt’ er oft auszurufen, indem er den kleinen Ham- mer ſchwang, womit er ſeine Hoͤlzer bearbeitete, wie wenn er mit dieſem die ganze hochloͤbliche Gerechtig- keit des Landes zuſammen zu klopfen beabſichtige. Als ſie aber in Wahrheit zu ihm kamen, — o wie ſchnell entſank ihm der Hammer! Die Lage der Dinge machte ihr Erſcheinen un- vermeidlich. Frau Wittwe Hahn, genannt Gokſch, hat kein Teſtament hinterlaſſen. Sie iſt fremd in Liebenau angekommen, hat eine Freiſtelle erkauft, auf

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/229>, abgerufen am 09.11.2024.