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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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leben! Jch hab' ein Recht dazu: ich bin jung! ich
bin kräftig! und häßlich bin ich auch nicht. Tiele-
tunke kann ja doch nicht mein werden. Was soll ich
in Liebenau? Jch hab' keine Heimath mehr. Die
Welt ist meine Heimath! Hinaus in die Welt!

Wäre nicht seine Mütze, die er bei jedem erneuten
Ansatz der Lungenflügel immer wieder den Sternen
zuschickte, endlich so vernünftig gewesen an einem
knorrigen Aste hängen zu bleiben, wodurch Freund
Anton genöthiget wurde, sie herabzuholen, wer mag
berechnen, wie lange sein Toben die Krähen noch
beunruhiget haben würde? Das beschwerliche Erklet-
tern des dicken, nicht zu umspannenden Stammes
bracht' ihn ein wenig aus der Raserei; er fing an zu
überlegen, daß er, um in die Welt zu ziehen, noth-
wendig einige Anstalten treffen müsse. Wie er da
ging und stand konnt' er nicht hinein laufen, das sah
er ein. Er warf also noch einen raschen, scharfen
Blick nach der Landstraße; gleichsam um sich zu ver-
gewissern, daß sie ihm unterdeß nicht abhanden kom-
men solle, und trat sodann ohne Zögern den Rückweg
an nach Liebenau.

Die Krähen des Eichberges erklärten sich ein-

leben! Jch hab’ ein Recht dazu: ich bin jung! ich
bin kraͤftig! und haͤßlich bin ich auch nicht. Tiele-
tunke kann ja doch nicht mein werden. Was ſoll ich
in Liebenau? Jch hab’ keine Heimath mehr. Die
Welt iſt meine Heimath! Hinaus in die Welt!

Waͤre nicht ſeine Muͤtze, die er bei jedem erneuten
Anſatz der Lungenfluͤgel immer wieder den Sternen
zuſchickte, endlich ſo vernuͤnftig geweſen an einem
knorrigen Aſte haͤngen zu bleiben, wodurch Freund
Anton genoͤthiget wurde, ſie herabzuholen, wer mag
berechnen, wie lange ſein Toben die Kraͤhen noch
beunruhiget haben wuͤrde? Das beſchwerliche Erklet-
tern des dicken, nicht zu umſpannenden Stammes
bracht’ ihn ein wenig aus der Raſerei; er fing an zu
uͤberlegen, daß er, um in die Welt zu ziehen, noth-
wendig einige Anſtalten treffen muͤſſe. Wie er da
ging und ſtand konnt’ er nicht hinein laufen, das ſah
er ein. Er warf alſo noch einen raſchen, ſcharfen
Blick nach der Landſtraße; gleichſam um ſich zu ver-
gewiſſern, daß ſie ihm unterdeß nicht abhanden kom-
men ſolle, und trat ſodann ohne Zoͤgern den Ruͤckweg
an nach Liebenau.

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[219/0235] leben! Jch hab’ ein Recht dazu: ich bin jung! ich bin kraͤftig! und haͤßlich bin ich auch nicht. Tiele- tunke kann ja doch nicht mein werden. Was ſoll ich in Liebenau? Jch hab’ keine Heimath mehr. Die Welt iſt meine Heimath! Hinaus in die Welt! Waͤre nicht ſeine Muͤtze, die er bei jedem erneuten Anſatz der Lungenfluͤgel immer wieder den Sternen zuſchickte, endlich ſo vernuͤnftig geweſen an einem knorrigen Aſte haͤngen zu bleiben, wodurch Freund Anton genoͤthiget wurde, ſie herabzuholen, wer mag berechnen, wie lange ſein Toben die Kraͤhen noch beunruhiget haben wuͤrde? Das beſchwerliche Erklet- tern des dicken, nicht zu umſpannenden Stammes bracht’ ihn ein wenig aus der Raſerei; er fing an zu uͤberlegen, daß er, um in die Welt zu ziehen, noth- wendig einige Anſtalten treffen muͤſſe. Wie er da ging und ſtand konnt’ er nicht hinein laufen, das ſah er ein. Er warf alſo noch einen raſchen, ſcharfen Blick nach der Landſtraße; gleichſam um ſich zu ver- gewiſſern, daß ſie ihm unterdeß nicht abhanden kom- men ſolle, und trat ſodann ohne Zoͤgern den Ruͤckweg an nach Liebenau. Die Kraͤhen des Eichberges erklaͤrten ſich ein-

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/235>, abgerufen am 21.11.2024.