Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

Löwen und Tiger ziehen den Wagen. Ein Mandrill
und ein Pavian reiten, ersterer auf einer trefflich zuge-
rittenen Hyäne, der andere auf einem "Paß" gehen-
den Lama daneben her. Strauß und Kasuar führen
den Zug an; unzählige kleine Affen folgen ihnen
paarweise, sich die Pfoten reichend, wie Schulkinder
bei einer Prozession. Der Eisbär trägt einen Pelikan
im Rachen, ohne ihn zu beschädigen.

Jm Allgemeinen wird vortrefflich Takt gehalten,
denn jeglich Geschöpf lauschet auf Anton's Geige.
So gelangen sie bis in die Weinlaube. Die Pforten
des Schlosses springen auf, sobald der Strauß mit
dem Schnabel drei Schläge dagegen gethan.

Ottilie tritt heraus!

Tieletunke! ruft Anton, springt vom Wagen,
achtet nicht das Zetergeschrei mehrerer Affen, denen er
unsanft auf die Schwänze tritt, bricht sich Bahn zur
Freundin der Kindheit, -- da erscheint, er weiß nicht,
woher sie so plötzlich kommt, Madame Amelot, das
Schloßfräulein an Schönheit hell überstrahlend,
schiebt Ottilien zur Seite und fragt lächelnd: mais
comment peut on aimer ce qui s'appelle Tillton-
que?
Anton will sich vertheidigen, -- das Traum-
gesicht zerstiebt, -- er erwacht, -- wähnt noch die

Loͤwen und Tiger ziehen den Wagen. Ein Mandrill
und ein Pavian reiten, erſterer auf einer trefflich zuge-
rittenen Hyaͤne, der andere auf einem „Paß“ gehen-
den Lama daneben her. Strauß und Kaſuar fuͤhren
den Zug an; unzaͤhlige kleine Affen folgen ihnen
paarweiſe, ſich die Pfoten reichend, wie Schulkinder
bei einer Prozeſſion. Der Eisbaͤr traͤgt einen Pelikan
im Rachen, ohne ihn zu beſchaͤdigen.

Jm Allgemeinen wird vortrefflich Takt gehalten,
denn jeglich Geſchoͤpf lauſchet auf Anton’s Geige.
So gelangen ſie bis in die Weinlaube. Die Pforten
des Schloſſes ſpringen auf, ſobald der Strauß mit
dem Schnabel drei Schlaͤge dagegen gethan.

Ottilie tritt heraus!

Tieletunke! ruft Anton, ſpringt vom Wagen,
achtet nicht das Zetergeſchrei mehrerer Affen, denen er
unſanft auf die Schwaͤnze tritt, bricht ſich Bahn zur
Freundin der Kindheit, — da erſcheint, er weiß nicht,
woher ſie ſo ploͤtzlich kommt, Madame Amelot, das
Schloßfraͤulein an Schoͤnheit hell uͤberſtrahlend,
ſchiebt Ottilien zur Seite und fragt laͤchelnd: mais
comment peut on aimer ce qui s’appelle Tillton-
que?
Anton will ſich vertheidigen, — das Traum-
geſicht zerſtiebt, — er erwacht, — waͤhnt noch die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0279" n="263"/>
Lo&#x0364;wen und Tiger ziehen den Wagen. Ein Mandrill<lb/>
und ein Pavian reiten, er&#x017F;terer auf einer trefflich zuge-<lb/>
rittenen Hya&#x0364;ne, der andere auf einem &#x201E;Paß&#x201C; gehen-<lb/>
den Lama daneben her. Strauß und Ka&#x017F;uar fu&#x0364;hren<lb/>
den Zug an; unza&#x0364;hlige kleine Affen folgen ihnen<lb/>
paarwei&#x017F;e, &#x017F;ich die Pfoten reichend, wie Schulkinder<lb/>
bei einer Proze&#x017F;&#x017F;ion. Der Eisba&#x0364;r tra&#x0364;gt einen Pelikan<lb/>
im Rachen, ohne ihn zu be&#x017F;cha&#x0364;digen.</p><lb/>
        <p>Jm Allgemeinen wird vortrefflich Takt gehalten,<lb/>
denn jeglich Ge&#x017F;cho&#x0364;pf lau&#x017F;chet auf Anton&#x2019;s Geige.<lb/>
So gelangen &#x017F;ie bis in die Weinlaube. Die Pforten<lb/>
des Schlo&#x017F;&#x017F;es &#x017F;pringen auf, &#x017F;obald der Strauß mit<lb/>
dem Schnabel drei Schla&#x0364;ge dagegen gethan.</p><lb/>
        <p>Ottilie tritt heraus!</p><lb/>
        <p>Tieletunke! ruft Anton, &#x017F;pringt vom Wagen,<lb/>
achtet nicht das Zeterge&#x017F;chrei mehrerer Affen, denen er<lb/>
un&#x017F;anft auf die Schwa&#x0364;nze tritt, bricht &#x017F;ich Bahn zur<lb/>
Freundin der Kindheit, &#x2014; da er&#x017F;cheint, er weiß nicht,<lb/>
woher &#x017F;ie &#x017F;o plo&#x0364;tzlich kommt, Madame Amelot, das<lb/>
Schloßfra&#x0364;ulein an Scho&#x0364;nheit hell u&#x0364;ber&#x017F;trahlend,<lb/>
&#x017F;chiebt Ottilien zur Seite und fragt la&#x0364;chelnd: <hi rendition="#aq">mais<lb/>
comment peut on aimer ce qui s&#x2019;appelle Tillton-<lb/>
que?</hi> Anton will &#x017F;ich vertheidigen, &#x2014; das Traum-<lb/>
ge&#x017F;icht zer&#x017F;tiebt, &#x2014; er erwacht, &#x2014; wa&#x0364;hnt noch die<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0279] Loͤwen und Tiger ziehen den Wagen. Ein Mandrill und ein Pavian reiten, erſterer auf einer trefflich zuge- rittenen Hyaͤne, der andere auf einem „Paß“ gehen- den Lama daneben her. Strauß und Kaſuar fuͤhren den Zug an; unzaͤhlige kleine Affen folgen ihnen paarweiſe, ſich die Pfoten reichend, wie Schulkinder bei einer Prozeſſion. Der Eisbaͤr traͤgt einen Pelikan im Rachen, ohne ihn zu beſchaͤdigen. Jm Allgemeinen wird vortrefflich Takt gehalten, denn jeglich Geſchoͤpf lauſchet auf Anton’s Geige. So gelangen ſie bis in die Weinlaube. Die Pforten des Schloſſes ſpringen auf, ſobald der Strauß mit dem Schnabel drei Schlaͤge dagegen gethan. Ottilie tritt heraus! Tieletunke! ruft Anton, ſpringt vom Wagen, achtet nicht das Zetergeſchrei mehrerer Affen, denen er unſanft auf die Schwaͤnze tritt, bricht ſich Bahn zur Freundin der Kindheit, — da erſcheint, er weiß nicht, woher ſie ſo ploͤtzlich kommt, Madame Amelot, das Schloßfraͤulein an Schoͤnheit hell uͤberſtrahlend, ſchiebt Ottilien zur Seite und fragt laͤchelnd: mais comment peut on aimer ce qui s’appelle Tillton- que? Anton will ſich vertheidigen, — das Traum- geſicht zerſtiebt, — er erwacht, — waͤhnt noch die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/279
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/279>, abgerufen am 24.11.2024.