hüpft! Daß er verwunderliche Kreuz- und Quersprünge macht! Daß die Racen Auffrischung und Wechsel brauchen! Geht es doch bei Pferden, Schafen und Rindvieh nicht anders zu.
Eine der edelsten von allen unserem Helden ange- borenen Eigenschaften war die Empfänglichkeit, die Bildungsfähigkeit seines Verstandes, wie Gemüthes. Aus den Büchern, die er theilweise beim Pastor em- pfangen, die er von den Schloßfräulen ausgeliehen, ging so viel in ihn über, drangen die Gedanken, die er in sich aufnahm, so tief ein, daß er seinen Um- gebungen, seinen Verhältnissen, seinem wirklichen Wissen weit voraus, sich gleichsam selbst übertraf; daß er seiner eigenen Entwickelung vorangeeilt schien. Jn städtischem Verkehr, in geselligen Vergnügungen heimisch, würde er ein vorlauter, altkluger, unaus- stehlicher Laffe geworden sein. Jm Häuschen seiner biedern Großmutter, als bescheidener, reingewaschener, saubergehaltener Dorfhandwerker, -- vielmehr: Pfu- scher, -- war er ein Phänomen. Tieletunke wußte am besten, was sie that, wenn sie ihren Schwestern zu bedenken gab, daß die gelehrten Pastorsöhne von dem ungelehrten Anton lernen könnten.
Zwei kleine Talente fingen frühzeitig an, sich be
huͤpft! Daß er verwunderliche Kreuz- und Querſpruͤnge macht! Daß die Racen Auffriſchung und Wechſel brauchen! Geht es doch bei Pferden, Schafen und Rindvieh nicht anders zu.
Eine der edelſten von allen unſerem Helden ange- borenen Eigenſchaften war die Empfaͤnglichkeit, die Bildungsfaͤhigkeit ſeines Verſtandes, wie Gemuͤthes. Aus den Buͤchern, die er theilweiſe beim Paſtor em- pfangen, die er von den Schloßfraͤulen ausgeliehen, ging ſo viel in ihn uͤber, drangen die Gedanken, die er in ſich aufnahm, ſo tief ein, daß er ſeinen Um- gebungen, ſeinen Verhaͤltniſſen, ſeinem wirklichen Wiſſen weit voraus, ſich gleichſam ſelbſt uͤbertraf; daß er ſeiner eigenen Entwickelung vorangeeilt ſchien. Jn ſtaͤdtiſchem Verkehr, in geſelligen Vergnuͤgungen heimiſch, wuͤrde er ein vorlauter, altkluger, unaus- ſtehlicher Laffe geworden ſein. Jm Haͤuschen ſeiner biedern Großmutter, als beſcheidener, reingewaſchener, ſaubergehaltener Dorfhandwerker, — vielmehr: Pfu- ſcher, — war er ein Phaͤnomen. Tieletunke wußte am beſten, was ſie that, wenn ſie ihren Schweſtern zu bedenken gab, daß die gelehrten Paſtorſoͤhne von dem ungelehrten Anton lernen koͤnnten.
Zwei kleine Talente fingen fruͤhzeitig an, ſich be
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0071"n="55"/>
huͤpft! Daß er verwunderliche Kreuz- und Querſpruͤnge<lb/>
macht! Daß die Racen Auffriſchung und Wechſel<lb/>
brauchen! Geht es doch bei Pferden, Schafen und<lb/>
Rindvieh nicht anders zu.</p><lb/><p>Eine der edelſten von allen unſerem Helden ange-<lb/>
borenen Eigenſchaften war die Empfaͤnglichkeit, die<lb/>
Bildungsfaͤhigkeit ſeines Verſtandes, wie Gemuͤthes.<lb/>
Aus den Buͤchern, die er theilweiſe beim Paſtor em-<lb/>
pfangen, die er von den Schloßfraͤulen ausgeliehen,<lb/>
ging ſo viel in ihn uͤber, drangen die Gedanken, die<lb/>
er in ſich aufnahm, ſo tief ein, daß er ſeinen Um-<lb/>
gebungen, ſeinen Verhaͤltniſſen, ſeinem wirklichen<lb/>
Wiſſen weit voraus, ſich gleichſam ſelbſt uͤbertraf;<lb/>
daß er ſeiner eigenen Entwickelung vorangeeilt ſchien.<lb/>
Jn ſtaͤdtiſchem Verkehr, in geſelligen Vergnuͤgungen<lb/>
heimiſch, wuͤrde er ein vorlauter, altkluger, unaus-<lb/>ſtehlicher Laffe geworden ſein. Jm Haͤuschen ſeiner<lb/>
biedern Großmutter, als beſcheidener, reingewaſchener,<lb/>ſaubergehaltener Dorfhandwerker, — vielmehr: Pfu-<lb/>ſcher, — war er ein Phaͤnomen. Tieletunke wußte<lb/>
am beſten, was ſie that, wenn ſie ihren Schweſtern<lb/>
zu bedenken gab, daß die gelehrten Paſtorſoͤhne von<lb/>
dem ungelehrten Anton lernen koͤnnten.</p><lb/><p>Zwei kleine Talente fingen fruͤhzeitig an, ſich be<lb/></p></div></body></text></TEI>
[55/0071]
huͤpft! Daß er verwunderliche Kreuz- und Querſpruͤnge
macht! Daß die Racen Auffriſchung und Wechſel
brauchen! Geht es doch bei Pferden, Schafen und
Rindvieh nicht anders zu.
Eine der edelſten von allen unſerem Helden ange-
borenen Eigenſchaften war die Empfaͤnglichkeit, die
Bildungsfaͤhigkeit ſeines Verſtandes, wie Gemuͤthes.
Aus den Buͤchern, die er theilweiſe beim Paſtor em-
pfangen, die er von den Schloßfraͤulen ausgeliehen,
ging ſo viel in ihn uͤber, drangen die Gedanken, die
er in ſich aufnahm, ſo tief ein, daß er ſeinen Um-
gebungen, ſeinen Verhaͤltniſſen, ſeinem wirklichen
Wiſſen weit voraus, ſich gleichſam ſelbſt uͤbertraf;
daß er ſeiner eigenen Entwickelung vorangeeilt ſchien.
Jn ſtaͤdtiſchem Verkehr, in geſelligen Vergnuͤgungen
heimiſch, wuͤrde er ein vorlauter, altkluger, unaus-
ſtehlicher Laffe geworden ſein. Jm Haͤuschen ſeiner
biedern Großmutter, als beſcheidener, reingewaſchener,
ſaubergehaltener Dorfhandwerker, — vielmehr: Pfu-
ſcher, — war er ein Phaͤnomen. Tieletunke wußte
am beſten, was ſie that, wenn ſie ihren Schweſtern
zu bedenken gab, daß die gelehrten Paſtorſoͤhne von
dem ungelehrten Anton lernen koͤnnten.
Zwei kleine Talente fingen fruͤhzeitig an, ſich be
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/71>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.