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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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den Verkehres froh zu werden. Sie wußten, wie so
häufig arme Schüler aller Zeiten, nichts, als was sie
mühselig und nur deshalb erlernt hatten, weil sie
nicht tadelnde Censuren heimbringen wollten. Diese
ihre Theilnahmlosigkeit gegen Alles, was gebildeter
Menschen Brust bewegt, was auch ungebildete, doch
mit höheren Anlagen ausgestattete Wesen, gleich
Ottilien, sehnend ahnen; machte sie letzterer so unbe-
deutend, setzte sie in ihrer Meinung so tief herab, daß
sie beide, wie schon oben angedeutet wurde, weit unter
den Korbmacherjungen stellte.

Das wissen wir ja längst, liebster Holtei, wird
meine schöne, jugendliche Leserin jetzt ausrufen. Das
wissen wir bereits zur Genüge. Also, alter Schwätzer,
entwickeln Sie nicht so viel; gehen Sie nicht so lange
um Jhren psychologischen Brei wie ein Kater herum;
sondern melden Sie mir frei heraus, als ein offenher-
ziger Romanschriftsteller, wie es mit dem zugeworfenen
Kusse aussieht, den Jhr schöner Anton aus der Däm-
merung des Abends hinter der Hausthür hervor in
die Dämmerung fliegen gesehen haben will? Durch
welchen Anblick er sich, Jhrer Versicherung zu Folge,
aus kindischer und bescheidener Neigung und Ehrfurcht,
in eine höchst sträfliche, weder sittlich noch bürgerlich

den Verkehres froh zu werden. Sie wußten, wie ſo
haͤufig arme Schuͤler aller Zeiten, nichts, als was ſie
muͤhſelig und nur deshalb erlernt hatten, weil ſie
nicht tadelnde Cenſuren heimbringen wollten. Dieſe
ihre Theilnahmloſigkeit gegen Alles, was gebildeter
Menſchen Bruſt bewegt, was auch ungebildete, doch
mit hoͤheren Anlagen ausgeſtattete Weſen, gleich
Ottilien, ſehnend ahnen; machte ſie letzterer ſo unbe-
deutend, ſetzte ſie in ihrer Meinung ſo tief herab, daß
ſie beide, wie ſchon oben angedeutet wurde, weit unter
den Korbmacherjungen ſtellte.

Das wiſſen wir ja laͤngſt, liebſter Holtei, wird
meine ſchoͤne, jugendliche Leſerin jetzt ausrufen. Das
wiſſen wir bereits zur Genuͤge. Alſo, alter Schwaͤtzer,
entwickeln Sie nicht ſo viel; gehen Sie nicht ſo lange
um Jhren pſychologiſchen Brei wie ein Kater herum;
ſondern melden Sie mir frei heraus, als ein offenher-
ziger Romanſchriftſteller, wie es mit dem zugeworfenen
Kuſſe ausſieht, den Jhr ſchoͤner Anton aus der Daͤm-
merung des Abends hinter der Hausthuͤr hervor in
die Daͤmmerung fliegen geſehen haben will? Durch
welchen Anblick er ſich, Jhrer Verſicherung zu Folge,
aus kindiſcher und beſcheidener Neigung und Ehrfurcht,
in eine hoͤchſt ſtraͤfliche, weder ſittlich noch buͤrgerlich

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[82/0098] den Verkehres froh zu werden. Sie wußten, wie ſo haͤufig arme Schuͤler aller Zeiten, nichts, als was ſie muͤhſelig und nur deshalb erlernt hatten, weil ſie nicht tadelnde Cenſuren heimbringen wollten. Dieſe ihre Theilnahmloſigkeit gegen Alles, was gebildeter Menſchen Bruſt bewegt, was auch ungebildete, doch mit hoͤheren Anlagen ausgeſtattete Weſen, gleich Ottilien, ſehnend ahnen; machte ſie letzterer ſo unbe- deutend, ſetzte ſie in ihrer Meinung ſo tief herab, daß ſie beide, wie ſchon oben angedeutet wurde, weit unter den Korbmacherjungen ſtellte. Das wiſſen wir ja laͤngſt, liebſter Holtei, wird meine ſchoͤne, jugendliche Leſerin jetzt ausrufen. Das wiſſen wir bereits zur Genuͤge. Alſo, alter Schwaͤtzer, entwickeln Sie nicht ſo viel; gehen Sie nicht ſo lange um Jhren pſychologiſchen Brei wie ein Kater herum; ſondern melden Sie mir frei heraus, als ein offenher- ziger Romanſchriftſteller, wie es mit dem zugeworfenen Kuſſe ausſieht, den Jhr ſchoͤner Anton aus der Daͤm- merung des Abends hinter der Hausthuͤr hervor in die Daͤmmerung fliegen geſehen haben will? Durch welchen Anblick er ſich, Jhrer Verſicherung zu Folge, aus kindiſcher und beſcheidener Neigung und Ehrfurcht, in eine hoͤchſt ſtraͤfliche, weder ſittlich noch buͤrgerlich

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/98>, abgerufen am 21.11.2024.