gewaltigen Eindruck auf ihn gemacht; er kam sich daneben klein, beschränkt, albern vor.
Man will behaupten, daß bevorzugte Naturen gerade beim Anblick des Größten, die in ihnen liegen- den Keime selbsteigener Größe am Deutlichsten ahnen, und daß sie, weit entfernt niedergeschlagen zu sein, dann erst recht muthig und zuversichtlich werden sol- len? Des Correggio stolzes: "anch' io!" gilt als Motto für diese Behauptung, die theilweise ihr Wahres haben mag; doch gewiß nur dann, wenn die bestimmt ausgesprochene Richtung für ein entschie- denes Talent sich schon so weit Bahn gemacht, daß dieses mit einseitiger, ich will sagen den ganzen Menschen in Anspruch nehmender Gewalt ihn beherrscht und seinem offenkundigen Ziele zuführt. Wo das aber nicht der Fall ist; wo der Charakter über den Talenten steht, da wird sich gewiß das Gegentheil zeigen; da wird ein junger Mann, je tüchtiger sein Naturell organisirt ist, desto aufrichtiger an eigenen Fähigkeiten zweifelnd, das Außerordent- liche anstaunen, ehrfurchtsvoll bewundern, -- ohne doch es zu beneiden. Jch gehe noch weiter. Jch spreche unumwunden den Glaubenssatz für den meinigen aus: Wer als junger Mann sich nicht willig,
gewaltigen Eindruck auf ihn gemacht; er kam ſich daneben klein, beſchraͤnkt, albern vor.
Man will behaupten, daß bevorzugte Naturen gerade beim Anblick des Groͤßten, die in ihnen liegen- den Keime ſelbſteigener Groͤße am Deutlichſten ahnen, und daß ſie, weit entfernt niedergeſchlagen zu ſein, dann erſt recht muthig und zuverſichtlich werden ſol- len? Des Correggio ſtolzes: „anch’ io!“ gilt als Motto fuͤr dieſe Behauptung, die theilweiſe ihr Wahres haben mag; doch gewiß nur dann, wenn die beſtimmt ausgeſprochene Richtung fuͤr ein entſchie- denes Talent ſich ſchon ſo weit Bahn gemacht, daß dieſes mit einſeitiger, ich will ſagen den ganzen Menſchen in Anſpruch nehmender Gewalt ihn beherrſcht und ſeinem offenkundigen Ziele zufuͤhrt. Wo das aber nicht der Fall iſt; wo der Charakter uͤber den Talenten ſteht, da wird ſich gewiß das Gegentheil zeigen; da wird ein junger Mann, je tuͤchtiger ſein Naturell organiſirt iſt, deſto aufrichtiger an eigenen Faͤhigkeiten zweifelnd, das Außerordent- liche anſtaunen, ehrfurchtsvoll bewundern, — ohne doch es zu beneiden. Jch gehe noch weiter. Jch ſpreche unumwunden den Glaubensſatz fuͤr den meinigen aus: Wer als junger Mann ſich nicht willig,
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gewaltigen Eindruck auf ihn gemacht; er kam ſich
daneben klein, beſchraͤnkt, albern vor.
Man will behaupten, daß bevorzugte Naturen
gerade beim Anblick des Groͤßten, die in ihnen liegen-
den Keime ſelbſteigener Groͤße am Deutlichſten ahnen,
und daß ſie, weit entfernt niedergeſchlagen zu ſein,
dann erſt recht muthig und zuverſichtlich werden ſol-
len? Des Correggio ſtolzes: „anch’ io!“ gilt als
Motto fuͤr dieſe Behauptung, die theilweiſe ihr
Wahres haben mag; doch gewiß nur dann, wenn die
beſtimmt ausgeſprochene Richtung fuͤr ein entſchie-
denes Talent ſich ſchon ſo weit Bahn gemacht, daß
dieſes mit einſeitiger, ich will ſagen den ganzen
Menſchen in Anſpruch nehmender Gewalt ihn
beherrſcht und ſeinem offenkundigen Ziele zufuͤhrt.
Wo das aber nicht der Fall iſt; wo der Charakter
uͤber den Talenten ſteht, da wird ſich gewiß das
Gegentheil zeigen; da wird ein junger Mann, je
tuͤchtiger ſein Naturell organiſirt iſt, deſto aufrichtiger
an eigenen Faͤhigkeiten zweifelnd, das Außerordent-
liche anſtaunen, ehrfurchtsvoll bewundern, — ohne
doch es zu beneiden. Jch gehe noch weiter. Jch
ſpreche unumwunden den Glaubensſatz fuͤr den
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/120>, abgerufen am 27.11.2024.
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