Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

kleinert; schließe die Hütte und wir treten unsere
Entdeckungsreise an. -- Gesindel da drinn, haltet
euch ruhig! Husar, prügle Deine Weiber nicht; macht
euch schön und exerziert, das pas de trois! Kommen
Sie, Antoine! -- Hier zur Linken treibt der Feuer-
könig sein Unwesen mit einer sogenannten Minerva ...."

Jch sah das Aushängeschild und gedachte dabei
Jhrer Mutter, Schkramprl.

"Fi donc! Keine Parellele zu ziehen; kein Ver-
gleich. Misere das, pure Misere das! Aber da
drüben, die große, solide Bude, die Chiarini's!
Guillaume's Nebenbuhler auf diesjähriger Messe!
Das ist's! Je tiens votre affaire! Das wäre etwas
für einen jungen Mann von Jhrer Bildung. Hier
ist die Thüre geschlossen, niemand anwesend. Wir
werden sie in ihrer Behausung finden. Eine achtungs-
werthe Familie."

Die Wohnung war bald erreicht, sie traten ein;
der Riese, sich tief bückend, zuerst. Hier herrschten
Ordnung und Reinlichkeit. Die kleinen Zimmerchen
verriethen durch nichts, daß hier eine Schaar durch-
ziehender Tänzer eingemiethet sei. Auf zwei Stühlen
am Fenster saß ein eisgraues Ehepaar; die Urgröß-

kleinert; ſchließe die Huͤtte und wir treten unſere
Entdeckungsreiſe an. — Geſindel da drinn, haltet
euch ruhig! Huſar, pruͤgle Deine Weiber nicht; macht
euch ſchoͤn und exerziert, das pas de trois! Kommen
Sie, Antoine! — Hier zur Linken treibt der Feuer-
koͤnig ſein Unweſen mit einer ſogenannten Minerva ....“

Jch ſah das Aushaͤngeſchild und gedachte dabei
Jhrer Mutter, Schkramprl.

Fi donc! Keine Parellele zu ziehen; kein Ver-
gleich. Miſère das, pure Miſère das! Aber da
druͤben, die große, ſolide Bude, die Chiarini’s!
Guillaume’s Nebenbuhler auf diesjaͤhriger Meſſe!
Das iſt’s! Je tiens vôtre affaire! Das waͤre etwas
fuͤr einen jungen Mann von Jhrer Bildung. Hier
iſt die Thuͤre geſchloſſen, niemand anweſend. Wir
werden ſie in ihrer Behauſung finden. Eine achtungs-
werthe Familie.“

Die Wohnung war bald erreicht, ſie traten ein;
der Rieſe, ſich tief buͤckend, zuerſt. Hier herrſchten
Ordnung und Reinlichkeit. Die kleinen Zimmerchen
verriethen durch nichts, daß hier eine Schaar durch-
ziehender Taͤnzer eingemiethet ſei. Auf zwei Stuͤhlen
am Fenſter ſaß ein eisgraues Ehepaar; die Urgroͤß-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0183" n="181"/>
kleinert; &#x017F;chließe die Hu&#x0364;tte und wir treten un&#x017F;ere<lb/>
Entdeckungsrei&#x017F;e an. &#x2014; Ge&#x017F;indel da drinn, haltet<lb/>
euch ruhig! Hu&#x017F;ar, pru&#x0364;gle Deine Weiber nicht; macht<lb/>
euch &#x017F;cho&#x0364;n und exerziert, das <hi rendition="#aq">pas de trois!</hi> Kommen<lb/>
Sie, Antoine! &#x2014; Hier zur Linken treibt der Feuer-<lb/>
ko&#x0364;nig &#x017F;ein Unwe&#x017F;en mit einer &#x017F;ogenannten Minerva ....&#x201C;</p><lb/>
        <p>Jch &#x017F;ah das Ausha&#x0364;nge&#x017F;child und gedachte dabei<lb/>
Jhrer Mutter, Schkramprl.</p><lb/>
        <p>&#x201E;<hi rendition="#aq">Fi donc!</hi> Keine Parellele zu ziehen; kein Ver-<lb/>
gleich. Mi&#x017F;<hi rendition="#aq">è</hi>re das, pure Mi&#x017F;<hi rendition="#aq">è</hi>re das! Aber da<lb/>
dru&#x0364;ben, die große, &#x017F;olide Bude, die Chiarini&#x2019;s!<lb/>
Guillaume&#x2019;s Nebenbuhler auf diesja&#x0364;hriger Me&#x017F;&#x017F;e!<lb/>
Das i&#x017F;t&#x2019;s! <hi rendition="#aq">Je tiens vôtre affaire!</hi> Das wa&#x0364;re etwas<lb/>
fu&#x0364;r einen jungen Mann von Jhrer Bildung. Hier<lb/>
i&#x017F;t die Thu&#x0364;re ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, niemand anwe&#x017F;end. Wir<lb/>
werden &#x017F;ie in ihrer Behau&#x017F;ung finden. Eine achtungs-<lb/>
werthe Familie.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Die Wohnung war bald erreicht, &#x017F;ie traten ein;<lb/>
der Rie&#x017F;e, &#x017F;ich tief bu&#x0364;ckend, zuer&#x017F;t. Hier herr&#x017F;chten<lb/>
Ordnung und Reinlichkeit. Die kleinen Zimmerchen<lb/>
verriethen durch nichts, daß hier eine Schaar durch-<lb/>
ziehender Ta&#x0364;nzer eingemiethet &#x017F;ei. Auf zwei Stu&#x0364;hlen<lb/>
am Fen&#x017F;ter &#x017F;aß ein eisgraues Ehepaar; die Urgro&#x0364;ß-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0183] kleinert; ſchließe die Huͤtte und wir treten unſere Entdeckungsreiſe an. — Geſindel da drinn, haltet euch ruhig! Huſar, pruͤgle Deine Weiber nicht; macht euch ſchoͤn und exerziert, das pas de trois! Kommen Sie, Antoine! — Hier zur Linken treibt der Feuer- koͤnig ſein Unweſen mit einer ſogenannten Minerva ....“ Jch ſah das Aushaͤngeſchild und gedachte dabei Jhrer Mutter, Schkramprl. „Fi donc! Keine Parellele zu ziehen; kein Ver- gleich. Miſère das, pure Miſère das! Aber da druͤben, die große, ſolide Bude, die Chiarini’s! Guillaume’s Nebenbuhler auf diesjaͤhriger Meſſe! Das iſt’s! Je tiens vôtre affaire! Das waͤre etwas fuͤr einen jungen Mann von Jhrer Bildung. Hier iſt die Thuͤre geſchloſſen, niemand anweſend. Wir werden ſie in ihrer Behauſung finden. Eine achtungs- werthe Familie.“ Die Wohnung war bald erreicht, ſie traten ein; der Rieſe, ſich tief buͤckend, zuerſt. Hier herrſchten Ordnung und Reinlichkeit. Die kleinen Zimmerchen verriethen durch nichts, daß hier eine Schaar durch- ziehender Taͤnzer eingemiethet ſei. Auf zwei Stuͤhlen am Fenſter ſaß ein eisgraues Ehepaar; die Urgroͤß-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/183
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/183>, abgerufen am 18.12.2024.