Hand in Ohnmacht zu sinken, wäre nicht gerade im rechten Augenblicke ein Helfer eingetreten: Herr Terzy, nächster Wand-Nachbar des Elephanten; viel- gereiseter Lehrer, Führer, Unternehmer einer sich in allen Lüften aller Länder und Zonen überschlagen- habenden Springer-Truppe, vom Genre des, seine Laura zärtlichst-prügelnden, Herrn Amelot.
Terzy, bekannt als Weiberhasser und erklärter Gegner des schönen Geschlechtes, machte zwar gute Miene zu seiner bitter-süßen Last, schien aber doch seelenvergnügt, wie er sie los wurde. Die Damen erholten sich nach und nach; sie verließen mit nieder- geschlagenen Augen den Schauplatz ihrer Schwäche. Der Professor, nachdem er vergebens in seiner Taba- tiere ein Stäubchen gesucht, um Fassung zu gewin- nen, folgte ihnen fassungslos und beschämt.
Terzy wendete sich alsbald zu Antoine, den er im Cirkus gesehen, richtete einige oberflächliche Lobes- erhebungen an sein Talent, erklärte sich aber völlig einverstanden, mit seinem Vorsatz, eine Laufbahn zu verlassen, die er, was jeder Kenner bestätigen müsse, zu spät angetreten, um einen hohen Grad von Aus- bildung zu erreichen. Sie sollten, rieth er ihm, Jhr Violinspiel benützen, zu anderen Zwecken. Sie haben
Hand in Ohnmacht zu ſinken, waͤre nicht gerade im rechten Augenblicke ein Helfer eingetreten: Herr Terzy, naͤchſter Wand-Nachbar des Elephanten; viel- gereiſeter Lehrer, Fuͤhrer, Unternehmer einer ſich in allen Luͤften aller Laͤnder und Zonen uͤberſchlagen- habenden Springer-Truppe, vom Genre des, ſeine Laura zaͤrtlichſt-pruͤgelnden, Herrn Amelot.
Terzy, bekannt als Weiberhaſſer und erklaͤrter Gegner des ſchoͤnen Geſchlechtes, machte zwar gute Miene zu ſeiner bitter-ſuͤßen Laſt, ſchien aber doch ſeelenvergnuͤgt, wie er ſie los wurde. Die Damen erholten ſich nach und nach; ſie verließen mit nieder- geſchlagenen Augen den Schauplatz ihrer Schwaͤche. Der Profeſſor, nachdem er vergebens in ſeiner Taba- tière ein Staͤubchen geſucht, um Faſſung zu gewin- nen, folgte ihnen faſſungslos und beſchaͤmt.
Terzy wendete ſich alsbald zu Antoine, den er im Cirkus geſehen, richtete einige oberflaͤchliche Lobes- erhebungen an ſein Talent, erklaͤrte ſich aber voͤllig einverſtanden, mit ſeinem Vorſatz, eine Laufbahn zu verlaſſen, die er, was jeder Kenner beſtaͤtigen muͤſſe, zu ſpaͤt angetreten, um einen hohen Grad von Aus- bildung zu erreichen. Sie ſollten, rieth er ihm, Jhr Violinſpiel benuͤtzen, zu anderen Zwecken. Sie haben
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Hand in Ohnmacht zu ſinken, waͤre nicht gerade im
rechten Augenblicke ein Helfer eingetreten: Herr
Terzy, naͤchſter Wand-Nachbar des Elephanten; viel-
gereiſeter Lehrer, Fuͤhrer, Unternehmer einer ſich in
allen Luͤften aller Laͤnder und Zonen uͤberſchlagen-
habenden Springer-Truppe, vom Genre des, ſeine
Laura zaͤrtlichſt-pruͤgelnden, Herrn Amelot.
Terzy, bekannt als Weiberhaſſer und erklaͤrter
Gegner des ſchoͤnen Geſchlechtes, machte zwar gute
Miene zu ſeiner bitter-ſuͤßen Laſt, ſchien aber doch
ſeelenvergnuͤgt, wie er ſie los wurde. Die Damen
erholten ſich nach und nach; ſie verließen mit nieder-
geſchlagenen Augen den Schauplatz ihrer Schwaͤche.
Der Profeſſor, nachdem er vergebens in ſeiner Taba-
tière ein Staͤubchen geſucht, um Faſſung zu gewin-
nen, folgte ihnen faſſungslos und beſchaͤmt.
Terzy wendete ſich alsbald zu Antoine, den er im
Cirkus geſehen, richtete einige oberflaͤchliche Lobes-
erhebungen an ſein Talent, erklaͤrte ſich aber voͤllig
einverſtanden, mit ſeinem Vorſatz, eine Laufbahn zu
verlaſſen, die er, was jeder Kenner beſtaͤtigen muͤſſe,
zu ſpaͤt angetreten, um einen hohen Grad von Aus-
bildung zu erreichen. Sie ſollten, rieth er ihm, Jhr
Violinſpiel benuͤtzen, zu anderen Zwecken. Sie haben
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/208>, abgerufen am 23.11.2024.
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