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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

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Verrätherin! Undankbare!" Er sank schluchzend in
einen Sessel.

Anton entblößte seine Brust. Hier hinein senke
diesen Stahl, sprach er zu Bärbel gewendet; vollende
Dein Werk an mir. Zaud're nicht. Wenn Du's
nicht thust, thu' ich's.

Bärbel schleuderte die blitzende Klinge weit weg,
daß die Spitze des Messers im Rahmen eines Wand-
spiegels stecken blieb. Dann flog sie in Antons Um-
armung.

Dieser wies sie kalt und düster zurück.

Herr van der Helfft hat wahr geredet, fuhr er
fort. Jch bin ein Betrüger, ein Fälscher, ich bin reif
für's Zuchthaus, -- Dank sei Dir und dem sündlichen
Zauber Deiner Schönheit. Jch schaud're vor mir
selbst. Noch ist der Bann nicht aufgehoben, den
Deine Liebestränke über mich verhängt, -- doch die
Binde ist von meinen Augen gefallen. Geschehe mir,
was da wolle, ich füge mich. Was Du beginnen
wirst, gilt mir gleich. Bleibe bei ihm, -- mache
Dich los von ihm, -- gleichviel! Wir beide sehen
uns nie mehr wieder.

Es lag so viel Aufrichtigkeit der Zerknirschung,
eine solch' innerste Vernichtung in Antons Ausspruch,

Die Vagabunden. II. 21

Verraͤtherin! Undankbare!“ Er ſank ſchluchzend in
einen Seſſel.

Anton entbloͤßte ſeine Bruſt. Hier hinein ſenke
dieſen Stahl, ſprach er zu Baͤrbel gewendet; vollende
Dein Werk an mir. Zaud’re nicht. Wenn Du’s
nicht thuſt, thu’ ich’s.

Baͤrbel ſchleuderte die blitzende Klinge weit weg,
daß die Spitze des Meſſers im Rahmen eines Wand-
ſpiegels ſtecken blieb. Dann flog ſie in Antons Um-
armung.

Dieſer wies ſie kalt und duͤſter zuruͤck.

Herr van der Helfft hat wahr geredet, fuhr er
fort. Jch bin ein Betruͤger, ein Faͤlſcher, ich bin reif
fuͤr’s Zuchthaus, — Dank ſei Dir und dem ſuͤndlichen
Zauber Deiner Schoͤnheit. Jch ſchaud’re vor mir
ſelbſt. Noch iſt der Bann nicht aufgehoben, den
Deine Liebestraͤnke uͤber mich verhaͤngt, — doch die
Binde iſt von meinen Augen gefallen. Geſchehe mir,
was da wolle, ich fuͤge mich. Was Du beginnen
wirſt, gilt mir gleich. Bleibe bei ihm, — mache
Dich los von ihm, — gleichviel! Wir beide ſehen
uns nie mehr wieder.

Es lag ſo viel Aufrichtigkeit der Zerknirſchung,
eine ſolch’ innerſte Vernichtung in Antons Ausſpruch,

Die Vagabunden. II. 21
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[321/0323] Verraͤtherin! Undankbare!“ Er ſank ſchluchzend in einen Seſſel. Anton entbloͤßte ſeine Bruſt. Hier hinein ſenke dieſen Stahl, ſprach er zu Baͤrbel gewendet; vollende Dein Werk an mir. Zaud’re nicht. Wenn Du’s nicht thuſt, thu’ ich’s. Baͤrbel ſchleuderte die blitzende Klinge weit weg, daß die Spitze des Meſſers im Rahmen eines Wand- ſpiegels ſtecken blieb. Dann flog ſie in Antons Um- armung. Dieſer wies ſie kalt und duͤſter zuruͤck. Herr van der Helfft hat wahr geredet, fuhr er fort. Jch bin ein Betruͤger, ein Faͤlſcher, ich bin reif fuͤr’s Zuchthaus, — Dank ſei Dir und dem ſuͤndlichen Zauber Deiner Schoͤnheit. Jch ſchaud’re vor mir ſelbſt. Noch iſt der Bann nicht aufgehoben, den Deine Liebestraͤnke uͤber mich verhaͤngt, — doch die Binde iſt von meinen Augen gefallen. Geſchehe mir, was da wolle, ich fuͤge mich. Was Du beginnen wirſt, gilt mir gleich. Bleibe bei ihm, — mache Dich los von ihm, — gleichviel! Wir beide ſehen uns nie mehr wieder. Es lag ſo viel Aufrichtigkeit der Zerknirſchung, eine ſolch’ innerſte Vernichtung in Antons Ausſpruch, Die Vagabunden. II. 21

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/323>, abgerufen am 26.11.2024.