diese Schwierigkeiten und ich nehme euch als Eleven an. Auch will ich eine Ausnahme mit euch machen, ihr sollt nur drei Jahre lang Eleve sein. Während dieser Zeit erhaltet ihr nichts von mir, als Unterricht, Kost und Kleidung, -- für die beiden letzteren Artikel wird Madame Amelot Sorge tragen, nach Allem was ich höre, fügt' er lächelnd bei. Jhr habt euch aber, gleich allen übrigen Lehrburschen, jedem Befehle zu fügen, und mitzumachen, was verlangt und ange- ordnet wird. Auf Gage dürft ihr erst nach Ablauf des zweiten Jahres rechnen und dies nur dann, wenn ihr alle Erwartungen übertrefft.
Anton sah sich durch diese Grundzüge des Ver- trages in seinen eitlen Erwartungen gar sehr getäuscht, doch ging er ihn ein, ohne zu zeigen, wie schwer ihm dies wurde. Was auch hätt' er thun sollen? Ein Rückschritt war in seinen Verhältnissen schon Laura's wegen nicht möglich. Er murmelte nur, während er seinen (?!) Namen unterschrieb: aller Anfang ist halt schwer! Und sich zu Laura wendend sagt' er ihr leise: jetzt hast Du einen Lehrjungen zum Liebhaber! Worauf diese mit ihrer lieblichsten Frivolität erwie- derte: das bemerk ich bisweilen; doch ohne Sorgen, wir wollen schon einen Meister aus ihm machen!
1 *
dieſe Schwierigkeiten und ich nehme euch als Eleven an. Auch will ich eine Ausnahme mit euch machen, ihr ſollt nur drei Jahre lang Eleve ſein. Waͤhrend dieſer Zeit erhaltet ihr nichts von mir, als Unterricht, Koſt und Kleidung, — fuͤr die beiden letzteren Artikel wird Madame Amelot Sorge tragen, nach Allem was ich hoͤre, fuͤgt’ er laͤchelnd bei. Jhr habt euch aber, gleich allen uͤbrigen Lehrburſchen, jedem Befehle zu fuͤgen, und mitzumachen, was verlangt und ange- ordnet wird. Auf Gage duͤrft ihr erſt nach Ablauf des zweiten Jahres rechnen und dies nur dann, wenn ihr alle Erwartungen uͤbertrefft.
Anton ſah ſich durch dieſe Grundzuͤge des Ver- trages in ſeinen eitlen Erwartungen gar ſehr getaͤuſcht, doch ging er ihn ein, ohne zu zeigen, wie ſchwer ihm dies wurde. Was auch haͤtt’ er thun ſollen? Ein Ruͤckſchritt war in ſeinen Verhaͤltniſſen ſchon Laura’s wegen nicht moͤglich. Er murmelte nur, waͤhrend er ſeinen (?!) Namen unterſchrieb: aller Anfang iſt halt ſchwer! Und ſich zu Laura wendend ſagt’ er ihr leiſe: jetzt haſt Du einen Lehrjungen zum Liebhaber! Worauf dieſe mit ihrer lieblichſten Frivolitaͤt erwie- derte: das bemerk ich bisweilen; doch ohne Sorgen, wir wollen ſchon einen Meiſter aus ihm machen!
1 *
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0005"n="3"/>
dieſe Schwierigkeiten und ich nehme euch als Eleven<lb/>
an. Auch will ich eine Ausnahme mit euch machen,<lb/>
ihr ſollt nur drei Jahre lang Eleve ſein. Waͤhrend<lb/>
dieſer Zeit erhaltet ihr nichts von mir, als Unterricht,<lb/>
Koſt und Kleidung, — fuͤr die beiden letzteren Artikel<lb/>
wird Madame Amelot Sorge tragen, nach Allem<lb/>
was ich hoͤre, fuͤgt’ er laͤchelnd bei. Jhr habt euch<lb/>
aber, gleich allen uͤbrigen Lehrburſchen, jedem Befehle<lb/>
zu fuͤgen, und mitzumachen, was verlangt und ange-<lb/>
ordnet wird. Auf Gage duͤrft ihr erſt nach Ablauf<lb/>
des zweiten Jahres rechnen und dies nur dann, wenn<lb/>
ihr alle Erwartungen uͤbertrefft.</p><lb/><p>Anton ſah ſich durch dieſe Grundzuͤge des Ver-<lb/>
trages in ſeinen eitlen Erwartungen gar ſehr getaͤuſcht,<lb/>
doch ging er ihn ein, ohne zu zeigen, wie ſchwer ihm<lb/>
dies wurde. Was auch haͤtt’ er thun ſollen? Ein<lb/>
Ruͤckſchritt war in ſeinen Verhaͤltniſſen ſchon Laura’s<lb/>
wegen nicht moͤglich. Er murmelte nur, waͤhrend er<lb/>ſeinen (?!) Namen unterſchrieb: aller Anfang iſt halt<lb/>ſchwer! Und ſich zu Laura wendend ſagt’ er ihr leiſe:<lb/>
jetzt haſt Du einen Lehrjungen zum Liebhaber!<lb/>
Worauf dieſe mit ihrer lieblichſten Frivolitaͤt erwie-<lb/>
derte: das bemerk ich bisweilen; doch ohne Sorgen,<lb/>
wir wollen ſchon einen Meiſter aus ihm machen!</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">1 *</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[3/0005]
dieſe Schwierigkeiten und ich nehme euch als Eleven
an. Auch will ich eine Ausnahme mit euch machen,
ihr ſollt nur drei Jahre lang Eleve ſein. Waͤhrend
dieſer Zeit erhaltet ihr nichts von mir, als Unterricht,
Koſt und Kleidung, — fuͤr die beiden letzteren Artikel
wird Madame Amelot Sorge tragen, nach Allem
was ich hoͤre, fuͤgt’ er laͤchelnd bei. Jhr habt euch
aber, gleich allen uͤbrigen Lehrburſchen, jedem Befehle
zu fuͤgen, und mitzumachen, was verlangt und ange-
ordnet wird. Auf Gage duͤrft ihr erſt nach Ablauf
des zweiten Jahres rechnen und dies nur dann, wenn
ihr alle Erwartungen uͤbertrefft.
Anton ſah ſich durch dieſe Grundzuͤge des Ver-
trages in ſeinen eitlen Erwartungen gar ſehr getaͤuſcht,
doch ging er ihn ein, ohne zu zeigen, wie ſchwer ihm
dies wurde. Was auch haͤtt’ er thun ſollen? Ein
Ruͤckſchritt war in ſeinen Verhaͤltniſſen ſchon Laura’s
wegen nicht moͤglich. Er murmelte nur, waͤhrend er
ſeinen (?!) Namen unterſchrieb: aller Anfang iſt halt
ſchwer! Und ſich zu Laura wendend ſagt’ er ihr leiſe:
jetzt haſt Du einen Lehrjungen zum Liebhaber!
Worauf dieſe mit ihrer lieblichſten Frivolitaͤt erwie-
derte: das bemerk ich bisweilen; doch ohne Sorgen,
wir wollen ſchon einen Meiſter aus ihm machen!
1 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/5>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.