Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

Munde vernahm: "Das ist der edler Mann, was
mich hat gerettet aus die Hände von die vergrimmten
Mätrosen!"

Dann rückte er sich wieder zurecht, ließ die Haare
wieder in's Gesicht fallen, schlug sein Götter-Auge zu
Anton empor und fragte mit listig-lächelnden Lippen:
Nun, Rossebändiger, saitenstreichender Orpheus, bin
ich's?

Anton stand bleich und unbeweglich.

Nach einem Weilchen des Schweigens fühlte er
mit der Rechten nach seinem Kopfe und sagte zum
Arzte: ich denke, wir gehen?

Dann suchte er seinen Hut, trat vor Devrient hin,
ergriff dessen Hand, drückte sie an sein Herz und sprach
mit bebender Stimme: Jetzt weiß ich wohl, was ein
Schauspieler ist! -- Der Arzt führte ihn nach Hause.



Die Vagabunden. II. 6

Munde vernahm: „Das iſt der edler Mann, was
mich hat gerettet aus die Haͤnde von die vergrimmten
Maͤtroſen!“

Dann ruͤckte er ſich wieder zurecht, ließ die Haare
wieder in’s Geſicht fallen, ſchlug ſein Goͤtter-Auge zu
Anton empor und fragte mit liſtig-laͤchelnden Lippen:
Nun, Roſſebaͤndiger, ſaitenſtreichender Orpheus, bin
ich’s?

Anton ſtand bleich und unbeweglich.

Nach einem Weilchen des Schweigens fuͤhlte er
mit der Rechten nach ſeinem Kopfe und ſagte zum
Arzte: ich denke, wir gehen?

Dann ſuchte er ſeinen Hut, trat vor Devrient hin,
ergriff deſſen Hand, druͤckte ſie an ſein Herz und ſprach
mit bebender Stimme: Jetzt weiß ich wohl, was ein
Schauſpieler iſt! — Der Arzt fuͤhrte ihn nach Hauſe.



Die Vagabunden. II. 6
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0083" n="81"/>
Munde vernahm: &#x201E;Das i&#x017F;t der edler Mann, was<lb/>
mich hat gerettet aus die Ha&#x0364;nde von die vergrimmten<lb/>
Ma&#x0364;tro&#x017F;en!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Dann ru&#x0364;ckte er &#x017F;ich wieder zurecht, ließ die Haare<lb/>
wieder in&#x2019;s Ge&#x017F;icht fallen, &#x017F;chlug &#x017F;ein Go&#x0364;tter-Auge zu<lb/>
Anton empor und fragte mit li&#x017F;tig-la&#x0364;chelnden Lippen:<lb/>
Nun, Ro&#x017F;&#x017F;eba&#x0364;ndiger, &#x017F;aiten&#x017F;treichender Orpheus, bin<lb/>
ich&#x2019;s?</p><lb/>
        <p>Anton &#x017F;tand bleich und unbeweglich.</p><lb/>
        <p>Nach einem Weilchen des Schweigens fu&#x0364;hlte er<lb/>
mit der Rechten nach &#x017F;einem Kopfe und &#x017F;agte zum<lb/>
Arzte: ich denke, wir gehen?</p><lb/>
        <p>Dann &#x017F;uchte er &#x017F;einen Hut, trat vor Devrient hin,<lb/>
ergriff de&#x017F;&#x017F;en Hand, dru&#x0364;ckte &#x017F;ie an &#x017F;ein Herz und &#x017F;prach<lb/>
mit bebender Stimme: Jetzt weiß ich wohl, was ein<lb/>
Schau&#x017F;pieler i&#x017F;t! &#x2014; Der Arzt fu&#x0364;hrte ihn nach Hau&#x017F;e.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">Die Vagabunden. <hi rendition="#aq">II.</hi> 6</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0083] Munde vernahm: „Das iſt der edler Mann, was mich hat gerettet aus die Haͤnde von die vergrimmten Maͤtroſen!“ Dann ruͤckte er ſich wieder zurecht, ließ die Haare wieder in’s Geſicht fallen, ſchlug ſein Goͤtter-Auge zu Anton empor und fragte mit liſtig-laͤchelnden Lippen: Nun, Roſſebaͤndiger, ſaitenſtreichender Orpheus, bin ich’s? Anton ſtand bleich und unbeweglich. Nach einem Weilchen des Schweigens fuͤhlte er mit der Rechten nach ſeinem Kopfe und ſagte zum Arzte: ich denke, wir gehen? Dann ſuchte er ſeinen Hut, trat vor Devrient hin, ergriff deſſen Hand, druͤckte ſie an ſein Herz und ſprach mit bebender Stimme: Jetzt weiß ich wohl, was ein Schauſpieler iſt! — Der Arzt fuͤhrte ihn nach Hauſe. Die Vagabunden. II. 6

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/83
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/83>, abgerufen am 18.05.2024.