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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.

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Sie werden mir augenblicklich zum Herrn Kom-
missair folgen, sagte der Mann.

Anton schüttelt seinen Wirthen die Hände, empfiehlt
ihnen noch einmal den Abschiedsgruß für die fromme
Schwester und geht, -- fest entschlossen vor Gericht
die volle reine Wahrheit zu sagen, -- den schwersten
Gang seines Lebens.



Der Kommissair, ein ergrauter Mann, empfing
ihn ernst, maß ihn mit prüfendem Blick und fragte
sodann: "wissen Sie, warum Sie bei mir sind?"

Jch kann es mir denken, erwiederte Anton.

"Nun, so sagen Sie es mir aus Jhrem eigenen
Munde; ich will wissen, wie Sie selbst Jhre Lage
beurtheilen."

Anton wurde durch diese Aufforderung, trotz sei-
nes redlichsten Willens wahr zu sein, doch in tödt-
liche Verlegenheit gesetzt, ob er die Gründe angeben
solle und dürfe, die ihn zunächst nach Paris gezogen?
Mußte er dann nicht eingestehen, daß er sich Adelens
wegen mit einem falschen Paß hierher gewagt? Und
stand nicht zu besorgen, daß er durch alle hierher
gehörigen Bekenntnisse Schwester Antonina und deren

Die Vagabunden. III. 2

Sie werden mir augenblicklich zum Herrn Kom-
miſſair folgen, ſagte der Mann.

Anton ſchuͤttelt ſeinen Wirthen die Haͤnde, empfiehlt
ihnen noch einmal den Abſchiedsgruß fuͤr die fromme
Schweſter und geht, — feſt entſchloſſen vor Gericht
die volle reine Wahrheit zu ſagen, — den ſchwerſten
Gang ſeines Lebens.



Der Kommiſſair, ein ergrauter Mann, empfing
ihn ernſt, maß ihn mit pruͤfendem Blick und fragte
ſodann: „wiſſen Sie, warum Sie bei mir ſind?“

Jch kann es mir denken, erwiederte Anton.

„Nun, ſo ſagen Sie es mir aus Jhrem eigenen
Munde; ich will wiſſen, wie Sie ſelbſt Jhre Lage
beurtheilen.“

Anton wurde durch dieſe Aufforderung, trotz ſei-
nes redlichſten Willens wahr zu ſein, doch in toͤdt-
liche Verlegenheit geſetzt, ob er die Gruͤnde angeben
ſolle und duͤrfe, die ihn zunaͤchſt nach Paris gezogen?
Mußte er dann nicht eingeſtehen, daß er ſich Adelens
wegen mit einem falſchen Paß hierher gewagt? Und
ſtand nicht zu beſorgen, daß er durch alle hierher
gehoͤrigen Bekenntniſſe Schweſter Antonina und deren

Die Vagabunden. III. 2
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[17/0021] Sie werden mir augenblicklich zum Herrn Kom- miſſair folgen, ſagte der Mann. Anton ſchuͤttelt ſeinen Wirthen die Haͤnde, empfiehlt ihnen noch einmal den Abſchiedsgruß fuͤr die fromme Schweſter und geht, — feſt entſchloſſen vor Gericht die volle reine Wahrheit zu ſagen, — den ſchwerſten Gang ſeines Lebens. Der Kommiſſair, ein ergrauter Mann, empfing ihn ernſt, maß ihn mit pruͤfendem Blick und fragte ſodann: „wiſſen Sie, warum Sie bei mir ſind?“ Jch kann es mir denken, erwiederte Anton. „Nun, ſo ſagen Sie es mir aus Jhrem eigenen Munde; ich will wiſſen, wie Sie ſelbſt Jhre Lage beurtheilen.“ Anton wurde durch dieſe Aufforderung, trotz ſei- nes redlichſten Willens wahr zu ſein, doch in toͤdt- liche Verlegenheit geſetzt, ob er die Gruͤnde angeben ſolle und duͤrfe, die ihn zunaͤchſt nach Paris gezogen? Mußte er dann nicht eingeſtehen, daß er ſich Adelens wegen mit einem falſchen Paß hierher gewagt? Und ſtand nicht zu beſorgen, daß er durch alle hierher gehoͤrigen Bekenntniſſe Schweſter Antonina und deren Die Vagabunden. III. 2

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/21>, abgerufen am 04.12.2024.