in den Seitenweg ein. Je näher ich dem prachtvol- len Gebäude kam, desto verzagter wurden meine Schritte; endlich blieb ich gar stehen. Jch überlegte mir noch einmal recht genau, was ich sagen wollte und weil ich dabei die ganze Geschichte meines Jam- mers in der Erinnerung durchmachen mußte bis auf den kürzlich empfangenen Brief der alten Gräfin, fand ich meinen gerechten Zorn, mit diesem auch mei- nen Muth wieder. Jch gelangte durch zerstreute Gärten und Häuser, in denen gräfliche Beamte zu wohnen schienen, bis in eine Art von Vorhof, dessen eiserne Gitter noch offen standen. Große Hunde sprangen mir entgegen, aber ehe ich nach Zeit gewann, meine entsetzliche Furcht vor diesen ungeheuren Thie- ren durch einen Angstschrei kund zu geben, schmiegten sie sich schon an mich und zeigten sich so zärtlich, daß mir alle Angst verging. Sie führten mich gleichsam, während sie bald voranliefen, bald wieder zurückkehr- ten und an mir emporsprangen, wodurch sie mich fast zu Boden geworfen hätten, bis an eine mit Säulen umgebene freie Marmortreppe, deren breite Stufen zum Haupteingang zu führen schienen. Oben an der offenen Hausthür stand ein Diener in Livree. Jch zögerte, weiter zu gehen. Ein schwarz gekleideter
Die Vagabunden. III. 15
in den Seitenweg ein. Je naͤher ich dem prachtvol- len Gebaͤude kam, deſto verzagter wurden meine Schritte; endlich blieb ich gar ſtehen. Jch uͤberlegte mir noch einmal recht genau, was ich ſagen wollte und weil ich dabei die ganze Geſchichte meines Jam- mers in der Erinnerung durchmachen mußte bis auf den kuͤrzlich empfangenen Brief der alten Graͤfin, fand ich meinen gerechten Zorn, mit dieſem auch mei- nen Muth wieder. Jch gelangte durch zerſtreute Gaͤrten und Haͤuſer, in denen graͤfliche Beamte zu wohnen ſchienen, bis in eine Art von Vorhof, deſſen eiſerne Gitter noch offen ſtanden. Große Hunde ſprangen mir entgegen, aber ehe ich nach Zeit gewann, meine entſetzliche Furcht vor dieſen ungeheuren Thie- ren durch einen Angſtſchrei kund zu geben, ſchmiegten ſie ſich ſchon an mich und zeigten ſich ſo zaͤrtlich, daß mir alle Angſt verging. Sie fuͤhrten mich gleichſam, waͤhrend ſie bald voranliefen, bald wieder zuruͤckkehr- ten und an mir emporſprangen, wodurch ſie mich faſt zu Boden geworfen haͤtten, bis an eine mit Saͤulen umgebene freie Marmortreppe, deren breite Stufen zum Haupteingang zu fuͤhren ſchienen. Oben an der offenen Hausthuͤr ſtand ein Diener in Livree. Jch zoͤgerte, weiter zu gehen. Ein ſchwarz gekleideter
Die Vagabunden. III. 15
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in den Seitenweg ein. Je naͤher ich dem prachtvol-
len Gebaͤude kam, deſto verzagter wurden meine
Schritte; endlich blieb ich gar ſtehen. Jch uͤberlegte
mir noch einmal recht genau, was ich ſagen wollte
und weil ich dabei die ganze Geſchichte meines Jam-
mers in der Erinnerung durchmachen mußte bis auf
den kuͤrzlich empfangenen Brief der alten Graͤfin,
fand ich meinen gerechten Zorn, mit dieſem auch mei-
nen Muth wieder. Jch gelangte durch zerſtreute
Gaͤrten und Haͤuſer, in denen graͤfliche Beamte zu
wohnen ſchienen, bis in eine Art von Vorhof, deſſen
eiſerne Gitter noch offen ſtanden. Große Hunde
ſprangen mir entgegen, aber ehe ich nach Zeit gewann,
meine entſetzliche Furcht vor dieſen ungeheuren Thie-
ren durch einen Angſtſchrei kund zu geben, ſchmiegten
ſie ſich ſchon an mich und zeigten ſich ſo zaͤrtlich, daß
mir alle Angſt verging. Sie fuͤhrten mich gleichſam,
waͤhrend ſie bald voranliefen, bald wieder zuruͤckkehr-
ten und an mir emporſprangen, wodurch ſie mich faſt
zu Boden geworfen haͤtten, bis an eine mit Saͤulen
umgebene freie Marmortreppe, deren breite Stufen
zum Haupteingang zu fuͤhren ſchienen. Oben an der
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/229>, abgerufen am 04.12.2024.
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