Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

zu binden, und es in meinen Koffer zu legen. Dann
soll Dreher Dich bei Hedwig abrufen.

Der Himmel gebe, daß es nicht zu spät sei, für
Dich -- wie für mich!

Gehorche -- Anton! den Bitten Deiner unglück[-]
lichen Mutter. Sie liebt Dich! Sie liebt Dich un[d]
fleht um Verzeihung!"



Wenn sie, sprach Anton, mir gebot, nicht meh[r]
vor Hedwig oder deren Vater zu erscheinen, ehe si[e]
noch erfahren, welch' ernste, traurige Wendung di[e]
Dinge dort genommen, -- um wie viel mehr hab' ic[h]
jetzt nicht Ursach, diesem Gebote Gehorsam zu leisten[,]
wo ich die furchtbaren Worte gehört, die des erzürn[-]
ten Rittmeisters Drohung zwischen mich und di[e]
Geliebte warfen. Ja, arme Mutter, Anton erfüll[t]
Deinen letzten Willen: er scheidet von seiner Liebe[;]
er ist bereit, den schweren Gang anzutreten, desse[n]
Ziel Du ihm vorgeschrieben! Er will ein guter Soh[n]
sein und will Hedwig, das edle Mädchen, nicht hin[-]
dern, sich als gute Tochter zu zeigen. Du hast Recht[,]
Mutter; der liebe Gott mag walten!



Druck von Robert Rischkowsky in Breslau.

zu binden, und es in meinen Koffer zu legen. Dann
ſoll Dreher Dich bei Hedwig abrufen.

Der Himmel gebe, daß es nicht zu ſpaͤt ſei, fuͤr
Dich — wie fuͤr mich!

Gehorche — Anton! den Bitten Deiner ungluͤck[-]
lichen Mutter. Sie liebt Dich! Sie liebt Dich un[d]
fleht um Verzeihung!“



Wenn ſie, ſprach Anton, mir gebot, nicht meh[r]
vor Hedwig oder deren Vater zu erſcheinen, ehe ſi[e]
noch erfahren, welch’ ernſte, traurige Wendung di[e]
Dinge dort genommen, — um wie viel mehr hab’ ic[h]
jetzt nicht Urſach, dieſem Gebote Gehorſam zu leiſten[,]
wo ich die furchtbaren Worte gehoͤrt, die des erzuͤrn[-]
ten Rittmeiſters Drohung zwiſchen mich und di[e]
Geliebte warfen. Ja, arme Mutter, Anton erfuͤll[t]
Deinen letzten Willen: er ſcheidet von ſeiner Liebe[;]
er iſt bereit, den ſchweren Gang anzutreten, deſſe[n]
Ziel Du ihm vorgeſchrieben! Er will ein guter Soh[n]
ſein und will Hedwig, das edle Maͤdchen, nicht hin[-]
dern, ſich als gute Tochter zu zeigen. Du haſt Recht[,]
Mutter; der liebe Gott mag walten!



Druck von Robert Riſchkowsky in Breslau.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0280" n="276"/>
zu binden, und es in meinen Koffer zu legen. Dann<lb/>
&#x017F;oll Dreher Dich bei Hedwig abrufen.</p><lb/>
        <p>Der Himmel gebe, daß es nicht zu &#x017F;pa&#x0364;t &#x017F;ei, fu&#x0364;r<lb/>
Dich &#x2014; wie fu&#x0364;r mich!</p><lb/>
        <p>Gehorche &#x2014; Anton! den Bitten Deiner unglu&#x0364;ck<supplied>-</supplied><lb/>
lichen Mutter. Sie liebt Dich! Sie liebt Dich un<supplied>d</supplied><lb/>
fleht um Verzeihung!&#x201C;</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Wenn &#x017F;ie, &#x017F;prach Anton, mir gebot, nicht meh<supplied>r</supplied><lb/>
vor Hedwig oder deren Vater zu er&#x017F;cheinen, ehe &#x017F;i<supplied>e</supplied><lb/>
noch erfahren, welch&#x2019; ern&#x017F;te, traurige Wendung di<supplied>e</supplied><lb/>
Dinge dort genommen, &#x2014; um wie viel mehr hab&#x2019; ic<supplied>h</supplied><lb/>
jetzt nicht Ur&#x017F;ach, die&#x017F;em Gebote Gehor&#x017F;am zu lei&#x017F;ten<supplied>,</supplied><lb/>
wo ich die furchtbaren Worte geho&#x0364;rt, die des erzu&#x0364;rn<supplied>-</supplied><lb/>
ten Rittmei&#x017F;ters Drohung zwi&#x017F;chen mich und di<supplied>e</supplied><lb/>
Geliebte warfen. Ja, arme Mutter, Anton erfu&#x0364;ll<supplied>t</supplied><lb/>
Deinen letzten Willen: er &#x017F;cheidet von &#x017F;einer Liebe<supplied>;</supplied><lb/>
er i&#x017F;t bereit, den &#x017F;chweren Gang anzutreten, de&#x017F;&#x017F;e<supplied>n</supplied><lb/>
Ziel Du ihm vorge&#x017F;chrieben! Er will ein guter Soh<supplied>n</supplied><lb/>
&#x017F;ein und will Hedwig, das edle Ma&#x0364;dchen, nicht hin<supplied>-</supplied><lb/>
dern, &#x017F;ich als gute Tochter zu zeigen. Du ha&#x017F;t Recht<supplied>,</supplied><lb/>
Mutter; der liebe Gott mag walten!</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
    <back>
      <div type="imprint" n="1">
        <p> <hi rendition="#c">Druck von Robert Ri&#x017F;chkowsky in Breslau.</hi> </p>
      </div>
    </back><lb/>
  </text>
</TEI>
[276/0280] zu binden, und es in meinen Koffer zu legen. Dann ſoll Dreher Dich bei Hedwig abrufen. Der Himmel gebe, daß es nicht zu ſpaͤt ſei, fuͤr Dich — wie fuͤr mich! Gehorche — Anton! den Bitten Deiner ungluͤck- lichen Mutter. Sie liebt Dich! Sie liebt Dich und fleht um Verzeihung!“ Wenn ſie, ſprach Anton, mir gebot, nicht mehr vor Hedwig oder deren Vater zu erſcheinen, ehe ſie noch erfahren, welch’ ernſte, traurige Wendung die Dinge dort genommen, — um wie viel mehr hab’ ich jetzt nicht Urſach, dieſem Gebote Gehorſam zu leiſten, wo ich die furchtbaren Worte gehoͤrt, die des erzuͤrn- ten Rittmeiſters Drohung zwiſchen mich und die Geliebte warfen. Ja, arme Mutter, Anton erfuͤllt Deinen letzten Willen: er ſcheidet von ſeiner Liebe; er iſt bereit, den ſchweren Gang anzutreten, deſſen Ziel Du ihm vorgeſchrieben! Er will ein guter Sohn ſein und will Hedwig, das edle Maͤdchen, nicht hin- dern, ſich als gute Tochter zu zeigen. Du haſt Recht, Mutter; der liebe Gott mag walten! Druck von Robert Riſchkowsky in Breslau.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/280
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/280>, abgerufen am 04.12.2024.