Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

ten, niesete verschiedene male, ohne nachher ein
Schnupftuch zu benützen; reichte auf Befehl des
Gebieters dem Liebenauer eine Vorderpfote; sagte:
Papa! -- (wodurch es aber nicht sowohl, daß Anton
sein Erzeuger sei, als vielmehr daß es in seiner
Sprachausbildung, zarten Menschenkindern vergleich-
bar, eben noch nicht weiter gediehen war, andeuten
wollte;) -- zog sich dann ins Wasser zurück; wälzte
sich in selbigem wie ein vollgesogener Blutegel umher,
stieß ein heiseres Geschrei aus, wodurch es deutlich zu
verstehen gab, daß ein Gericht Fische große Gnade
vor seinen schönen Augen finden werde. Herr Zara,
in so weit bibelfest, wie es die Lehre vom "Schweiße
des Angesichts worin wir unser Brot essen sollen"
betraf, erfüllte diesen Wunsch nicht unbedingt, son-
dern versicherte, die Fische könnten erst servirt werden,
nachdem "Monsieur le moine" sich als Tonkünstler
gezeigt. Das Seekalb spie nicht Feuer und Flamme,
wohl aber Gewässer, machte endlich gute Miene und
böses Spiel, indem es mit seinen Pfoten der ihm vor-
gehaltenen Guitarre einige Klagetöne entriß und bat
sich unmittelbar nach dieser musikalischen Belustigung
seine Fische aus, die ihm zugeworfen wurden -- (wie

ten, nieſete verſchiedene male, ohne nachher ein
Schnupftuch zu benuͤtzen; reichte auf Befehl des
Gebieters dem Liebenauer eine Vorderpfote; ſagte:
Papa! — (wodurch es aber nicht ſowohl, daß Anton
ſein Erzeuger ſei, als vielmehr daß es in ſeiner
Sprachausbildung, zarten Menſchenkindern vergleich-
bar, eben noch nicht weiter gediehen war, andeuten
wollte;) — zog ſich dann ins Waſſer zuruͤck; waͤlzte
ſich in ſelbigem wie ein vollgeſogener Blutegel umher,
ſtieß ein heiſeres Geſchrei aus, wodurch es deutlich zu
verſtehen gab, daß ein Gericht Fiſche große Gnade
vor ſeinen ſchoͤnen Augen finden werde. Herr Zara,
in ſo weit bibelfeſt, wie es die Lehre vom „Schweiße
des Angeſichts worin wir unſer Brot eſſen ſollen“
betraf, erfuͤllte dieſen Wunſch nicht unbedingt, ſon-
dern verſicherte, die Fiſche koͤnnten erſt ſervirt werden,
nachdem „Monsieur le moine“ ſich als Tonkuͤnſtler
gezeigt. Das Seekalb ſpie nicht Feuer und Flamme,
wohl aber Gewaͤſſer, machte endlich gute Miene und
boͤſes Spiel, indem es mit ſeinen Pfoten der ihm vor-
gehaltenen Guitarre einige Klagetoͤne entriß und bat
ſich unmittelbar nach dieſer muſikaliſchen Beluſtigung
ſeine Fiſche aus, die ihm zugeworfen wurden — (wie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0040" n="36"/>
ten, nie&#x017F;ete ver&#x017F;chiedene male, ohne nachher ein<lb/>
Schnupftuch zu benu&#x0364;tzen; reichte auf Befehl des<lb/>
Gebieters dem Liebenauer eine Vorderpfote; &#x017F;agte:<lb/>
Papa! &#x2014; (wodurch es aber nicht &#x017F;owohl, daß Anton<lb/>
&#x017F;ein Erzeuger &#x017F;ei, als vielmehr daß es in &#x017F;einer<lb/>
Sprachausbildung, zarten Men&#x017F;chenkindern vergleich-<lb/>
bar, eben noch nicht weiter gediehen war, andeuten<lb/>
wollte;) &#x2014; zog &#x017F;ich dann ins Wa&#x017F;&#x017F;er zuru&#x0364;ck; wa&#x0364;lzte<lb/>
&#x017F;ich in &#x017F;elbigem wie ein vollge&#x017F;ogener Blutegel umher,<lb/>
&#x017F;tieß ein hei&#x017F;eres Ge&#x017F;chrei aus, wodurch es deutlich zu<lb/>
ver&#x017F;tehen gab, daß ein Gericht Fi&#x017F;che große Gnade<lb/>
vor &#x017F;einen &#x017F;cho&#x0364;nen Augen finden werde. Herr Zara,<lb/>
in &#x017F;o weit bibelfe&#x017F;t, wie es die Lehre vom &#x201E;Schweiße<lb/>
des Ange&#x017F;ichts worin wir un&#x017F;er Brot e&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen&#x201C;<lb/>
betraf, erfu&#x0364;llte die&#x017F;en Wun&#x017F;ch nicht unbedingt, &#x017F;on-<lb/>
dern ver&#x017F;icherte, die Fi&#x017F;che ko&#x0364;nnten er&#x017F;t &#x017F;ervirt werden,<lb/>
nachdem <hi rendition="#aq">&#x201E;Monsieur le moine&#x201C;</hi> &#x017F;ich als Tonku&#x0364;n&#x017F;tler<lb/>
gezeigt. Das Seekalb &#x017F;pie nicht Feuer und Flamme,<lb/>
wohl aber Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, machte endlich gute Miene <hi rendition="#g">und</hi><lb/>
bo&#x0364;&#x017F;es Spiel, indem es mit &#x017F;einen Pfoten der ihm vor-<lb/>
gehaltenen Guitarre einige Klageto&#x0364;ne entriß und bat<lb/>
&#x017F;ich unmittelbar nach die&#x017F;er mu&#x017F;ikali&#x017F;chen Belu&#x017F;tigung<lb/>
&#x017F;eine Fi&#x017F;che aus, die ihm zugeworfen wurden &#x2014; (wie<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0040] ten, nieſete verſchiedene male, ohne nachher ein Schnupftuch zu benuͤtzen; reichte auf Befehl des Gebieters dem Liebenauer eine Vorderpfote; ſagte: Papa! — (wodurch es aber nicht ſowohl, daß Anton ſein Erzeuger ſei, als vielmehr daß es in ſeiner Sprachausbildung, zarten Menſchenkindern vergleich- bar, eben noch nicht weiter gediehen war, andeuten wollte;) — zog ſich dann ins Waſſer zuruͤck; waͤlzte ſich in ſelbigem wie ein vollgeſogener Blutegel umher, ſtieß ein heiſeres Geſchrei aus, wodurch es deutlich zu verſtehen gab, daß ein Gericht Fiſche große Gnade vor ſeinen ſchoͤnen Augen finden werde. Herr Zara, in ſo weit bibelfeſt, wie es die Lehre vom „Schweiße des Angeſichts worin wir unſer Brot eſſen ſollen“ betraf, erfuͤllte dieſen Wunſch nicht unbedingt, ſon- dern verſicherte, die Fiſche koͤnnten erſt ſervirt werden, nachdem „Monsieur le moine“ ſich als Tonkuͤnſtler gezeigt. Das Seekalb ſpie nicht Feuer und Flamme, wohl aber Gewaͤſſer, machte endlich gute Miene und boͤſes Spiel, indem es mit ſeinen Pfoten der ihm vor- gehaltenen Guitarre einige Klagetoͤne entriß und bat ſich unmittelbar nach dieſer muſikaliſchen Beluſtigung ſeine Fiſche aus, die ihm zugeworfen wurden — (wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/40
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/40>, abgerufen am 04.12.2024.