Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.und unser Freund, sein gutes Glück preisend, bestieg Während der Vetturin zum Erstenmale anhielt, Anton hatte keine Ursach einer so artigen Bitte und unſer Freund, ſein gutes Gluͤck preiſend, beſtieg Waͤhrend der Vetturin zum Erſtenmale anhielt, Anton hatte keine Urſach einer ſo artigen Bitte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0044" n="40"/> und unſer Freund, ſein gutes Gluͤck preiſend, beſtieg<lb/> den Bock.</p><lb/> <p>Waͤhrend der Vetturin zum Erſtenmale anhielt,<lb/> ſtieg des Reiſenden Kammerdiener aus dem Wagen,<lb/> naͤherte ſich Anton und redete dieſen franzoͤſiſch an:<lb/> Mein Herr hat mir befohlen, Sie zu fragen, ob Sie<lb/> vielleicht vorziehen, bei ihm im Wagen Platz zu neh-<lb/> men? Er wuͤnſcht ſehr, ſich mit Jhnen zu unterhal-<lb/> ten. Er kennt Sie und Sie kennen ihn. Jch ſoll<lb/> mit Jhnen den Sitz bei’m Kutſcher tauſchen. Mein<lb/> Herr wuͤrde ſelbſt abgeſtiegen ſein, Jhnen dieſen Vor-<lb/> ſchlag zu machen, doch iſt er zu leidend und ſchwach.</p><lb/> <p>Anton hatte keine Urſach einer ſo artigen Bitte<lb/> nicht nachzugeben. Er that ohne Aufſchub, was von<lb/> ihm gewuͤnſcht wurde. Wie er in den Wagen ſtieg<lb/> fand er ſich neben einem Manne von ſehr krankem<lb/> und verſtoͤrtem Ausſehn, der bei dem milden, faſt<lb/> heißen Herbſt-Wetter in einen dicken Mantel ver-<lb/> mummt, von Kiſſen und Polſtern jeder Art umgeben<lb/> und geſtuͤtzt ſaß. Beim erſten Anblick erkannte der<lb/> Einſteigende die entſtellten Zuͤge nicht wieder, was er<lb/> durch ſeine zweifelhafte Begruͤßung zu verſtehen gab.<lb/> Doch der Kranke kam ſeinem Gedaͤchtniß zu Huͤlfe<lb/> indem er ihn anſprach.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [40/0044]
und unſer Freund, ſein gutes Gluͤck preiſend, beſtieg
den Bock.
Waͤhrend der Vetturin zum Erſtenmale anhielt,
ſtieg des Reiſenden Kammerdiener aus dem Wagen,
naͤherte ſich Anton und redete dieſen franzoͤſiſch an:
Mein Herr hat mir befohlen, Sie zu fragen, ob Sie
vielleicht vorziehen, bei ihm im Wagen Platz zu neh-
men? Er wuͤnſcht ſehr, ſich mit Jhnen zu unterhal-
ten. Er kennt Sie und Sie kennen ihn. Jch ſoll
mit Jhnen den Sitz bei’m Kutſcher tauſchen. Mein
Herr wuͤrde ſelbſt abgeſtiegen ſein, Jhnen dieſen Vor-
ſchlag zu machen, doch iſt er zu leidend und ſchwach.
Anton hatte keine Urſach einer ſo artigen Bitte
nicht nachzugeben. Er that ohne Aufſchub, was von
ihm gewuͤnſcht wurde. Wie er in den Wagen ſtieg
fand er ſich neben einem Manne von ſehr krankem
und verſtoͤrtem Ausſehn, der bei dem milden, faſt
heißen Herbſt-Wetter in einen dicken Mantel ver-
mummt, von Kiſſen und Polſtern jeder Art umgeben
und geſtuͤtzt ſaß. Beim erſten Anblick erkannte der
Einſteigende die entſtellten Zuͤge nicht wieder, was er
durch ſeine zweifelhafte Begruͤßung zu verſtehen gab.
Doch der Kranke kam ſeinem Gedaͤchtniß zu Huͤlfe
indem er ihn anſprach.
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