riger? Die Aerzte wissen nicht mehr, was sie mit mir beginnen sollen! Die Pariser schickten mich nach Nizza. Jn Nizza, um mich nur los zu werden, prie- sen sie mir Pisa. Jch weiß im Voraus, auch in Pisa kann sich's mit mir nicht ändern. Jch werde auch dort nicht aushalten. Da hab' ich meine Leute ent- lassen, die sämmtlich treulose Betrüger und Verbün- dete jener erbärmlichen Spiel-Gesellen waren, mit denen meine eigene Verblendung mich verbündet hatte. Jch habe meine Wagen verschleudert, meine Pariser Einrichtung hingeworfen, jeden Luxus von mir ent- fernt, -- nicht um zu sparen, denn für wen sollt' ich das? Nur weil mich anekelt, worin ich aufwuchs. Es regte sich in meinem Jnnern giftiger Neid gegen die Armen, die auf sich allein angewiesen, sich durch die Welt schlagen; die Ueberdruß, Langeweile nicht kennen: die noch empfänglich sind für Lust und Freude. Denen wollt' ich es gleich thun, -- ah, ich vergaß, daß man dazu Kraft und Gesundheit braucht; daß der Kranke, Elende, wenn er arm ist, zwiefach leidet; daß Reichthum doch manche Linderung gewährt; ... aber ich rede immer von meinem Reichthum, als wüßt' ich so sicher, daß ich ihn noch besitze! Das werd' ich erst erfahren, wenn ich heimkehre. Meine
riger? Die Aerzte wiſſen nicht mehr, was ſie mit mir beginnen ſollen! Die Pariſer ſchickten mich nach Nizza. Jn Nizza, um mich nur los zu werden, prie- ſen ſie mir Piſa. Jch weiß im Voraus, auch in Piſa kann ſich’s mit mir nicht aͤndern. Jch werde auch dort nicht aushalten. Da hab’ ich meine Leute ent- laſſen, die ſaͤmmtlich treuloſe Betruͤger und Verbuͤn- dete jener erbaͤrmlichen Spiel-Geſellen waren, mit denen meine eigene Verblendung mich verbuͤndet hatte. Jch habe meine Wagen verſchleudert, meine Pariſer Einrichtung hingeworfen, jeden Luxus von mir ent- fernt, — nicht um zu ſparen, denn fuͤr wen ſollt’ ich das? Nur weil mich anekelt, worin ich aufwuchs. Es regte ſich in meinem Jnnern giftiger Neid gegen die Armen, die auf ſich allein angewieſen, ſich durch die Welt ſchlagen; die Ueberdruß, Langeweile nicht kennen: die noch empfaͤnglich ſind fuͤr Luſt und Freude. Denen wollt’ ich es gleich thun, — ah, ich vergaß, daß man dazu Kraft und Geſundheit braucht; daß der Kranke, Elende, wenn er arm iſt, zwiefach leidet; daß Reichthum doch manche Linderung gewaͤhrt; ... aber ich rede immer von meinem Reichthum, als wuͤßt’ ich ſo ſicher, daß ich ihn noch beſitze! Das werd’ ich erſt erfahren, wenn ich heimkehre. Meine
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riger? Die Aerzte wiſſen nicht mehr, was ſie mit mir
beginnen ſollen! Die Pariſer ſchickten mich nach
Nizza. Jn Nizza, um mich nur los zu werden, prie-
ſen ſie mir Piſa. Jch weiß im Voraus, auch in Piſa
kann ſich’s mit mir nicht aͤndern. Jch werde auch
dort nicht aushalten. Da hab’ ich meine Leute ent-
laſſen, die ſaͤmmtlich treuloſe Betruͤger und Verbuͤn-
dete jener erbaͤrmlichen Spiel-Geſellen waren, mit
denen meine eigene Verblendung mich verbuͤndet hatte.
Jch habe meine Wagen verſchleudert, meine Pariſer
Einrichtung hingeworfen, jeden Luxus von mir ent-
fernt, — nicht um zu ſparen, denn fuͤr wen ſollt’ ich
das? Nur weil mich anekelt, worin ich aufwuchs.
Es regte ſich in meinem Jnnern giftiger Neid gegen
die Armen, die auf ſich allein angewieſen, ſich durch
die Welt ſchlagen; die Ueberdruß, Langeweile nicht
kennen: die noch empfaͤnglich ſind fuͤr Luſt und Freude.
Denen wollt’ ich es gleich thun, — ah, ich vergaß,
daß man dazu Kraft und Geſundheit braucht; daß
der Kranke, Elende, wenn er arm iſt, zwiefach leidet;
daß Reichthum doch manche Linderung gewaͤhrt; ...
aber ich rede immer von meinem Reichthum, als
wuͤßt’ ich ſo ſicher, daß ich ihn noch beſitze! Das
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/48>, abgerufen am 04.12.2024.
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