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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.

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Auf sein dringendes Befragen, ob man ihm zürne,
wurden dunkle, unverständliche Andeutungen erwie-
dert, die von "wunderbaren Verhältnissen" sprachen
und zuletzt befürchten ließen, sein Besuch bei'm Gra-
fen von Erlenstein könne den Bewohnern des Forst-
hauses kund geworden sein. Deshalb gab er ferne-
res Befragen auf, stattete nochmals den innigsten
Dank für alle Wohlthaten ab und schied von dem
wackeren Förster, der sich, scheidend, "seiner Gunst"
empfahl.

"Meiner Gunst? -- Entweder mein guter
alter Gönner hat heute früh zu tief in sein Fläschchen
geguckt, -- oder Schkramprl, der Schelm, hat einen
seiner schlechten Späße gemacht und den leichtgläubi-
gen Waldmännern aufgebunden, sie beherbergten
einen Prinzen, der Jnkognito reisen will. So etwas
sieht ihm ähnlich, dem langen Ungethüm!"

Und er wandelte rüstig fort in den blühenden
Sommer hinein. Er vergaß, daß er so lange Bett
und Zimmer gehütet, daß er nur kleine Gänge zur
Probe unternommen hatte. Jhn trieb die Ungeduld
nach Liebenau; trieb ihn zurück in die alten, halbver-
gessenen, eben deshalb mit jungem Lebensdufte in
seiner Seele aufblühenden Tage der Kindheit, wie

Die Vagabunden. IV. 5

Auf ſein dringendes Befragen, ob man ihm zuͤrne,
wurden dunkle, unverſtaͤndliche Andeutungen erwie-
dert, die von „wunderbaren Verhaͤltniſſen“ ſprachen
und zuletzt befuͤrchten ließen, ſein Beſuch bei’m Gra-
fen von Erlenſtein koͤnne den Bewohnern des Forſt-
hauſes kund geworden ſein. Deshalb gab er ferne-
res Befragen auf, ſtattete nochmals den innigſten
Dank fuͤr alle Wohlthaten ab und ſchied von dem
wackeren Foͤrſter, der ſich, ſcheidend, „ſeiner Gunſt“
empfahl.

Meiner Gunſt? — Entweder mein guter
alter Goͤnner hat heute fruͤh zu tief in ſein Flaͤſchchen
geguckt, — oder Schkramprl, der Schelm, hat einen
ſeiner ſchlechten Spaͤße gemacht und den leichtglaͤubi-
gen Waldmaͤnnern aufgebunden, ſie beherbergten
einen Prinzen, der Jnkognito reiſen will. So etwas
ſieht ihm aͤhnlich, dem langen Ungethuͤm!“

Und er wandelte ruͤſtig fort in den bluͤhenden
Sommer hinein. Er vergaß, daß er ſo lange Bett
und Zimmer gehuͤtet, daß er nur kleine Gaͤnge zur
Probe unternommen hatte. Jhn trieb die Ungeduld
nach Liebenau; trieb ihn zuruͤck in die alten, halbver-
geſſenen, eben deshalb mit jungem Lebensdufte in
ſeiner Seele aufbluͤhenden Tage der Kindheit, wie

Die Vagabunden. IV. 5
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[65/0069] Auf ſein dringendes Befragen, ob man ihm zuͤrne, wurden dunkle, unverſtaͤndliche Andeutungen erwie- dert, die von „wunderbaren Verhaͤltniſſen“ ſprachen und zuletzt befuͤrchten ließen, ſein Beſuch bei’m Gra- fen von Erlenſtein koͤnne den Bewohnern des Forſt- hauſes kund geworden ſein. Deshalb gab er ferne- res Befragen auf, ſtattete nochmals den innigſten Dank fuͤr alle Wohlthaten ab und ſchied von dem wackeren Foͤrſter, der ſich, ſcheidend, „ſeiner Gunſt“ empfahl. „Meiner Gunſt? — Entweder mein guter alter Goͤnner hat heute fruͤh zu tief in ſein Flaͤſchchen geguckt, — oder Schkramprl, der Schelm, hat einen ſeiner ſchlechten Spaͤße gemacht und den leichtglaͤubi- gen Waldmaͤnnern aufgebunden, ſie beherbergten einen Prinzen, der Jnkognito reiſen will. So etwas ſieht ihm aͤhnlich, dem langen Ungethuͤm!“ Und er wandelte ruͤſtig fort in den bluͤhenden Sommer hinein. Er vergaß, daß er ſo lange Bett und Zimmer gehuͤtet, daß er nur kleine Gaͤnge zur Probe unternommen hatte. Jhn trieb die Ungeduld nach Liebenau; trieb ihn zuruͤck in die alten, halbver- geſſenen, eben deshalb mit jungem Lebensdufte in ſeiner Seele aufbluͤhenden Tage der Kindheit, wie Die Vagabunden. IV. 5

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/69>, abgerufen am 23.11.2024.