Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Was half's, daß ich klagend Die Gassen durchlief Und mitleidverzagend "Hier Rosen!" ausrief? "Hier Rosen, o Rosen! Wer kauft einen Strauß?" Doch die Herren Studiosen Lachten mich aus! Und keiner, keiner .... Daß Gott erbarm! O unsereiner Ist gar zu arm! Mir wanken die Kniee, mein Herzblut gerinnt --O Gott, mein Kind, mein armes Kind! In stockdunkler Kammer, Verhungert, verthiert! Schon packt mich der Jammer: "Ach Muttchen, mich friert! Ach bitte, bitte Ein Stückchen Brot!" Mir ist es, als litte Ich gleich den Tod! Mir ist es, als müßte Ich schreien: "Fluch!" -- O daß ich dich küßte Durchs Leichentuch! Dann wär es vorbei und sie scharrten dich einUnd ich trüg es allein, o Gott, allein ....! Was half's, daß ich klagend Die Gaſſen durchlief Und mitleidverzagend „Hier Roſen!“ ausrief? „Hier Roſen, o Roſen! Wer kauft einen Strauß?“ Doch die Herren Studioſen Lachten mich aus! Und keiner, keiner .... Daß Gott erbarm! O unſereiner Iſt gar zu arm! Mir wanken die Kniee, mein Herzblut gerinnt —O Gott, mein Kind, mein armes Kind! In ſtockdunkler Kammer, Verhungert, verthiert! Schon packt mich der Jammer: „Ach Muttchen, mich friert! Ach bitte, bitte Ein Stückchen Brot!“ Mir iſt es, als litte Ich gleich den Tod! Mir iſt es, als müßte Ich ſchreien: „Fluch!“ — O daß ich dich küßte Durchs Leichentuch! Dann wär es vorbei und ſie ſcharrten dich einUnd ich trüg es allein, o Gott, allein ....! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0117" n="95"/> <lg n="2"> <l rendition="#et">Was half's, daß ich klagend</l><lb/> <l rendition="#et">Die Gaſſen durchlief</l><lb/> <l rendition="#et">Und mitleidverzagend</l><lb/> <l rendition="#et">„Hier Roſen!“ ausrief?</l><lb/> <l rendition="#et">„Hier Roſen, o Roſen!</l><lb/> <l rendition="#et">Wer kauft einen Strauß?“</l><lb/> <l rendition="#et">Doch die Herren Studioſen</l><lb/> <l rendition="#et">Lachten mich aus!</l><lb/> <l rendition="#et">Und keiner, keiner ....</l><lb/> <l rendition="#et">Daß Gott erbarm!</l><lb/> <l rendition="#et">O unſereiner</l><lb/> <l rendition="#et">Iſt gar zu arm!</l><lb/> <l>Mir wanken die Kniee, mein Herzblut gerinnt —</l><lb/> <l>O Gott, mein Kind, mein armes Kind!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l rendition="#et">In ſtockdunkler Kammer,</l><lb/> <l rendition="#et">Verhungert, verthiert!</l><lb/> <l rendition="#et">Schon packt mich der Jammer:</l><lb/> <l rendition="#et">„Ach Muttchen, mich friert!</l><lb/> <l rendition="#et">Ach bitte, bitte</l><lb/> <l rendition="#et">Ein Stückchen Brot!“</l><lb/> <l rendition="#et">Mir iſt es, als litte</l><lb/> <l rendition="#et">Ich gleich den Tod!</l><lb/> <l rendition="#et">Mir iſt es, als müßte</l><lb/> <l rendition="#et">Ich ſchreien: „Fluch!“ —</l><lb/> <l rendition="#et">O daß ich dich küßte</l><lb/> <l rendition="#et">Durchs Leichentuch!</l><lb/> <l>Dann wär es vorbei und ſie ſcharrten dich ein</l><lb/> <l>Und ich trüg es allein, o Gott, allein ....!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0117]
Was half's, daß ich klagend
Die Gaſſen durchlief
Und mitleidverzagend
„Hier Roſen!“ ausrief?
„Hier Roſen, o Roſen!
Wer kauft einen Strauß?“
Doch die Herren Studioſen
Lachten mich aus!
Und keiner, keiner ....
Daß Gott erbarm!
O unſereiner
Iſt gar zu arm!
Mir wanken die Kniee, mein Herzblut gerinnt —
O Gott, mein Kind, mein armes Kind!
In ſtockdunkler Kammer,
Verhungert, verthiert!
Schon packt mich der Jammer:
„Ach Muttchen, mich friert!
Ach bitte, bitte
Ein Stückchen Brot!“
Mir iſt es, als litte
Ich gleich den Tod!
Mir iſt es, als müßte
Ich ſchreien: „Fluch!“ —
O daß ich dich küßte
Durchs Leichentuch!
Dann wär es vorbei und ſie ſcharrten dich ein
Und ich trüg es allein, o Gott, allein ....!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |